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Wieviel »Gleichberechtigung« verträgt das Land?

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Persönliches von Monika Ebeling: Rückschau auf Goslar und Gedanken zu der staatlichen Kinderbetreuung in Deutschland (Gesellschaft)

Mus Lim ⌂ @, Saturday, 29.08.2015, 11:25 (vor 3409 Tagen)

Ich habe einen längeren Beitrag von Monika Ebeling auf ihrem Blog gefunden, in dem sie einer Rückschau auf Goslar bietet und Gedanken entfaltet über ihre Erfahrungen bei ihrer Arbeit in Kindertagesstätten und ihre Überlegungen und Einschätzungen zu der staatlichen Kinderbetreuung in Deutschland:

Nun ist es schon sieben oder acht Jahre her, dass mich ein Vorgesetzter fragte, ob ich nicht Gleichstellungs­beauftragte der Stadt Goslar werden möchte. Ich war nicht unzufrieden mit meiner mehr­jährigen Tätigkeit als Kita Leitung, aber ich suchte neue Herausforderungen. Ich halte nicht viel davon Jahrzehnte an einem Posten zu kleben. Wer rastet der rostet, sagt man. So sagte ich zu. Mit den bekannten Folgen ("Die Gleich­berechtigungs­falle", Herder 2011)

Üblicherweise arbeitete ich in der Vergangenheit als Sozial­arbeiterin in inter­disziplinären Teams. Ich finde die Zusammenarbeit verschiedener Professionen überaus wichtig. Man erreicht mehr für die Menschen, mit denen man es zu tun hat, wenn es eine solche berufliche Vernetzung gibt. Da diese Vernetzung im Kita Alltag fehlt, schmort man oft im eigenen Saft. Im Gegensatz zu der Lebendigkeit und Entwicklung, die Kleinkinder machen, ist das pädagogische Team oft statisch und eingefahren. Man unterstellt den dort arbeitenden Frauen leider oft mehr, als sie tatsächlich zu leisten in der Lage sind. Die Kinder sind Entdecker und Forscher, während die erwachsenen Frauen im Gegenzug über Rücken­probleme, enorme Lautstärke, wachsenden Anforderungen und jedes Jahr zunehmend schwieriger werdende Kinder klagen.

Aktuell streiken Erzieherinnen für eine Gehaltserhöhung. Sie glauben, wenn sie mehr Geld für ihre Arbeit bekommen würden, dann sei das eine höhere Anerkennung ihres Beruf­standes. Ich glaube, das ist ein gravierender Denkfehler und die streikenden Frauen lassen sich vor den gewerk­schaft­lichen und gleich­stellungs­politischen Karren spannen.

Es ist nicht lange her, dass auf einer Konferenz von Gleich­stellungs­beauftragten, die ich besuchte, erklärt wurde, dass Frauen in Kitas geschlechter­stereotyp arbeiten, denn sie hätten ja einen typischen "Fauenberuf" gewählt und würden das klassische Rollenbild stärken, anstatt es zu hinterfragen. Man müsse aber bereits bei den Kleinsten anfangen, wenn man Geschlechterstereotypen aufbrechen wolle. Nicht erst da spürte ich eine eiskalte ideologische Hand nach den Kindern greifen.

Die Konferenz der Frauen- und Gleich­stellungs­minister und -ministerinnen hatte ein paar Jahre zuvor gefordert, es mögen mehr Männer in dieses Arbeitsfeld gelockt werden. Die Idee Männer in die professionelle Kinderbetreuung hinein­zu­manövrieren kommt also nicht von den Männern selbst. Der politische Hinter­gedanke für "Mehr Männer in Kitas" könnte ein Gebräu aus irrigen frauen­politischen Ideen und falschen gleich­stellungs­politischen Grund­annahmen sein. Gewürzt mit Gender Mainstreaming und bunt­sexueller Vielfalt könnten Männer sogar persönlich bedroht sein, wenn sie diesen Frauenberuf etwas für sich zurück­erobern wollen. Was wie ein schönes Märchen für die Kinder klingt, könnte für die in Kitas arbeitenden Männer eine Fallgrube werden.

