Liste Femanzen Andrea Nahles (Liste Femanzen)
F461 Andrea Nahles – geboren am 20.06.1970 in Mendig (Rheinland-Pflalz) – Studium der Politik, Philosophie und Germanistik in Bonn - von 1995 bis 1999 Bundesvorsitzende der Jusos – Mitglied des Deutschen Bundestages seit 1998 für die SPD – von 2009 bis 2013 Generalsekretärin der SPD – seit 2013 Bundesministerin für Arbeit und Soziales - Nahles ist Mitglied der Parlamentarischen Linken und der Denkfabrik in der SPD-Bundestagsfraktion – www.andrea-nahles.de – andea.nahles@bundestag.de - http://autoimg.frauenzimmer.de/autoimg/940090/300x600/andrea-nahles-recht-auf-abwesenheit-statt-besserer-kinderbetreuung.jpg
“Ich brauche Feminismus, weil nur eine Gesellschaft, in der Frauen und Männer gleichgestellt sind, eine moderne Gesellschaft ist. Gleichstellung und Selbstbestimmung machen es Frauen und Männern möglich, aus eingefahrenen Rollen auszubrechen und die Herausforderungen im Alltag, in Beruf und Familie partnerschaftlich zu teilen, ohne dass einer der Partner den Kürzeren zieht.”
http://werbrauchtfeminismus.de/andrea-nahles/
SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles befürwortet Frauen-Quoten. Die jüngste Entscheidung der Telekom, bis Ende 2015 rund 30 Prozent der oberen und mittleren Führungspositionen mit Frauen besetzen zu wollen, sei ein „sehr erfreuliches Beispiel“, sagte sie der "WELT am Sonntag“.
Entsprechende Regelungen in der SPD hätten sich bewährt. „Die Quote hat mir geholfen, weil ich in der SPD ein Klima angetroffen habe, wo schon vorher Frauen Verantwortung hatten. Ich war nicht die erste Juso-Bundesvorsitzende, sondern die dritte. Ich musste nicht erst mal den Beweis antreten, dass ich es als Frau überhaupt kann. Das hat mir Kraft für andere Dinge gegeben“, erklärte die SPD-Politikerin.
Trotzdem gehöre zur Politik immer noch dazu, am Wochenende oder abends sehr viel Zeit bei Terminen zu verbringen. „Auch in unserer Partei bleiben viele Frauen deshalb lieber in der zweiten Reihe.“
Telekom-Chef René Obermann hatte vor wenigen Tagen angekündigt, der Konzern werde als erstes der 30 Dax-Unternehmen eine Frauenquote für die oberen und mittleren Führungspositionen zu schaffen. Die Regelung soll weltweit für den gesamten Konzern gelten.
Familienministerin Kristina Schröder (CDU) begrüßte die Initiative. Unternehmen könnten es sich nicht mehr leisten, in den Führungsetagen auf die Kompetenz von Frauen zu verzichten, erklärte sie. Sie freue sich, dass die Telekom mit gutem, freiwilligem Beispiel vorangehe.
Eine gesetzliche Regelung könne nur „Ultima ratio“ sein. In der „Financial Times Deutschland“ forderte Schröder von den Firmen eine genaue Aufschlüsselung, „welchen Frauenanteil es auf welchen Ebenen gibt und wie der sich entwickelt“. Dazu wolle sie Transparenz und Berichtspflichten verbessern.
Der Frauenanteil in deutschen Unternehmen ist vor allem in den Chefetagen verschwindend gering. Derzeit gibt es 2,5 Prozent weibliche Vorstände und knapp zehn Prozent weibliche Aufsichtsräte, wovon der große Teil über die Gewerkschaften entsandt wird.
http://www.welt.de/politik/article6856877/Nahles-fuer-Frauenquoten-in-Parteien-und-Firmen.html
Welt am Sonntag: Frau Nahles, die Telekom führt als erster Dax-Konzern eine Frauenquote ein. Die SPD hat seit 1988 eine 40-Prozent-Quote für Ämter und Mandate. Brauchen Frauen diese Krücke wirklich, um an die Spitze zu kommen?
