Wenn der Mensch zur MenschIn wird - oder:

Wieviel »Gleichberechtigung« verträgt das Land?

How much »equality« the country can stand?

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Liste Femanzen Karin Junker (Liste Femanzen)

Oberkellner @, Wednesday, 02.03.2016, 15:12 (vor 2987 Tagen)

F455 Karin Junker – geboren am 24.12.1940 in Düsseldorf (NRW) – Mitglied der SPD seit 1964 - für mehrere Zeitungs- und Zeitschriftenredaktionen tätig – von 1980 bis 1989 wissenschaftliche Mitarbeiterin im Büro eines Oberbürgermeisters - von 1992 bis 2004 Bundesvorsitzende der ASF – von 1989 bis 2004 gehörte sie dem Europäischen Parlament an – von 1993 bis 1999 war Junker Vorsitzende der Frauenorganisation der Sozialdemokratischen Partei Europas - https://www.spd-fem.net/sites/default/files/styles/kategorie_box_b/public/Karin%20Junker.jpg?itok=PxJb9HFF

zwd Düsseldorf. Das für Frauen, Familie und Gleichstellung zuständige Bundesministerium sei mit der Berufung von Ministerin Manuela Schwesig wieder in „zuverlässiger SPD-Hand“, kommentiert Karin Junker den Wachwechsel in der Spitze des Bundesfrauen- und Familienministeriums. Die SPD habe Chancen, neues Vertrauen in die lädierte gleichstellungspolitische Kompetenz zu gewinnen. Hoffnungen setzt Junker dabei auch in Elke Ferner, ihre Nachfolgerin in der Funktion als ASF-Bundesvorsitzende.
Neben dem Fraktionsvorsitzenden Thomas Oppermann wird wieder eine Frau das Amt der Generalsekretärin übernehmen, von dem Andrea Nahles jetzt zur Ministerin aufgestiegen ist. Zum Trost wird für Ralf Stegner im Parteivorstand in Kürze ein Balkon mit einem zusätzlichen Platz als stellvertretender Parteivorsitzender angebaut. Das war früher ein probates Mittel, Frauen in Gremien Plätze einzuräumen, wenn es nicht zu vermeiden war, ohne Männer zu vertreiben. Seit die Quote gilt, wirkt das nur noch bedingt. Man(n) hat akzeptiert, dass Frauen der (fast) gleiche Anteil vom Kuchen gebührt. Allerdings ist dies noch nicht wirklich bis in die erste Reihe durchgedrungen, weshalb die SPD-Frauen jetzt eine Doppelspitze anstreben.
Ein Entgeltgleichheitsgesetz ist bis zum Equal Pay Day 2014 machbar
Elke Ferner, die Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen (ASF), wurde für ihr langjähriges gleichstellungspolitisches Engagement und ihr Verhandlungsgeschick bei den GroKo-Verhandlungen als Parlamentarische Staatssekretärin im Ministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend belohnt, dem auch Caren Marks als weitere Parlamentarische Staatssekretärin angehört. Sie müssen im Einvernehmen mit Ministerin Schwesig, Wirtschaftsminister Gabriel und Arbeits- und Sozialministerin Nahles liefern, was sie im GroKo-Vertrag erkämpft haben: ein ‚wasserdichtes‘ Gesetz für den Mindestlohn, um den freien Fall der Frauenlöhne nach unten zu stoppen, und ein Entgeltgleichheitsgesetz, das die Lücke zwischen den Männer- und Frauensalären schließt, die in Deutschland bei beschämenden 22 Prozent Rückstand liegt, womit der Europarekord nur knapp verpasst ist.
