Liste Femanzen Franziska Schutzbach (Liste Femanzen)
F474 Franziska Schutzbach CH – geboren 1976 - 2003 bis 2008 Studium der Soziologie, Medienwissenschaften und Gender Studies an der Universität Basel (Schweiz) - Magisterarbeit: „Sex und Terror: Zur Konstituierung des Feindes im aktuellen Terrorismus-Diskurs am Beispiel des ‚Folterskandals’ Abu Ghraib - seit 2011 Assistentin am Zentrum für Gender Studies, Petersgraben 9/11, 4051 Basel (CH) – Mitglied bei der Schweizer Gesellschaft für Geschlechterforschung (SGGF), beim Verein Feministische Wissenschaft, Schweiz und Queerfeministische Ökonomiekritik, Berlin – lebt mit Partner und beiden Kindern in Biel (CH) - https://www.xing.com/profile/Franziska_Schutzbach - franziska.schutzbach@unibas.ch
Wer letzte Woche am TagesWoche-«Mittendrin» mit der feministischen Aktivistin Anne Wizorek war, bekam den Eindruck, Feminismus sei gerade ziemlich angesagt. Schnell wurde aber auch die andere Seite deutlich: Hass und Beschimpfungen sind für feministische Aktivistinnen Alltag. Von Franziska Schutzbach
Wer sich heute feministisch äussert, erntet nicht nur Gegenwind, sondern oft auch Hass. Ob im Internet, beim Nachtessen, an Universitäten oder im Parlament – die deutschen Soziologen Hinrich Rosenbrock und Andreas Kemper zeigen in Untersuchungen, dass der Antifeminismus offensiver geworden ist, bissiger, organisierter.
Die Player reichen von Abtreibungsgegnern über Parteien, die Antifeminismus als Wahlprogramm entdeckt haben (zum Beispiel die AfD in Deutschland), Bürgerbewegungen (wie Pegida), christliche Organisationen (wie zukunft.ch), Kirchenvertreter (in der Schweiz Bischof Huonder) über Männerrechtsorganisationen und Journalisten bis hin zur besonders aggressiven Maskulistenszene im Internet (zum Beispiel Agens, MANNdat, WikiMannia, wgvdl).
Antifeminismus auch in etablierten Medien
Aber was ist Antifeminismus? Ein extremes Beispiel ist der rechtsradikale Attentäter Anders Breivik, der 2011 in Norwegen 72 Menschen ermordete. Unmittelbar nach der Tat gestand er, dass sein eigentliches – verfehltes – Ziel die Ermordung der feministischen Politikerin Gro Harlem Brundtland gewesen sei. In seinem Manifest «2083» behauptete er zudem, die Schuld an der «Überfremdung» und der «Einführung der Scharia» trage der «Staatsfeminismus» und die «Gender-Doktrin». Beides beraube den westlichen Mann seiner patriarchalen Position und führe damit zu einer Schwächung der Nation. Obwohl Breiviks antifeministische Motivlage unter anderem vom norwegischen Männerforscher Jorgen Lorentzen klar benannt wurde, erhielt diese medial wenig Beachtung.
Umgekehrt aber fand und findet man Argumentationslogiken durchaus auch in etablierten Medien. Die Geschichte von den Männern als «Verlierer des Feminismus» hat sich nachhaltig ins kulturelle Bewusstsein eingegraben. In der deutschen Presse wie etwa dem «Spiegel», der FAZ oder der «Zeit» war in den letzten Jahren immer wieder zu lesen, Gendermainstreaming sei «politische Geschlechtsumwandlung». Und der Schweizer Männerforscher Walter Hollstein schreibt vom «männlichen Niedergang» durch die Frauenbewegung.
Feministische «Weltverschwörung»
Meistens wird dabei das Bild einer Weltverschwörung lesbischer Akademikerinnen und Frauenbeauftragter suggeriert, die mit dem «Gender-Prinzip» an der Zerstörung der traditionellen Geschlechterrollen arbeiten, an der Schaffung eines «Frankenstein ohne Geschlecht» (BaZ) oder an einer Quote, die nichts anderes als eine «staatliche Umverteilung zulasten der Männer» sei (NZZ).
Solche antifeministischen Parolen sind nicht neu. Bereits im europäischen Mittelalter veröffentlichte Christine de Pizan «Das Buch von der Stadt der Frauen», mit dem sie gegen antifeministische Haltungen schrieb. Es war der Ausgangspunkt für die «Querelles des Femmes», dem grossen Geschlechterstreit des Mittelalters.
Konjunktur hatten antifeministische Bewegungen auch im deutschen Kaiserreich – eine insgesamt extrem anti-emanzipatorische Zeit, in der Frauenfeindlichkeit Hand in Hand ging mit Antisemitismus, Nationalismus, Intellektuellen- und Demokratiefeindlichkeit. Es herrschte eine umfassende Ablehnung gegenüber der Moderne, deren verhasste Repräsentanten «der Jude» und «das Weib» waren.