Erzieher, mit denen ich es in den zehn Jahren als Kita Leitung zu tun hatte, waren nahezu ausschließlich weiblich. In jeder Veranstaltung saß man unter sich. Bewerbungen von Männern waren eine Ausnahme, die in der Kleinstadt nicht allzu oft vorkam. Nun sind in den vergangenen Jahren ja ein paar mehr Männer in dieses Arbeitsfeld gegangen, weil es europäische Fördermittel für deren Anwerbung, Mobilisierung und Ausbildung gibt. Es sind aber auch schon erste Opfer zu beklagen. Ein Mann musste seine Ausbildung abbrechen, weil eine Mutter ihm zur Last legte, die Tochter "zu freundlich" behandelt zu haben. Die Kleine hatte ihm ein Küsschen gegeben, welches er unbedarft erwiderte. Das Kind erzählte das der Mama. Die Sache ging zur Polizei und in die Presse. Die Ausbildung brach der junge, gebrand­markte Mann dann ab. Ein anderer Mann darf die Kinder in der Kita nicht wickeln, das möchte der Träger der Einrichtung nicht. Nur Frauen dürfen das. Ein weiterer soll ein Kind unsittlich fotographiert haben. Nachweislich wich kein Foto von der üblichen Fotographie in der Kita ab, aber die Kleine fand die Kamera sei "auf da unten" gerichtet gewesen. Eine Anzeige konnte gerade noch so abgewendet werden. Ein Berufs­anfänger tröstet ein kleines Mädchen, das auf seinem Schoß sitzt, als die Mutter im Türrahmen erscheint. Am nächsten Tag ist die Kleine ihm gegenüber verändert und zurückhaltend. Er ahnt, dass die Mutter ihrer Tochter entsprechende Order gab.

Es ist sicher schwer für Männer, in diesen Frauen­domänen Fuß zu fassen und weder die Mit­arbeiterinnen noch die Mütter sind wirklich auf eine solche Veränderung vorbereitet. Die männlichen Pioniere am heimischen Kinderbett und in der Kita brauchen "Kampfgeist" und müssen hier und da Federn lassen, weil so etwas Ähnliches wie ein General­verdacht auf ihnen lastet.

Glauben Sie mir, Mitarbeiterinnen in Kitas haben oft keinen Hehl daraus gemacht, dass sie finden, in der Kita sollten nur Frauen arbeiten und Männer seien hier am falschen Platz. Etliche Mitarbeiterinnen meinten, dass sie ihre eigenen Kinder niemals so früh in die Kita geben würden. Es reiche ein Jahr vor der Einschulung. Diesen Fachfrauen ist klar, dass man dem einzelnen Kind in einer Kita nicht wirklich gerecht werden kann. Keiner Mutter würde man zehn Kleinkinder auf einen Schlag zumuten, einer sogenannten "pädagogischen Fachkraft" schon. Eine "Ausbildung" zu haben, macht die Situation in der Kita nicht wesentlich leichter, zumal das Ausbildungs­niveau für Erzieher hierzulande mit einer Fachschule eher niedrig ist. Andere Länder stellen da höhere Anforderungen.

Ich weiß nicht, wie man von Qualität und der dringenden Notwendigkeit einer Kinder­betreuung in einer Krippe oder Kita sprechen kann, wo doch die Mängel in der Ausbildung und im pädagogischen Betreuungs- und Bildungs­system so offensichtlich sind. Eltern werten sich und ihre Fähigkeiten als Familie ab, wenn sie glauben nicht leisten zu können, was eine Kita leistet. Nachgewiesener­maßen wird die Arbeit in Kitas nur durch­schnittlich bewertet, also etwas besser als das Niveau in sozial schwachen Familien. Das führt zu einer Verbesserung der Entwicklung von Kindern aus sozial schwachem Hintergrund. Das war es dann aber auch schon.

Nichts ist besser für ein Kind, als seine Eltern, Geschwister, Großeltern, Freunde usw. Es ist Bindung, was ein Kind braucht, um zu reifen, nicht der hektische, entmündigende Alltag in einer Kinder­betreuungs­fabrik. Wenn schon Erzieherinnen über die Bedingungen und die Arbeit in der Kita klagen und streiken, wie sieht es dann für die Kinder aus? In einer offiziellen Befragung sagte ein hoher Prozentsatz von Kindern, ihnen würde es in der Kita nicht gefallen und sie gehen nicht so gern dorthin. Doch, wer hört schon auf Kinder? Liebe Eltern, melden Sie Ihr Kind sofort von der Kita ab und strukturieren Sie Ihr Leben um. Verpassen Sie diesem fehl­geleiteten System einen gehörigen Denkzettel.