Der geht mit leichtem Vorsprung an Estland. Beim nächsten Equal Pay Day am 22. März 2014 sollte ein Konzept vorliegen. Immerhin gibt es ja einen Gesetzesentwurf der SPD-Fraktion, der seinerzeit im schwarz-gelbdominierten Bundestag keine Mehrheit fand. Daran kann man sich gewiss orientieren. Auch mit den Vorschlägen für die Quotenverpflichtungen der Unternehmen muss man sich sputen, ab 2016 soll die ‚Politik des leeren Stuhls‘ gelten, was heißt, dass Wirtschaftsbosse in den Aufsichtsräten der börsennotierten und zugleich voll mitbestimmungspfl ichtigen Unternehmen nur einen Platz finden werden, wenn schon mindestens jeder dritte Stuhl für eine Frau reserviert ist. Da hilft dann auch kein Old-Boys-Network mehr. Zu erwarten ist zudem, dass sich die neue Bundesregierung auf EUEbene den Vorstellungen von EU-Kommission und EU-Parlament
Bundeswehr: Maßnahmen zur Chancengleichheit stehen an
Außerdem werden alle entweder börsennotierten oder (!) mitbestimmungspflichtigen Unternehmen gesetzlich verpflichtet, sich schon 2015 auf verbindliche Zielquoten für Frauen in den Vorständen, Aufsichtsräten und den oberen Management-Etagen festzulegen, die Margen zu veröffentlichen und selbstverständlich auch einzuhalten. Überhaupt will man der Privatwirtschaft auf allen Hierarchieebenen Frauenfördermaßnahmen verordnen. Auch der Bund soll sich nicht länger herauswinden können. Hier steht die Entwicklung eines Gleichstellungsindexes auf dem Programm, um den Frauenanteil in Führungspositionen und Gremien zu erhöhen und die ungleiche Bezahlung abzubauen. Im Wissenschaftsbetrieb wird gleichfalls eine Frauenbeteiligung von mindestens 30 Prozent angestrebt. Ursula von der Leyen wird sich, wie bereits angekündigt, gewiss mit Erfolg um die Chancengleichheit bei der Bundeswehr kümmern.
Rente ab 45 Beitragsjahren ist eine Männerrente
Noch auf dem Zettel stehen Dauerbrenner wie allerlei Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie, der weitere Ausbau von Kitas, neue Flexibilität beim Elterngeld, eine Reform des Mutterschutzgesetzes, die Förderung des berufl ichen Wiedereinstiegs, Angebote haushaltsnaher Dienstleistungen und die längst überfällige steuerliche Entlastung von Alleinerziehenden. Hinzu kommen mehr gesetzlicher Kinderschutz, die Ausweitung der Verjährungsfrist bei sexueller Gewalt, eine an Gleichstellungspolitik ausgerichtete Jugendpolitik, die Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen, konsequentes Vorgehen gegen Menschenhandel und Zwangsprostitution sowie die Überarbeitung des Prostitutionsgesetzes. Denn Alice Schwarzer zum Trotz mag eine Gesellschaft ohne Prostitution wünschenswert sein, realistisch ist dies nicht. Also geht es darum, Auswüchse zu vermeiden und Hilfe anzubieten. Die Mütterrente ist zwar teuer, trägt aber zu mehr Gerechtigkeit bei. Die auch von der CDU favorisierte Lebensleistungsrente wird ein großer Teil der Frauen, die sie nötig hätten, wegen mangelnder Versicherungszeiten verfehlen. Das kann sich möglicherweise auswachsen, denn mit zunehmender Frauenerwerbsarbeit bei immer kürzeren Unterbrechungszeiten wird die Zahl der Versicherungsjahre steigen, wenn die Frauen sich nicht fatalerweise über lange Zeiten mit Minijobs und anderen prekären Arbeitsverhältnissen abspeisen lassen. Hier wären striktere Begrenzungen wünschenswert gewesen. Die Rente mit 63 ohne Abschläge nach 45 Jahren Erwerbsarbeit ist zu etwa vier Fünfteln eine Männerrente, weil kaum Frauen so viele Versicherungsjahre aufweisen können. Aber gönnen wir sie dem berühmten Dachdecker und anderen Malochern.
