Lila Pudel 208 Ernst Vitek (Projekte)
LP 208 Dr. Ernst Vitek AUT – Studium der Pädagogik, Psychologie, Politik- und Rechtswissenschaften an der Universität Wien – langjährige Berufserfahrung im öffentlichen Dienst als Psychotherpeut sowie im psychiatrischen Bereich des Otto-Wagner-Spitals in Wien – seit 17 Jahren im Gemeinderat der Stadt Traiskirchen für die GRÜNEN tätig - www.derburnoutcoach.at – tiefenhypnose@a1.net – Anschrift: Dr. Ernst Vitek, Altgasse 3/23, 1130 Wien - http://www.derburnoutcoach.at/images/ernst_vitek_startseite.jpg - ernst.vitek@gruene.at
Seit vielen Jahren im Traiskirchner Gemeinderat vertreten, gilt Ernst Vitek bei vielen seiner Kritiker als unsteter Geist, war er doch vorerst als Sozialdemokrat und in weiterer Folge für die Bürgerliste „DB“ im Gemeinderat vertreten, bevor er sich nun als Grüner ua. für umweltpolitische Belange sowie als „Kontrolle der Mehrheit“ einsetzt.
BZ: „Seit 12 Jahren im Gemeinderat aktiv, kennt man Sie nun in dritter Wandlung als Grün-Gemeinderat. Provokant gefragt: Mandatar um jeden Preis?“ Vitek: „Man muss jedem Menschen seine persönliche Entwicklung zugestehen, die auch eine differenzierte Sichtweise zulassen muss. Ich habe ja auch erst mit 47 Jahren begonnen, mich meinem Studium zu widmen.…“ BZ: „Dennoch, viele Jahre waren Sie als SPÖler, später für die Bürgerliste und nun für die Grünen im Gemeinderat – haben alle diese Mandate einen gemeinsamen Nenner?“ Vitek: „Ja. Der gemeinsame Nenner heißt Vitek, der seit je her als Querdenker aneckte und sich als Kontrolle der Mächtigen versteht.“ BZ: „Punkto anecken – mit Bgm. Knotzer ist ein Verfahren am Landesgericht Wr. Neustadt anhängig, welches Sie selbst anstrengten. Wie ist der derzeitige Stand der Dinge?“ Vitek: „Die Verhandlung wurde vertagt, Zeugen geladen. Stein des Anstoßes war ja ein Angriff des Bürgermeisters auf meine Person, in welcher er feststellte, dass er froh darüber wäre, dass ich nicht für die Sicherheit auf Traiskirchens Straßen verantwortlich bin.“ (Anm. d. Red: Vitek ist als Kriminalbeamter in Wien tätig.) BZ: „Eine Konfrontation, die Sie auch in anderer Hinsicht immer wieder suchen. Zuletzt traten Sie ja gegen einen Wohnbau an der Pfaffstättner Straße auf. - wo lagen Ihre Beweggründe?“ Vitek: „Die Anrainer suchten politische Unterstützung, den über das ortsübliche Höhenmaß hinaus, geplanten Wohnbau zu verhindern – was letztlich auch gelang. Denn, was mir an Traiskirchen missfällt, ist die übliche Politik des Drüberfahrens.“ BZ: „Sie positionieren sich somit zumeist conträr zur Mehrheit im Gemeinderat - zweifelsohne keine einfache Stellung.“ Vitek: „Ich sehe mich als Revolutionär, ein wenig Masochismus gehört zweifelsohne dazu“. BZ: „Wohin soll dieser Weg führen?“ Vitek: „Vordergründig will ich mit der Mär der guten Finanzlage aufräumen. Traiskirchen hat unter Knotzer rund 1 Milliarden S Schulden angehäuft – mittels budgetären Ausgliederungen wurden diese nur geschickt versteckt, weswegen ich auch die Installierung eines Finanzausschusses vehement fordere. Darüber hinaus trete ich für eine sinnvolle Verwendung des Semperit-Areals sowie für eine schlaue Verkehrs- und Umweltpolitik ein. So sollte z.B. auch beim Rathausumbau an eine Solaranlage gedacht werden.“ BZ: „Ihre weiteren Ziele?“ Vitek: „Ich bin mir sicher, dem Bundestrend folgend, im Jahr 2010 Mandate dazuzugewinnen. Die Karten werden dann neu gemischt – und die Grünen im Aufwind sein. Womit ich dann allerdings aufräumen würde, wäre u.a. der gelebte Personenkult in der Gemeindepost.“
http://traiskirchen.gruene.at/gemeinde_budget/artikel/lesen/31997/
Die Geiselnahme in Klosterneuburg zeigt: Polizisten sind oft extremen Belastungen ausgesetzt. In Wien bieten Kollegen psychologische Betreuung. Mehr als 250 Polizisten haben diese seit April 2010 in Anspruch genommen.