Andrea Nahles: Unsere Erfahrungen sind, dass Appelle nicht fruchten. Sie bewegen nur im Einzelfall etwas, siehe das sehr erfreuliche Beispiel der Telekom. Aber unterm Strich haben wir seit über 20 Jahren keine Bewegung nach oben. Der Anteil an Frauen in Führungspositionen hat sich kaum verändert, obwohl das Bewusstsein gewachsen ist, dass das ungerecht ist. Aber es wirkt sich in der Praxis nicht aus.
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Welt am Sonntag: Woran liegt das?
Nahles: Zum einen funktioniert es vor allem in größeren Unternehmen mit stärkeren Hierarchien nicht, zu denen ja die Dax-Unternehmen gehören. Die haben zwar manchmal entsprechende Zielvorgaben, aber offenbar werden die nicht ernst genommen und schon gar nicht belohnt. In kleineren und mittleren Unternehmen haben Frauen eher eine Chance. Zum Zweiten fehlt es immer noch an Kinderbetreuung. Eine Karriere beginnt ja unten. Wenn man in den entscheidenden Jahren wegen einer Erziehungspause zwei Beförderungen verpasst, kommt man aus einer bestimmten Eingruppierung im Unternehmen nicht mehr raus. Der dritte Grund ist die Präsenz-Erwartung, die viele Chefs haben. Für die, die Karriere machen wollen, ist permanente Verfügbarkeit ein unausgesprochenes Gesetz.
Welt am Sonntag: Gilt das auch in Parteiführungen?
Nahles: Ja. Wobei ich denke, dass dies bei uns vor Einführung der Quote viel schlimmer war als heute. Trotzdem gehört zur Politik immer noch dazu, am Wochenende oder abends sehr viel Zeit bei Terminen zu verbringen. Auch in unserer Partei bleiben viele Frauen deshalb lieber in der zweiten Reihe.
Welt am Sonntag: Noch einmal zurück zur Quote: Sind Sie nicht der beste Beweis, dass man es als Frau auch ohne Quote schaffen kann?
Nahles: Die Quote hat mir geholfen, weil ich in der SPD ein Klima angetroffen habe, wo schon vorher Frauen Verantwortung hatten. Ich war nicht die erste Juso-Bundesvorsitzende, sondern die dritte. Ich musste nicht erst mal den Beweis antreten, dass ich es als Frau überhaupt kann. Das hat mir Kraft für andere Dinge gegeben.
Welt am Sonntag: Mal so von Frau zu Frau: Bewundern Sie Frau Merkel manchmal?
Nahles: Ich habe Respekt davor, dass sie es geschafft hat, als erste Frau an der Spitze Anerkennung zu bekommen – nicht nur in Deutschland, sondern auch im Ausland. Trotzdem fällt mir auf, dass sie sich vor allem moderierend verhält und nicht gestaltend.
Welt am Sonntag: Und das finden Sie typisch weiblich?
Nahles: Vielleicht. Vielleicht hat sie als Frau aber auch einfach nicht die nötige Unterstützung in der CDU, um eine mutige und vorwärts weisende Politik zu machen.
Welt am Sonntag: Wäre der Schrödersche Basta-Stil besser?
Nahles: Das ist nicht immer der beste Führungsstil, aber man kann nicht so eine zentrale Position innehaben und überhaupt nie Flagge zeigen.
Welt am Sonntag: Frau Merkel ist nicht nur die erste Bundeskanzlerin, sondern hat auch für die Einführung des Elterngelds gesorgt – angeblich ja eine SPD-Idee. Unter ihr ist auch erstmals eine Frau Arbeitsministerin geworden. Was hat die SPD bloß falsch gemacht?
Nahles: Das Elterngeld war unsere Idee. Und wieso falsch? Wir sind nicht mehr in der Regierung.
Welt am Sonntag: War die SPD aber mal.
