Eine Periode voller Missverständnisse und viele Regeln (Frauen)
Die Regel erschwert Millionen Frauen die Arbeit: Eine Firma aus Bristol fordert deshalb die Anerkennung als Krankheit. In Asien existiert seit 1947 "Menstruationsurlaub" - der heftig umstritten ist.
Schüttelfrost, Kreislaufprobleme, Rückenschmerzen, Unterleibskrämpfe: Viele Frauen leiden einmal im Monat unter teils starken Menstruationsschmerzen. Das wirft regelmäßig die Frage auf: zur Arbeit gehen oder krank Zuhause bleiben? Mit Schmerzmitteln durchhalten oder ausnutzen, dass in vielen Unternehmen erst ab dem dritten Krankheitstag ein ärztliches Attest verlangt wird?
Eine kleine Firma aus Großbritannien will dem Leiden nun ein Ende bereiten. Einmal im Monat dürfen Frauen bei der Eventfirma Coexist künftig zu Hause offiziell krank daheim bleiben. "In den vergangenen Jahren habe ich zu oft Frauen erlebt, die gelitten haben", erklärt die Geschäftsführerin Bex Baxter gegenüber der Lokalzeitung "Bristol Post". Es müsse Schluss sein mit der Scham und dem immer noch bestehenden Tabu um die weibliche Periode.
"Wenn jemand Schmerzen hat - gleich welcher Art - ermutigen wir den Mitarbeiter, nach Hause zu gehen", betont Baxter mit Blick auf die Gleichberechtigung. In ihrer Firma arbeiten 24 Frauen und sechs Männer, Verständnis habe sie für alle Beschwerden. Es sei deshalb unabdingbar, Frauen und ihr spezifisches Leiden als vollwertige Krankheit ernst zu nehmen.
Sie kritisiert, dass viele Chefs nicht verstünden, wie der Hormonhaushalt der Frauen funktioniert und wieso sie weniger leistungsfähig sind, wenn sie menstruieren. "Wenn Frauen ihre Periode haben, fallen sie in eine Art Winterzustand, in dem sie sich hormonell umgruppieren, wobei sie viel Wärme brauchen und wieder zu Kräften kommen müssen", erklärt die 40-Jährige. Es sei ein gewaltiges Missverständnis, dass ein Ausfall ein Unternehmen unproduktiv machen könnte. "In den Wochen danach, dem Frühlingszustand, sind sie dagegen dreimal so produktiv. "
Baxter plädiert daher für eine Balance zwischen Arbeitspensum und dem natürlichen Zyklus der Frau. Worum es ihr nicht geht: Frauen automatisch zu beurlauben. Die "Period Policy" ("Perioden-Richtlinie") solle auf Wunsch und nach Bedarf angewendet werden. Nicht jede Frau leidet unter Regelschmerzen, manche haben Endometriose und leiden dafür um so mehr.
Umstrittene Regelungen in Asien
Dabei ist die Diskussion in Großbritannien nicht neu. Bereits vor zwei Jahren forderte der britische Gynäkologie-Professor Gedis Grudzinskas einen sogenannten "Menstruationsurlaub". Frauen sollten demnach monatlich drei zusätzliche freie Tage erhalten, weil sie dann den Rest des Monats motivierter arbeiten würden, behauptete Grudzinkas.
Darauf entbrannte eine europaweite Diskussion. Entzürnte Feministinnen erinnerten ihre Geschlechtsgenossen an die Gleichstellung von Mann und Frau. Für manche wäre ein "Menstruationsurlaub" ein Rückschritt der Emanzipation, andere nannten die Diskussion um die weibliche Arbeitsfähigkeit sexistisch.
In Asien ist man mit der Diskussion seit fast 70 Jahren weiter, kennt aber auch die damit einhergehenden Probleme. Auf dem Papier heißt das: In Japan dürfen Frauen seit 1947 einen Tag frei nehmen; in Indonesien seit 1948 zwei Tage und in Taiwan seit 2013 sogar bis zu drei Tage pro Monat. Dabei regeln die Unternehmen unterschiedlich, ob die Tage als bezahlter oder unbezahlter Urlaub anerkannt werden.
Der "Menstrual Levae" sorgt seitdem aber immer wieder für Proteste und Diskriminierungsvorwürfe. Einerseits fordern viele Asiatinnen die Auszeit nicht ein - aus Angst, ihre Stelle zu verlieren. Andererseits werden Firmenchefs kritisiert, die ihre Arbeitnehmerinnen zwingen, ihre Menstruation mit blutigen Tampons oder Monatsbinden zu beweisen. Der Vorwurf: Sie könnten schließlich simulieren oder sich bereits in der Menopause befinden.
Nike als Vorbild, Toyota lehnte ab
In der männerdominierten Arbeitswelt Südkoreas besteht deshalb die Regelung einer Bonuszahlung für alle fleißigen Frauen, die trotz Schmerzen zur Arbeit erscheinen. Vorausgegangen waren dafür jedoch ebenfalls Proteste, diesmal von männlichen Aktivisten, die Frauen unterstellten, diese Gesetzeslücke schamlos auszunutzen.
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Das ganze Missverständnis -> http://www.msn.com/de-de/finanzen/top-stories/sollten-frauen-lieber-frei-oder-ein-attest-bekommen/ar-BBqiLCn?srcref=rss#page=2
Bonusmaterial:
Neuigkeiten aus dem frisch duftenden Freudental
Noch vor wenigen hundert Jahren glaubte man, dass die Berührung einer menstruierenden Frau Wein sauer mache, Bier umschlagen und Milch gerinnen lassen könne. Ferner würden Spiegel trübe werden und Metalle rosten, ...