Beratungszentrum“ steht nüchtern auf einer Tafel vor dem ehemaligen Wachzimmer in Wien-Landstraße. In den Räumlichkeiten mit dem Charme der 1970er-Jahre sind die beiden Polizisten Iris Berndorfer und Ernst Vitek tätig. Sie widmen sich Kollegen, die berufliche und private Probleme haben. Mehr als 250 Polizisten haben seit April 2010 diese Betreuung in Anspruch genommen. Ein Gespräch über die Probleme von Polizisten abseits der Klischees von Krimi- und Actionserien.
Welche Probleme haben Polizisten?
Ernst Vitek: Polizeiarbeit ist wie Spitzensport. Man muss oft ganz schnell von null auf 100 sein. Da kann es vorkommen, dass man nach einiger Zeit Auswirkungen spürt. Burn-out, Depressionen, familiäre Probleme durch Scheidungen. Wochenend- und Nachtdienste sind ja nicht besonders familienfreundlich. Stress und Arbeit nehmen zu. Wir haben auch weniger Personal als früher, die Arbeit ist mehr geworden. Das Stress-Level ist höher.
Wie läuft die Beratung ab?
Im Prinzip wie eine Beratungssitzung bei einem Coach. Ich bin ausgebildeter Psychotherapeut, meine Kollegin diplomierte Lebens- und Sozialberaterin. Es kann sich um einen Einzeltermin handeln, kann aber auch eine Beratung sein, die über einen längeren Zeitraum läuft. Die längste bei mir geht nun schon über vier Jahre.
Was können Sie Ihren Kollegen raten?
Den Vorgesetzten zu sagen, sie sollen ihnen weniger Arbeit geben, wird schwierig. Die Arbeit muss ja irgendwie bewältigt werden. Es geht eher um Zeitmanagement – darum, dass man seine Belastungen kennt, sich Pausen gönnt und seine Gesundheit erhält.
Wer kommt zu Ihnen?
Eine genaue Analyse machen wir nicht. Aber es ist klar: Wer schon entsprechend lange Dienst versieht, merkt die Folgen. Es kommen aber auch junge Leute. Sicher auch deswegen, weil Jüngere heute eher bereit sind, sich beraten zu lassen als früher.
Wollen Frauen mit einer Frau sprechen?
Iris Berndorfer: Das ist unterschiedlich.
Kommen auch höhere Dienstgrade?
Ernst Vitek: Offiziere kommen sehr, sehr selten. Sie sind ungern bereit, über ihre Probleme zu sprechen, da gibt es noch große Vorbehalte.
Also kommen zumeist Polizisten aus den Inspektionen?
Ja, dort findet der wahre Polizeidienst statt. Die hohen Belastungen kommen eher im Streifendienst vor. Diese Leute haben ein hohes Stress-Level.
Betrachten jene Beamten, die zu Ihnen kommen, das als großes Geheimnis?
Manche outen sich auf der Dienststelle und sagen ganz offen, dass sie unsere Beratung in Anspruch nehmen. Es ist aber auch vereinzelt so, dass Vorgesetzte anrufen und sagen, meinem Mitarbeiter geht's nicht so gut, kann ich den zu Ihnen schicken? Wir garantieren jedenfalls hundertprozentige Anonymität und Vertraulichkeit.
Würden Sie sagen, dass es Hemmschwellen gibt, Sie aufzusuchen?
