Wenn der Mensch zur MenschIn wird - oder:

Wieviel »Gleichberechtigung« verträgt das Land?

How much »equality« the country can stand?

Homepage - Archiv 1 - Archiv 2 -- Hilfe - Regeln für dieses Forum - Kontakt - Über uns

129712 Einträge in 32223 Threads, 293 registrierte Benutzer, 293 Benutzer online (0 registrierte, 293 Gäste)

Entweder bist Du ein aktiver Teil der Lösung, oder ein Teil des Problems.
Es gibt keine unbeteiligten Zuschauer!

    WikiMANNia
    Femokratieblog

Beispiele aus Hannover (Gesellschaft)

Flohgast @, Friday, 20.11.2015, 16:30 (vor 3325 Tagen) @ Micha

Polizei rückt täglich zu Unterkünften aus

Die Polizei in Niedersachsen ist zunehmend damit beschäftigt, Streitigkeiten und Auseinandersetzungen in niedersächsischen Flüchtlingsunterkünften zu schlichten. Nach Angaben des Landeskriminalamts vergeht derzeit kein Tag, an dem es nicht in mindestens einer Unterkunft zu einem größeren Einsatz für die Beamten im Zusammenhang mit der Flüchtlingskrise kommt. So registrierte die Behörde beispielsweise in der Zeit vom 7. bis 12. November insgesamt zehn größere Polizeieinsätze in Flüchtlingsunterkünften des Landes. In einem Notquartier im Peiner Gewerbegebiet gingen 15 Georgier auf mehrere Sudanesen los, um den afrikanischen Flüchtlingen die Handys abzunehmen. Im Erstaufnahmelager in Friedland stellten die Beamten zahlreiche Gegenstände sicher, die Betreuer unter Büschen entdeckt hatten und die mutmaßlich als Waffen dienen sollten, darunter Eisenrohre, Stuhlbeine, scharfkantige Steine. In der Flüchtlingsunterkunft in Stade musste die Polizei einen Streit zwischen einem Afghanen und drei Syrern schlichten – anschließend wurden die Beamten selbst Ziel eines Angriffs. 20 bis 30 Syrer rotteten sich zusammen, um auf die Polizei loszugehen, nur durch das Engagement einiger arabischer Übersetzer ließ sich die Lage wieder beruhigen.
Wegen der angespannten Lage in den Unterkünften hält sich in Hannover, wie aus Gewerkschaftskreisen zu erfahren war, stets ein Zug einer Hundertschaft, bestehend aus 30 Beamten, in Bereitschaft, falls es in Niedersachsen zu Übergriffen unter Flüchtlingen kommen sollte. Zudem steht ein zweiter Zug in Bereitschaft, der offiziell zu allen Einsätzen hinzugezogen werden kann, de facto aber ausschließlich für die Sicherheit in der Flüchtlingsunterkunft in Bad Fallingbostel sorgen soll. In Hannover mussten diese beiden Einheiten noch nicht eingesetzt werden. In der Landeshauptstadt sind stets genügend Einsatzkräfte im Streifendienst, die auf Übergriffe in Flüchtlingsheimen schnell reagieren können.ran/tm

*

Herr Jergentz, wie klappt das mit den vielen Flüchtlingen?

Im früheren Oststadtkrankenhaus leben mittlerweile 741 Menschen. Wie führt man solch ein Haus? Was sind die Probleme? Ein Gespräch über den Alltag, Vorurteile, eine komplizierte Üstra und die Schwierigkeit, Arbeit und Wohnung zu finden.
Interview: Gunnar Menkens


Mehr als 700 Menschen leben auf engem Raum, sie kommen aus sehr unterschiedlichen Kulturen. Muslimische Männer treffen auf christliche Frauen. Führt das nicht zwangsläufig zu Konflikten?
Jergentz: Natürlich kommt das vor, aber es hält sich wirklich in engen Grenzen. Manchmal hapert es an der Eigenverantwortung. Die Bewohner müssen Zimmer und Küchen selbst sauber halten. Im Frauentrakt sieht es immer picobello aus, in Etagen mit jungen Männern ist es oft anders. Manchmal müssen wir alle zusammentrommeln, dann wird alles sauber gemacht. Aber es gab bisher keinen Streit aus religiösen Gründen.
(Anmerkung von mir: Warum nur in den Zimmern und Küchen? Bei der Bundeswehr mußten wir auch die Flure und Toiletten selbst reinigen.)

