Wenn der Mensch zur MenschIn wird - oder:

Wieviel »Gleichberechtigung« verträgt das Land?

How much »equality« the country can stand?

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Liste Femanzen Natalie Trummer (Liste Femanzen)

Oberkellner @, Tuesday, 13.09.2016, 15:15 (vor 2999 Tagen)
bearbeitet von Oberkellner, Tuesday, 13.09.2016, 15:30

F471 Natalie Trummer – CH – geboren 1972 - Studium der Geschichte, Islamwissenschaften und Volkswirtschaft – seit 2008 Geschäftsleiterin Terres des Femmes Schweiz – www.terres-des-femmes.chwww.frauenrechte.ch - n_trummer@terres-des-femmes.ch - geschäftsleitung@terres-des-femmes.ch - http://www.20min.ch/dyim/225e0b/B.M220,0/images/content/1/4/6/14642824/41/2.jpg

Der Zürcher Strassenstrich und der erste Strichplatz prägen die Diskussion über den Umgang mit Prostitution. Feministinnen legen nun ihre Standpunkte dar. Natalie Trummer erklärt, warum das nötig ist.
Frau Trummer, sind Prostituierte emanzipierte Frauen oder im Gegenteil Opfer von patriarchaler Gewalt?
Die Frage ist typisch für die gegenwärtige Diskussion über die Sexarbeit – sie ist pauschalisierend und vereinfacht ein komplexes Thema auf eine unangebrachte, irreführende und wenig hilfreiche Art und Weise. Meine Antwort lautet deshalb: Das ist sehr individuell, denn Sexarbeiterinnen stellen keine homogene Gruppe dar. Feministisches Gedankengut ist unter den Frauen, die in der Sexarbeit tätig sind, sehr wohl anzutreffen. Und Opfer gibt es auch; wobei sich die Frage stellt, von was oder von wem die Sexarbeiterinnen eigentlich in erster Linie Opfer sind.
Darauf kommen wir später noch zu sprechen. Erläutern Sie doch zunächst einmal, warum es überhaupt ein feministisches Grundsatzpapier zur Prostitution in der Schweiz braucht.
Wir, und das sind die Vertreterinnen verschiedenster Organisationen, stellen fest, dass es in der derzeitigen Debatte fast nur um technische oder regulatorische Fragen geht , dies insbesondere auch in der Stadt Zürich. Wo dürfen die Frauen anschaffen und wo nicht? Welche Bewilligungs- und Kontrollprozedere und welche neuen Auflagen sollen eingeführt werden? Und so weiter und so fort. Die Metaebene wird dabei völlig ausgeblendet, das ist falsch und gefährlich, auch angesichts der diversen politischen Vorstösse, die auf Bundesebene und in den Kantonen hängig sind.
Und was ist Ihre Conclusio, aus feministischer Sicht?
Wir haben selbstbestimmte Entscheide von Sexarbeiterinnen ernst zu nehmen, und zwar unabhängig davon, ob diese in die feministischen Theorien passen oder nicht. Die Theorie muss sich der Praxis anpassen und nicht umgekehrt. Oder anders gesagt: Ich als Feministin habe zu akzeptieren, dass sich eine Frau, die zwischen verschiedenen Optionen wählen kann, für die Prostitution entscheidet. Und ihr stehen in der Sexarbeit sämtliche Rechte zu, und zwar uneingeschränkt: die Menschenrechte, die persönlichen und wirtschaftlichen Rechte, die Bürgerrechte und das Recht auf physische und psychische Integrität. Es gibt keinen Grund dafür, einer Sexarbeiterin die Fähigkeit, Entscheide zu treffen und frei zu handeln, generell abzusprechen. Dabei ist streng zwischen Zwangsprostitution, Menschenhandel und freiwilliger, selbstbestimmter Prostitution zu unterscheiden, das ist ein ganz wesentlicher Punkt.