Iris Berndorfer: Es kommen manche und sagen, ich habe schon von euch gehört aber ich habe lange gebraucht, mich dazu zu überwinden. In der Polizei ist es halt noch immer so, dass bei vielen die Meinung vorherrscht, wir haben ja eh alles im Griff, wir sind ja die Starken. Und hier Schwächen einzugestehen, zu sagen, mir geht's schlecht, ist für viele nicht einfach. Weil ein Polizist hat ja alles im Griff zu haben. Das wird in vielen Fernsehserien so suggeriert.
Und deshalb wird es auch Polizisten geben, die bei Ihnen sitzen und sagen, ich entspreche nicht diesem Bild aus dem Fernsehen.
Ernst Vitek: Es waren schon Kollegen hier, die ganz kurz bei der Polizei waren und gesagt haben, das Bild, das ich gehabt habe und das in Reality-Serien gezeichnet wird, entspricht einfach nicht der Realität. Man hat im wirklichen Polizeialltag oft mit sozialen Missständen zu tun, die unter die Haut gehen. Das ist für manche, die das nicht gewohnt sind, ein Kulturschock. Da fragt sich dann mancher: Ist das der richtige Beruf für mich?
Haben Sie auch schon jemandem geraten, den Beruf zu wechseln?
Ja. Aber das kommt eher selten vor.
Haben Sie auch mit Personen zu tun, bei denen Sie feststellen, die gehören sofort aus dem Polizeidienst abgezogen?
Das ist noch nie vorgekommen. Sollte das aber der Fall sein, werden wir ihn massiv überzeugen, seine Waffe zurückzulegen und sich einer intensiveren Behandlung zu unterziehen.
Gibt es viele Klagen über Vorgesetzte?
Das kommt, wie in jedem großen Betrieb, auch bei der Polizei vor.
Wissen Sie aus erster Hand, welche Probleme es in den Inspektionen gibt?
Wir besuchen regelmäßig Inspektionen.
Warum sitzen Sie dann abgekapselt in einem stillgelegten Wachzimmer?
Iris Berndorfer: Wir hatten früher unser Büro auf dem Schottenring (Hauptgebäude der BPD Wien, Anm.). Die Leute fühlen sich an einem neutralen Ort wohler. Es steht bewusst nicht Polizei draußen angeschrieben. Die Basis einer Beratung ist Vertrauen. Es ist sehr wichtig, dass man abgetrennte Räume hat, es soll nicht der Eindruck entstehen, es werde aufgrund räumlicher Nähe zu den Chefs irgendwas belauscht.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.03.2011)
http://diepresse.com/home/panorama/wien/645134/Psychologische-Betreuung_Polizisten-auf-der-Couch
Frau Inspektor
Sprache, Intuition, kommunikative Kompetenzen, Konfliktbewältigung, Einfühlungsvermögen, Flexibilität und Stressresistenz sind wichtige Ressourcen, die im Polizeidienst benötigt werden. Diese Kompetenzen weisen Frauen mindestens ebenso breit gefächert auf wie Männer. Körperkraft wird im Polizeidienst nur in einem geringen Prozentsatz der Fälle benötigt und auch hier sind Frauen nicht immer das „schwache Geschlecht“.
Innenministerin Johanna Mikl-Leitner hat sich unter anderem zum Ziel gesetzt, mehr Frauen in den Polizeidienst zu holen. Seit Frauen voll in den Polizeidienst integriert sind und die gleichen Aufgaben zu erfüllen haben wie ihre männlichen Kollegen, hat sich bei der österreichischen Polizei viel bewegt. Anfangs hatte ein großer Teil der männlichen Kollegen Bedenken und Vorbehalte, ob Frauen geeignet sind, Polizeiarbeit in gleicher Weise zu leisten wie Männer. Schließlich sollen Männer mehr Kraft und Durchsetzungsvermögen haben. Wenn eine Frau bei einem Einsatz Körperkraft anwenden muss, traut man ihr das nicht immer zu. Wie kann sie sich da durchsetzen?