Antifeminismus und geistige Landesverteidigung
Auch in der Schweiz gab es im frühen 20. Jahrhundert massive antifeministische Mobilisierungen, vor allem gegen das Frauenstimmrecht. Aufschlussreich sind Untersuchungen über die Verbindung zwischen Antifeminismus und geistiger Landesverteidigung in den 1930er-Jahren. Die Historikerin Regula Stämpfli beschreibt, wie der «patriotische Zwang» zum Zusammenhalt es den Frauen in der Schweiz verbot, sich für ihre Rechte einzusetzen, da dies die Stabilität der Nation gefährde. Frauen, die es dennoch taten, galten als Landesverräterinnen.
Der Mythos von der Landesverteidigung hat die späte Einführung des Frauenstimmrechts in der Schweiz massgeblich beeinflusst. Historisch bedeutend war auch der sogenannte wissenschaftliche Antifeminismus, der seit dem 19. Jahrhundert zu beweisen vorgab, Frauenemanzipation würde eine «kulturelle Degeneration» herbeiführen. Mediziner behaupteten, im Feminismus äussere sich ein unnatürliches weibliches Machtstreben, das die gesunde Sexualität pervertiere und sogar die Geburt gesunder Kinder gefährde.
Die Ausläufer solcher Logiken findet man auch in der heutigen antifeministischen Rhetorik, zum Beispiel, wenn der Feminismus für die demografische Krise verantwortlich gemacht wird, weil berufstätige Frauen weniger Kinder gebären.
Männer beschreiben sich als Opfer des Feminismus.
Die aktuelle Debatte zeichnet sich allerdings durch ein neues Argument aus: Männer beschreiben sich als Opfer des Feminismus. Besonders Männerrechtler sprechen heute von einer «umgekehrten Diskriminierung», in der Feministinnen die Unterdrückung der Männer anstreben, zum Beispiel im Familien- und Scheidungsrecht oder in der Bildung. Suggeriert wird ein Interessenkonflikt zwischen den Bedürfnissen von Männern und den Zielen der Frauenemanzipation.
Die Folge ist, dass Männerrechtler nicht einfach für die eigene Emanzipation kämpfen – was wichtig wäre, da unter den vorherrschenden Bedingungen zweifellos auch Männer leiden. Stattdessen wird eine Gegenemanzipation gegen Frauen gefordert. Dass Männeranliegen auch ohne Ablehnung des Feminismus als Gegenpart formuliert werden können, zeigen Markus Theunert und sein Team in der Schweiz auf Männer.ch.
Dabei bringt die neue Opferposition für die Männerrechtler einige Schwierigkeiten, denn das Eingeständnis von Schwäche ist mit ihrem meist traditionellen Männlichkeitsideal nicht kompatibel.
Auch dies ist ein Grund, weshalb Männerrechtler den Feminismus überdimensional darstellen – indem sie zum Beispiel von einer «feministischen Diktatur» sprechen. Ihre Opferposition ist offensichtlich nur dann legitim, wenn die Unterwerfungsmacht geradezu monströs ist. Bezeichnend ist auch, dass man dem Feminismus Männerhass vorwirft, sich aber oft genug selbst gegen die Geschlechtsgenossen richtet. So werden homosexuelle und andere nicht Männlichkeits-konforme Männer herabgesetzt. Im Internet führen Maskulisten sogenannte «Lila-Pudel-Listen», die auf denunziatorische Weise profeministische Journalisten steckbriefartig präsentieren.
«Umerziehung» der Gesellschaft
Aber woher kommt dieser erstarkte Antifeminismus? Eine medienökonomische Erklärung lautet, dass sich mit Gender-Polemiken Klickzahlen, viele Kommentare und somit Traffic generieren lasse. Sicher ist Antifeminismus aber auch eine Reaktion auf eine im Wandel begriffene Geschlechterordnung, in der Schwule heiraten, Frauen Karriere machen und Väter freiwillig Teilzeit arbeiten.
In einer Zeit, in der die Welt sich als krisenhaft erweist, in der männliche Berufsbiografien nicht mehr sicher sind und es überall zu Prekarisierungen kommt, ist Antifeminismus eine Art männliche Re-Souveränisierungsstrategie. Dabei spiegelt der Ruf nach dem traditionellen Familienmodell auch die Sehnsucht nach dem warmen Nest, in dem Frauen «wie früher» dem hart arbeitenden Mann einen sicheren Rückzugsort bieten sollen.
Gleichzeitig ist es aber falsch anzunehmen, Männer würden automatisch zu Antifeministen, bloss weil sie den Job verlieren. Antifeminismus allein als Reaktion auf soziale und ökonomische Umstände zurückzuführen, würde die Dimensionen des Hasses verharmlosen. Es braucht genauere Untersuchungen, die erklären können, welche kognitiven und emotionalen Prozesse zu heutigen Formen von Hass führen und inwiefern Hass eine unbewusste oder auch bewusste Entscheidung ist.
Es geht um Gerechtigkeit, um eine Gesellschaft ohne Gewalt und Diskriminierung.