Gerade von feministischer Seite ist aber zu hören, Prostitution sei grundsätzlich Ausbeutung und freiwillige, selbstbestimmte Sexarbeit gar nicht möglich.
Wir vertreten klar eine andere Auffassung. Es gibt Frauen, Männer und Transmenschen, die sich für die Sexarbeit entschieden haben und sich keinen anderen Beruf wünschen. Andere haben zwischen verschiedenen Optionen gewählt, und das können schlechte und schlechtere, gute und bessere Optionen sein, die immer in einem bestimmten Kontext stehen. Eine Frau kann sich also dafür entscheiden, dass sie der Armut und der Perspektivenlosigkeit entfliehen will, indem sie sich in einem reichen, westlichen Land prostituiert. Oder dass sie nicht mehr Tag für Tag im Supermarkt an der Kasse sitzen will. Solche Entscheide zwischen mehreren Optionen haben wir zu akzeptieren. Im Übrigen verkaufen die Prostituierten weder sich noch ihren Körper. Sie bieten eine Dienstleistung an, eine intime und eine, die enge Kontakte mit anderen Menschen erfordert. Das liegt nicht allen. Das Gleiche gilt jedoch auch für pflegerische Arbeiten.
Ist für Sie die Prostitution ein Beruf wie jeder andere?
Nein, es ist ein risikoreicher Job, der gesellschaftlich stigmatisiert ist und die Gefahr von Ausbeutung birgt – wie jedoch manch andere Berufe auch. Aus feministischer Sicht fordern wir deshalb faire und würdige Arbeitsbedingungen, die Entkriminalisierung und ein Empowerment der Sexarbeiterinnen, die wir ernst nehmen und nicht bevormunden. Prostitution hat durchaus Emanzipationspotenzial. Die Frauen verdienen Geld, durchbrechen Hierarchien, übernehmen Verantwortung, werden unabhängiger – auch von den Männern – und können Lebensträume verwirklichen: ein Geschäft eröffnen oder für sich und ihre Familien ein Haus bauen lassen. Viele Sexarbeiterinnen sind tüchtige Geschäftsfrauen. Das geht oft vergessen, weil das Bild der ausgebeuteten Strassenprostituierten, die unter der Fuchtel von Zuhältern und Menschenhändlern steht, die Debatte prägt; dies, obwohl die meisten indoor arbeiten.
Würden Sie einer Frau empfehlen, den Beruf einer Prostituierten auszuüben?
Die Frage ist provokativ. Es geht nicht darum, dass wir als Feministinnen zur Sexarbeit aufrufen. Es geht aber auch nicht darum, die Sexarbeit zu verdammen; abgesehen davon sind die Grenzen ja fliessend. Eine Frau, die von ihrem Geliebten teure Geschenke erhält, gilt nicht als Prostituierte, ebenso wenig die Frau, die offen und zielstrebig nach einem reichen Ehemann sucht. Auch Pornodarstellerinnen oder Telefonsex-Anbieterinnen sind keine Prostituierte, und im Kanton Genf werden Frauen, die sexuelle Dienstleistungen für Menschen mit Behinderungen anbieten, vom Prostitutionsgesetz explizit ausgenommen. Doch um auf Ihre Frage zurückzukommen: Es gibt Frauen, die sich prostituieren. Punkt. Das ist ein Fakt – unabhängig davon, ob ich den Beruf jemandem empfehle oder nicht. Und ich wünsche all diesen Frauen, dass sie in ihrem anspruchsvollen Beruf gute, anständige, sichere Bedingungen antreffen, dass sie keinen Schaden nehmen und nicht mit gesellschaftlicher Ächtung bestraft werden. Nur so wird es ihnen möglich sein, den Beruf auch zu ändern, falls sie dies wünschen und falls sie die Möglichkeit dazu haben.
Fakten, Positionen, Visionen
brh. ⋅ Fünf Nichtregierungsorganisationen haben diesen Sommer das «Diskussionspapier Sexarbeit» veröffentlicht, das «Fakten, Positionen und Visionen aus feministischer Perspektive» abhandelt. Zu den Verfasserinnen gehören: Natalie Trummer und Aglaia Wespe von Terre des Femmes Schweiz, Rebecca Angelini von der Fachstelle Frauenhandel und Frauenmigration (FIZ), Theodora Leite Stampfli von der Feministischen Friedensorganisation (cfd) sowie die Menschenrechtsexpertin Stella Jegher. Mitgetragen wird das Diskussionspapier zudem von der Berner Fachstelle für Sexarbeit Xenia sowie vom schweizerischen Netzwerk Prokore, das sich für die Rechte der Menschen in der Sexarbeit einsetzt.
Haben Sie eine Erklärung dafür, warum über Prostitution bis heute derart emotional diskutiert wird?
Ich vermute, es liegt an der weiblichen Sexualität, die immer noch ein Tabuthema ist. Einerseits besteht wohl nach wie vor eine unterschwellige Angst vor einer sehr selbstbewussten, promiskuitiven weiblichen Sexualität – und andererseits wird die weibliche Sexualität als etwas Heiliges auf den Altar gehoben. Ich vertrete einen pragmatischen Standpunkt. Jeder und jede soll selber entscheiden können, wie er oder sie mit der Sexualität umgeht. Man kann Geld und Geschenke dafür entgegennehmen oder nicht. Man kann oft Sex haben oder nicht, mit einem oder mit mehreren Partnern. Aus feministischer Sicht wehren wir uns dagegen, dass die weibliche Sexualität, die ausserhalb der Norm stattfindet, eingeschränkt wird.
Um auf Ihre eingangs erwähnte Bemerkung zurückzukommen: Von was oder von wem sind Prostituierte Opfer?
Beratungsstellen wie die FIZ in Zürich stellen fest, dass für die Sexarbeiterinnen die Ausgrenzung meist das grössere Problem darstellt als die Gewalt von Freiern oder Zuhältern. Sexarbeit ist immer noch derart stigmatisiert, auch in der Schweiz, dass viele ein Doppelleben führen. Das permanente Verheimlichen ist mit psychischen Belastungen verbunden, die krank machen können. Will man die Sexarbeiterinnen stärken, braucht es gesellschaftliche Anerkennung – keine Prostitutionsverbote.

