Liste Femanzen Alice Schwarzer (Liste Femanzen)
F500 Alice Schwarzer - geboren am 03.12.1942 in Wuppertal (NRW) – Gründerin der Zeitschrift „Emma“ – arbeitete einige Jahre im kaufmännischen Bereich – von 1970 bis 1974 freie Korrespondentin für Radio, Fernsehen und Zeitschriften – Studium der Psychologie und Soziologie ohne Abschluss an der Universität Vincennes (Frankreich) – Gründung der Emma 1977 – www.aliceschwarzer.de – alice.schwarzer@emma.de
Alice Schwarzer zum Buch von Eva Herman: "Warum sollten wir den Feminismus alle zwanzig Jahre neu erfinden?"
Hamburg - Nun hat sich auch die Frauenrechtlerin Alice Schwarzer zur Debatte um die Forderung nach einem neuen Feminismus kritisch geäußert. "Warum sollten wir den Feminismus alle zwanzig Jahre neu erfinden? Was wir brauchen, ist ein neuer Elan, den Feminismus auch endlich umzusetzen", ließ die "Emma"-Herausgeberin in einer Aussendung verlauten.
Behauptungen, die in Deutschland durch das neue Buch der ehemaligen "Tagesschau"-Sprecherin Eva Herman - siehe dazu Kommentar - laut wurden, nach denen die Emanzipation den Frauen nur geschadet habe und sie sich wieder an den Herd zurück sehnten, nannte sie "völligen Quatsch". Solche "Zurück-ins-Haus-Parolen - übrigens vorwiegend ausgegeben von Karrierefrauen" - seien pure Provokation und Geschäftemacherei: "Wir Frauen haben besseres zu tun, als uns durch solche Spielchen aufhalten zu lassen."
Ökonomische Autonomie von Frauen
Über 95 Prozent aller jungen Frauen wollten in den Beruf. Der Staat schaffe mit neuen Gesetzen gerade selber die Hausfrau ab: Witwenrenten werden gekürzt und Versorgungsansprüche Geschiedener gestrichen, meinte Schwarzer. "Alle Weichen stehen auf eigenständige ökonomische Existenz von Frauen." Jede/r, der den Frauen etwas anderes erzähle, locke sie in eine Sackgasse. "Denn Feminismus, das bedeutet uneingeschränkt gleiche Chancen und Rechte - inklusive Pflichten! - für Frauen wie Männer." Nichts anderes wolle eine überwältigende Mehrheit der Frauen von heute. Auch die meisten Männer seien für die alten Verhältnisse längst nicht mehr zu haben.
"Frauen sollen öfter den Mund halten"
Interessiert beobachte sie die Reaktionen auf das "Anti-Emanzipation-Geplapper einer Eva Herman", das prompt einen breiten Protest der Frauen und ein erstauntes Kopfschütteln bei vielen Männern provoziere. "Der trockene Kommentar meines Tankwarts zu der Schlagzeile "Frauen sollen öfter den Mund halten" lautete: 'Wir wollen unseren alten Kaiser Wilhelm wieder haben...'".
Frauen wollten es heute besser machen als ihre Mütter, die sie oft als sehr zerrissen erlebt hätten. "Nur haben sie sich vielleicht Illusionen gemacht und nicht erkannt, dass alles hart erarbeitet werden muss. Irgendjemand hat ihnen erzählt, sie könnten 'alles' haben und zwar sofort: Karriere, Kinder und ewige Kleidergröße 38." Das stimme nicht. Frauen müssten Kompromisse machen. Schwarzer: "Feministinnen finden nur: Frauen sollten diese Kompromisse nicht länger alleine, sondern zusammen mit den Männern machen."
Trotz aller Hindernisse seien Frauen in den letzten dreißig Jahren mit Siebenmeilenstiefeln vorangegangen. "Mädchen erobern sich heute mit Schwung die Welt des Wissens - und die Jungen ziehen sich beleidigt ins Kraftmeiern zurück. Ich bin sicher, dass gerade die Mädchen und jungen Frauen trotz aller Rückschläge und Störmanöver ihren Weg gehen werden." (APA/dpa)
http://diestandard.at/2576744
Pornographie ist Kriegspropaganda gegen Frauen.
Längst bieten die Kaufhof-Wäscheabteilungen Dessous an, die es bis vor ein paar Jahren nur in Spezialgeschäften am Bahnhof gab. Von Erotik ist da wenig die Rede, von Unterwerfung viel.