Ob Frauen, Homosexuelle, Transgender, Menschen mit Migrationshintergrund oder Menschen mit Behinderung: Sie alle streiten heute laut für ihre Anliegen, sie sind sichtbar und hörbar – und sie sind eine Herausforderung für die Gesellschaft. Ein antifeministischer Vorwurf lautet gemeinhin, Feminismus wolle die Gesellschaft umerziehen.
Genau!, möchte man laut rufen. Denn Feminismus handelt von tiefgreifenden Veränderungen, es geht um Gerechtigkeit, um eine Gesellschaft ohne Gewalt und Diskriminierung, um die Frage, wie wir leben wollen. Eine Gesellschaft, in der feministische Anliegen formuliert und umgesetzt werden. Eine solche Gesellschaft ist nicht mehr dieselbe wie zuvor. Die Welt wird komplizierter. Und das ist gut so.
http://www.tageswoche.ch/de/2015_08/schweiz/680969/
Die zunehmende Sexualisierung der Gesellschaft birgt Gefahren für Kinder und Jugendliche. Doch Gleiches gilt auch für verallgemeinerte Ursache-Wirkungs-Modelle, findet Franziska Schutzbach vom Zentrum Gender Studies der Universität Basel. Ein Kommentar von Franziska Schutzbach
In den letzten Jahren ist die Sorge gewachsen, Kinder und Jugendliche würden durch Medien und Werbung sexualisiert. Auch andere Akteure stehen im Verdacht. So wird in der Schweiz die Sexualisierung von Kindern durch Aufklärungsunterricht befürchtet (Stichwort «Sexkoffer»). Und seit Wochen plädiert ein Bündnis aus christlichen Organisationen und rechtskonservativen Parteien dafür, das Wort «Gender» aus dem Lehrplan 21 zu streichen – unter anderem weil die «Genderideologie» Kinder homosexualisieren würde.
Zahlreiche Bücher («Sexuelle Verwahrlosung – Die Wirkung von Pornographie auf Jugendliche», «Deutschlands sexuelle Tragödie: Wenn Kinder nicht mehr lernen, was Liebe ist») warnen davor, dass Jugendliche Verhaltensweisen aus der Pornografie übernehmen. Häufig werden solche Szenarien in Zusammenhang gestellt mit anderen pathologischen Zeitphänomenen wie Essstörung, Komatrinken, Beziehungsunfähigkeit oder Teenagerschwangerschaften.
Kaum belegbare Zusammenhänge
So unterschiedlich die Motivation und Ausgangslage der verschiedenen Diagnosen sind, und so recht sie in einigen Punkten haben, gehen sie doch von Annahmen aus, die aus wissenschaftlicher Sicht nicht immer haltbar sind. Die Sexualisierungsprognosen stellen Zusammenhänge her, denen die angemessene Komplexität fehlt. So gibt es zum Beispiel wenig Belege dafür, dass sich Jugendliche ganz generell in ihrem Sexleben an Pornos orientieren. Richtig ist wohl eher, dass sie es unter bestimmten Umständen tun, und unter anderen nicht. Auch dass Jugendliche homosexuell würden, weil sie im Aufklärungsunterricht davon gehört haben, dürfte eher unwahrscheinlich sein. Meist erfahren sie davon nicht erst in der Schule.
Richtig ist, dass Kinder und Jugendliche durch die Online-Verfügbarkeit früher und ungehinderter pornografisches Material konsumieren und dass Medieninhalte generell sexualisierter sind. Wer sich wissenschaftlich mit Jugend und Sexualität beschäftigt, weiss jedoch, dass Jugendliche ein komplexeres, widersprüchlicheres und auch eigensinnigeres Verhältnis zur Sexualität haben, als die genannten Rückschlüsse glauben machen.
Durch Medienkonsum beeinflusst?
Rezeption ist ein komplizierter Vorgang und von multiplen Faktoren wie Geschlecht sowie von sozialen und kulturellen Hintergründen abhängig. Manchen Untersuchungen zufolge unterscheiden Jugendliche klar zwischen Fiktion und Wirklichkeit, also zwischen pornografischen Darstellungen und der eigenen, alltäglichen Sexualität.
Andere Erhebungen wiederum machen deutlich, wie sich Medienkonsum und eigene sexuelle Praxis der Jugendlichen vermischen und sie stark beeinflussen, sie zum Beispiel unter sexuellen Leistungsdruck setzen. Wieder andere Studien legen nahe, dass ein und dieselbe Person beeinflusst und eigensinnig zugleich sein kann: In Interviews hat die Psychologin Dionne Stephens herausgefunden, dass Mädchen genau erkennen, wenn Frauen in Hip-Hop-Videos sexuell herabwürdigend dargestellt werden. Die Videos dienten den Mädchen sogar als Abgrenzungsfolie: So wollen wir uns sicher nicht verhalten oder behandelt werden.