Leidenschaftliches Interesse an Mitbeteiligung
Das alles schmeckt der Wirtschaft bekanntlich nicht. Sie fürchtet höhere Steuern, obwohl die CDU/CSU das vehement ausgeschlossen hat (während die SPD bei den TOP-Einkommen ja durchaus einen Obolus für vertretbar gehalten hätte), und warnt vor „einer einseitigen Belastung der Wirtschaft“, mit der die „wirtschaftliche Entwicklung des Landes aufs Spiel gesetzt“ werde – durch „falsche Weichenstellung“. Das richtet sich auch gegen Mindestlohn und die Rentenpolitik. Klappern gehört eben zum Handwerk. Die CDU Mittelstandsvereinigung hat ihren machtvollen Protest am Ende mit zwei Enthaltungen zum Ausdruck gebracht, davor muss man sich nicht ängstigen, auch wenn es gewiss noch manches Geplänkel geben wird. Fragt sich, ob das Unternehmen ‚GroKo‘ den gewaltigen Aufwand des Mitgliederentscheids gelohnt hat. Fürwahr!
Die letzte Große Koalition steckt der SPD noch in den Knochen
Die enorme Beteiligung hat bewiesen, dass die Mitgliedschaft der SPD ein leidenschaftliches Interesse der Beteiligungsbereitschaft an die Postkästen getrieben hat. Die Zustimmung war gewaltig, ganz im Gegensatz zu zahlreichen Fernsehberichten aus Ortsvereins- und Funktionärsversammlungen. Ohne diese Bejahung hätte die Legendenbildung, dass die Spitzengremien die GroKo gegen den Willen der Basis durchgedrückt habe (gern mit der Unterstellung gepaart, die Spitze habe sich damit lukrative Posten sichern wollen), kein Ende genommen.
Die Basis hat sie gewollt, das ist nun unbestreitbar bewiesen, und dafür gibt es gute Gründe. Die Gleichstellungspolitik ist nur einer davon. Gewiss, es gibt auch gute Gründe, eine Große Koalition skeptisch zu sehen. Die letzte Großes Koalition steckt der SPD noch in den Knochen, dabei war sie im Ergebnis erfolgreicher als in der Erinnerung. Das anschließende Wahldesaster ist nicht allein ursächlich der Großen Koalition anzulasten. Die Partei trug schwer an den Lasten der Agenda 2010 und internen Querelen. Die Gewerkschaften wandten sich ab und gingen gegen die SPD auf die Straße. Statt einer wohlinszenierten Kanzlerkandidatenkür sah sich der Kurzzeit-Vorsitzende Kurt Beck genötigt, gedemütigt über die Hintertreppe davon zu schleichen, was mit dem schlechtesten aller Wahlergebnisse endete.
Die Partei war am Boden. Alles schon vergessen? Sie hat sich wieder aufgerichtet, ist auf dem Weg der Konsolidierung, hat diverse Landtagswahlen gewonnen, ihre Handlungsfähigkeit im Bundesrat ausgebaut, sie hat einen kleinen Stimmengewinn erzielt, und die Gewerkschaften haben sich wieder angenähert. Seit vier Jahren hat die SPD den gleichen Vorsitzenden mit der Aussicht auf personelle Kontinuität, die über lange Zeit versagt blieb.
Sie hat in der GroKo die Chance, ihre Verankerung beim Wahlvolk durch kluges Regierungshandeln wieder auszubauen mit der Option: 2017 neue Wahl, neues Glück! Im Übrigen: Über die Fraktionsstärken der Parteien im Bundestag und anderen Parlamenten und damit über die Optionen der Koalitionsbildungen entscheiden nicht die Parteien, sondern die WählerInnen. Wunder dauern bekanntlich etwas länger.
Wer nicht mehr als knapp 26 Prozent Wahlergebnis einbringen kann, muss Abstriche am Wunschprogramm hinnehmen. Das Betreuungsgeld war nicht zu kippen, die völlige Gleichstellung gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaften nicht erreichbar, die Abschaffung des Ehegattensplittings für Neu-Ehen ohne Chance. Aber gerade in der Gleichstellungspolitik hat die SPD dem GroKo-Vertrag unverkennbar ihren Stempel aufgedrückt. Auch der Koalitionspartner hat Abstriche hinnehmen müssen: kein Familiensplitting, keine Kindergelderhöhung, keine Ausweitung der Kinderfreibeträge als Bonus für die Besserverdienenden.
