"Die männliche Sexualität ist domestiziert" (Feminismus)
Das sagt Michael Kumpfmüller, Autor des Buches "Die Erziehung des Mannes":
In einem Gespräch mit der WELT spricht er über postfeministische Männer, die unausgesprochenen Wünsche ihrer Frauen und den Import von echten Kerlen:
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Wir sind, was die Gleichberechtigungsfragen angeht, eine Lost Generation. Wir sind die ersten, die gelernt haben, dass Frauen für ihre Rechte kämpfen müssen. Meine Mutter musste noch meinen Vater fragen, ob sie arbeiten gehen darf. Daraus ergibt sich aber ein doppeltes Dilemma. Es gibt keine festen Rollenzuschreibungen mehr. Es ist meiner Beobachtung nach so, dass jede Beziehung ein Ressourcenproblem hat, das mit Kindern noch einmal verschärft wird. Das betrifft die Zeit, das Geld, die Anerkennung des anderen und seiner Leistung. Das Problem haben wir alle, unabhängig vom Geschlecht. Aber in den Kämpfen, die nun ausgetragen werden müssen und ausgetragen werden, gibt es einen fundamentalen Unterschied. Die Frau ist ideologisch bewaffnet, der Mann nicht. Die Frau kann immer in diesen Verteilungskämpfen auf das Allgemeine rekurrieren. Das kann der postfeministische Mann nicht. Der ist sozusagen waffenlos. Er kann den Feminismus nicht kassieren, das will er auch nicht; es gibt keinen Weg zurück. Ich bin auch eher ein sanfter Mann und habe dann oft gehört, auch von den Frauen selbst: Du musst einfach mal eine klare Ansage machen. Der Ausweg ist also: Werde wieder der alte Mann. Am Ende hilft da nur Humor, um zu erkennen, dass man gemeinsam in diesen Fallen sitzt.
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Vor einigen Jahren war ich in Finnland. Die finnischen Männer sind noch domestizierter als die deutschen, also alle ganz brav, und sehr traurig, auch deshalb, weil es kein Licht gibt, und sie trinken sehr viel … Die Pointe ist: Immer mehr finnische Frauen holen sich aus anderen Ländern "richtige" Männer. Ich versuche das jetzt mit Shakespear'schem Humor zu sagen. Aber natürlich ist das eine Katastrophe. Denn es bedeutet: Man kann es nur falsch machen. Natürlich ist das alles auch für Frauen schwierig. Aber die Koexistenz von emanzipiertem Auftreten, beruflichem Erfolg und einer forcierten Weiblichkeit kann die Frau besser integrieren als der Mann den impliziten Befehl, dass er gleichzeitig der Ansager sein muss und der Partner. Ich weiß nicht, wie das gehen soll. Man müsste darüber sprechen und auch gemeinsam darüber lachen: Lass mich dein Hengst sein – und fünf Minuten später räume ich die Spülmaschine aus.
Klingt so, als hätte sich hier einer gründlich mit dem Geschlechterfiasko durch Feminismus beschäftigt und ein kluges Buch dazu geschrieben. Finde ich sehr gut, wenn's auch mir und meiner Generation in diesem Leben nicht mehr viel helfen kann, aber hoffentlich meinem Sohn...
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Linke sind die Cholera, Rechte sind die Pest
und besser ist’s auch nicht beim Rest!