Besonnene Jugend
Aufschlussreich ist auch ein Blick auf die aktuellen Zahlen der Weltgesundheitsorganisation. Diese legen nahe, dass heutige Jugendliche in Sachen Sexualität besonnener sind als die Generationen vor ihnen: Seit 2002 ist eine Entwicklung zu beobachten, wonach Mädchen länger bis zum ersten Geschlechtsverkehr warten. Die Zahl der Teenagerschwangerschaften nimmt nicht zu, sondern bleibt gleich oder geht sogar zurück.
Weiter geben gerade einmal 11 Prozent der Jugendlichen an, schon vor dem 15. Lebensjahr Sex gehabt zu haben (1995 waren es 19 Prozent). 72 Prozent der Mädchen machen ihre sexuellen Erfahrungen im Rahmen von festen Beziehungen und fast 80 Prozent der Mädchen verhüten, wie überhaupt die Nutzung von Verhütungsmitteln generell gestiegen ist. Auch diese Zahlen legen nahe, dass der Rückschluss, die Öffentlichkeit sexueller Inhalte führe zur generellen Verwahrlosung, zu kurz greift.
Genauere Analysen erforderlich
Es ist unbestritten, dass Aspekte der zunehmenden Sexualisierung der Gesellschaft Gefahren bergen. Doch müssen diese Gefahren konkretisiert werden. Es braucht genauere Analysen, um zu verstehen, unter welchen Umständen Kinder und Jugendliche Gefahren ausgesetzt sind. Dies heisst auch, verallgemeinerten Ursache-Wirkungs-Modellen kritisch zu begegnen, und zwar aus folgenden Gründen: Durch diese Erklärungsmuster werden zum einen die Jugendlichen selbst skandalisiert. Anstatt auf die durchaus wichtige Medien- oder Gesellschaftskritik richtet sich der Fokus einseitig darauf, die Verhaltensweisen von Jugendlichen zu bewerten.
Zum anderen wird mit einfachen Ursache-Wirkungs-Modellen der Eindruck vermittelt, Sexualisierung sei vor allem eine Bedrohung durch einzelne Faktoren von aussen. Die einseitige Sicht auf eine Gefahr «von aussen» (Internet, Sexkoffer, «Homosexuellen-Lobby») verdeckt, dass sexueller Missbrauch vor allem innerhalb des ganz normalen Lebens – also innerhalb von Familien und Freundeskreisen – und im Alltag stattfindet. Die Betonung einer «äusseren Gefahr» verhindert die dringend notwendige Einsicht, dass Sexualisierung oder sexuelle Gewalt oft mehr mit sozialen Strukturen als mit isolierten Gefahrenherden zu tun haben.
Re-Installation alter Geschlechterrollen
Es ist bestechend einfach, einen isolierten Feind auszumachen. Aus einer kulturgeschichtlichen Perspektive stellt sich aber auch grundsätzlich die Frage, welche gesellschaftlichen Funktionen die Skandalisierungslogik hatte und hat: Psychologie, Medizin und Pädagogik streiten seit dem 19. Jahrhundert um die Deutungshoheit über die kindliche und jugendliche Sexualität. Mit der bürgerlichen Familie entstanden sowohl die Idee der Sexualität des Kindes als auch die Idee seiner Reinheit und Asexualität.
In den aktuellen Sexualisierungsszenarien werden insbesondere Mädchen oft als naive und passive Figuren imaginiert, auf die sich fremde Inhalte einfach einschreiben. In diesem Bild verbirgt sich aber zugleich die Sorge, dass diese passiven Mädchen zum Sex-Vamp mutieren und – entgegen ihrer gesellschaftlich vorgesehenen Rolle – plötzlich selber aktiv handeln und etwas wollen. In ihrem Buch «Becoming Sexual» kommt die US-Professorin Danielle Egan zum Schluss, dass sich hier eine Abwehr gegen die sexuell aktive, emanzipierte Frau zeigt, die nicht mehr die Rolle der züchtigen Hausfrau, Gattin und Mutter erfüllt. Kurz: In der Warnung vor «hypersexuellen Mädchen» verbirgt sich auch das Anliegen, eine traditionelle Geschlechterordnung zu re-installieren.
In diesem Sinne spiegelt die Skandalisierung des sexuell aktiven Mädchens nicht zuletzt eine grundlegende Skepsis gegenüber einer emanzipatorischen Modernisierung der Gesellschaft. Verhandelt wird, welche Geschlechterrollen akzeptabel sind oder nicht, und welche Sexualität gesellschaftlich gewollt ist.
http://www.tageswoche.ch/de/172/leben/657108/
Viele Konservative reagierten auf den Sieg von Conchita Wurst am Eurovision Song Contest harsch, fast panisch. Vom Begräbnis traditioneller Werte war die Rede, das Ende Europas wurde ausgerufen. Woher diese Angst?