http://www.nzz.ch/zuerich/die-emanzipierte-prostituierte-1.18406146

Interview mit Natalie Trummer, Geschäftsleiterin von TERRE DES FEMMES Schweiz. Natalie Trummer war als Vertreterin der NGO-Koordination Post-Beijing Mitglied der Schweizer Delegation an der diesjährigen CSW in New York.
AI: Was ist deine Bilanz nach zwei Wochen Verhandlungen in New York?
Auffallend war die von Anfang an starke Polarisierung der Länderdelegationen: Da sind auf der einen Seite die politisch und moralisch argumentierenden Delegationen, auf der anderen diejenigen, die bereit sind, sich den gesellschaftlichen Problemen zu stellen und sie anzugehen. An dieser Polarisierung ändern meines Erachtens auch die nun verabschiedeten agreed conclusions nicht viel.
Es war aber auch von Anfang an allen Delegationen klar, dass weder UN Women noch die NGOs ein Scheitern der Verhandlungen akzeptieren würden. Der Druck auf die Konferenz war dem entsprechend gross und nahm mit jedem Tag weiter zu. Auch wenn es schwierig und langwierig werden würde, musste ein Konsens gefunden werden. Den Delegationen, die Brücken suchten oder bauten, kam dabei eine besondere Rolle zu.
Was wird dir besonders positiv in Erinnerung bleiben?
Nachhaltig beeindruckt haben mich Michelle Bachelet und Lakshmi Puri, die Direktorin und die Vizedirektorin von UN Women, die ich mehrmals live erleben durfte. Sie haben es geschafft, den Delegationen klar zu machen, dass es hier nicht einfach um ein Papier geht oder um diplomatische Karrieren, sondern dass die Frauen und Mädchen dieser Welt auf uns schauen und von uns erwarten, dass wir ein Dokument verabschieden, das über eine starke Sprache verfügt, damit der Gewalt an Frauen und Mädchen Einhalt geboten werden kann.
… und auf der Seite der negativen Erinnerungen?
Die Tatsache, dass es Staaten gibt, die nationale und moralisch-religiöse Direktiven unter allen Umständen aufrechterhalten. Und das auf dem Buckel von Millionen Frauen und Mädchen. Dieser Zynismus und diese Ignoranz waren für mich persönlich kaum zu ertragen, das hat mich nur noch mehr darin bestärkt, dass es kein wichtigeres Thema gibt, als sich für das Selbstbestimmungsrecht von Frauen und Mädchen einzusetzen.
Wie wurde über die sexuellen und reproduktiven Rechte diskutiert?
Es war offensichtlich, dass die sexuellen und reproduktiven Rechte vom Heiligen Stuhl und von konservativen Staaten als moralisch verwerflich betrachtet werden und sie in diesen Rechten eine Bedrohung für werdendes Leben sehen. Diese Ansichten waren an der CSW stark vertreten. Demgegenüber betonten die progressiven Staaten das Selbstbestimmungsrecht als Menschenrecht. Andere Staaten, die mit einer hohen HIV/Aids Rate zu kämpfen haben oder wo die Armut ein Problem darstellt, haben sich tendenziell für eine starke Sprache in Bezug auf die sexuellen und reproduktiven Rechte eingesetzt.
Was für Zeichen gibt uns die CSW mit Blick auf die kommenden Diskussionen um Kairo+20? Eher positive oder negative?
Ich fürchte, dass sich die Radikalisierungen in den arabischen Ländern seit dem arabischen Frühling durchaus negativ für Kairo+20 auswirken könnten. Es wird wohl darauf ankommen, ob in der Zwischenzeit die fundamentalistischen und konservativen Kräfte weiter etablieren oder aber eher wieder zurückgedrängt werden. Ich denke, es wird schwierig werden, die sexuellen und reproduktiven Rechte zu stärken, aber vielleicht können die agreed conclusions doch eine Grundlage bilden. Ich denke aber, dass die progressiven Staaten und die Uno bereits jetzt mit dem Lobbying anfangen müssen. Hier kommt auch den NGOs eine wichtige Rolle zu.
https://www.amnesty.ch/de/themen/frauenrechte/dok/2013/interview-nathalie-trummer-auffallend-war-die-von-anfang-starke-polarisierung-der-laenderdelegationen