Es setzt Stresshormone frei, wenn ein Kind von seinen ersten Bezugspersonen getrennt wird. Wenn das täglich geschieht, bleibt ein gesundheitlich riskantes Stressniveau erhalten. Wir beklagten vor wenigen Jahren die Abwesenheit der Väter. Heutzutage wird die Abwesenheit beider Elternteile im Leben von Kindern einfach so hingenommen.

Leider blenden Erwachsene wissenschaftlich nachweisbare Wahrheiten weitgehend aus und fallen auf politisch-ideologische Propaganda herein. Wahrheit verschwindet hinter den eigenen beruflichen und persönlichen Entwicklungs­wünschen, dem Drang nach materiellen Dingen oder einem defizitären Denken über die eigenen Kompetenzen und sie wird übertüncht mit ungeeigneten Ausflüchten. Geht man so mit Kindern um?

Und nun jagen also diese weiblichen Fachkräfte, getrieben von Gewerkschaften und falschen gleich­stellungs­politischen und pädagogischen Grundannahmen, aktuell auch noch dem Geld hinterher. "Weil ich es wert bin", heißt es auf Plakaten. Man brüllt im Chor "Aufwerten" und trommelt dazu auf eigens von Verdi bereit­gestellten Kisten herum. Dabei werden Erzieherinnen, gemessen an der erbrachten Ausbildung und Leistung, so schlecht auch nicht bezahlt. Die meisten der gut dreißig Aus­zu­bildenden, die ich während meiner zehn Jahre als Kita Leitung betreute, waren befriedigend bis ausreichend oder gar nicht für diese Tätigkeit geeignet. Es gab in der Zeit nur eine einzige junge Frau, die einen "grünen Daumen" für Kinder hatte. Ein Leuchtturm unter fahl flackernden Laternen. Lehrkräfte bedauerten mir gegenüber, man müsse ja jede junge Frau nehmen, weil es eine schulische Ausbildung sei und man hätte kaum eine Handhabe ungeeignete Personen abzuweisen. Es gibt vor Beginn der schulischen Ausbildung in der Regel kein Vorstellungs­gespräch, keine Eignungs­prüfung oder dergleichen. Man nimmt, was kommt.

Kinder und Eltern müssen schon lange teuer bezahlen, was ihnen selbst nicht dienlich ist und sie werden sogar noch für die ideologischen und politischen Zwecke Dritter instrumentalisiert. Das sollte man nicht mit sich machen lassen. Eltern wehrt euch, denn mir scheint ihr werdet an der Nase herumgeführt.

Es wundert mich nicht, dass meine früheren Kolleginnen plötzlich so viel Engagement aufbringen und in einen unbefristeten Streik treten. Es geht ja um die eigenen Vorteile. Es hat diese Fach­frauen nicht interessiert, dass ein Rechts­anspruch auf einen Kita-Platz nur aus vier (!) Betreuungs­stunden besteht. Da hätten Erzieherinnen schon vor Jahrzehnten Hand in Hand mit Eltern aktiv werden können. Die vermeintlich steigenden Anforderungen sind auch hausgemacht und werden seit Jahren weitgehend unreflektiert sogar voran­getrieben. Die pädagogischen Teams buhlen um das beste Profil, das schönste Aushänge­schild und die tollste Hoch­glanz­broschüre. Der Konkurrenzkampf ist entflammt. Zuerst, weil ein Kita-Ausbaugesetz die Anzahl der Einrichtungen in die Höhe trieb und nun, weil die Kinderzahl dabei ist zu sinken. Was macht man in weniger als zehn Jahren, wenn die Einrichtungen wie leergefegt sein werden. Müssen dann alle ihre Fördermittel zurückzahlen, die sie erhalten haben? Man könnte Kinder­tages­stätten dann ja in Begegnungs­stätten für alte Frauen umwidmen. Immerhin, davon werden wir in den nächsten Jahrzehnten mehr als genug haben.