Die Konservativen haben traditionell Angst vor einer Verweiblichung. Mit Wurst ist eine Figur im Mainstream angekommen, die klassische Männlichkeitsideale – den Cowboy, den Soldaten – radikal in Frage stellt. Da die Toleranz gegenüber alternativen Lebensformen offenkundig gestiegen ist, liegt es nahe, die harschen Reaktionen als letztes Ächzen der Konservativen zu deuten. Ich mahne allerdings zur Vorsicht, denn in vielen Ländern sind gleichzeitig auch gegenläufige Tendenzen festzustellen: Man denke an die homophobe Orban-Regierung in Ungarn oder die Massendemonstrationen gegen die Homo-Ehe in Frankreich. Hier in der Schweiz wird aktuell gegen den Lehrplan 21 gewettert, der Kinder angeblich homosexualisieren soll.
Hat Sie Wursts Sieg überrascht?
Durchaus. Dass eine Figur wie Wurst in einem Mainstream-Format wie dem ESC obsiegt, hätte ich nicht erwartet – zumal sie ja eine dezidiert politische Haltung vertritt. Wobei man beachten sollte, dass sie auch über viele Voraussetzungen einer konventionellen Pop-Sängerin verfügt: Sie ist schlank, weiss, hübsch, trägt lange Haare, singt Pop-Songs, die eher konventionell sind, stammt – so weit ich weiss – aus der Mittelschicht.
Ist dieser Sieg tatsächlich ein Zeichen neuer gesellschaftlicher Toleranz, wie nun allseits angenommen wird? Bilden ESC-Zuschauer und zumal -Voter nicht eine besondere, überdurchschnittlich progressive Bevölkerungsgruppe?
Was ist Mainstream, wenn nicht der Eurovision Song Contest, der ja europaweit Millionen von Zuschauern in der Primetime vor dem Fernseher fesselt? Überdies haben vor allem die Mainstream-Medien die besagte Deutung des Sieges als Zeichen der Toleranz vorangetrieben. Das kann man natürlich als etwas hoch gegriffen und vermessen empfinden, und gerade denjenigen, die schon lange gegen Homophobie kämpfen, ist natürlich klar, dass Ereignisse wie der Sieg von Conchita Wurst zwar wichtig sind, aber es gleichzeitig noch immer viel Gegenwind und Diskriminierung gibt.
Auf welche Geschlechter-Diskurse bezieht sich die Travestie-Künstlerin?
Als schwuler Mann, der sich als Frau gibt, und gleichzeitig wiederum den männlich konnotierten Bart trägt, bezieht sie sich auf die sehr alte Frage, in welcher Beziehung Natur und Geschlecht zueinander stehen; sie verkörpert die Erfahrung, dass Geschlechteridentität und biologisches Geschlecht nicht zwangsläufig übereinstimmen müssen und sich aus dem biologischen Geschlecht keine zwangsläufigen gesellschaftliche Rollen ableiten lassen. Diese Debatten gehen zurück ins 19. Jahrhundert, als Feministinnen sich dagegen verwahrten, auf ihre Gebärmutter reduziert zu werden, und wurde im 20. Jahrhundert bis in die Gegenwart fortgeführt von Philosophinnen wie Simone de Beauvoir und Judith Butler.
Welchen Einfluss könnte Wurst auf künftige Gender-Debatten haben?
Es wäre wünschenswert, wenn sie ihre erwähnten privilegierten Voraussetzungen selbstkritisch reflektieren würde. Dass sie dies bisher nicht getan hat, provozierte ja bereits einige Kritik in Transgender- und Travestie-Kreisen. Es wäre schön, wenn sie mit vielen Menschen und Communities in einen Austausch treten und so ein Forum für erweiterte Auseinandersetzungen ermöglichen würde. Denn es sollte nicht darum gehen, jeden Familienvater von den Vorzügen der Travestie zu überzeugen – sondern darum, die allgemeine Akzeptanz für verschiedene Lebensformen zu erhöhen.
http://www.tagesanzeiger.ch/kultur/pop-und-jazz/Konservative-haben-Angst-vor-einer-Verweiblichung/story/28355446
Man kommt nicht als Frau zur Welt, man wird es“. Simone de Beauvoir schrieb diesen Satz vor mehr als 70 Jahren. Die aktuell wieder zunehmenden Anfeindungen des Feminismus, der Gender Studies sowie die Diffamierung von Gleichstellungspolitiken oder LGBTQ-Anliegen zeigen allerdings: Beauvoirs These ist heute so brisant wie damals.
„Gende¬rismus“
Dass zu Geschlecht und Sexua¬lität kontrovers politi¬siert wird, ist nicht neu. Feminismus wird geächtet und bekämpft, seit es ihn gibt. Warum sich also damit befassen? Was die aktuellen Anfein¬dungen relevant macht, ist der Umstand, dass sie mit Rechtspopulismus kombi¬niert werden. Wie die Soziologinnen Sabine Hark und Paula Villa feststellen: Die Feindbilder Feminismus und „Genderismus“ sind entscheidende Elemente rechtsnationaler, christlich-fundamentalistischer, aber auch neoliberaler Weltanschauungen. Aktuell sind systematische Angriffe auf ‚Gender‘ besonders beliebt, weil sich das Konzept in staatlichen und politischen Organisationen etabliert hat und auch als Forschungsrichtung anerkannt und – bescheiden – finanziert wird. ‚Gender‘ weist also Merkmale auf, aus denen sich die aufstrebende antietatistische Rhetorik speisen lässt.