Eine Männerdomäne. Der erste Versuch, Frauen in die österreichische Polizei voll zu integrieren, fand bereits 1965 unter dem zu dieser Zeit im Amt befindlichen Innenminister Olah statt. Die damalige Sicherheitswache richtete einen Lehrgang für uniformierte Beamtinnen ein. Die zu dieser Zeit gegebenen gesellschaftlichen Bedingungen waren nicht gerade förderlich für den Start eines derartigen Vorhabens. Sowohl in der Polizei als auch in der Bevölkerung erachtete man Frauen als nicht geeignet, den Anforderungen des harten Polizeidienstes, der damals unzweifelhaft als eine Männerdomäne angesehen wurde, gerecht zu werden. Ein deutliches Zeichen war, dass man die damals für den Polizeidienst ausgebildeten Frauen größtenteils keinen vollwertigen Exekutivdienst versehen ließ. Sie durften keine Waffe tragen und wurden nur zu Hilfsdiensten, wie Verkehrsregelungen und die Überwachung des ruhenden Verkehrs, herangezogen. Die meisten dieser Frauen der ersten Stunde waren bald von der Straße verschwunden, wechselten in den Kriminaldienst oder in Innendienststellen bzw. quittierten den Dienst.
Ein zweiter, eingeschränkter Versuch fand im Jahr 1971 statt. Weibliche Vertragsbedienstete, man nannte sie Politessen, wurden aufgenommen und als Straßenaufsichtsorgane ausgebildet. Diese Politessen wurden wiederum nur zur Überwachung des ruhenden Verkehrs eingesetzt. Die Kriminalpolizei und die Gendarmerie verfügten über Beamtinnen, denen jedoch kein sehr breites Aufgabenfeld zugewiesen war. Obwohl diese Frauen zumeist Maturantinnen waren und über eine Ausbildung auf der Sozialakademie verfügten, durften sie in der Regel nur Amtshandlungen durchführen, die Frauen und Kinder betrafen. Weiters hatten sie Sexual- und Misshandlungsdelikte zu bearbeiten. Auch diese Beamtinnen waren lange Zeit nicht bewaffnet und konnten daher nicht im vollen Umfang der polizeilichen Aufgaben verwendet werden.
In den 1990ziger Jahren schien endlich die Zeit reif zu sein. Die fortgeschrittene Gleichberechtigung der Frauen und der gesellschaftliche Wandel erlaubten Frauen die gleiche Ausbildung für den Polizeidienst wie ihre männlichen Kollegen zu absolvieren und danach als vollwertige und gleichberechtigte Beamtinnen Dienst zu versehen. Damit war aber der endgültige Durchbruch noch nicht erzielt. Viele männliche Polizisten hatten große Vorbehalte gegenüber Frauen auf ihren Dienststellen, erachteten Frauen als nicht geeignet für den gesamten Umfang der polizeilichen Tätigkeit und lehnten es ab, dass Frauen auf ihre Dienststelle zugeteilt wurden. Sie befürchteten Probleme im täglichen Dienstbetrieb und auf der jeweiligen Dienststelle und konnten sich mit dem Gedanken, dass eine Frau die gleiche Polizeiarbeit wie ein Mann machen kann, nicht anfreunden.
Wie sieht das nach nahezu zwanzig Jahren aus? Auch heute klagen viele Polizeibeamtinnen darüber, dass sie von manchen männlichen Kollegen nicht als vollwertig angesehen werden. Sie müssen sich ihre Reputation teilweise noch immer erkämpfen und es gibt noch genügend Machos in der Polizei, die glauben, nur Männer könnten alle Anforderungen für einen vollwertigen Polizeibeamten erfüllen. Dazu kommt, dass Frauen immer wieder als sexuelles Freiwild angesehen werden bzw. einzelne männliche Kollegen glauben, sie könnten sich Freiheiten herausnehmen, die die persönliche Integrität einer weiblichen Kollegin oder Mitarbeiterin schwer beeinträchtigen.
Das interne Klima ist also noch immer extrem ambivalent. Während ein großer Teil der männlichen Mitarbeiter in der Polizei Vorbehalte gegenüber weiblichen Beamtinnen nicht kennt bzw. sogar vehement ablehnt, gibt es noch immer Männer in der Polizei, die Aussprüche tätigen, wie: „Frauen sollten sich auf das konzentrieren, was ihre natürliche Bestimmung ist und sie gut können, also Hausarbeit und Kinder aufziehen. Männer haben mehr körperliche Kräfte und Durchsetzungsvermögen. Daher haben Frauen bei der Polizei nichts verloren.“ Dies widerspricht der internationalen Erfahrung, dass Frauen im Polizeidienst manche Aufgaben sogar besser als Männer erledigen können. Man denke nur an Amtshandlungen, die ein intensives soziales Einfühlungsvermögen verlangen.