Seitensprünge, Anzüglichkeiten und getätschelte Hintern: In der SF-Serie «Mad Men» gehts frauenfeindlich zu und her. Oder doch nicht? Gleichstellungs-Expertinnen sind sich uneins.
Chefsekretärin Joan Holloway – rothaarig und üppig – deckt die Tastatur einer Schreibmaschine ab und erklärt: «Es sieht kompliziert aus, aber die Männer haben sie so erfunden und konstruiert, dass auch wir Frauen sie bedienen können.» «Das hoffe ich», antwortet scheu Peggy Olsen, die neue Sekretärin.
Von vielen Szenen ist dies bloss eine, in denen die Macher von «Mad Men» genüsslich veraltete Rollenbilder breitwalzen. «Mad Men» ist jene preisgekrönte Kultserie aus den USA, die Aufstieg und Fall des Werbemanns Don Draper im Amerika der 1960er-Jahre schildert. Seit Anfang August strahlt auch das Schweizer Fernsehen die erste Staffel der Serie aus, jeweils eine Episode pro Montagnacht (23.45 Uhr).
Hoch ästhetisch, aber reaktionär?
«Ja, diese SF-Serie ist frauenfeindlich», sagt Natalie Trummer, die Co-Geschäftsleiterin von Terre des Femmes Schweiz. «Die Frauen sind in ‹Mad Men› entweder, wie eine Geliebte Drapers sagt, ‹Medizin für die Männer› oder blosse Dekoration. Ausserdem helfen sie kräftig mit, den Status quo zu erhalten.»
Der Historikerin zufolge verstärkt die «hoch ästhetische Filmreihe» einen aktuellen Trend, der das Machtgefüge zwischen den Geschlechtern wieder zugunsten des Mannes verschiebe. «Gerade auf junge Frauen können die stilvolle Aufmachung und die simple Einteilung in ‹ganze Frauen› und ‹ganze Kerle› attraktiv wirken», glaubt Trummer. Unterstützt wird Trummers Retrosexismus-These von Corinne Dobler, die bei den Grünen das Dossier Gleichstellung betreut.
«Auch wenn sich die Serie bisweilen ironisch gibt, so tradiert sie letztlich doch überholte Geschlechterrollen», sagt Dobler. Sie bezweifle, dass alle Zuschauerinnen und Zuschauer sich daran freuten, dass die Rollen heute anders verteilt seien als zur Zeit der «Mad Men». «Ich befürchte vielmehr, dass viele diese Serie einfach unreflektiert konsumieren – inklusive der darin dargestellten Geschlechterstereotypen», so die Ethnologin. Sowohl Trummer als auch Dobler attestieren der Serie eine reizvolle Ästhetik, beide hoffen aber auf eine öffentliche Diskussion der sexistischen Aspekte von «Mad Men».
Besser als «Gossip Girl» und «O.C. California»
Eine entgegengesetzte Position bezieht die Gleichstellungs-Expertin der Juso, Tanja Walliser. «Die Sendung stellt hervorragend dar, wie stark Frauen leiden, wenn sie ihre Träume und ihre Selbstständigkeit zugunsten der Männer aufgeben», meint Walliser. «Mad Men» hebe sich somit positiv ab von Konkurrenzserien wie «Gossip Girl» oder «O.C. California», die allein die Problemchen verwöhnter Oberschichten-Kinder zum Thema hätten. Auch hätten die Werbemänner die Konsequenzen zu tragen für ihr chauvinistisches Verhalten.
Tatsächlich erhalten die «Mad Men»-Protagonisten Don Draper und Roger Sterling von den Drehbuchautoren eine deftige Quittung: Sterling erleidet einen Herzinfarkt, und Draper bekommt Potenzprobleme. Dies reichlich spät allerdings, bis zur zehnten Episode tätscheln die beiden ungestört Sekretärinnen-Hintern, reissen Zigarren paffend und Whiskey kippend anzügliche Sprüche und kopulieren nach Lust und Laune. Ob «Mad Men» als sexistisch-reaktionär oder letztlich doch als frauenfreundlich-progressiv einzustufen ist, bleibt daher Ermessensfrage der Zuschauenden. Eine – von den cleveren Machern um Matthew Weiner wohl beabsichtigte – Doppeldeutigkeit, die durchaus mit zum Reiz der Serie beiträgt.

