Wenn der Mensch zur MenschIn wird - oder:

Wieviel »Gleichberechtigung« verträgt das Land?

How much »equality« the country can stand?

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Liste Femanzen Nancy Böhning (Liste Femanzen)

Oberkellner @, Sunday, 06.03.2016, 13:36 (vor 3190 Tagen)

F456 Nancy Böhning – Studium der Germanistik, Soziologie, Geschichte in Dresden und Prag - Leiterin des Büros von Manuela Schwesig (SPD) - Referentin für spd-fem.net - www.spd-fem.net - https://de-de.facebook.com/nancy.bohning

“Ich brauche Feminismus, um endlich die männliche Gesellschaft überwinden zu können – hin zu einer menschlichen!”
http://werbrauchtfeminismus.de/nancy-boehning/

von Katharina Oerder, stellvertretende Juso-Bundesvorsitzende, Nancy Böhning, Leiterin des Büros der stellv. Partei-Vorsitzenden Manuela Schwesig und Johanna Uekermann, Juso-Bundesvorsitzende
Der Artikel ist das Ergebnis vieler Diskussionen mit vielen intelligenten, engagierten jungen Frauen – der Zukunft der SPD.
Inhaltlich hat sich die SPD im Wahlkampf 2013 deutlich besser aufgestellt als noch 2009. Viele Forderungen, die lange aus der Parteispitze nur belächelt wurden, konnten Eingang in das Wahlprogramm der SPD finden. Gleichstellungspolitisch wurden wichtige Punkte durchgesetzt und im Wahlkampf vertreten. Während 2009 noch die 40%-Quote in Aufsichtsräten die einzige prominente gleichstellungspolitische Forderung der SPD im Wahlkampf war, stellt sich dieser 2013 deutlich diverser dar. Die Abschaffung des Ehegattensplittings fordert die ASF bereits seit ihrer Gründung - im Dezember 2012 fand diese Forderung endlich ihre Entsprechung im Wahlprogramm. Auch die Einführung eines Entgeltgleichheitsgesetzes stand sogar im 100-Tage Programm. Diese Diversität und Vielfältigkeit ist notwendig um Wählerinnen für die SPD zu begeistern – denn auch Frauen sind divers. Verschiedene Lebensmodelle, verschiedene Lebenssituationen können nicht auf eine einzige Formel heruntergebrochen werden. Deshalb ist es wichtig, auch die sozialdemokratische Gleichstellungspolitik an diese verschiedenen Bedürfnisse anzupassen.
Dennoch: Nur knapp 26% der wahlberechtigten BürgerInnen haben am 22. September 2013 ihr Kreuz bei der SPD gemacht. Gerade bei Wählerinnen haben wir erneut unterdurchschnittlich schlecht abgeschnitten. Nur ca. 22% der Frauen zwischen 25 und 45 Jahren haben die SPD gewählt, in derselben Altersklasse entschieden sich fast doppelt so viele Wählerinnen für Angela Merkel.
Immer noch geben wir nach außen leider oft eher das Bild einer Partei der männlichen Schwergewichte ab als das einer Partei der modernen Gesellschaftspolitik. Wir haben Stimmung und Lebensgefühl der Frauen nicht getroffen. Ein Alarmsignal für uns alle.
DIE Partei für Frauenpolitik, deren ehemaliger Vorsitzende mit „die Frau und der Sozialismus“ Feminismus auf eine neue intellektuelle Ebene gehoben hat, deren berühmtes Mitglied Clara Zetkin 1911 den ersten internationalen Frauentag ins Leben gerufen hat, die für Frauenwahlrecht und Frauenquote gestritten hat, konnte Frauen nicht mehr überzeugen. Andere Parteien, allein voran die Grünen und die CDU wirkten auf Frauen moderner, gerechter, weiblicher.
Wir konnten die verlorene Glaubwürdigkeit der letzten Jahre (auch in der Gleichstellungspolitik) nicht zurückerobern – Glaubwürdigkeit ist schnell verloren aber schwer gewonnen. Diese hat die SPD jedoch nicht nur in den Regierungsjahren mit neoliberaler Politik verloren.Mit Politiken, die den Mensch nicht mehr in den Mittelpunkt gestellt, sondern ihn höchstens noch als Mittel verstanden hat. Glaubwürdigkeit verliert eine Organisation auch dann, wenn sie das eine predigt und selbst das andere tut. Die SPD verlangt öffentlich nach Frauenquoten – schickte aber im Wahlkampf selbst nur drei Männer vor die Kameras –halbherzig am Bildrand positionierte Frauen wirkten häufig nur wie Staffage.