Im Hinblick auf Sexualität schafft Pornographie für Frauen und Kinder die gleichen Bedingungen wie im Konzentrationslager.
In diesem Krieg sind die Zuhälter, nämlich die, die Pornos produzieren, sozusagen die SS
Männer haben weder die Fähigkeit noch das Verlangen, zu trennen und zu unterscheiden und wenigstens manche Frauen als ihresgleichen anzuerkennen.
Am Anfang haben sie uns "nur" ausgezogen; dann haben sie uns "nur" vergewaltigt; dann haben sie uns "nur" gefoltert; jetzt zerstückeln sie uns. Immer mehr wird die Porno-Produktion zur Gewalt-Porno-Produktion. Jeder Bürger ein Marquis de Sade. Das ist Demokratie im Patriarchat.
http://www.datenschlag.org/papiertiger/lexikon/emma.html
Schwarzer, Alice. PorNO. Opfer & Täter. Gegenwehr & Backlash. Verantwortung & Gesetz. 1994. Emma Frauenverlags GmbH, Köln.
Seit Mittwoch sagen die Ex-Freundinnen von Kachelmann in Mannheim aus. Und davon gibt es viele, wie wir inzwischen wissen. Das Gericht hat neun geladen. Als Letzte wird Mitte Oktober das mutmaßliche Opfer, die Radiomoderatorin aus Schwetzingen, aussagen.
Ob es dem Gericht gelingen wird, die Wahrheit herauszufinden, ist im Fall Kachelmann von besonders großer Bedeutung. Nicht nur für die beiden direkt Betroffenen, sondern für Millionen Frauen. Notrufe und Beratungsstellen melden schon jetzt, dass vergewaltigte Frauen seit Bekanntwerden des Falles noch mehr zögern als zuvor, Anzeige zu erstatten.
Denn der Fall Kachelmann ist längst zum Auslöser für die öffentliche Debatte über sexuelle Gewalt innerhalb von Beziehungen eskaliert.
Die Berichterstattung darüber – vor allem die eindeutige Parteinahme einiger Medien pro Kachelmann noch vor Beginn des Prozesses – schüchtert offensichtlich die Opfer ein. Viele Frauen haben den Eindruck, dass man ihnen eh nicht glaubt und sie sowieso keine Chance haben.
Aufgrund von Erhebungen geht man heute in Deutschland von mindestens 90 000 Vergewaltigungen im Jahr aus. Jede zweite Vergewaltigung passiert zu Hause, wie angeblich auch im Fall Kachelmann. Der Täter ist der eigene Mann oder Freund bzw. Ex-Mann.
Doch nur acht Prozent aller Vergewaltigungen werden überhaupt angezeigt. Und nur bei jeder siebten Anzeige steht am Ende die Verurteilung des Täters. Gleichzeitig signalisieren die Statistiken, dass Vergewaltigung das Verbrechen mit den geringsten Falschanschuldigungen ist: Nur in drei von hundert Fällen lügt die Frau.
Was bedeutet: Nur jeder hundertste Vergewaltiger muss auch dafür büßen. Vergewaltigung ist also ein quasi strafloses Verbrechen.
Wollte sie das nicht selber? Hat sie ihn nicht provoziert? Waren das nicht die üblichen Sexspielchen? Und hat der eigene Mann/Freund nicht eigentlich ein Recht auf Sex? Schließlich gibt es das Gesetz gegen Vergewaltigung in der Ehe überhaupt erst seit 13 Jahren. Bis dahin war dieses Verbrechen ein Kavaliersdelikt.
Sollte das Gericht die Wahrheit nicht herausfinden und käme es auf einen Freispruch „Im Zweifel für den Angeklagten“ raus, dann wäre das eine Katastrophe.
Und zwar nicht nur für die Ex-Freundin und Jörg Kachelmann, sondern für Millionen Frauen. Sie, die endlich angefangen haben zu reden, würden wieder verstummen.
http://www.bild.de/news/2010/warum-millionen-frauen-betroffen-sind-13991202.bild.html
Über ihr Liebesleben hat Alice Schwarzer, die Ikone der deutschen Frauenbewegung, nie viel erzählt. Zwar machte sie in ihrer Autobiografie ("Lebenslauf") 2011 öffentlich, dass sie mit einer Frau zusammenlebt. Doch viel mehr ist über ihre Lebensgefährtin nicht bekannt. Jetzt meldet sich eine frühere Partnerin zu Wort – und macht der Feministin heftige Vorwürfe.