Beispiele eines neuen Rollenverständnisses
Die gleichstellungspolitische Linie des GroKo-Vertrages entspricht dem gesellschaftspolitischen Wandel, der im Bewusstsein vieler konservativer Männer (und auch mancher Frauen) noch nicht angekommen ist. Im Vertragstext gibt es auch ein gutes Wort für ‚aktive Väter‘. Wie das ausgefüllt werden soll, bleibt abzuwarten, aber die Zahl der ‚neuen Männer‘, die nicht mehr der Karriere um jeden Preis nachlaufen, nimmt zu, nicht nur bei der Wahrnehmung der Elternzeit. Ronald Pofalla hat sich nach zwei gescheiterten Ehen aus dem Endlosstress des Kanzleramtes zurückgezogen, um nach eigenen Worten sein neues Glück nicht zu gefährden. Und Jörg Asmussen hat der Europäischen Zentralbank als Direktoriumsmitglied in Frankfurt einen Korb gegeben und als beamteter Staatssekretär im Ministerium für Arbeit und Soziales in Berlin angeheuert, wo Frau und Kinder leben. Claus Hulverscheidt wähnt in einem Interview in der Süddeutschen Zeitung, dass hinter dieser Entscheidung mehr stecke. Antwort Asmussen: „Mir ist bewusst, dass es immer noch als ungewöhnlich empfunden wird, sich als Mann für seine Familie zu entscheiden.“ Damit gibt er eine Richtung vor, die über die engere Frauenpolitik weit hinausgeht. Gleichstellungspolitik steht eben auch für mehr Lebensqualität von Frauen, Männern und Kindern!

https://www.spd-fem.net/die-partei/taffe-frauen-regieren-die-republik-%E2%80%93-aber-die-csu-verdirbt-die-statistik

Rede Karin Junker, MdEP
Bundesvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen
anlässlich der Veranstaltung Ladies' Brunch
der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen und des Freundeskreis Willy-Brandt-Haus e.V. am 10. März 2000 in Berlin
Anrede,
der Internationale Frauentag, seit 1911 ein politischer Kampftag der Frauen der Arbeiterbewegung, gibt alljährlich Anlass, ein Unmaß an Defiziten zu beklagen und daraus unzählige Forderungen abzuleiten, von denen - da notorisch unerfüllt - leider die wenigsten neu sind. Dennoch: 20 Jahre zurückgedacht, jedenfalls auf West-Niveau bezogen, jammern wir heute auf deutlich höherem Niveau. Übrigens immer mehr im Chor mit einem breiter werdenden Spektrum von Frauen und Frauengruppen bzw. Organisationen weit über das "klassische" Spektrum der Frauen aus SPD und Gewerkschaften hinaus.
Ich will der Versuchung widerstehen zu bilanzieren, welche Bastionen des Patriarchats Frauen zu Beginn der sozialliberalen Koalition noch den Zugang zu nahezu jeder gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Machtbeteiligung versperrten, wie mühselig es war, Breschen zu schlagen und wie in 16 Kohl-Jahren emanzipatorischer Stillstand Erfolge gefährdet und Motivationen erstickt hat. Das ist nur die eine Seite der Medaille, und wir dürfen sie nicht aus den Augen verlieren.
Die Frauenbewegung hat sich professionalisiert
Die andere Seite ist die: Es ist eine blendend gebildete und ausgebildete Frauengeneration herangewachsen, die Führungspositionen erklommen hat, in feinem Tuch statt kleinem Karo vor Unternehmergeist sprüht, Fun im Cyberspace hat und nicht nur durch die Netze surft, sondern solche auch bildet, um von einander zu profitieren und sich gegenseitig den Rücken zu stärken auf dem Weg nach oben. Nicht nur die Mühseligen und Beladenen sollen unserer politischen Zuwendung gewiss sein, sondern auch die Frauen, die es geschafft haben und eindrucksvoll bezeugen, dass frau es zu etwas bringen kann. Das macht mehr Mut zur Nachahmung als Tonnen von bedrucktem Papier.