Nicht immer sind Körperkraft und massives Auftreten Erfolg versprechend. Sehr oft gelingt es Frauen, Konflikte von vornherein zu vermeiden und Eskalationen hintan zu halten. Betrachtet man es objektiv, wird jede Beamtin und jeder Beamte seine Spezialitäten in der Bewältigung von Aufgaben haben. Richtig eingesetzt und optimal angewandt ergibt dies ein gut ausgerichtetes und erledigtes Aufgabenfeld der Polizei.
Karrierefrauen in der Polizei. Michaela Kardeis ist die Polizeivizepräsidentin von Wien und Leiterin der Präsidialabteilung. Sie trägt hohe Verantwortung und hat einen großen Aufgabenbereich. Wenn man sie bei ihrer Arbeit beobachtet, wirkt sie sehr kompetent. Es kommt kein Zweifel auf, dass Sie ihren Bereich nicht mindestens so gut wie ein Mann abdecken kann. Wer aber mehr mit ihr zu tun hat bemerkt auch, dass sie ihre weiblichen Fähigkeiten gut einsetzen kann. Es zeichnet sie hohe soziale Kompetenz aus und sie hat offenbar das richtige Feeling für schwierige zwischenmenschliche Situationen. Man könnte sie als hart in der Sache, aber herzlich im Bedarfsfall beschreiben. Eben die richtige Frau am richtigen Platz.
Wie Frau Kardeis konnten bereits mehrere Frauen auf der Karriereleiter der Polizei nach oben klettern. Bereits zwei Frauen wurden in Österreich als Leiterinnen einer Polizeidirektion installiert. Esther Krug ist die Polizeidirektorin von Villach, Ulrike Weiss Polizeidirektorin von Eisenstadt.
Es ist wohl nicht mehr utopisch, dass bald eine große Zahl von Frauen hohe Führungspositionen im Polizeidienst einnehmen. Schließlich wurde erst vor wenigen Tagen die nunmehr dritte Bundesministerin für Inneres in der zweiten Republik angelobt. Die oberste Chefin der Polizei ist also wieder eine Frau und tausende Männer im Polizeidienst haben sich nach ihren Anweisungen und Vorgaben zu richten.
An Frauen in Spitzenpositionen bei der Polizei gewöhnt man sich also zunehmend. Dagegen haben es Frauen in manchen Bereichen der Polizei noch immer schwer, Fuß zu fassen. Etwa bei einigen Sonderabteilungen. Beim Einsatzkommando Cobra, der Wiener Alarmabteilung und bei den Verkehrsabteilungen einzelner Polizeidirektionen ist es für Frauen immer noch fast unmöglich, als vollwertige Mitarbeiterinnen akzeptiert zu werden. Alle möglichen Argumente werden ins Spiel gebracht, um diese letzten Männerdomänen zu verteidigen. Das scheinbar schlagkräftigste Vorurteil ist, dass Männer grundsätzlich Frauen körperlich überlegen sind und daher bei Sonderkommanden für Frauen kein Platz ist. Wie lange dies noch haltbar ist, scheint fraglich. Erst jüngst hat eine Soldatin des Bundesheeres bewiesen, dass sie mit Männern in jeder Weise mithalten kann. Sie war in einem Team mit Hermann Maier und dem Ö3-Mikromann Tom Valek unterwegs zum Südpol und hat bewiesen, dass sie als Frau mindestens so gut „ihren Mann stehen kann“, wie bestens trainierte Spitzensportler. Zu behaupten, Frauen haben zu wenig Körperkraft ist genauso ein unhaltbares Argument, als würde man behaupten, alle Männer sind mit solchen Kräften ausgestattet, dass sie alle von ihnen verlangten körperlichen Herausforderungen ohne Probleme bewältigen können.