Mit welchen Hoffnungen kommen die Flüchtlinge ins Oststadtkrankenhaus? Erwarten Sie schnell Arbeit und Wohnung?
Walter: Es ist für sehr viele Flüchtlinge schon eine große Umstellung, wenn sie Arbeit suchen. In Deutschland müssen Zertifikate und Abschlüsse vorgewiesen werden. Wenn ein Flüchtling sagt, er sei Elektriker, dann kann das heißen, dass er in seiner Familie bei jemandem mitgegangen ist, der ihm gezeigt hat, wie es geht. Die sind dann enttäuscht, wenn es nicht gleich klappt mit einem Job. Bisher bringen wir drei bis vier Flüchtlinge aus dem Oststadtkrankenhaus in einem richtigen Job unter.

Sehr viele sind das nicht.

Jergentz: Wir müssen ihnen sagen, dass es Zeit braucht. Warten auf den Asylantrag. Ein Jahr Sprachkurse, praktisch in Vollzeit, dann drei Jahre Ausbildung.

In der Umgebung von Unterkünften, auch hier in Groß-Buchholz, tauchen immer wieder Gerüchte über angeblich wachsende Kriminalität auf. Wie nehmen Sie diese Diskussionen wahr?
Alibegashvili: Es sind kleinere Delikte, von denen wir reden. Diebstähle und Schwarzfahren. Um die Dinge schnell aufzuklären, haben wir mit der Polizei verabredet, dass einige Vernehmungen im Oststadtkrankenhaus stattfinden. Hier können wir schnell Dolmetscher organisieren und die Polizei spart Geld. Jergentz: Schwarzfahren ist das häufigste Delikt. 90 Prozent der Erwischten sind aus Unkenntnis über das Ticketsystem ohne Fahrschein ertappt worden. Ich rede regelmäßig mit der Üstra, wir entwickeln jetzt mehrsprachige Flyer, damit auch Personen, die die lateinischen Buchstaben noch nicht kennen, das Ticketsystem verstehen. Gedacht ist auch daran, einige Flüchtlinge aus dem Oststadtkrankenhaus mit dem Üstra-System vertraut zu machen, die es dann wiederum Bewohnern in anderen Unterkünften beibringen sollen. Diese Helfer sollen auch in der Stadtbahn unterwegs sein. Walter: Das Ticketsystem ist für viele Flüchtlinge in der Tat schwer zu verstehen.(Auch für Einheimische:-D ) Hier besteht ein großer Erklärungsbedarf für Flüchtlinge. Sozialarbeiter und Ehrenamtliche informieren regelmäßig und klären auf. Alibegashvili: Wenn man eine Tageskarte kauft, braucht man keine Wertmarke. Es ist kompliziert.

Noch einmal zurück zu manchen Ängsten in der Bevölkerung. Vom Bund der Kriminalbeamten stammt die Zahl, nach der jeder zehnte Flüchtling kriminell werde. Geht diese Schätzung in die richtige Richtung?
Jergentz: Das kann ich überhaupt nicht bestätigen. Walter: So etwas hören wir immer wieder auf den Bürgerversammlungen. Die Polizei vor Ort sagt uns aber, dass die Kriminalität unter Flüchtlingen im Verhältnis zu ihrer Zahl nicht verbreiteter als unter Deutschen ist.
Alibegashvili: Schwarze Schafe gibt es überall. Aber bei uns war es bisher so, dass Polizeieinsätze immer wieder denselben paar Leuten galten. Der Eindruck ist dann natürlich, dass oft Polizei im Oststadtkrankenhaus ist.

Hunderte junge Männer leben hier, die meisten sind zwischen 18 und 35 Jahre alt. Wie beschäftigen Sie diese und andere Bewohner?
Jergentz: Das ist unsere wichtigste Aufgabe. Deutschkurse, allerdings nur für Flüchtlinge aus bestimmten Herkunftsländern. Es gibt Sport und Kultur, die Künstler ohne Grenzen bieten Kurse an in Bildhauerei und Trommeln. Wir haben eine Schachgruppe und einen Chor. Es gibt Hausaufgabenhilfe und Kinderbetreuung.

Sie sehen jeden Tag in der Praxis, woran es mangelt bei der Integration. Welche Wünsche haben Sie an die Politik?
Jergentz: Alles hängt von Sprache und Job ab. Flüchtlinge brauchen eine bodenständige Ausbildung, damit sie nicht in ungelernten und schlecht bezahlten Jobs landen. Aber die meisten scheitern schon an den Berufsschulprüfungen, die auf Deutsch sind und wo nach Dingen gefragt wird, die für die Praxis in der Ausbildung oft nicht von Bedeutung sind. Das sollte man ändern. Das lange Warten kann schon frustrierend für die Bewohner sein. Walter: Es wäre hilfreich, wenn die Gesetzeslage bei der Arbeitsplatzbeschaffung sich ändern könnte. Arbeitgeber sollten entscheiden können, ob sie einen Flüchtling einstellen wollen, bislang prüft die Arbeitsagentur noch, ob Deutsche oder EU-Bürger Vorrang haben. Auch sollten sich die Bildungs- und Förderangebote für Flüchtlinge stärker an deren Aufenthaltsperspektive in Deutschland orientieren. Es gibt beispielsweise immer noch zu wenige Kapazitäten bei zertifizierten Sprachkursen.