Daher: Willkommen zum Ladies' Brunch der SPD-Frauen in Kooperation mit dem Freundeskreis des Willy-Brandt-Hauses, in dem man gewiss zu recht auch Trendsetterinnen und sonstige Frauen vermuten darf, die der jetzige Kanzler der von ihm so geschätzten "Neuen Mitte" zuordnen dürfte. Der "Marsch durch die Institutionen" hat auch die Frauen erfasst, nicht zuletzt dank der von SPD-Frauen vorangetriebenen Institutionalisierung von Frauenpolitik in Kommunen, Ländern, Arbeitsverwaltung usw. mit einer Vielzahl von Frauenbüros und Gleichstellungsstellen bis hin zu Interessenvertreterinnen im Kabinettsrang, flankiert von zahllosen Lobbygruppen aller Art.
Die vielgeschmähte Frauenbewegung ist nicht tot. Sie hat sich gewandelt, vor allem professionalisiert. Sie kommt nicht mehr in spektakulären Demonstrationen daher, sondern mit Gesetzesvorlagen und Handlungskonzepten. Die selbstverwalteten Projekte von einst sind Firmengründungen pragmatischer Art gewichen. Wir leben im Postfeminismus, auch wenn manche diese Erkenntnis schmerzlich trifft. Die Autorinnen Marianne Wellershoff und Susanne Weingarten haben in ihrem Buch "Die widerspenstigen Töchter" dennoch Trost für enttäuschte Altfeministinnen: "In Deutschland gibt es einen Feminismus ohne Frauenbewegung" - der Aufstieg in die Chefetagen ist die derzeitige feministische Realpolitik. Er vollzieht sich auf den Wegen der Werte, die von den Großmüttern und Müttern der "widerspenstigen Töchter" erstritten wurden: Wahlrecht, Zugang zu den Universitäten, Abschaffung von beruflichen Zugangsbeschränkungen - das jüngste Beispiel ist die Öffnung des Waffendienstes bei der Bundeswehr - und viele andere Reformschritte haben die Möglichkeit einer selbstbestimmten Lebensplanung überhaupt erst geschaffen, unabhängig vom Mann und der Versorgungsinstitution Ehe.
Beruf, Kinder und Karriere sind heute angesagt
Kinder, Küche, Kirche haben ausgedient. Beruf, Kinder, Karriere sind heute angesagt. Klara Zetkins Nachfahrinnen benutzen nicht mehr den sperrigen Begriff von der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Sie reden vom doppelten Lebensentwurf - siehe oben - und meinen das selbe. Die Decke über den Frauennischen ist nicht mehr aus Beton, sondern gläsern geworden, aber wenn frau daran stößt, tut es immer noch weh. Deshalb ist Frauen- und Gleichstellungspolitik nicht überflüssig.
Auch die Zeitschriftenverlage haben ihre liebe Not damit, wie der Wandel zeitgeistmäßig aufbereitet werden kann. Je nach Alter, Lebenssituation, Interessenlagen und Werthaltungen gehen die Erwartungen von Frauen heute weit mehr auseinander als früher. Im wirklichen Leben haben wir es schon lange mit einer Pluralisierung der Lebensformen zu tun. Das häufig favorisierte Drei-Phasen-Modell: Schule und Ausbildung, Beruf bis zur Heirat und Geburt der Kinder, Hausfrau für die Zeit der Kindererziehung und Wiedereinstieg nach längerer Unterbrechung ist out. Es überwiegt die Patchworkbiographie: Zeiten der (Aus-)Bildung, der Erwerbstätigkeit, der Erwerbsunterbrechung, des Singledaseins und des trauscheinlosen Zusammenlebens, Eheschließung und Scheidung, Zusammenleben mit Kindern, aber nicht unbedingt (nur) den eigenen, das alles können Phasen eines einzigen Frauenlebens sein, natürlich auch von Männerleben.
