Liste Femanzen Regine Karrock (Liste Femanzen)
F423 Regine Karrock geboren 1954 - Ausbildung in biodynamischer Psychologie und Psychotherapie – Körperpsychotherapeutin (EAP) – Diplom Sozialpädagogin – Ausbildung in EMDR (traumatherapeutisches Verfahren) - www.reginekarrock.de – Anschrift: Regine Karrock, Praxis für Körperpsychotherapie, Hauptstraße 26, 23847 Schürensöhlen – reginekarrock@web.de – Leiterin der Beratungsstelle biff (Beratung und Information für Frauen) finanziert von der Hamburger Behörde für Soziales - www.biff.de - http://www.reginekarrock.de/images/regine_karrock.jpg
GEWALT GEGEN ÄLTERE FRAUEN
"Er meint das nicht so, er hat Stress"
Ältere Frauen trifft man im Frauenhaus nicht an. Sie leiden stumm und lernen erst langsam, ihr Harmonieprogramm aufzugeben, sagt die Hamburger Beraterin Regine Karrock.INTERVIEW: HEIDE OESTREICH
"Viele Männer haben nicht die Vorstellung, dass reden helfen könnte", sagt Regine Karrock. Bild: spacejunkie / photocase.com
taz: Frau Karrock, am heutigen Freitag ist der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen. Sie haben ein Projekt mitentwickelt, das ältere Frauen, die Partnergewalt erlitten haben, anspricht. Warum ist das nötig?
Regine Karrock: Es hat sich herausgestellt, dass ältere Frauen die normalen Hilfsangebote nicht nutzen. Gewalt in der Partnerschaft ist für sie tabu, darüber redet man nicht.
Wie haben Sie das geändert?
Wir haben spezielle Angebote für Frauen über 60 in Seniorentreffs gemacht, etwa Vorträge über psychosomatische Krankheiten oder Depression gehalten. Denn hinter solchen Symptomen kann eine Gewalterfahrung stecken.
Welche Art von Gewalterfahrungen sind das?
Es sind teilweise Frauen, die viele Jahre körperliche oder sexuelle, aber auch psychische, soziale oder finanzielle Gewalt erlebt haben. Die nichtkörperliche Gewalt nehmen sie schon mal gar nicht als Gewalt wahr. Aber auch körperliche Gewalt haben sie oft ertragen als "normalen" Bestandteil ihrer Ehe. "Er meint das nicht so, er hat nur zu viel Stress", sagen sie dann. Oder: "Ich hab ihn ja auch gereizt". Und: "Na ja, da gab's ne Backpfeife", mit so einem kindlichen Vokabular. Aber wenn die Kräfte mit dem Alter schwinden, dann machen sich psychosomatische Folgen bemerkbar, Depressionen oder Schlafstörungen. Eine zweite Gruppe erlebt die Gewalt erst in der Rente.
Warum gerade dann?
Wenn der Job wegfällt, über den sich der Mann stark definiert, dann erlebt er das als Machtverlust. Wenn dann bereits eine latente Aggressionsbereitschaft da ist, kann dieser Stress zu Gewaltausbrüchen führen. Auch wenn der Mann krank wird, steigt oft der Gewaltpegel.
REGINE KARROCK
57, Sozialpädagogin, arbeitet bei der "Beratung und Information für Frauen" in Hamburg.
Aber gegen einen kranken Mann müsste sich eine Frau doch wehren können?
Ja, das kommt vor. Das löst aber natürlich gar nichts. Die Frauen wehren sich übrigens nicht so oft, sondern sie nehmen eher noch mehr Gewalt hin - "weil er doch so krank ist". Die Fürsorglichkeit, die Frauen in ihrer Sozialisation gelernt haben, bleibt oft auch im Alter bestehen.
Aber es werden doch sicher auch Frauen gegenüber Männern gewalttätig?
Ja, aber der Umgang mit Gewalt ist unterschiedlich. Frauen brechen mit Gewalt gegen Kinder oder gegen Männer ihre typische soziale Rolle. Deshalb sind sie oft schockiert von sich selbst und holen sich Hilfe. Gewalttätige Männer dagegen meinen, sie haben das Recht, die Kontrolle wiederzuerlangen.