So wird „Gende¬rismus“ oft als „Staatsdoktrin der Gleichmacherei“ bezeichnet. Beschworen wird ein dystopisches Szenario, in dem ein elitärer Staat – oder wahlweise die EU – die Bürger_innen zu geschlechtslosen Monstern umerziehe, zu einem „Frankenstein ohne Geschlecht“, wie Markus Somm (Basler Zeitung, 2014) behauptet: ein Staat, der natürliche – oder, wie auf der rassistischen, christlich-fundamentalistischen Seite zukunft-ch.ch zu lesen ist: ‚gottgegebene‘ – Unterschiede zwischen Mann und Frau verbiete. In den vergangenen Jahren haben sich europaweite Allianzen aus dem christlich-fundamentalistischen, rechtsnationalistischen, aber auch „bürgerlichen“ Lager formiert, die Gender als „Gleichstellungs-Exzess“ oder „Pseudowissenschaft“ jenseits „naturwissenschaftlich objektiver Tatsachen“ (Weltwoche 2014) und „gesundem Menschenverstand“ (Frankfurter Erklärung 2016) bekämpfen. Neu ist auch die verstärkte Zusammenarbeit von rechtskonservativen Parteien und christlich-fundamentalistischen Organisationen, die – wie in der Schweiz – gegen das Abtreibungsrecht vorgehen oder gegen die Rechte von Homosexuellen (etwa beim Adoptionsgesetz).
Was macht ‚Gender‘ derart kontrovers? Die Kritiker_innen haben sehr wohl verstanden, was das Konzept impliziert, nämlich in der Tat ein post-naturalistisches, post-essentialistisches Verständnis von Geschlecht. Die Gender Studies gehen davon aus, dass Geschlecht und Sexualität erst durch soziale, biologische, kulturelle und spezifisch historische Bedingtheiten entstehen. Damit ist die Einsicht verbunden, dass Menschen zu bestimmten ‚Männern‘ und ‚Frauen‘ werden – in lebenslänglich andauernden komplexen Dynamiken, die weder auf Natur noch auf Kultur reduziert werden können. Das besagt aber auch, dass Hierarchien oder Lebensweisen nicht einfach feststehen, sondern veränderbar sind.
Völkische Ideen
Es ist kein Zufall, dass das Pochen auf „Natur“ in einer Zeit an Brisanz gewinnt, in der sich völkische Ideen wieder ausbreiten. Zur klassischen völkischen Ideologie gehören Kategorien wie Abstammung oder natürliche Zugehörigkeit, also Vorstellungen von Blut und Boden (wobei in der Schweiz vor allem der Boden identitäts¬stiftend war: der Gotthard, die Alpen insgesamt, sind ein wichtiges völkisches Motiv der Schweizer Geschichte). Aber auch das Ideal einer natürlichen Geschlechterordnung ist charakteristisch, überhaupt die Vorstellung, alles habe seine natürliche Ordnung.
Aktuell ist das Wiedererstarken eines „aggressiven Harmoniewunsches“ (Daniel Keil ) zu beobachten, in dem das so genannte Volk als organisches Ganzes gegenüber einem bedrohlichen Rest der Welt imaginiert wird. Ob bei Pegida oder der SVP, konstruiert wird eine Übermacht der „Gutmenschen“, der „Politikerkaste“, der „classe politique“ oder von „denen dort oben in Bern“, die angeblich verhindern, was dieses so genannte Volk wirklich will. Wahlweise droht auch die Zersetzung des Volkes durch den „linksliberalen Medienmainstream“, durch Wissenschaft und Intellektuelle oder eben durch die „Gender-Elite“, „Femokratie“ oder „Homo-Lobby“. Diese Ängste sind nicht neu, und auch die Forderung, das Volk zu „befreien“ – vom Staat, von der Wissenschaft oder von den emanzipierten Frauen – wurde schon von den völkischen Vordenkern zu Beginn des 20. Jahrhunderts gestellt. Ihnen schwebte dabei keineswegs ein egalitäres Gemeinschaftsmodell vor: Das freie Volk zeichne sich gerade durch Ungleichheit aus, konkret: durch die Minderwertigkeit von Frauen oder bestimmten „Rassen“, wie der antisemitische Schriftsteller und Kulturkritiker Julius Langbehn 1922 schrieb: „Gleichheit ist Tod, Gliederung ist Leben“.
Dass solche Vorstel¬lungen in ähnlicher Form heute wieder Erfolg haben, liegt vor allem an ihrer Verknüpfung mit neoliberalen Ansichten: Die Doktrin der Eigenverant¬wortung (jeder ist seines eigenen Glückes Schmied) und der selbstregulie¬renden Märkte macht Kategorien wie „Gemeinschaft“, „Verantwortung“ oder „Machtstrukturen“ zunehmend obsolet: Ungleichheit gilt heute als legitimer Effekt eines sozialdarwinistisch-ökonomischen Sachzwangs. In Bezug auf Geschlecht bedeutet dies, dass einer¬seits Selbstbestimmung und Freiheit proklamiert werden kann, andererseits für ihre Umsetzung keinerlei Verantwortung übernommen werden muss.