Die Kommmunikationsindustrie hat sich längst darauf eingestellt. Die Politik hinkt noch hinterher. Die Frauenfrage ist daher mitnichten erledigt. Ob Steuer- oder Rentenrecht, ob Tarifpolitik oder Arbeitszeitgestaltung: Grundlage ist noch immer das Leitbild der berühmten Vier-Personen-Arbeitnehmer-Familie mit dem alleinverdienenden (Ehe-)Mann, einer höchstens dazuverdienenden (Ehe-)Frau und zwei (eigenen) Kindern. Entsprechend haben wir es mit einem Steuerrecht zu tun, das (auch die kinderlose!) Alleinverdiener-Ehe begünstigt, nichteheliche Lebensformen nicht zur Kenntnis nimmt und, wie das Rentenrecht, für Frauen ein Unterhaltsersatzmodell zugrunde legt. Alle Steuerreformen haben an dieser Stelle Sendepause, und die vorsichtigen Reformüberlegungen des Arbeits- und Sozialministers zum Einstieg in eine eigenständige Alterssicherung der Frau lassen die notwendige Konsequenz vermissen. Reformbedarf also allenthalben, das Abschneiden patriarchalischer Zöpfe noch hoch aktuell.
Frauen sind Deutschlands tollstes Reformpotential
Jenseits der gesetzgeberischen Ebene und politischen Institutionen kreieren pfiffige Frauen ihren persönlichen Reformbedarf selbst. Zu enge Grenzen im Job? Dann machen sie sich eben selbständig und schaffen mit etwas Glück dabei auch noch Arbeitsplätze für Frauen, führen Arbeitszeitkonten ein, finden bedarfsgerechte Lösungen für Kinderbetreuung und so weiter. Deutschlands tollstes Reformpotential sind die Frauen selbst. Schließlich können sie nicht warten, bis sich das Modell "neuer Mann" flächendeckend durchgesetzt hat.
Da der politische Aschermittwoch noch einwenig in der Luft liegt, sei noch ein aktueller Abstecher erlaubt: Die Nachfolgeregelung für die CDU-Führung soll nicht unsere Sorge sein. Aber es ist schon interessant zu beobachten, wie sich die düpierten Herren von hinterhältig bis unverhohlen unter Einsatz aller gängigen Diskriminierungsmittel darin überbieten, einer Frau die Übernahme des Vorsitzes madig zu machen und dabei ganz tief in die Vorurteilskiste greifen. Über die Führungsqualitäten von Frau Merkel entscheiden nicht Outfit und Frisur. Wer hat dem jungen, aber erzkonservativen Herrn Merz eigentlich nahegelegt, "mehr aus sich zu machen" und daran Anstoß genommen, dass er nicht gerade ein Beau ist? Natürlich niemand, das hätte man ja auch nicht anders erwartet. Wie still die Frauen der Union sind, überrascht dagegen schon. Wo bleibt das Wort der Vorsitzenden Rita Süssmuth, sonst die Stimme vom feministischen Dienst der Union. Und wo war sie, als überhaupt nur eine Frau die Chance erhielt, in den neuen Fraktionsvorstand der CDU einzuziehen und dies auch nur in Kampfkandidatur gegen einen Mann?
Eine Frau macht noch keine Emanzipation
Eine Frau als Vorsitzende der CDU hätte wahrlich etwas von einer verbandsinternen Revolution und gewiss eine vorübergehende Mobilisierung in der Außenwirkung. Aber wirklich ändern würde sich nichts, darauf darf man vertrauen. Maggie Thatcher hat die britischen Tories ihrerseits auch nicht feministisch geläutert, worauf es im übrigen auch gar nicht ankommt. Jenseits aller (durchaus berechtigten) Erwartungen an eine andere Politik durch, mit und für Frauen ist die Beteiligung von Frauen an den politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entscheidungsprozessen einfach eine Frage der Gerechtigkeit: Frauen steht die Hälfte des Kuchens zu, basta.