Waltraud Schade will in den Jahren 1972 und 1973 Schwarzers Geliebte gewesen sein. So schreibt sie es in ihrem Buch "Tango mit Alice", das Mitte September im Verlag Rot und Licht erscheint und aus dem die "Bild am Sonntag" vorab zitiert. Schade habe die damals 29-jährige Schwarzer bei einer Frauengruppe in München kennengelernt. Die beiden seien ein Paar geworden, gemeinsam durch Deutschland und an die Côte d'Azur gereist.
Was auf den ersten Blick romantisch aussieht, soll aber häufig schwierig gewesen sein. So sei Schwarzer schon mal wütend geworden, wenn Schade keinen Sex wollte. Sie beschreibt eine Szene, in der Schwarzer das Bett "demonstrativ" verlassen habe: "Du rauschst aus dem Zimmer und knallst die Tür. ... Plötzlich: ein Höllenlärm ... In deiner Wut hast du alle gusseisernen Bratpfannen runtergerissen." Sogar mit Seife soll Alice Schwarzer einmal nach ihrer Freundin geworfen haben. "Deinen Wutausbruch rechtfertigst du mit deinem Temperament."
Warum redet Schade jetzt?
Schwarzer war damals schon eine bekannte Frauenrechtlerin. 1971 – sie lebte in Frankreich – hatte sie eine der ersten Gruppen der französischen Frauenbewegung mitgegründet und eine ursprünglich französische Aktion nach Deutschland geholt: Der "Stern" druckte nach dem Vorbild des "Nouvel Observateur" eine Titelgeschichte, in der über 300 Frauen öffentlich bekannten, abgetrieben zu haben. Gegen Ende des Jahres schrieb Schwarzer ein Buch über und gegen den Paragraphen 218, der Schwangerschaftsabbruch unter Strafe stellte. Die feministische Ikone war geboren.
Zu der Zeit, als sie Waltraud Schade kennenlernte, lebte Schwarzer mit einem Völkerkundler zusammen. Der soll die Parallelbeziehung geduldet haben, schreibt Schade. Schwarzer habe weiter mit dem Mann zusammengelebt, den Urlaub aber abwechselnd mit ihr und ihm verbracht. "Die erste Hälfte willst du mit Bruno verbringen, die zweite mit mir. Du glaubst auch zu wissen, wie viel du mir zumutest. Weißt du das wirklich?", heißt es in dem Buch.
Schwarzer selbst ließ der "Bild am Sonntag" über ihr Büro mitteilen, sie sei überrascht, dass "eine solche Lappalie und reine Privatangelegenheit" für die Öffentlichkeit irgendwie relevant sein solle. Warum macht Schade die Beziehung jetzt öffentlich? Sie sagte der Zeitung, nach der Veröffentlichung von Schwarzers Autobiografie sei die Notwendigkeit zu schweigen für sie entfallen. "Ich war überrascht, dass sie sich in ihrer Biografie so darstellt, wie ich sie nicht erlebt hatte. Ich finde, Alice Schwarzer hat in unserer Beziehung nicht das gelebt, was sie als Feministin seit 40 Jahren verkörpert."
Seit Jahrtausenden ist für die Geschlechter Sexualität mit Macht und Gewalt verknüpft. Für die meisten Frauen verdeckten diese dunklen Schatten lange die Lust. Ihr Befreiungsschlag hat sich nun anregend auf die Frauen ausgewirkt - und lähmend auf die Männer. Vollends verwirrend ist für die Männer, dass öffentlich weiterhin das gute alte Rammel-Modell propagiert wird - privat aber das Einfach-Reinstecken schon lange nicht mehr genügt."
Alice Schwarzer
deutsche Journalistin und EMMA-Herausgeberin
http://diestandard.at/3090466
"Das ist es wohl, was den Frauen, wie allen unterdrückten und gedemütigten Gruppen, am meisten ausgetrieben worden ist: der Mut zum Hass! Was wäre eine Freiheitsbewegung ohne Hass?"