Schein-Toleranz von rechts
Einige Vertreter_innen der neuen Rechten schaffen es auf diese Weise, sich Homosexuellen–freundlich zu geben (wie Geert Wilders mit seiner pro-LGBT-Politik, oder wie Alice Weidel, Mitglied im Bundesvor¬stand der AfD, die mit Kind und Partnerin lebt), und stilisieren das zum Beweis ihrer Freiheits¬liebe, während sie gleichzeitig scharf gegen den übertriebenen „Genderismus“ oder Feminismus schiessen. Weidel sagte in der Talksendung „Maischberger“, Homosexuelle sollten leben, wie sie wollen, weitere Gleichstellungs-Anstrengungen allerdings (Recht auf Adoption, Heirat usw.) seien übertrieben und nicht nötig. Ähnlich wird in Bezug auf feministische Anliegen argumentiert: Man sei heute gleichgestellt, alles Weitere sei Privatsache.
Da der Neoliberalismus allerdings nicht zu mehr Rechten, Toleranz und Freiheit geführt hat, sondern Prekarisierung und soziale Ungleichheiten verschärfte, ist er neuerdings auch kompatibel mit rechten Forderungen nach Disziplinierung, sozialer Kontrolle, Autorität und sogar Nationalismus. Um es mit dem Politikwissenschaftler Christoph Butterwegge zu sagen: Wenn sich Neokonservatismus und Neoliberalismus verbinden, entsteht daraus ein besonders aggressiver „Standortnationalismus“.
Und so hört man mit Verweis auf den eigenen fortschrittlichen Standort und in Abgrenzung zur drohenden „Islamisierung“ nun öfter das offensive Eintreten für weibliche oder homosexuelle Selbstbestimmung. Hier zeigt sich auch ein Mechanismus, der aus der Forschung zum sekundären Antisemitismus bekannt ist: Frauenfeindlichkeit oder Homosexuellenfeindlichkeit wird nur bei Muslim_innen oder anderen Migrant_innen vermutet, während die Geschlechterordnung, die man sich selbst attestiert, keine solchen Probleme aufweise. In diesem Sinne stehen auch die starken rechten Frauenfiguren (Magdalena Martullo-Blocher, Marine le Pen, Frauke Petry usw.) oder homosexuelle SVP-Politiker für die eigene Toleranz – allerdings nur, so lange diese das Nationalisierungsprojekt unterstützen.
Mit anderen Worten: In der neuen Rechten ist das Kunststück möglich, gleichzeitig für und gegen Gleichstellung zu sein. Man gibt sich pro Gleichberechtigung, wehrt aber jegliche Forderung ab, diese auch rechtlich zu fixieren und materiell umzusetzen. ‚Frauenrechte‘ werden als abendländischer Fortschritt behauptet, gleichzeitig schiesst die neue Rechte scharf gegen ein ‚genderistisches‘ „zu Viel“ an Emanzipation und zieht eine Grenze: bis hierher und nicht weiter. Es ist geradezu paradox: Da eine offensive Infragestellung von Geschlechtergerechtigkeit oder ein Verbot von Homosexua¬lität politisch nicht mehr möglich ist, wird die Betonung von Natürlichkeit wieder relevant gemacht. Während der klassische Anti-Feminismus argumentierte, Frauen könnten nicht die gleichen Rechte beanspruchen, weil sie von Natur aus verschieden seien, so behauptet der Anti-Genderismus, die Geschlechter seien trotz gleicher Rechte von Natur aus verschieden und die Vorherrschaft der binären und heterosexuellen Ordnung unantastbar.
Die Sehnsucht nach dem starken Mann
Das Gerede von der „Gender-Diktatur“ macht es möglich, sich als Freiheitskämpfer gegen Totalitarismus zu inszenieren: Aufmüpfig wird für das Recht plädiert, unterschiedlich sein zu dürfen, „we like to differ“, wie Markus Somm in der Basler Zeitung lässig auf Englisch schreibt. Allerdings sagt er auch gleich, welche Art von Differenz ihm vorschwebt: Sein Plädoyer für Verschiedenheit ist genau besehen ein Plädoyer für eine ganz bestimmte Vorstellung davon, wie Männer und Frauen zu sein haben („Mädchen spielen nun mal mit Puppen“). Die These von der „Gleichmacherei“ verteidigt nicht Pluralismus, sondern den Erhalt traditioneller Unterschiede. Raffinierter Weise wird das Festhalten an Tradition letztlich zum Inbegriff von Freiheit und Liberalismus verklärt.