Weshalb sich bestimmte Männer noch immer vehement dagegen wehren, dass sie gemeinsam mit Frauen Dienst versehen und eine Frau die gleiche Polizeiarbeit verrichten soll wie ein Mann, ist zu hinterfragen. Welche Ängste stecken da dahinter? Die Frage sollte nicht lauten, ob Frauen generell für spezielle polizeiliche Aufgaben geeignet sind oder nicht, sondern, welche Mitarbeiterin, welcher Mitarbeiter erbringt die Voraussetzungen und welche bzw. welcher nicht. Schließlich ist keineswegs jeder Mann dazu geeignet, bei bestimmten Sondereinheiten zu arbeiten, weil eben auch hier nicht jeder Mann die erforderlichen körperlichen aber auch psychischen Voraussetzungen erfüllen kann.
Stärken und Schwächen des „schwachen“ Geschlechts. Dass Frauen das schwächere Geschlecht sind, ist wohl schon lange widerlegt. Immer wieder kursiert der Vergleich der Geburt eines Kindes. Hier stellt sich die Frage: Würden Männer die extremen Strapazen des Geburtsvorganges und die damit verbundenen Schmerzen aushalten können? Allgemein herrscht die Meinung, dass Frauen weniger wehleidig sind als Männer. Viele wissenschaftliche Studien belegen, dass Frauen Krankheiten gegenüber resistenter sind. Statistisch ist belegt, Frauen haben eine höhere Lebenserwartung als Männer. Welches ist nun wirklich das „stärkere“ Geschlecht?
Neben den körperlichen Kräften, die, wie oben bereits erwähnt, von Mensch zu Mensch ungeachtet des Geschlechts unterschiedlich sind, werden jedem Geschlecht besondere Stärken und Schwächen zugeschrieben. Bezogen auf den Polizeidienst ist zu sagen, dass Frauen hier ihre sozialen Fähigkeiten in bestimmten Situationen besser einsetzen können. Das bewährt sich nicht nur bei Gewaltdelikten gegen Frauen und Kinder, wo die Beamtinnen meist den besseren Zugang zu den Opfern finden. Frauen wird ein erhöhtes Maß an Sensibilität bzw. Deeskalationsfähigkeit zugeschrieben. Das kann sich beispielsweise schon im Verkehrsdienst bei der Bearbeitung von Verkehrsdelikten bewähren. Männer sehen in vielen Fällen die Begehung eines Deliktes als Angriff auf die eigene Person, können sich oft schwerer vom Verursacher einer strafbaren Handlung abgrenzen.
Die im Laufe der Evolution entstandene Fähigkeit von Frauen, Konflikte in der Familie, der Sippe, auf konstruktive Art zu bereinigen, ist zweifellos als eine große Stärke des weiblichen Geschlechts anzusehen. Ebenso ist es mit der weiblichen Sensibilität. Sie lässt sich in bestimmten polizeilichen Situationen und Bereichen der Polizeiarbeit gut einsetzen. Frauen sind Männern im Allgemeinen auch in den sprachlichen, kommunikativen Fähigkeiten überlegen. Das kann die vermeintlichen körperlichen Schwächen gut ausgleichen. Verhandeln ist in vielen Fällen besser, als körperliche Gewalt einzusetzen, wenn diese von beiden Seiten eskaliert, sind die Folgen oft schwer absehbar.
Positives Arbeitsklima. Seit Frauen bei der Polizei voll integriert sind, hat sich auch in vielen Bereichen der Stil und das Arbeitsklima verändert, bestätigen viele altgediente männliche Polizisten. Auf manchen Inspektionen tat die Frau im Haus gut. Plötzlich veränderten die männlichen Kollegen ihr Verhalten und ihre Gewohnheiten. Sie achteten mehr auf Sauberkeit, äußerliche Dinge, wie die Pflege der Uniform und des eigenen Körpers. Vor allem haben sich Sprache und Umgangsformen verbessert. Wahrscheinlich wird weniger geflucht, man hält sich eher mit Kraftausdrücken zurück, bestätigen viele männliche Kollegen.