Ich bin überzeugt, irgendwo sind in diesem ganzen Schlamassel Kinder auf der Strecke geblieben. Vieles im Kinder­betreuungs­wesen ist Schein und Fassade. Es ärgert mich, wie verlogen in vielen Betreuungs­einrichtungen mit den Hundert­tausenden von Kindern umgegangen wird, die allmorgendlich von ihren Eltern im guten Glauben in die Krippen und Kitas gebracht werden. Hektische Verabschiedung, "Papa muss zum Dienst", "Mama muss arbeiten". Wenn Kleinstkinder in der Krippe anschließend nach ihrer Mama und ihrem Papa schreien und Mitarbeiterinnen sie nicht trösten können, wenn Kinder­garten­kinder sich im letzten Jahr vor der Schule langweilen, weil sich die Abläufe immer wiederholen anstatt sich weiter­zu­entwickeln, dann sind das einige der Indizien, die für eine grundsätzliche Reform, ja womöglich sogar ein Umdenken, einen Paradigmen­wechsel in der Kinder­betreuung sprechen. Sie, liebe Eltern haben das Steuer in der Hand, nicht die Politik und nicht die Träger dieser Einrichtungen. Niemand zwingt Sie, Ihre Kinder, wie die Lemminge in den pädagogischen Abgrund zu schicken.

Es gibt in Kindertagesstätten immer wieder Situationen, in denen das Kindeswohl gefährdet ist und der politische und berufliche Druck eine Änderung unmöglich macht. Wenn Mitarbeiterinnen wegen Krankheit ausfallen, sind Kolleginnen mit der täglichen Arbeit überfordert. Da kommt es schnell mal zu Über­schreitungen des gesetzlich Erlaubten. Wenn man rote Laternen mittragen muss, weil diese im öffentlichen Dienst unkündbar sind, dann ist das eine Dauer­belastung für Kolleginnen. Mit­arbeiterinnen werden bei persönlichen oder beruflichen Belastungen Kindern gegenüber schon mal ungerecht oder gar hand­greiflich. Es sind ja keine Übermenschen, die dort arbeiten, sondern einfach Frauen. Darüber und nicht über die Bezahlung der Mit­arbeiterinnen in Kinder­tages­stätten muss gesprochen und für die Interessen der Kinder muss gestritten werden.

Mit Kindern habe ich immer sehr gern zu tun gehabt. Ich habe ein Herz für diese Kleinen. Können Sie wahrnehmen, dass Kinder mich veranlassten als Gleich­stellungs­beauftragte anders vorzugehen, als viele meiner Berufs­kolleginnen? Mir wurde angedichtet, ich würde den Geschlechterkampf befördern, sei rückständig und konservativ oder gar nur auf der Seite Männer. Falsch! Ich bin wohl eher eine Menschen­rechtlerin, die ihr Augenmerk auf kleine Menschen legt und große auffordert sich ihrer anzunehmen.

Meine Berufskarriere mit Kindern begann, als ich etwa zwölf Jahre alt war. Ich wuchs in einem kleinen Dorf auf und man kannte sich. Also war es nicht ungewöhnlich, dass ich den kleinen Stefan in seinem Kinderwagen spazieren fahren und mich an seiner Pflege beteiligen durfte. Ich heiratete nach heutigem Verständnis früh, denn ich war gerade mal achtzehn Jahre alt. Ich tat das nicht etwa, weil ich "plötzlich schwanger" war, sondern weil mir der Mann so gut gefiel, dass ich ihn nicht mehr gehen lassen wollte. Man kann ja mit einer festen Bindung warten, bis man über Dreißig ist, man muss es aber nicht! Das Leben ist lang genug für weitere Eskapaden, aber zu kurz, um das Kinder­kriegen ohne Not in eine Zeit zu verlagern, in der es für das Ungeborene und einen selbst ein Gesundheits­risiko darstellt.

Mein Mann und ich bekamen gemeinsame Kinder, adoptieren ein kleines behindertes Mädchen und versorgten im Laufe unserer Ehezeit gut fünfzehn Pflege­kinder. In dieser Zeit lernte ich ein paar Lektionen fürs Leben. Wenn man Kinder betreut, die man nicht selbst gezeugt und geboren hat, dann sollte man den Respekt gegenüber den leiblichen Eltern niemals verlieren. Man darf sich von dem "offiziellen" Grund der Inobhutnahme nicht blenden und beeindrucken lassen und Kindern ihre Wurzeln nicht einfach rauben.