Drei Männer: in etwa gleich alt, vergleichbarer Habitus und ähnlichem Background –ihr Team und Stil haben dabei offensichtlich nicht verfangen. Mit „Klartext“ ist Peer Steinbrück in den Wahlkampf gezogen und der festen Überzeugung laute Worte und der Mittelfinger sei es, was das deutsche Wahlvolk will. Dieser Stil verfing. Er verfing bei mittelalten bis alten weißen Männern aus dem Westen. Diese Gruppe stellt jedoch in Deutschland schon lange nicht mehr die Mehrheit der Bevölkerung dar – und auch nicht mehr die Meinungsmehrheit. Frauen fühlten sich von diesem Stil weder angesprochen noch repräsentiert.
Wie auch 2009 konnte die SPD 2013 gerade bei Wählerinnen nicht ihr volles Potenzial abschöpfen. Aber auch für viele andere Menschen in unserer diversen Gesellschaft, wie MigrantInnen, junge Menschen, Ältere oder Homosexuelle hat die SPD kein personelles Angebot geliefert.
Die SPD hat sichin diesem Wahlkampf vielleicht inhaltlich als Kämpferin für Frauenrechte verhalten. Aber mit der Inszenierung eines Kanzlerkandidaten, der eben kein Frauenversteher sei und sich einer „politischen Geschlechtsumwandlung“ verweigert einerseits und einer weiblichen Kanzlerin mit sehr hohen Sympathiewerten andererseits, verwundert das Wahlergebnis nicht: Die Mehrheit der Deutschen ist weiblich: 31,8 Millionen Frauen waren aufgerufen, ihr Kreuz bei der SPD zu machen. Getan haben es wenige. Viel zu wenige.
Neben den Wählerinnen waren und sind auch viele aktive junge Frauen innerhalb der SPD enttäuscht. Enttäuscht von schönen Reden über Gleichstellung auf Parteitagen, wenn es aber darum ging welche Themen im Wahlkampf in den Vordergrund gerückt werden – und vorallem wer das tut – da haben Frauen kaum mehr eine Rolle gespielt. Der Klassiker: Verbale Aufgeschlossenheit bei weitestgehender Verhaltensstarre. Im Wahlkampf haben wir uns die gleichstellungspolitische Vorreiterpartei ja selbst nicht abgekauft – wie sollen es dann andere tun?
Nach der inhaltlichen Erneuerung der letzten Jahre in denen die SPD sich vielen neuen Themen (endlich) geöffnet hat, muss nun auch eine personelle folgen. Auch die personelle Aufstellung einer Partei hat etwas mit Glaubwürdigkeit zu tun. Frauen reicht es nicht mehr wenn über sie gesprochen wird. Sie wollen mitreden. Und die SPD hat sie – die qualifizierten engagierten jungen Frauen die glauben: echte Gleichstellung lässt sich nur mit der SPD durch- und umsetzen.
Im Wahlkampf konnten wir die Diversität unserer Gesellschaft durch unser Personal nicht widerspiegeln. Dies ist mit einer der Gründe, warum die SPD gerade bei Frauen erneut so schlecht abgeschnitten hat. Dem wollen wir begegnen. Die SPD muss jünger, weiblicher, diverser werden – auch in Spitzenfunktionen und das nicht erst im nächsten Wahlkampf. Auch das gehört zur Glaubwürdigkeit der SPD dazu.
Deshalb ist es wichtig, dass die SPD ein weiblicheres Gesicht bekommt. Dafür muss die SPD TESH werden.
Frauen ernst nehmen
Frauen haben ein Gespür dafür, ob man nur ihre Stimme haben will oder tatsächlich für ihre Anliegen kämpft. Viele Frauen sind skeptisch. Sie wollen überzeugt werden.
Dafür muss die SPD die richtigen Themen setzen. Frau ist nicht gleich Frau. Junge Frauen haben andere Ansprüche und Erwartungen an Politik als Frauen in der Familienphase oder Frauen, die mit beiden Beinen in der Berufstätigkeit stehen. Eine junge Studentin interessiert sich vielleicht mehr für ihre reproduktiven Rechte - z. Bsp. den rezeptfreien Zugang zur Pille danach oder die Streichung des § 218 StGB - als für eine Reform der Minijobs. Frauen in der Familienphase stellen sich Vereinbarkeitsfragen, die für Frauen, die bereits in Rente sind, so nicht mehr aufkommen. Das sind also völlig unterschiedliche Zielgruppen.
Jede Frau hat eine andere Lebensrealität. Die Zielgruppe Frauen darf nicht als homogene Masse, sondern muss differenziert betrachtet werden. Schließlich ist auch noch niemand auf die Idee gekommen Politik für Männer unter dem Sammelbegriff “Männerpolitik” zu denken und einen 18-jährigen Auszubildenden in einen Topf mit dem 60-jährigen Vorstandsvorsitzenden kurz vor der Rente zu stecken.