(So fing alles an – die neue Frauenbewegung, dtv, S. 32-33)
Schon 1985 glaubte Schwarzer zu wissen, „dass auch ich selbst zu einer minderen Rasse gehöre: zu der der Frauen.“ (Mit Leidenschaft, 1985, S.135) Schließlich hätten auch die Frauen einen Genozid vorzuweisen: die Millionen ermordeter ‚Hexen’. Gegner ihres Konzepts von Frauenemanzipation bezeichnete Schwarzer - mit dem Jargon der Nazis kokettierend - mehrfach als Vertreter einer „Herrenrasse“. Frau Schwarzer und ihre Zeitschrift EMMA propagieren die These der amerikanischen Therapeutin Judith L. Herman von „den kleinen versteckten Konzentrationslager(n), errichtet von Tyrannen, die über ihre Familie herrschen“. (EMMA, Jan/Febr. 2004, S.88) Damit werden Opfer häuslicher Gewalt mit politischen Opfern, letztlich mit Opfern des Nazi-Regimes auf eine Stufe gestellt. So genannte „Lustmörder“ bezeichnet Frau Schwarzer mehrfach als „SS des Patriachats“, was zweifellos die SS verharmlost. Immer wieder drängen sich Schwarzer „Parallelen zu 1933“ auf: „Auch damals waren (zunächst) die Juden im Visier - und die Frauen“. Schließlich habe es unter Hitler ein Berufsverbot für weibliche Juristen gegeben. (EMMA, März/April 2002) „Den Gaskammern der Nazis gingen selbstverständlich die Propagandafeldzüge der Nazis voraus, die jüdische Menschen wie Untermenschen gezeigt haben. Und wir Frauen werden heute gezeigt wie Untermenschen.“ (EMMA-Sonderband PorNO, 1988, S.49) „Wollt ihr die totale Objektfrau?“ fragte Schwarzer, Goebbels imitierend, in ihrer PorNo-Kampagne. (PorNO, 1994, S.85)
Weitere Belege für diese Verfahrensweise finden sich in Schwarzers Publikationen zuhauf. Es wimmelt nur so davon. Schwarzer zielt - wie sie selbst schrieb - darauf ab, Frauen „mit anerkannt Diskriminierten, mit Schwarzen oder gar Juden (zu) vergleichen“. (Mit Leidenschaft, 1985, S.200) Das findet sie keineswegs geschmacklos. Denn solche „realistischen Parallelen“ seien nötig „weil oft erst das die Ungeheuerlichkeit der Frauen-‚Normalität’ klarmacht“, so Schwarzer. (ebenda, S.200)
Wer Frauenverachtung und das Leiden von Frauen unter männlicher Ignoranz, wer die rechtliche und gesellschaftliche Benachteiligung von Frauen in demokratisch verfassten Gesellschaften mit der Verfolgung der Juden unter dem Hitler-Regime derart „realistisch“ vergleicht und auf eine Stufe stellt, wer die Opfer häuslicher Gewalt mit den Opfern politischer Gewalt unter dem Nationalsozialismus gleichsetzt, wie Schwarzer es tut, betreibt unter dem schützenden Mantel des Philosemitismus eine verantwortungslose Verharmlosung und Banalisierung der Nazi-Verbrechen. Diese werden in unerträglicher Weise für pseudofeministische Zwecke instrumentalisiert, um eine angeblich allgegenwärtige „Männergewalt“ zu behaupten, zu dämonisieren und Frauen als stets hilflose Opfer zu fixieren. Frauenbefreiung wird auf diese Weise mit dem Heiligenschein einer antifaschistischen Tat versehen und vermarktet.
Wir sind der Überzeugung, dass die Verleihung des Börne-Preises an Frau Schwarzer die Erörterung der hier aufgeworfenen Fragen notwendig gemacht hätte. Hier wäre nicht zuletzt die Jüdische Gemeinde Frankfurt, hier wären nicht zuletzt auch Sie, Herr Prof. Dr. Korn, als Vorsitzender im Vorstand der Jüdischen Gemeinde Frankfurt und Mitglied im Stiftungsvorstand der Ludwig-Börne-Stiftung gefordert gewesen. Stattdessen höfliches Schweigen, nicht der Hauch von Kritik oder gar Protest. Stattdessen eine Preisverleihung als gehobenes Entertainment: man witzelt, man scherzt, man lacht. Ikonen-Verehrung statt kritischer Auseinandersetzung.
