"Feminismus bewahrt mich vor Kitsch" (Feminismus)
Inga Humpe
Komponistin
Inga Humpe ist eine deutsche Sängerin und Komponistin. Mit Bands wie Neonbabies, DÖF und Humpe & Humpe gehört sie zu den bekanntesten Musikerinnen der Neuen Deutschen Welle. Mit Tommi Eckart ist sie heute als 2raumwohnung aktiv. https://de.wikipedia.org/wiki/Inga_Humpe
Geboren: 13. Januar 1956 (Alter 59), Hagen
Inga Humpe über Popmusik und Feminismus
Mit ungefähr 14 Jahren kapierte ich, dass ich männlicher werden musste.
Stutenbissigkeit muss echt schlimm sein, besonders auf dem Schulhof.
"EH GIB MISCH GELD! DU OPFER!"
Ach, doch nicht, denn sie ist ja Jahrgang 1956. Damals war unsere Kultur noch nicht so stark bereichert.
Um aus der Enge der Ängste meiner kriegstraumatisierten Eltern und den Idealbildern der frühen 60er Jahre herauszukommen, half erst mal nur das Abitur.
Ein Abitur befreit eine Frau nicht nur von miefiger Enge, ihr liegt danach die Welt zu Füßen. Sie kann dorthin, wo die wirklich interessanten Leute sind, bspw. in öffentlichen Dienst eintreten. Mit einer Quote vielleicht sogar Managerin bei der Müllabfuhr werden.
Irgendwann kam die lila Latzhose und das sich Aufregen über Ungerechtigkeiten.
Es gibt viele Ungerechtigkeiten, kleine und große, aber wer eine lia Latzhose trug: "Die Frauenbewegung war und ist in ihren Resten als 'Politik für Frauen' (vulgo Staatsfeminismus) eine Angelegenheit der akademisch qualifizierten Mittelklasse. Ihr Problembewusstsein reichte nur zur Etablierung einer Beschwerdekultur, mit den Männern als Adressaten und Papa Staat als Medizinmann. Schon die Studentinnen von 1968 waren nicht benachteiligt, sondern von einer Freiheit gefordert, für die es in der Geschichte kein Beispiel gibt. Statt hier anzusetzen, hat man das überholte Modell der ewig nörgelnden Ehefrau auf Politikformat gepustet." - Katharina Rutschky
Ich lernte, Gefühle abzuspalten, grausam gegen mich selbst und andere zu sein. Kein Vertrauen zu entwickeln und Wut waren meine männlichen Motoren. Komplett allein: graben, wühlen, irren und zickzack laufen – es gab in meinem Umfeld keine lebendigen Vorbilder, niemanden, an dem ich mich hätte orientieren können.
Irritiert. Geht es da jetzt um unseren Längen- Breitengrad (Deutschland), der eigentlich ganz gemütlich gewesen sein müsste oder um einen anderen Längen- Breitengrad (Entwicklungsland) oder ist es dieses feministische Mitgefühl für andere, denen es nicht so gut (ging) geht wie der deutschen Frau ?
Ich stellte mir in Stresssituationen vor, als Chefarztgattin ein paar langstielige Blumen in einer Vase zu dekorieren und dabei mir selbst zuzuflüstern: Mehr musst du ja nicht tun, er sorgt für dich und die Kinder.
Aber dieses Konzept wackelte.
Das ist aber eine besonders hohe Dosis Hypergamie!
Info: Inga Humpe
Inga Humpe wurde in Hagen geboren, studierte Kunstgeschichte und Komparatistik an der TH Aachen und Philosophie an der FU Berlin.
Na, da hat sie sich aber auch wirklich einen Chefarzt v e r d i e n t.
Spaß muss sein: Tabulose Doktorspiele mit Studentinnen aus Germanistik, Philosophie & Co.
Hypergamie wird dort auch erklärt -> http://www.wgvdl.com/forum3/index.php?mode=thread&id=59545#p59548
Übrigens musste die Frau früher (und heute wieder - Dank Feminismus) Arbeiten gehen, während die gelangweilte Bürgerfrau den Feminismus ausbrüten konnte.
Zum Glück entstand Ende der 70er Jahre die Punkmusik, in der wir Jungen ungeniert aggressiv und verzweifelt sein konnten und scheinbar gefährlich sein durften – und wenigstens ein paar Spießer-Miefer mit unseren blauen Haaren erschrecken konnten.