Mit welchem Wunsch kommen Frauen zu Ihnen?
Sie fragen: Wie muss ich mich verhalten, damit er nicht aggressiv wird? Das ist allerdings eine Falle, denn dann machen sich die Frauen verantwortlich für die Gewalt ihres Mannes. Danach kommt die Frage, wie sie sich schützen kann.
Nützen dann Paargespräche?
In der Regel ist in dieser Generation der Mann dazu nicht bereit. Der findet, die Frau soll mal wieder normal werden. Viele Männer haben nicht die Vorstellung, dass reden helfen könnte.
Und dann bleibt nur Trennung?
Ja. Ältere Frauen haben dann oft erst mal ökonomische Fragen. Sie haben die Geldangelegenheiten immer ihrem Mann überlassen. Viele haben kein eigenes Konto. Wenn der Mann dann ihre Vollmacht fürs Ehekonto sperrt, stehen sie plötzlich ohne Geld da. Sie gehen auch oft davon aus, dass das gemeinsame Einkommen ihrem Mann gehört, als ob ihnen davon nichts zustehe. Sie haben Angst vor dem Alleinleben, vor der Isolation. Und oft kommt auch noch der Druck der Kinder dazu, die weiter eine heile Familie haben wollen.
Große Hürden.
Ja. Aber ich staune immer wieder, was für eine Kraft die Frauen entwickeln, wenn ihnen erst mal klar ist, wohin es gehen soll. Das muss nicht gleich der Auszug sein. Wenn sie ein eigenes Schlafzimmer durchsetzen, haben sie oft zum ersten Mal in ihrem Leben ein eigenes Zimmer. Vielen war verboten, Freundinnen einzuladen oder auch nur das Fernsehprogramm zu bestimmen. Jetzt nehmen sie sich Freiheiten. Eine Frau hat neulich verkündet, dass sie ihrem Mann nichts mehr kocht, wenn sie nicht mehr Geld bekommt. Ich fühle mich oft an die Stärke der Trümmerfrauen erinnert. Sie kämpfen dafür, den Rest ihres Lebens in Ruhe zu verbringen, und sind dann oft konsequenter als jüngere Frauen.
http://www.taz.de/Gewalt-gegen-aeltere-Frauen/!82504/
Ob Trennung, Gewalterfahrungen, Arbeitslosigkeit oder Einsamkeit: Der Beratungsbedarf von Frauen in schwierigen Lebenssituationen ist immer noch so hoch wie vor 17 Jahren. Das ist eine Erfahrung von Regine Karrock, 57, nach 17 Jahren Beratungstätigkeit bei der biff (Beratung und Information für Frauen) in Eimsbüttel. „Am häufigsten wenden sich Frauen an uns im Falle einer Trennung oder einer Scheidung, bei Konflikten am Arbeitsplatz oder bei psychischen Belastungen und Erkrankungen“, erzählt sie. Fünf Beraterinnen, die alle eine therapeutische Ausbildung absolviert haben, arbeiten derzeit bei der Beratungsstelle in Eimsbüttel, sagt Karrock, Diplom-Sozialpädagogin, Kinder-und Jugendlichen Psychotherapeutin und Systemische Supervisorin. Die biff gibt es in Eimsbüttel, Winterhude und in Harburg. Die drei Beratungsstellen arbeiten jedoch völlig unabhängig voneinander. „Uns unterscheidet von anderen Beratungsstellen, dass wir den Frauen eine besonders umfassende Beratung anbieten können“, erklärt Regine Karrock. Die biff sei nicht auf bestimmte Problematiken, wie sexuelle Gewalt oder Traumata, spezialisiert, sondern helfe bei einer großen Bandbreite von unterschiedlichen Problemen, sagt sie. Dazu gehören zum Beispiel Arbeitslosigkeit, Konflikte in der Partnerschaft und in der Familie oder Einsamkeit.