Nahles: Da hatten wir aber auch starke Ministerinnen. Ulla Schmidt hat es geschafft, acht Jahre Gesundheitsministerin zu sein, einer der härtesten Jobs in Deutschland. Das muss man ihr erst mal nachmachen. Aber man muss auch mal sehen, dass Frau Merkel in einer Krisensituation an die Macht gekommen ist. Frau von der Leyen ist nur Arbeitsministerin geworden, weil ein Mann zurücktreten musste. Eine geplante Karriere reicht also offenbar nicht aus, um eine Frau ganz vorne in der Politik an die Macht zu bringen. Meist ist ihm ein Scheitern von Männern vorausgegangen.
Welt am Sonntag: Dann müssten Sie ja in der SPD derzeit gute Chancen haben. Wann, glauben Sie, wird Ihre Partei erstmals von einer Frau geführt werden?
Nahles: In absehbarer Zeit nicht. Aber immerhin hat sie schon einmal eine Frau als Generalsekretärin, erstmals in ihrer Geschichte.
Welt am Sonntag: Frau von der Leyen hat einmal erzählt, dass sie an ihrer Stimme gearbeitet hat, seit sie Bundesministerin ist. Gab es bei Ihnen ähnliche Erfahrungen?
Nahles: Das mit der Stimme wurde auch mir häufig gesagt, als ich Juso-Bundesvorsitzende war. Mich hatte ja niemand ausgebildet, vor tausend Leuten zu reden. Ich war dann aufgeregt, und weibliche Stimmen neigen dazu, bei Aufregung schrill zu werden. Deshalb habe auch ich mir schon mal eine Stimmtrainerin geholt, die mir half, die Stimme in den Griff zu bekommen. Frauen in der Öffentlichkeit müssen mehr in ihre Stimme investieren. Umgekehrt halten Männer oft endlos lange Reden. Das ist genauso unangenehm wie schrille Stimmen. (Lacht)
Welt am Sonntag: Kritiker in der SPD werfen Ihnen vor, intrigant und machtbewusst zu sein. Ist das der Preis, den man zahlen muss, wenn man als Frau nach oben will?
Nahles: Zumindest ist es ein Klassiker. Männer, die selbstbewusst mit Macht umgehen, werden „durchsetzungsstark“ genannt. Das ist mir nicht einmal in meiner Partei passiert. Bei mir war es dann gleich negativ besetzt. Viele Frauen machen den Fehler, dass sie sich für ihr Machtbewusstsein entschuldigen oder es kaschieren wollen. Weil sie merken, dass es für Frauen kein akzeptiertes Verhalten ist. Ich habe mich schon vor 15 Jahren entschieden, dass ich das nicht verstecken will. Wer in der Politik etwas gestalten will, braucht Macht und Einfluss. Aber natürlich sind die Reaktionen wesentlich heftiger, wenn es eine Frau ist, die das sagt.
Welt am Sonntag: Leiden Sie manchmal unter Ihrem Image?
Nahles: Leiden wäre zu viel gesagt. Aber mich stört, dass es nur ziemlich zweischneidige stereotype Wahrnehmungen von mir gibt.
Welt am Sonntag: Ist das ein typisches Frauenproblem?
Nahles: Ja. Schauen wir uns doch mal an, was es für Frauenbilder in der Öffentlichkeit gibt: die Jungfrau Maria, die Mutti und die Hexe. Aber die meisten Frauen sind anders.
Welt am Sonntag: Auch Männer werden auf Rollenbilder reduziert.
Nahles: Die männlichen Bilder sind nicht nur ausdifferenzierter, sondern grundsätzlich auch positiver. Nehmen wir den Manager etwa oder den Typ Professor. Die Frauenbilder sind hingegen alle ambivalent. Es gibt hierzulande immer noch kollektive Muster im Alltag, die Frauen beim Weiterkommen enorm behindern. Mit der Frauenquote haben wir viel erreicht. Vor allem ein kulturelles Umdenken. Aber die erwähnten Muster, die können nicht mit einer Frauenquote aus der Welt geschafft werden.
http://www.welt.de/politik/article6858640/Andrea-Nahles-rechnet-mit-spiessigem-Frauenbild-ab.html
SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles hat sich für Frauenquoten in Unternehmen und Parteien ausgesprochen. Ihre eigene Parteikarriere sei ihr leichter gefallen, weil in der SPD bereits eine Quote bestanden habe, sagte die ehemalige Juso-Chefin. Dennoch blieben auch bei den Sozialdemokraten viele Frauen in der zweiten Reihe.
SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles befürwortet Frauen-Quoten. Die jüngste Entscheidung der Telekom, bis Ende 2015 rund 30 Prozent der oberen und mittleren Führungspositionen mit Frauen besetzen zu wollen, sei ein "sehr erfreuliches Beispiel", sagte sie der "WELT am Sonntag".
Entsprechende Regelungen in der SPD hätten sich bewährt. "Die Quote hat mir geholfen, weil ich in der SPD ein Klima angetroffen habe, wo schon vorher Frauen Verantwortung hatten. Ich war nicht die erste Juso-Bundesvorsitzende, sondern die dritte. Ich musste nicht erst mal den Beweis antreten, dass ich es als Frau überhaupt kann. Das hat mir Kraft für andere Dinge gegeben", erklärte die SPD-Politikerin.
Trotzdem gehöre zur Politik immer noch dazu, am Wochenende oder abends sehr viel Zeit bei Terminen zu verbringen. "Auch in unserer Partei bleiben viele Frauen deshalb lieber in der zweiten Reihe."
Telekom-Chef René Obermann hatte vor wenigen Tagen angekündigt, der Konzern werde als erstes der 30 Dax-Unternehmen eine Frauenquote für die oberen und mittleren Führungspositionen zu schaffen. Die Regelung soll weltweit für den gesamten Konzern gelten.
Familienministerin Kristina Schröder (CDU) begrüßte die Initiative. Unternehmen könnten es sich nicht mehr leisten, in den Führungsetagen auf die Kompetenz von Frauen zu verzichten, erklärte sie. Sie freue sich, dass die Telekom mit gutem, freiwilligem Beispiel vorangehe.
Eine gesetzliche Regelung könne nur "Ultima ratio" sein. In der "Financial Times Deutschland" forderte Schröder von den Firmen eine genaue Aufschlüsselung, "welchen Frauenanteil es auf welchen Ebenen gibt und wie der sich entwickelt". Dazu wolle sie Transparenz und Berichtspflichten verbessern.
Der Frauenanteil in deutschen Unternehmen ist vor allem in den Chefetagen verschwindend gering. Derzeit gibt es 2,5 Prozent weibliche Vorstände und knapp zehn Prozent weibliche Aufsichtsräte, wovon der große Teil über die Gewerkschaften entsandt wird.
Das vollständige Interview mit Andrea Nahles lesen Sie in der "WELT am Sonntag"
SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles befürwortet Frauen-Quoten. Die jüngste Entscheidung der Telekom, bis Ende 2015 rund 30 Prozent der oberen und mittleren Führungspositionen mit Frauen besetzen zu wollen, sei ein "sehr erfreuliches Beispiel", sagte sie der "WELT am Sonntag".
Entsprechende Regelungen in der SPD hätten sich bewährt. "Die Quote hat mir geholfen, weil ich in der SPD ein Klima angetroffen habe, wo schon vorher Frauen Verantwortung hatten. Ich war nicht die erste Juso-Bundesvorsitzende, sondern die dritte. Ich musste nicht erst mal den Beweis antreten, dass ich es als Frau überhaupt kann. Das hat mir Kraft für andere Dinge gegeben", erklärte die SPD-Politikerin.
Trotzdem gehöre zur Politik immer noch dazu, am Wochenende oder abends sehr viel Zeit bei Terminen zu verbringen. "Auch in unserer Partei bleiben viele Frauen deshalb lieber in der zweiten Reihe."
Telekom-Chef René Obermann hatte vor wenigen Tagen angekündigt, der Konzern werde als erstes der 30 Dax-Unternehmen eine Frauenquote für die oberen und mittleren Führungspositionen zu schaffen. Die Regelung soll weltweit für den gesamten Konzern gelten.
