In jedem Einwanderungsland entstehen Enklaven (Allgemein)
Interview Wolfgang Streeck: "In jedem Einwanderungsland entstehen Enklaven", Wirtschaftswoche am 11. März 2016
Zur linken politischen Tradition gehört die Verbindung von Solidarität und Internationalismus. Heute ist daraus der Sozialstaat einerseits und andererseits das Ideal der offenen Grenzen geworden. Jetzt wird klar, dass das nicht recht zusammenpasst. Die Frage ist: Wie kommt die Linke aus diesem Dilemma heraus?
[Es gibt] eine starke Korrelation zwischen der Homogenität einer Gesellschaft und der Bereitschaft, sozialstaatliche Transfers zu unterstützen. Je heterogener eine Gesellschaft wird, desto geringer wird diese Bereitschaft. Das gilt vor allem für die Mittelschicht. In Schweden kann man sehen, dass die Unterstützung für den Sozialstaat in dem Maße abgenommen hat, wie die schwedische Bevölkerung ethnisch heterogener wurde. Das hat damit zu tun, dass einem Transfersystem immer mehr oder weniger verschwiegene Annahmen darüber zugrunde liegen, wie sich der Begünstigte zu verhalten hat.
Wenn die Deutschen ein Einwanderungsland sein wollen, werden sie lernen müssen, mit einem gewissen Maß an binnengesellschaftlicher Segregation zu leben. Die Vorstellung etwa, dass man ethnische oder kulturelle Inselbildung durch weiträumige Verteilung der Einwanderer verhindern kann - 20 Afghanen nach Mecklenburg-Vorpommern! - ist völlig abwegig und dient ausschließlich der Beruhigung der Wähler. Die Einwanderer wollen nicht verteilt wohnen. Den Anspruch, dass der Fremde aufhört, ein solcher zu sein, und zwar sofort, und dass er von nun an so funktioniert wie ich, muss man radikal zurücknehmen.
In einem Einwanderungsland bilden sich immer Enklaven von Angehörigen bestimmter Herkunftsländer, die unter sich ihre eigene Ordnung etablieren, mehr oder weniger in Einklang mit der umgebenden Gesellschaft. Wenn muslimische Einwanderer in Deutschland nach der Scharia heiraten wollen, werden sie das tun.
Wie weit diese Art von Rechtspluralismus gehen darf und wie weit nicht, muss an den Grenzen zwischen Einwanderer- und Aufnahmegesellschaft ausgehandelt werden. Das ist nie einfach. Aber am schwierigsten wird es, wenn man die Bildung von Enklaven generell verbieten will. In dem Fall muss man konsequent sein und Einwanderung überhaupt verbieten.
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Ich will, dass der Femiwahn aufhört in Deutschland, und zwar Dalli!