Den Punker-Jungs ging aber die Gleichberechtigung auch komplett am Körper vorbei, und ich bekam eine Diven-Bescheinigung für mein Ich-mach-alles-so-wie-ich-es-will. (Die 80er waren nicht gerade das Jahrzehnt der Gesprächskultur.)
Die heutigen Punker sind im feministischen Sinne echt dufte Typen, siehe -> Der Schlagzeuger der Punkband Feine Sahne Fischfilet zog beim Konzert sein T-Shirt aus. Feministinnen kritiseren das als „unterdrückerischen Akt“. -> http://www.taz.de/!5057995
Und -> http://maedchenmannschaft.net/tag/feine-sahne-fischfilet/
Echt ganz vernünftige einsichtige Jungs.
In den 90er Jahren dachten wir, die Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen stünde kurz vor der Vollendung und Feminismus würde bald so überflüssig sein wie mittelalterliche Bauernaufstände. Das kam mit dem Fall der Berliner Mauer und dem Zusammentreffen von sozialistisch gewachsenen Gleichheitsprinzipien und der Anarchie der 90er Jahre, die in den unkontrollierbaren neuen Stadtgebieten in Berlin herrschte.
Das sozialistisch gewachsenen Gleichheitsprinzipien, Hahaha.
Das ist nichts weiter als die Abschaffung des Leistungsprinzips, welches Frauen zu schaffen macht.
Es gab diese Neohippie-Stimmung in Berlin, die wirklich Hoffnung machte.
Die Frauen tanzten oben ohne und Schwule küssten sich und mich. Ich dachte, wir haben es geschafft. Dann trugen die hübschen DJ-Frauen ihren Männern doch wieder den Pass hinterher und packten für sie die Koffer und versuchten, möglichst viele andere Frauen zu verscheuchen – nix ging voran, und »freie Liebe« war nur ein Lied.
Das ist kein Wunder, weil Frauen nicht gern selbst arbeiten, wenn das Leistungsprinzip gilt.
Der Fortschritt geht nicht brav in eine Richtung. Der Begriff Feminismus steht mittlerweile nicht nur für Frauen, sondern für alle Minderheiten und gesellschaftlich benachteiligte Gruppen.
Nein!! Der weißen privilegierten Frau geht und ging es immer nur um ihren eigenen Hintern. Die anderen ohnehin in der Opfer-Hierarchie untergeordneten Gruppen dienen nur als Schutzinstallation. Bei Kritik am Feminismus erhoffen sich die Schreckschrauben, dass Kritik - sofern sie eine oder mehrere Minderheiten mit ins Boot nehmen - diese Kritik wie eine Tretmine hochgeht.
Viele Männer fühlen sich offensichtlich ausgeschlossen, wenn das Wort Feminismus fällt. Der Begriff funktioniert wie eine Knarre: Die Reaktionen sind Angst, Hass, Beißen, Zynismus.
Echt ?
"Wozu sind Männer gut?… Wir Frauen wissen nicht so genau, warum die Männer da sind. Ehrlich gesagt, haben wir uns die Frage wohl auch kaum je gestellt. Sie sind halt da, und das ist schlimm genug. Wir fragen uns wohl, wie wir ihnen am besten entkommen und sie überleben können, aber nicht, wozu sie eigentlich gut sind." - Luise F. Pusch
Fragen ?
Ich habe für mich die gute alte Ironie wieder entdeckt, als Abwehrsystem gegen kaputte Kommentare und Internetattacken. Ja, wir haben doch eine Kanzlerin, und es gibt so viele erfolgreiche Sängerinnen, was wollen Frauen eigentlich noch alles?
Mag sein, dass euch dummen Elsen die Demokratie nicht so wichtig ist.
Das geschieht in eurem Namen ->
Die EU will Kritik am Feminismus verbieten
Popmusik ist der geeignete Ort für Gesänge von kalkulierter Gefühlsverlogenheit, gelebter Konfliktlosigkeit und falscher Geborgenheit. Verkitschen nennt man das (aus dem Jiddischen); es bedeutet so viel wie »jemandem etwas andrehen, was der nicht braucht«.
Feminismus bewahrt mich vor Kitsch.
Meine Message hinter jedem Lied ist immer gleich: Alles, was Frauen stark macht, wird gebraucht. Mach ich.
http://www.hundertvierzehn.de/artikel/feminismus-bewahrt-mich-vor-kitsch_1009.html
Das Baukastensystem Ersatzreligion Feminismus (auch: Mein-Feminismus-Feminismus genannt) ist schädlich, weil es das Ganze in seiner vollen Hässlichkeit stützt.