Familienministerin Kristina Schröder (CDU) begrüßte die Initiative. Unternehmen könnten es sich nicht mehr leisten, in den Führungsetagen auf die Kompetenz von Frauen zu verzichten, erklärte sie. Sie freue sich, dass die Telekom mit gutem, freiwilligem Beispiel vorangehe.
Eine gesetzliche Regelung könne nur "Ultima ratio" sein. In der "Financial Times Deutschland" forderte Schröder von den Firmen eine genaue Aufschlüsselung, "welchen Frauenanteil es auf welchen Ebenen gibt und wie der sich entwickelt". Dazu wolle sie Transparenz und Berichtspflichten verbessern.
Der Frauenanteil in deutschen Unternehmen ist vor allem in den Chefetagen verschwindend gering. Derzeit gibt es 2,5 Prozent weibliche Vorstände und knapp zehn Prozent weibliche Aufsichtsräte, wovon der große Teil über die Gewerkschaften entsandt wird.
http://www.welt.de/politik/article6856877/Nahles-fuer-Frauenquoten-in-Parteien-und-Firmen.html
Manuela Schwesig und die Frauenquote, Andrea Nahles und das Rentenpaket
Manuela Schwesig und die Frauenquote
Den vielleicht schönsten Satz zum Thema Frauenquote hat die neue Wirtschaftsweise Isabel Schnabel gesagt. „Es gibt genügend unfähige Männer in Spitzenpositionen“, so die 42-jährige Finanzökonomin, „da verkraften wir auch ein paar Frauen.“ Wozu also die ganze Aufregung, nach langen Jahren des politischen Tauziehens und der nicht eingehaltenen Selbstverpflichtungen seitens der Wirtschaft?
Die Schlacht ist geschlagen, die Argumente sind ausgetauscht, die Frauenquote kommt. Noch in diesen Sommerwochen möchte Familienministerin Manuela Schwesig (gemeinsam mit Justizkollegen Maas) ihren Gesetzentwurf vom Kabinett absegnen lassen. Er verpflichtet von 2016 an rund 100 börsennotierte und zugleich mitbestimmungspflichtige Unternehmen auf eine Frauenquote von 30 Prozent in Aufsichtsräten. Und er schreibt zweitens 3500 weiteren größeren börsennotierten Unternehmen vor, eigene Zielvorgaben zu erarbeiten und zu veröffentlichen, die auf einen höheren Anteil von Frauen in Vorstand, Aufsichtsrat und Spitzenmanagement abzielen.
Diese Eckpunkte sind seit Monaten bekannt. Trotzdem ist das Gezeter (noch einmal) groß. Auf der einen Seite können sich die Wirtschaftsverbände nicht recht entscheiden, ob sie die Quote als „reine Schaufensterpolitik“ der Lächerlichkeit preisgeben oder aber als Generalangriff auf die unternehmerische Selbstbestimmung und das Leistungsprinzip verteufeln wollen. Auf der anderen Seite monieren die Grünen, das Gesetz sei nicht ambitioniert genug. „Wir streiten seit mehr als zehn Jahren für mehr Frauen in Aufsichtsräten“, so die stellvertretende Grünen-Fraktionsvorsitzende Kerstin Andreae: „Da springt Manuela Schwesig deutlich zu kurz.“
Ginge es nach den Grünen, käme nur auf die Kapitalseite eine gesetzliche 40-Prozent-Quote in Aufsichtsräten von allen 3600 Unternehmen zu, während die Arbeitnehmerseite ihre Vertreter entsprechend des Geschlechterverhältnisses in der Belegschaft entsenden dürfte – was eine ziemliche Bevorzugung wäre.
Einig sind sich Politik und Wirtschaft darin, dass es sich bei der Quote vor allem um ein symbolisches Instrument handelt: Mehr Sichtbarkeit kann langfristig helfen, dass weniger Frauen ihre Erwerbsbiografien unterbrechen, mehr Frauen sich für Maschinenbau und Chemie interessieren – und dass die Unternehmenskultur in Deutschland insgesamt familienfreundlicher wird.