Fast immer gibt es eine große Bedürftigkeit der biologischen Eltern, die aus einem persönlich erfahrenen Mangel entsteht. Wenn ein Kind nicht bei seinen Eltern aufwachsen darf, passiert etwas im Hormon­haushalt des Kindes, in seinem Herzen und in seinem Denken. Ich glaube, dass sich nicht nur gesund­heitliche Probleme oder Entwicklungs­defizite, sondern auch manche Strafdelikte auf diesem Hintergrund erklären lassen. Ich bedauere Kinder, denen von Erwachsenen Leid angetan wurde, die sich von ihnen verletzt fühlen und die dann als junge Erwachsene sogar dafür noch verantwortlich gemacht werden.

Im Verlauf meines Lebens habe ich beruflich und persönlich viel mit Frauen (und Kindern) zu tun gehabt. Die Schieflage, die durch die Frauenbewegung und den Feminismus entstand habe ich nicht nur in meinem eigenen Leben erfahren, sondern weit verstreut auch um mich herum. Was glauben Sie, warum die Geburtenrate sinkt, die Scheidungsrate steigt und vorlaute Frauen diese Entwicklung für eine wesentliche Errungenschaft zur Selbstbestimmung halten? Wieso hat die Frauenbewegung den § 218 gefeiert, anstatt nach lebenswerten Lösungen für diese Kinder zu suchen? Mehr Egozentrik geht nicht, oder? Wenn die Natur sowie diese Frauen mit ihren Kindern umginge, wie wir Menschen es tun, dann würde man wohl von einer Degeneration der Gattung, von fehlgeleitetem Verhalten und einer Aggression gegen die eigene Art sprechen, die gar zur Selbst­aus­rottung führen könnte. Doch im frauen­politischen Duktus traut man sich selten so klare Worte und Widerrede zu finden. Um der Kinder willen, sollten wir das aber!

So, da war ich nun im Sommer 2008 Gleich­stellungs­beauftragte geworden und die frauen­politische Glückseligkeit in der Kleinstadt war scheinbar wieder­her­gestellt. Meine Tür stand jedem offen, der meine Hilfe brauchen würde, unabhängig vom Geschlecht. Ich bemühte mich als Gleich­stellungs­beauftragte um die Gleichbehandlung von Frauen und Männern, ich war ja keine Frauenbeauftragte und wollte grundsätzlich weg von der Einseitigkeit für Frauen in diesem Geschäft. So habe ich eine Muslima, die einen Badetag für muslimische Frauen wünschte, genauso beraten, wie einen Mann dessen Frau mit den gemeinsamen Kindern ins Frauenhaus ging, obwohl es keine häusliche Gewalt gegeben hat. Kann es ein Fehler sein, als Gleich­stellungs­beauftragte so zu arbeiten?

Die liebe Brigitte aus Goslar, hat den Braten gerochen. Als sie sich einmal mit mir unterhielt und wir diskutieren, fiel bei ihr der Groschen. Ich konnte richtig hören, wie es "pling" machte. Ich meine, sie selbst hat keine Kinder, war mehr schlecht als recht mehrmals liiert und ist in den Frauen­netz­werken und der Gewerkschaft aktiv. (Das sind im Übrigen jene Frauen, die es in jeder Kommune gibt und die u.a. diesen Streik der Erzieherinnen mit forcieren, weil sie glauben damit den vermeint­lichen Lohn­unter­schied zwischen den Geschlechtern zu verringern.) Brigitte erkannte: Für Monika Ebeling haben Kinder Vorrang vor Frauen und Männern, deshalb setzt sich diese Gleich­stellungs­beauftragte so deutlich für beide Geschlechter ein. Mit diesem Groschen fiel dann auch die Entscheidung. Ebeling ist unverbesserlich, sie muss weg.