Der erste Kontakt zwischen den Frauen und der biff entstehe meist am Telefon, erzählt die Beraterin. Danach gebe es unterschiedliche Möglichkeiten den Frauen zu helfen. In der Einzelberatung versuchen die Beraterinnen herauszufinden, wie sie der Frau am besten helfen können. „Einige benötigen nur eine bestimmte Information, zum Beispiel über das Scheidungsrecht oder über Psychotherapien. Andere jedoch brauchen eine begleitende Unterstützung“, sagt Karrock. In diesem Fall bietet die biff ein Kriseninterventionsprogramm an. Dieses besteht aus zehn Einzelgesprächen, in denen jeweils eine Beraterin die Frau bei der Verarbeitung eines Problems begleitet und unterstützt. Karrock zufolge sind im Durchschnitt etwa sieben solcher Gespräche nötig. Dann seien die meisten Frauen stark genug, um ihre Probleme alleine zu lösen oder sie werden an eine spezialisierte Beratungsstelle vermittelt, sagt sie.
Bei der biff-Beratungsstelle in Eimsbüttel erhalten Frauen Info-Material zu unterschiedlichen Themen, wie Mobbing, häusliche Gewalt oder Mietrecht
Die enge Zusammenarbeit mit spezialisierten Beratungsstellen sei sehr wichtig, betont Karrock. Neben den Einzel- und Krisengesprächen haben Frauen auch die Möglichkeit, an verschiedenen Gruppenberatungen teilzunehmen. „Es gibt zum Beispiel Gruppen für psychiatrieerfahrene Frauen oder für Frauen, die sich getrennt haben oder die rund um das Thema Job sprechen wollen“, erklärt Karrock. Zudem organisiert die biff jeden Montag ein offenes Frühstück, an dem alle Frauen teilnehmen können. Ziel sei es, die Frauen aus ihrer Isolation zu locken und sie mit anderen in Kontakt zu bringen. Dies fördere die Solidarität untereinander und das Selbstbewusstsein der Frauen, so Krarrock. „Die Resonanz ist jedes Mal sehr groß. Denn die Frauen merken, dass sie nicht allein sind“, sagt sie.
Alle Beratungen und Veranstaltungen sind kostenlos und anonym, betont sie. Finanziert wird die biff in Eimsbüttel, die vor 32 Jahren gegründet wurde, von der Hamburger Behörde für Soziales, Familie, Gesundheit und Integration und durch Spenden. Die Frauen können selber entscheiden, ob und wie viel sie für die Beratung bezahlen möchten. „Zu uns kommen viele Frauen, die an der Armutsgrenze leben sich eine kostenpflichtige Beratung nicht leisten könnten“, sagt Karrock.
Frauen aller Altersklassen können sich bei der biff kostenlos und anonym beraten lassen
Die Hemmschwelle die biff aufzusuchen sei für viele sehr hoch, fügt sie hinzu. Daher bringen junge Frauen und Migrantinnen oft eine Freundin zur Unterstützung mit. „Zu uns kommen Frauen aller Altersklassen und aus allen sozialen Schichten“, erklärt Karrock. Den größten Anteil bilden die 30 bis 55-Jährigen, sagt sie. Besonders bedrückend ist für die biff-Beraterin die Tatsache, dass der Anteil an gewalterfahrenen Frauen immer noch sehr hoch ist. „Ich dachte, wir wären in unserer heutigen Gesellschaft weiter“, sagt sie. Zudem werden Frauen auch heute noch im Job oft schlechter bezahlt als ihre männlichen Kollegen, so Karrock. Karrieremäßig seien Frauen leider immer noch nicht gleichberechtigt.
Es gibt jedoch auch eine Reihe von neuen Problemen mit denen Regine Karrock heute konfrontiert wird. So würden heutzutage viele junge Mädchen die biff aufsuchen, weil sie durch KO-Tropfen zum Opfer sexueller Gewalt geworden sind, erklärt Karrock. Zudem klagen einige Frauen über Beziehungsprobleme, weil ihr Partner sich häufig pornographisches Material im Internet anschaut. Ein weiteres Phänomen sei die Online-Spielsucht einiger Frauen oder von deren Partnern, sowie die Wohnsituation in Hamburg. „Viele Frauen trauen sich nicht, sich von ihren Männern zu trennen, weil die Wohnungen in Hamburg einfach zu teuer sind. Bezahlbarer oder gar günstiger Wohnraum ist hier ein echtes Problem“, stellt die Beraterin fest.
Tatjana Konieczny
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Die ultimative Dienstleistungsoffensive des Antifeminismus
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