3Sat nano am 14.07.2016, Mediathek: (Familie)
Familienpsychologische Gutachten: mangelhaft
Es fehlt an qualifizierten Sachverständigen
Der Deutsche Richterbund (DRB) hat eine aus seiner Sicht mangelhafte Ausbildung mancher Gutachter beim Familienrecht beklagt.
"Nach den Erfahrungen aus der Praxis weisen bis zu zehn Prozent der Gutachter keine hinreichende berufliche Qualifikation auf", erklärte DRB-Präsidiumsmitglied Joachim Lüblinghoff. "Das bedeutet: Jährlich könnten bis zu 1000 Gutachten fehlerhaft sein", so Lüblinghoff. Jedes Jahr werden laut DRB bis zu 10.000 Gutachten in familiengerichtlichen Verfahren erstellt.
Der Jurist begrüßte den Gesetzentwurf von Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD), der die Qualifikation von Gutachtern in familienrechtlichen Verfahren verbessern soll. Der Richterbund dringe seit langem auf klare Vorgaben.
Bisher mussten Gutachter keine bestimmte Qualifikation nachweisen, um familienpsychologische Gutachten zu erstellen. Dem Gesetzentwurf zufolge müssen Sachverständige künftig etwa eine psychologische, medizinische oder pädagogische Berufsqualifikation nachweisen. Lüblinghoff riet allerdings dem Gesetzgeber zu überdenken, "ob allein eine pädagogische Ausbildung ausreicht, um einfamilienpsychologisches Gutachten zu erstellen".
Der Gesetzentwurf sieht weiter vor, dass das Gericht die Parteien anhören muss, bevor es einen Gutachter ernennt. Zudem muss der Gutachter das Gericht sofort informieren, falls Gründe vorliegen, die seine Unparteilichkeit in Frage stellen. Lüblinghoff begrüßte dies: "Es führt zu mehr Transparenz - und damit auch zu einer höheren Akzeptanz der Gutachten."
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Kinder brauchen Kontakt
Gefahr für Depressionen ist bei Scheidungskindern groß
"Kontaktabbruch zu Eltern macht Scheidungskinder krank", sagt Ursula Gresser. Die Medizinerin hat die sechs neuesten internationalen Studien zu dem Thema ausgewertet.
"Der Kontaktabbruch zu lebenden Eltern schädigt die Kinder etwa doppelt so lang und dreimal so intensiv wie der Kontaktabbruch aufgrund von Tod eines Elternteils", so Gresser. Am häufigsten trete laut den Studien die Depression auf, am zweithäufigsten die Suchterkrankung. "Juristen können sich nicht mehr darauf berufen, dass sie mit Kontaktabbruch zum Wohl eines Kindes handeln. Wer jetzt noch Kontaktabbruch veranlasst, handelt im Wissen der Schädigung."
Mindestens zwölf Prozent der Kinder haben geschiedene Eltern
Im Jahr 2014 wurden in Deutschland nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 166.199 Ehen geschieden. Betroffen davon waren 134.803 minderjährige Scheidungskinder, die ihr Zuhause so, wie sie es kannten, verloren. Offizielle Zahlen über Trennungskinder von unverheirateten Eltern gibt es nicht.
Und immer mehr Auseinandersetzungen zwischen Ex-Partnern über den Umgang mit den gemeinsamen Kindern landen vor Gericht. 2014 gab es 56.400 Verfahren um Umgangsstreitigkeiten an deutschen Gerichten, zehn Jahre zuvor waren es nur 35.156 gewesen.
Jede sechste Familie mit minderjährigen Kindern in Deutschland hat nach Einschätzung des "Deutschen Jugend Instituts" (DJI) eine Trennungsgeschichte hinter sich. Das Institut geht davon aus, dass mindestens 12,5 Prozent der Minderjährigen getrennt lebende Eltern haben. Andere Studien kommen sogar zu Ergebnissen von mehr als 20 Prozent.
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- 3Sat nano am 14.07.2016, Mediathek: -
Flohgast,
14.07.2016, 19:02
- 3Sat nano am 14.07.2016, Mediathek: - Varano, 15.07.2016, 01:07