http://bazonline.ch/kultur/fernsehen/Ja-diese-Serie-ist-frauenfeindlich/story/23516128

TERRE DES FEMMES Schweiz wurde am 25. November 2003 als Verein gegründet.
Die Organisation in der Schweiz ist eine Informations- und Anlaufstelle für die Kernthemen Sexismus im öffentlichen Raum, weibliche Genitalverstümmelung, Zwangsheirat, Gewalt im Namen der Ehre und Frauenflüchtlinge.
Sie konzentriert sich auf Aufklärungs- und Öffentlichkeitsarbeit, um eine breite Sensibilisierung für ihre Kernthemen zu schaffen und Präventionsarbeit zu leisten.
TERRE DES FEMMES Schweiz ist eine feministische, politisch unabhängige Non-Profit-Organisation.
Sie finanziert sich aus Mitgliederbeiträgen, öffentlichen und privaten Spenden sowie Stiftungsbeiträgen.
TERRE DES FEMMES Schweiz
Geschäfstsleiterin:
Natalie Trummer
Standstrasse 32
CH - 3014 Bern

https://www.frauenrechte.de/online/index.php/ueberuns/geschaeftsstelle/tdf-schweiz

Londons Bürgermeister verbannt sexistische Plakate aus Bus und U-Bahn. Politik und Frauenorganisationen fordern dasselbe von Schweizer öV-Betrieben.

Statt neuer Kunden für ihre Diät-Produkte handelte sich die Firma «Protein World» Proteste aus der ganzen Welt ein. «Are you beach body ready?» – Ist Ihr Körper bereit für den Strand? – fragte die Firma auf riesigen Plakaten in Londoner U-Bahn-Stationen. Ein gephotoshoptes Model blickte lasziv auf die Betrachter herab. Diese Werbemethode wird als «Body Shaming» bezeichnet. Und sie missfällt Londons neu gewähltem Bürgermeister Sadiq Kahn. Fahrgäste sollen sich nicht genötigt fühlen, unrealistischen Erwartungen an ihren Körper entsprechen zu müssen, Khan geht nun gegen solche Plakate vor. Er erliess diese Woche ein Verbot von sexistischer Werbung für sämtliche Fahrzeuge und Haltestellen der städtischen Verkehrsbetriebe.