Im Interesse der Sache täte die große Koalition daher gut daran, manche Einwände von Wirtschaft und Opposition nicht nur noch einmal zu überdenken, sondern ihnen auch zu folgen. Einen mittelständischen Maschinenbauer mit zwei, drei Vorständen zu zwingen, sich die Berufung einer Frau ins operative Führungsgremium zum Ziel zu setzen, obwohl es weit und breit keine qualifizierten Bewerberinnen gibt – das ist nicht nur merkwürdig, sondern auch politisch nicht zielführend, weil es die Quote verleumdungsfähig macht. Auch kann niemand ein Interesse daran haben, Frauen übereilig in Spitzenpositionen zu befördern, denen sie möglicherweise (noch) nicht gewachsen sind.
In den vergangenen Wochen jedenfalls waren in Deutschland nicht mehr Frauen in Vorstandsetagen sichtbar – sondern mehr Frauen, die sich aus Vorständen verabschiedeten: Von 19 Frauen, die seit 2008 in Dax-Vorstände berufen wurden, sind sieben – darunter Brigitte Ederer, Barbara Kux (Siemens), Marion Schick (Telekom) und Elke Strathmann (Continental) – schon wieder ausgeschieden.
Andrea Nahles und die Tarifeinheit
Die Frau hatte noch nicht genug. Der Koalitionspartner schon. Das schlanke Eckpunktepapier zur Tarifeinheit hatte Sozialministerin Andrea Nahles fertig abgestimmt, warum also nicht ins Kabinett damit, noch schnell vor der Sommerpause? Darum, fanden sie plötzlich in der Union. Nicht noch mehr Nahles, nach Rentenpaket und 8,50 Euro Mindestlohn. Das Papier verschwand von der Tagesordnung.
In der Tat ist die Sache, um die es geht, kompliziert. Denn im Kern geht es um eine Verfassungsfrage: Darf das Streikrecht der Gewerkschaften des Unternehmensfriedens zuliebe eingeschränkt werden – oder nicht? Seit einem Gerichtsurteil aus dem Jahr 2010 gilt der einstige Grundsatz „ein Betrieb, ein Tarifvertrag“ nämlich nicht mehr ohne Weiteres. Ein Tarifeinheitsgesetz würde bei konkurrierenden Gewerkschaften unter einem Dach künftig wieder festlegen, wann welche das Sagen hat.
ei der Deutschen Bahn mit ihren Lokführern oder der Lufthansa mit ihren Piloten können sie ein garstiges Liedchen davon singen, was es heißt, von kleinen, griffigen Spartengewerkschaften in die Zange genommen zu werden.
Warum die Sache dennoch ziemlich heikel ist, wird an einem einzigen Satz deutlich. Im Eckpunktepapier steht der brisante Passus, die „Erstreckung der Friedenspflicht aus dem Tarifvertrag der Mehrheitsgewerkschaft“ schließe auch eine Minderheitsvertretung mit ein. Erbitterte Gegner der Tarifeinheit wie die Ärztevertretung Marburger Bund geißeln dies als „Frontalangriff“ auf das Grundgesetz. Artikel 9 schütze schließlich das Streikrecht. Wie praktisch, dass mit Rudolf Henke der Chef des Marburger Bundes im Bundestag sitzt. Für die CDU.
Noch schwieriger wird die Angelegenheit für Nahles als federführende Ministerin, weil Arbeitgeberverband und Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB) sich in der Sache schon mal einiger waren. Noch während der Koalitionsverhandlungen hatten Arbeitgeber und DGB gemeinsame Sache gemacht und den Verhandlern Einigkeit in Sachen Tarifeinheit signalisiert.
Doch mittlerweile ziehen im DGB nicht mehr alle am gleichen Arbeiterstrang. Vor allem die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi will nicht mehr, sie ist sich ihrer Stärke nicht mehr so sicher. Nahles ist also eingekeilt zwischen Unions-Kritik und Gewerkschaftsforderungen – ein Déjà-vu.
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