Und was wünschen sich Flüchtlinge im Oststadtkrankenhaus?
Alibegashvili: Handys sind ein großer Kostenfaktor. Ein kostenloses WLAN-Netz ist in Vorbereitung. Das ist sehr wichtig für den Kontakt nach Hause.

Guram Alibegashvili, Leiter der Sozialarbeit
Melanie Walter, Städtische Bereichsleiterin Migration
Andreas Jergentz, Leiter Oststadtkrankenhaus

(Gekürzt Wiedergabe des Orginalartikel)
http://epaper.haz.de/#!page/HAZ_00011100/HAZ20151120/6163745


Ist die Gewalt-Statistik geschönt?

Ein LKA-Beamter erzählt, wie die Polizei Flüchtlingskriminalität herunterspielt – für den „zivilen Frieden“
Von DIeter Wonka

Die Wahrheit hat viele Facetten. Manchmal kann sie schrecklich sein. Vor seinen Augen hat ein Flüchtling einem anderen durch einen brutalen Kopfstoß den Schädel blutig geschlagen. Es fehlte nicht viel, und seine Kollegen hätten von der Schusswaffe Gebrauch machen müssen. Markus Schwarz ist Beamter eines Landeskriminalamtes. Er hat die Gewalt nicht kommen sehen. Nur wenige Tage vorher hatte der Beamte entspannt mit dem Flüchtling gesprochen, über den Islam, über deutsche Sitten und über Propheten im Christentum und im Islam. Es hatte eine überaus freundliche Atmosphäre geherrscht, der Polizist und der hochschulgebildete Syrer waren neugierig auf die jeweils fremde neue Welt gewesen. Der Konflikt sei „quasi aus dem Nichts heraus“ entstanden, sagt Schwarz. Im Polizeibericht stand später im nüchternen Protokolldeutsch, es habe einen Streit im einer Erstaufnahmestelle „mit minderschwerer Verletzung“ gegeben.

„Es gibt Anweisungen, unseren Interpretationsspielraum so zu nutzen, damit der zivile Frieden gewahrt bleibt“, sagt Schwarz. Der Beamte beklagt, dass er Fälle wie die blutige Schlägerei herunterspielen und verharmlosen soll. Bei zu vielen schlechten Nachrichten aus den Flüchtlingslagern könnte die Stimmung kippen. Die Befürchtung: Rechte Schreihälse warteten nur auf bestätigte Vorurteile und Futter für ihre ideologische Kurzatmigkeit. Lange hat Schwarz geschwiegen. Jetzt hält er es für seine Pflicht zu sprechen.

„Es wird nicht gelogen, nichts vertuscht, aber es werden ganz bewusst Dinge weggelassen. Das ist das Problem“, sagt Schwarz. „Ich musste das mal loswerden.“ Der Kriminalbeamte sitzt in einem Kneipensessel. Schwarz ist nicht sein richtiger Name. Zu seinem Schutz bleibt seine Identität geheim. Er ist halb so alt wie sein Minister. Er sieht graugesichtig, überarbeitet und entschlossen aus, wie de Maizière. Knapp zwei Stunden hat der Beamte seine Sicht der aufwühlenden Lage erzählt. Schwarz ist kein Ausländerfeind. Hinter ihm liegt ein arbeitsreiches Wochenende als freiwilliger Helfer in einer Spendensammelstelle gleich hinterm Bahnhof. Er hat Kinderwagen und gebrauchte Kleider sortiert, einen jungen Vater mit seiner zweijährigen Tochter wegen einer akuten Bindehautreizung zu einer Augenärztin begleitet und lange um Verständnis dafür geworben, dass hierzulande auch eine Frau qualifizierte Hilfe leisten kann.
Am Ende hat er es geschafft. Dem Mädchen tränten nicht mehr die Augen. Die beiden gingen zurück ins Erstaufnahmelager. Und der Polizist kehrte nach kurzer Nacht zurück an seinen Schreibtisch. Schichtbeginn, Vor-Ort-Einsatz, Akten abarbeiten und Kollegen motivieren. Schwarz tut, was er kann. Er klagt nicht über zu viel Arbeit. Er klagt darüber, dass er die Wahrheit verdrehen oder verschweigen soll.
http://epaper.haz.de/#!page/HAZ_00011100/HAZ20151119/6163232
**


gesamter Thread:

 RSS-Feed dieser Diskussion

powered by my little forum