Die Aargauer SP-Nationalrätin Yvonne Feri findet den Londoner Entscheid «wegweisend» und sieht auch hierzulande Handlungsbedarf. Bisher blieben ihre Versuche, das Thema auch in der Schweiz aufs Tapet zu bringen, weitgehend erfolglos: «Es fehlt mehrheitlich der Wille, der Problematik mit ausreichender Sensibilität zu begegnen», so Feri. Dabei belegten wissenschaftliche Studien, dass sexistische Werbung, die mit Stereotypen arbeite, einen schädlichen Einfluss auf die körperliche und psychische Gesundheit habe.

Fehlende Sensibilität
Feri prüft jetzt einen Vorstoss im Parlament: «Der Bundesrat soll aufzeigen, wo es Möglichkeiten gibt, sexistische Werbung im öV einzuschränken oder zu verbieten. Natalie Trummer, Geschäftsleiterin der NGO «Terre des Femmes», die sich in Gleichstellungsfragen engagiert, unterstützt Feris Vorstoss: «Die SBB und andere Verkehrsunternehmen sollen dafür sorgen, dass sexistische Werbung aus den Zügen und Bahnhöfen verschwindet.»

Schweizer öV-Unternehmen bewerten das «Beach Body»-Plakat unterschiedlich. Bei Bernmobil würde das Sujet voraussichtlich abgelehnt werden, sagt Sprecher Rolf Meyer. In der Stadt Zürich würde man es laut VBZ-Sprecher Andreas Uhl nicht einfach durchwinken, sondern das Gespräch mit dem Auftraggeber suchen.

Bei den SBB verweist man auf die Richtlinien für Werbekunden. Diese verbieten Inhalte, welche die Fahrgäste verletzen könnten. Zur Forderung Feris sagt SBB-Mediensprecher Olivier Dischoe: «Die SBB wenden bei Werbung in Zügen und an Bahnhöfen nicht andere gesellschaftliche Normen an, als sie sonst im öffentlichen Raum gelten.» Aus Sicht der Vermarktungsfirma APG-SGA, welche die Plakatflächen der SBB in Bahnhöfen vermietet, verletzt das «Beach Body»-Plakat keine Richtlinien. Das Thema «Body Shaming» sei bisher nicht diskutiert worden.

Dafür hat Anja Derungs von der Stadtzürcher Fachstelle für Gleichstellung kein Verständnis. Bahnhöfe und Züge zählten zum öffentlichen Raum, wo besondere Sensibilität gefragt sei: «Hier müssen die SBB ihre soziale Verantwortung wahrnehmen».

http://www.schweizamsonntag.ch/ressort/nachrichten/body_shaming_sbb_sollen_auf_sexistische_werbung_verzichten/

http://www.joomla4u.ch/tdf_bis2014/images/stories/Medien/Frutigl%C3%A4nder_072013.pdf