Es war nur eine Frage der Zeit, meines Durch­halte­vermögens und der Kampfkraft frauen­politischer Amazonen vor Ort, denn meine Abberufung war aufgrund meiner Grundhaltung zur Sache unausweichlich geworden. Wenn eine solche Haltung, wie ich sie aufzeigte, Furore machen würde, dann wäre es aus mit der klassischen "Frauen­beauftragten", die ein "Frauenbüro" führt, sich "für Männer nicht zuständig" fühlt und ihnen die Tür vor der Nase zuschlägt. So etwas wie in Goslar musste also mit allen Mitteln verhindert werden. Sie dürfen sich gern vorstellen, wie über meinen Fall noch vor der Abberufung bundesweit in den Frauenbüros diskutiert und aus der linken und feministischen Bundespolitik unruhig gen Goslar geäugt wurde. Es gab Anfragen aus den Bundestags­fraktionen, Anfragen von linken Zeitschriften. Die wenigen weiblichen Aktivistinnen mussten für meine Beseitigung ganz schön rackern. Sie gründeten eine Initiative "Gegen Frau Ebeling", suchten Verbündete und Unterstützer und scheuten sich auch nicht mit unsauberen Mitteln gegen mich zu arbeiten. Einige zahlten für dieses Verhalten, indem sie anschließend ihre Pöstchen quittierten, die Stadt verließen oder in den frauen­politischen Ruhestand gingen.

Männernetzwerke horchten auf. Ein Fünklein Hoffnung keimte dort und es kam glatt zu einer ersten Verbrüderung von Männern und Männer­bündnissen, quasi eine Männerbewegung, die sich gegen meine Abberufung stellte. Ratsleute schimpften in den Rats­sitzungen und Ausschüssen über die Vielzahl von Emails, die sie erhalten würden, in denen sich Menschen gegen meine Abberufung aussprachen.

Anfang 2011 stand die Abwahl des SPD Genossen Henning Binnewies als amtierender Oberbürgermeister einige Monate vor dem Ende seiner offiziellen Amtszeit, an. Mit ihm hatte ich meine Aktivitäten als Gleich­stellungs­beauftragte immer besprochen und war mir seiner Unterstützung und Rücken­deckung sicher. Er hatte sich sogar gewissen Frauen aus den Goslarer Frauen­netzwerken, die mich schlecht reden wollten, entgegen­gestellt. Das brachte diese dann nur noch mehr gegen mich auf.

Das sich meine Abberufung nicht aufhalten lassen würde, war mir schon kurz nach meiner Berufung klar. Die FDP sägte bereits wenige Monate nach meiner Berufung an diesem Stuhl, als sie in einer Sitzung anfragte, ob man nicht auf eine Gleich­stellungs­beauftragte verzichten könne, weil der Haushalt so klamm sei. Der Fraktions­vorsitzende hatte da sogar eine Notiz aus einem Amtsblatt dabei, in der so ein Vorgehen als rechtmäßig beschrieben wurde. Also, liebe Ratsherren geldarmer Kommunen, dann mal los. Spart eine Personal­stelle, einen Etat und erspart euren Bürgerinnen und Bürgern Geschlechter­kampf, wie er vor Jahrzehnten noch trendig war. Beruft eure Gleich­stellungs­beauftragte einfach ab. Ging ja in Goslar auch.

Jedes Jahr am 17. Mai feiere ich meine Abberufung als Gleich­stellungs­beauftragte der Stadt Goslar und das will ich auch zukünftig tun. Einmal habe ich an einem 17. Mai in der Sir Winston Lounge eines Kreuzfahrtschiffes mit meinem Mann eine dicke Zigarre auf dieses Ereignis geraucht, ein anderes Mal stoße ich mit einem Sekt an oder treffe mich mit Freunden um den Anlass zu feiern.

Für mich ist die Abberufung ein Grund zu feiern, weil mein Tun und meine Standhaftigkeit ein Anschub für andere war, diese Dinge noch einmal zu überdenken. Was ich tat hat sich vervielfacht. Ich bin der festen Überzeugung, dass es nicht umsonst war, was ich dort in Goslar einstecken musste und persönlich und beruflich gelitten habe. Mancher Artikel, manches Buch und mancher TV Beitrag wurde ab dem 17. Mai 2011 mit einem vorher nicht lieferbaren Inhalt veröffentlicht. Es ging häufiger darum, die Sicht auf Männer zu intensivieren und Frauenpolitik und Feminismus kritisch zu beleuchten. Männer haben Sympathien gewonnen und einige Falschaussagen über Männer konnten richtig gestellt werden. Wir sind da jetzt auf einem besseren Weg.

Was in der Geschlechterdebatte noch fehlt, ist die Sache der Kinder. - http://blog.monika-ebeling.de/persoenliches/

(Hervorhebungen von mir)

http://de.wikimannia.org/Monika_Ebeling

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