Wir müssen die richtige Sprache sprechen. Wenn wir Frauen und Männer erreichen wollen, müssen wir auch Frauen UND Männer ansprechen. Dafür brauchen wir eine konsequente Geschlechtsneutrale Sprache. Generalklauseln sind billige Ausreden. Kein Mensch will komplizierte und trockene Satzkonstruktionen. Frauen wünschen sich eine lebendige Sprache. Politiksprech ist oft abgehoben und distanzierend.
Viele Politiker und auch Politikerinnen sehen Frauen als die Erwerbsreserve für die Beseitigung des Fachkräftemangels oder als Gebärmaschinen um den demografischen Wandel mit einer Armee Babys zu stoppen. Das darf nicht der Ansatz der SPD sein. Wählerinnen haben ein feines Gespür wann jemand ehrlich ist und wann sie angelogen werden. Für die weibliche Zielgruppe bedeutet das: durch innere Haltung die richtigen Inhalte nach außen kommunizieren um bei Frauen Vertrauen erzeugen.
Dafür müssen wir auch unsere eigenen Mitglieder sensibilisieren. In vielen Vorständen von Ortsvereinen, Kreisverbänden und Unterbezirken ist echte Gleichstellung und Sensibilität für Gendergerechtigkeit noch lange nicht im Alltag angekommen.
Die SPD repräsentiert sehr gut, woran wir glauben – und repräsentiert gleichzeitig extrem schlecht, wer wir sind.
Möchte die SPD in 2017 nicht schon wieder die gleichen Fehler machen und endlich wieder als die Gleichstellungspartei wahrgenommen werden als die sie gegründet wurde, muss sich einiges ändern. Wir brauchen eine glaubwürdige Gleichstellungspolitik, in der Frauen als wahre Partnerinnen auf Augenhöhe, nicht als hübsche Deko verstanden werden.
Die Quote muss konsequent eingehalten werden. Es darf nicht mehr sein, dass Vorstände, Ortsvereine oder Listen ohne (mindestens) 40% Frauen auskommen und so von höheren Gremien bestätigt werden. Trotz eines eindeutigen Parteitagsbeschlusses zum Reißverschlussverfahren bei der Listenaufstellung wurden auch bei den anstehenden Kommunalwahlen in vielen Unterbezirken und Kreisverbänden Listen verabschiedet, die nicht unserem Standard einer sozialdemokratischen Gleichstellungspolitik entsprechen. Eine Partei für Frauenpolitik muss sich an ihren eigenen Handlungen messen lassen.
Des Weiteren ist es zentral, Quotierung auch in inoffiziellen Gremien wie Verhandlungsgruppen einzuhalten. Gerade in solchen Gruppen, in denen Quoten nicht offiziell eingehalten werden müssen sind Männer weiterhin deutlich überrepräsentiert. Ob Frauen nicht nur beteiligt werden wenn sie qua eines Parteitagsbeschlusses müssen, sondern in der Partei immer eine Rolle spielen symbolisiert die wahre Gleichstellungsfähigkeit einer Partei.
Die Vielfältigkeit der SPD muss öffentlich – auch im Wahlkampf dargestellt werden. Nur so können wir die Vielfältigkeit der Menschen in Deutschland verstehen und repräsentieren.
Eine weiblichere SPD bedeutet: mehr Frauen für die Mitarbeit in der SPD gewinnen. Deshalb müssen wir uns gezielt überlegen, wie wir Frauen für die politische Arbeit in der SPD werben können. Und mehr Frauen in der ersten Reihe! Wir wollen die Frauen nicht mehr hinten links zwischen drei Männer-Köpfen hindurchblitzen sehen. Frauen gehören in die erste Reihe, als Vorsitzende, nicht nur als Stellvertreterinnen. Erst wenn dies realisiert wird, können auch Gremien wie MinisterpräsidentInnen-Runden oder Zusammenkünfte der Landesparteivorsitzenden ausreichend quotiert sein. Das bedeutet Glaubwürdigkeit für eine sozialdemokratische Partei.
In unserem Grundsatzprogramm steht „wer die menschliche Gesellschaft will muss die männliche überwinden“. Dies gilt auch für die Sozialdemokratische Partei. Wer die menschliche SPD will muss die männliche überwinden. Wir wollen nicht mehr die Partei der alten, weißen Männer sein!

https://www.spd-fem.net/die-partei/alt-m%C3%A4nnlich-wei%C3%9F-%E2%80%93-die-spd-muss-bunter-werden

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