«Zwangsheirat» ist ein sehr emotionales Thema, das immer wieder die Gemüter erhitzt. Die der Politiker, die der Medien und die der Leser. Eine junge Frau, die gegen ihren Willen mit einem Mann verheiratet wird, wird ihres Rechts auf Selbstbestimmung beraubt. Ein Menschenrecht wird mit Füssen getreten – und oft mit den «traditionellen» kulturellen oder religiösen Praktiken gewisser Migrantengruppen erklärt.
Luana – Wie sie ihren Vergewaltiger im Kosovo heiraten und in die Schweiz holen musste
Doch das Feld ist gross und viele sozialwissenschaftliche Fragen bezüglich Zwangsheiraten sind noch unbeantwortet. Es gibt nur sehr wenig empirisch fundierte Kenntnisse darüber. «Die Thematik stiess auf ein mediales und politisches Echo, bevor überhaupt sozialwissenschaftliche Reflexionen dazu vorlagen» – heisst es in der von der Universität Neuenburg und vom Bundesamt für Migration 2012 herausgegebenen Studie.
Natalie Trummer, die Geschäftsleiterin von Terre des Femmes Schweiz arbeitet täglich mit Frauen zusammen, die einem ehelichen Zwang unterworfen sind.
Von wie vielen Opfern von Zwangsheirat kann in der Schweiz ausgegangen werden?
Natalie Trummer: Zahlen sind sehr schwierig zu ermitteln, weil das Thema stark tabuisiert und damit auch die Dunkelziffer entsprechend hoch ist. Bisher gibt es nur diese eine Studie der Universität Neuenburg, die sich eingängig mit dem Thema beschäftigt hat. Darin wird von mindestens 700 bekannten Fällen von Zwangsverheiratungen und Zwangsehen im Jahr ausgegangen, aber das ist nur eine Schätzung.
Wer sind die Betroffenen?
Zu uns kommen vor allem junge Frauen, die in einem patriarchalen Umfeld aufgewachsen sind. Viele von ihnen sind Anfang 20, also in einem Alter, in dem sie traditionsgemäss heiraten sollten. Das sind aber nicht nur Frauen muslimischer Herkunft, auch im Hinduismus, in christlichen und jüdischen Kreisen gibt es solche Formen von partnerschaftlichem Zwang.
Darunter fallen dann auch arrangierte Ehen?
Ja. Allerdings ist eine arrangierte Ehe von einer Zwangsehe zu unterscheiden. Bei einer arrangierten Heirat kann man «nein» sagen. Die Grenze ist natürlich fliessend und hängt auch stark von den Betroffenen ab. Was für eine Person Zwang ist, ist es für eine andere Person nicht. Zu uns kommen Menschen, die sich in irgendeiner Form in ihrer Selbstbestimmung beschnitten fühlen. Das kann der Zwang sein, Kinder kriegen zu müssen, in der bestehenden Ehe zu bleiben oder eben eine gewisse Person zu heiraten. Wir kümmern uns dann um den spezifischen Fall.
Wie sieht die rechtliche Lage in der Schweiz aus?
Am 1. Juli 2013 trat in der Schweiz das Bundesgesetz gegen Zwangsheirat in Kraft, das für Personen, die jemanden zu einer Heirat zwingen, eine Strafe von bis zu fünf Jahren Haft vorsieht. Eine solche Ehe kann dann als ungültig erklärt, also annulliert werden, ohne dass die Betreffenden danach den Zivilstand «geschieden» tragen. Sie sind dann weiterhin «ledig». Das ist eine wichtige Anerkennung des Unrechts und der Menschenrechtsverletzung, die der betroffenen Person angetan worden ist.
Wie sollte man reagieren, wenn der Verdacht auf einen solchen Ehezwang aufkommt?
Zwangsheirat ist ein Offizialdelikt und muss von Amts wegen verfolgt werden. Aber oftmals ist es schwierig, denn man weiss nicht genau, wie stark die Person kontrolliert wird und ob nicht auch noch Gewalt im Spiel ist. Daher sollte man nicht auf eigene Faust handeln, sondern eine spezialisierte Beratungsstelle kontaktieren. Sie finden auch auf unserer Website Unterstützung oder bei zwangsheirat.ch, die Anlaufstelle von Anu Sivaganesan, mit der wir eng zusammenarbeiten.
Was wird in der Schweiz gegen Zwangsheiraten unternommen und was sollte noch unternommen werden?
Neben dem neuen Gesetz gibt es ein Bundesprogramm zur Bekämpfung von Zwangsheiraten, dessen Ziel es ist, bundesweit Massnahmen zu ergreifen, um diese Menschenrechtsverletzung zu verhindern und Betroffene zu unterstützen. Aber man müsste die Präventionsarbeit vertiefen, um die Menschen mehr auf das Thema zu sensibilisieren. Oft sind wir auch mit einer Akut-Situation konfrontiert, in der wir dann Krisenintervention betreiben. Aber danach? Es gibt keine «Täterarbeit», keine Auseinandersetzung mit dem Problem innerhalb der Familie der Betroffenen. So hat die Opferbetreuung keine dauerhafte Wirkung.
Wie kommen die Betroffenen zu Terre des Femmes?
Viel läuft wohl über Mund-zu-Mund-Propaganda. Wir verteilen auch Flyer. Manchmal ruft uns die Polizei oder eine Opferberatungsstelle, die einen solchen Fall hat und nicht recht weiter weiss. Es ist auch schon vorgekommen, dass eine unserer eigenen Mitglieder nicht mehr von den Ferien zurückgekehrt ist, weil sie dort zwangsverheiratet wurde.

https://www.watson.ch/Schweiz/Interview/567184954-Luana-ist-kein-Einzelfall--%C2%ABIn-der-Schweiz-gibt-es-mindestens-700-Zwangsehen-im-Jahr-%E2%80%93-aber-die-Dunkelziffer-ist-hoch%C2%BB

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