Es gab und gibt natürlich auch immer wieder Spannungen zwischen weiblichen und männlichen Kollegen. Aufstrebenden Polizistinnen wird mitunter ein „Busen-Bonus“ vorgeworfen. Sie wären in der Lage, ihre weiblichen Attribute und ihre weiblichen Strategien gut einzusetzen, wenn es darum ginge, sich dienstliche Vorteile zu verschaffen. So könnten sie ihren Willen in Bezug auf die Zuteilung von bestimmten Arbeiten, bei der Diensteinteilung und dergleichen gut durchsetzen. Je nach Ausprägung und vorhandenen Attributen werde dies auch gerne eingesetzt, um andere Kolleginnen auszustechen.
Geburtsnachteil? Der größte „Nachteil“, der Frauen zugeschrieben wird, ist, dass sie das Geschlecht sind, welches in der Lage ist, Kinder auf die Welt zu bringen. Dadurch fallen sie längere Zeit im Berufsleben aus und sie müssen sich nach Ende der Karenz wieder in den Dienstbetrieb eingliedern. Bei der Fülle an neuen Gesetzen und sich ständig ändernden organisatorischen Voraussetzungen ist dies schwierig.
Wenn eine Frau nach der Geburt eines Kindes oder mehrerer Kinder wieder in den Polizeidienst zurückkehrt, haben sich auch ihre Prioritäten im Leben meist verschoben. An erster Stelle stehen dann Familie und Kinder und erst dann könne man sich auf die Arbeit konzentrieren. In vielen Fällen ist es notwendig, die Arbeitszeit zu reduzieren, um für die Versorgung und Erziehung der Kinder die erforderlichen Zeitressourcen zur Verfügung zu haben. Die Erbringung von optimaler Leistung steht oft im Widerspruch zur Erfüllung familiärer Pflichten und führt auf diese Weise in erster Linie bei Frauen zu einem Rollenkonflikt. Hier fehlen noch viele Maßnahmen, um sowohl für die Dienstgeberseite, als auch für die Frauen und Familien die entsprechenden Instrumentarien parat zu haben. Es müsste vor allem genügend Personal für die Vertretung von schwangeren bzw. in Karenz befindlichen Kolleginnen vorhanden sein. Ebenfalls wären genügend Einrichtungen für eine adäquate Kinderbetreuung zur Verfügung zu stellen.
Vielfach wird im Berufsleben und hier vor allem bei der Polizei, angenommen, dass sich Frauen mehr anstrengen müssen, um Erfolge zu erzielen, Karriere zu machen. Da die Polizei noch immer von Männern dominiert ist, tendieren männliche Führungskräfte, hier vor allem die älteren Semester dazu, Frauen bei der Bewertung ihrer täglichen Arbeit und bei der Besetzung von Führungsfunktionen zu benachteiligen. Vielfach geschieht dies nicht bewusst, sondern eher unbewusst. Die oben aufgezeigten „Nachteile“ weiblicher Beamtinnen schwingen im Hintergrund in dieser Hinsicht oft nach.
Bei der Besetzung von Führungspositionen wird die soziale Kompetenz von Frauen als Stärke darstellt. Als häufigste Schwäche wird die höhere Emotionalität der Frauen genannt. Entscheidungen würden von Frauen gerne aus dem Bauch heraus getroffen. Dies sei ein Nachteil gegenüber Männern, denen gerne hohe Sachlichkeit zugeschrieben wird.
Ausgleich der Stärken. Wägt man die Vor- und Nachteile von Frauen im Polizeidienst ab, ist zu beachten, dass Polizeidienst nur in einem geringen Prozentsatz der Fälle von körperlichen Fähigkeiten abhängt. Sprache, Intuition, kommunikative Kompetenzen, Konfliktbewältigung, Einfühlungsvermögen, Flexibilität und Stressresistenz sind sicherlich wichtige Ressourcen, die im Polizeidienst benötigt werden. Diese Kompetenzen weisen Frauen mindestens ebenso breit gefächert auf wie Männer, wenn sie ihnen nicht diesbezüglich sogar überlegen sind. So gleichen sich männliche und weibliche Stärken aus und ergänzen einander für eine professionelle, optimale und moderne Polizeiarbeit.
Männer im Polizeidienst, die das noch anders sehen, sterben früher oder später aus oder werden den vollzogenen Wandel in absehbarer Zeit auch nachvollzogen haben.
Ernst Vitek
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