Nun werden wir es in der SPD auf längere Sicht voraussichtlich mit einem männlichen Parteivorsitzenden zu tun haben, der hoffentlich auch über längere Zeit die Richtlinien der Politik bestimmen kann. Eine ansehnliche weibliche Entourage in Partei, Fraktion und Regierung steht für den Anspruch "Ladies first". Darauf wollen wir anstoßen, Spaß haben, Ideen austauschen und Kreativität aufsaugen, um ganz vorn dabei zu sein in der aufregenden Zeit des gesellschaftlichen Wandels an der Schwelle von der Industriegesellschaft zur Informations- und Wissensgesellschaft. Das Treffen heute soll kein einmaliges Ereignis zum ersten Internationalen Frauentag des neuen Jahrhunderts sein, sondern Auftakt zu einem neuen informellen Netz von Frauen, die mitreden und mitgestalten wollen. In diesem Sinne freue ich mich heute schon auf "Ladies' Brunch", die zweite.

http://www.lochner-fischer.de/archiv/archiv14.htm

"Wir wollten die Männer nicht um ihre Möglichkeiten bringen, sie aber auf Normalmaß zurückstutzen", sagt Karin Junker. Sie ist Frauenpolitikerin und seit 1964 in der SPD. Damals ist die Unzufriedenheit unter den Genossinnen groß. Obwohl die Partei seit Jahrzehnten für mehr Gleichberechtigung in der Politik kämpft: Auf Initiative der Sozialdemokraten wird 1918 das Frauenwahlrecht eingeführt; die SPD-Abgeordnete Marie Juchacz spricht am 19. Februar 1919 als erste Frau im Reichstag. Doch in den 60er Jahren sitzen immer noch nur einzelne Frauen für die SPD im Bundestag. In der Partei wird der Gestaltungsspielraum der Frauen im Wesentlichen von den Männern bestimmt. Annemarie Renger etwa wird nicht zur Vorsitzenden der SPD-Frauen gewählt, sondern vom Vorstand benannt. "Man hat Funktionen praktisch wie Preziosen verdienten Genossinnen angedeihen lassen", erinnert sich Junker. Ende der 60er Jahre sei deshalb für die SPD-Frauen klar gewesen: "Das lassen wir uns nicht mehr bieten."
1972 gründen die Genossinnen die Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen ( ASF ) und fordern eine Mindestvertretung in Partei und Parlament. 1979 werden sie mit einem Angebot von Willy Brandt unterstützt: Er kandidiert für das Europaparlament nur unter der Bedingung, dass 20 Prozent Frauen auf der SPD-Liste stehen. Das wirkt nur auf den ersten Blick fortschrittlich, denn im selben Jahr schreibt die neu entstandene Partei der Grünen eine Frauenquote von 50 Prozent in ihr Gründungsstatut. Das Angebot von SPD-Bundesgeschäftsführer Egon Bahr, eine 25-Prozent-Quote einzuführen, lehnen die Genossinnen ab. Sie wollen eine Absicherung beider Geschlechter wie in Norwegen: mindestens 40 Prozent sowohl für Frauen als auch für Männer.
Vorbehalte gegen "Quotenfrauen" bestimmen jahrelang die parteiinterne Diskussion. Werden nun lauter unqualifizierte Alibi-Frauen wichtige Posten blockieren? Beschädigt die Quote die Demokratie in der SPD? Schließlich kommt die Debatte zu einem Ende: Am 30. August 1988 spricht sich der Parteitag in Münster mit 362 gegen 54 Stimmen für die 40-Prozent-Quote aus. Daraufhin ziehen immer mehr Sozialdemokratinnen ins Parlament ein. Von 2002 bis 2005 halten sie so viele Bundestagsmandate wie noch nie, fast 38 Prozent. Die CDU-Frauen kommen in diesem Zeitraum nur auf einen Viertel. Die Quotenregelung der SPD ist zunächst bis 2013 befristet. Auf dem SPD-Parteitag 2004 in Berlin erreicht Karin Junker, dass die Festlegung entfristet wird: "Die Quote gilt bis auf weiteres für immer. Es gibt keine Einschränkungen mehr."
Stand: 30.08.08

http://www1.wdr.de/stichtag3292.html

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