Nicht selten wird schliesslich auch eine offensive Sehnsucht nach dem starken Mann formuliert. Der neue Nationalismus phantasiert nicht zuletzt eine entkoppelte Souveränität, eine von der Welt, von Europa und von anderen Menschen unabhängige Stärke. Diese wird eng an ein Geschlechtermodell geknüpft, in dem eine militärisch-nationale Männlichkeit ihre Geltung über die Verteidigung der traditionellen Familie und der dazugehörigen fürsorglich-unterwürfigen Frau generiert.
Ein extremes Beispiel hierfür ist der rechtsradikale Attentäter Anders Behring Breivik, der 2011 in Norwegen 72 Menschen ermordete. In seinem Manifest 2083 behauptete er, die Schuld an der „Überfremdung“ und der „Einführung der Scharia“ tragen der „Staatsfeminismus“ und die „Gender-Doktrin“. Beides beraube den westlichen Mann seiner patriarchalen Position und führe damit zu einer Schwächung der Nation. Obwohl Breiviks frauenfeindliche Motivlage unter anderem vom norwegischen Männerforscher Jørgen Lorentzen klar benannt wurde, erhielt diese medial wenig Beachtung.
Wenn also der Aufruf, sich abzuheben und abzugrenzen – als Nation, Volk, Kultur oder als Subjekt – zunimmt, ist auch, so kann man beobachten, der Ruf nach Re-Maskulinisierung nicht weit. Mit dem Eintreten für die Nation geht häufig das Eintreten für männliche Suprematie einher, und damit letztlich die Abwertung des Weiblichen bzw. des vermeintlich Nicht-Männlichen (wie es angeblich etwa durch den Schwulen verkörpert wird).
Der Soziologe Andreas Kemper hat in seinem Buch Die Maskulinisten gezeigt, auf welche Weise sich rechtsnationalistische Diskurse auch gegen die Begrenzung eines als allmächtig phantasierten männlichen Subjekts wenden. So beklagt der Blogger „Savvaki“, der – unter anderen – Vorbild für Breiviks Manifest war, die „Entkernung des männlichen Subjekts“ durch die Gleichberechtigung von Frauen und Männern. Gleichheit bedrohe die natürliche Überlegenheit des Mannes. Gemäss Kemper erlaubt das Reklamieren nationaler Stärke es diesen Männern, ihre Angst vor dem Stärkeverlust abzuwehren, ja überhaupt die Erfahrung von Schwäche und Begrenztheit zu negieren. Zum Beispiel die Erfahrung, dass das Leben auf vielfältige und grundlegende Weise von anderen und von der Umwelt abhängig ist. Der Hass dieser Akteure richtet sich – wie Kemper zeigt – gegen eine tiefe Angst vor der Verstrickung mit anderen, insbesondere mit Frauen. Wenn Frauen den Traum von Autonomie und Überlegenheit nicht stützen, werden sie auf ihren Platz verwiesen, zum Beispiel, indem man ihnen – im Glarner–style – Weiblichkeit abspricht und sie herabgesetzt oder indem man sie sexuell belästigt, vergewaltigt – oder gar umbringt (Jo Cox). Der Vorwurf: Sie stehen angeblich in der Schuld, Männer zu entmännlichen. Selbst etablierte Medien haben die Geschichte von den Männern als „Verlierern des Feminismus“ nachhaltig ins kulturelle Bewusstsein eingegraben. In der Schweiz schreibt der Soziologe Walter Hollstein regelmässig über den männlichen Niedergang, Ähnliches ist in der BaZ, der Weltwoche und immer häufiger auch in der NZZ zu lesen. Unterstellt wird eine Schuld der Frauen, Feministinnen oder „Genderisten“, Männer nicht mehr Männer sein zu lassen und dadurch die Gesellschaft oder die Nation zu schwächen.
Diese Bemühungen der neuen Rechten, ausgerechnet die Kategorie „Gender“ als Ideologie der „Gleichmacherei“ zu diskreditieren, zeugen von einem systematischen und strategischen Missverstehen der Prämissen der Geschlechtertheorien: Immerhin versuchen gerade sie, eine Gesellschaft denkbar zu machen, in der es möglich ist, „ohne Angst verschieden zu sein“ (Adorno), eine Gesellschaft, in denen Menschen „gleich sein können in der Differenz“ (Maihofer). Die Diskreditierung von „Gender“ ist daher von einer tiefen Sehnsucht nach Hierar¬chien und festen Regeln getrieben. Im Kern ist sie damit nichts anderes als das Bestreben, die eigenen Privilegien abzusichern.
http://geschichtedergegenwart.ch/gender-feminismus-der-rechtsnationale-ekel-vor-gleichmacherei/
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Die ultimative Dienstleistungsoffensive des Antifeminismus
Ein bisschen Frauenhass steht jedem Mann!
wikimannia statt femipedia
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Oberkellner,
18.09.2016, 11:32
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Kurti,
18.09.2016, 13:04
- Kommt noch. - adler, 18.09.2016, 15:09
- Komiker haben heutzutage ein schweres Leben - Rainer, 18.09.2016, 13:40
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Kurti,
18.09.2016, 13:04