(offener Brief von Dr. Salomon Korn, Vorstand der Jüdischen Gemeinde Frankfurts, an Alice Schwarzer)
Lieber keine «echten» Männer
Alice Schwarzers Auftritt an der Universität Zürich
Die Feministin Alice Schwarzer lockt viel Publikum an (Archivbild) (Bild: NZZ/ Christoph Ruckstuhl)
Männer sollen statt richtige Männer Menschen werden. Diese Botschaft hat die Feministin Alice Schwarzer in Zürich mit grosser Fabulierlust an Frau und Mann gebracht. Die Grande Dame der Frauenbewegung war in Höchstform.
vö./(Neue Zürcher Zeitung) Alice Schwarzer ist ein Publikumsmagnet. Lange vor dem Auftritt der Ikone des deutschen Feminismus, die das Schweizerische Institut für Auslandforschung nach Zürich eingeladen hatte, war die Aula der Universität bereits voll.
Rund 1300 Interessierte, die das Referat zum Teil in einem Nebenraum auf Leinwand verfolgten, wollten wissen, was sie nach 40-jährigem Kampf noch zu sagen hat. Sie wurden nicht enttäuscht, zumal die Grande Dame der Frauenbewegung in Höchstform war.
Appell an die Männer
Pointiert tischte Schwarzer unter dem Titel «Emanzipierte Frauen und verunsicherte Männer – und nun?» ihre anekdotisch gespickten Thesen auf, die zwar nicht immer über alle Zweifel erhaben schienen, deren Kern aber manche angeblich verunsicherten Männer aufmuntern musste: «Lasst euch vom Ruf nach echten Männern nicht verwirren. Lasst euch nicht von Weibchen und Machos aufhalten, zu echten Menschen zu werden», sagte sie.
Ihr Appell an die Männer, sich nun ebenfalls von tradierten Rollenmustern zu befreien, wurzelt in einschlägigen Diskussionen in deutschen Medien. Angestossen hatte sie eine junge «Zeit»-Autorin, die das Schwinden von «rechten» Mannsbildern beklagte und die Vertreter des einstigen starken Geschlechts «Jammerlappen» nannte. Weitere junge Redaktorinnen stimmten ins Klagelied ein, weil die heutigen Männer nicht mehr wie ihre Väter Karriere machen wollten. Schwarzer wundert sich über solche Töne von besonders privilegierten Berufsfrauen – vierzig Jahre nach dem Aufbruch. Denn «Gott sei Dank sind die heutigen Männer nicht mehr gleich wie ihre Väter. Wir sind auf dem Weg der Veränderung.»
Tangokurs besuchen
Dass damit eine Irritation der Männer einhergehe, sei angesichts der wankenden Geschlechterordnung klar. Der historische Moment ist laut Schwarzer allerdings gefährlich. Wie Jahrzehnte zuvor komme wieder ein Biologismus ins Spiel. Er definiere die Frauen als die Emotionaleren, die Männer als die Rationaleren und leiste einer hegemonialen Männlichkeit Vorschub. Gewalt sei aber das konstituierende Element der Männlichkeit.
Deshalb sei keine Phase so gefährlich für die Frauen wie die des verunsicherten Mannes. An diesem Punkt kam Schwarzer auf eines ihrer jüngeren Kernthemen zu sprechen: die Gewalt an Frauen in von Islamisten beherrschten Ländern. Der Zustrom von Menschen, die den Gleichstellungsprozess nicht erlebt hätten, beschere Probleme in den westeuropäischen Schulen. Und sie stellte die rhetorische Frage an die jungen Töchter der Emanzipierten: «Wenn ihr im Weltmassstab schaut, wohin die traditionelle Rollenverteilung führen kann – wollt ihr das wirklich?» Lieber rate sie zu einem Tangokurs.
http://www.nzz.ch/nachrichten/zuerich/stadt_und_region/lieber_keine_echten_maenner_1.16127848.html
Warum leugnen beim Amoklauf von Winnenden selbst die Ermittler den Faktor Geschlecht? Warum will niemand wissen, dass Tim K. vor allem die Mädchen erschoss?
Es ist, als säßen wir im Bauch eines Walfisches. Mittendrin, da, wo der gewaltige Fisch selbst nicht zu sehen ist, sondern nur eine diffuse Undurchdringlichkeit. Anders lässt es sich nicht erklären, dass ein Amokläufer in einer Schule gezielt zwölf Menschen töten kann, von denen elf weiblich sind und der zwölfte als "Frauenversteher" gilt, aber niemand es sieht. Und was das vollends Beklemmende ist: Nicht nur die Medien wollen es nicht wahrhaben – auch die Polizei und die ermittelnde Staatsanwaltschaft schließt fest die Augen.
"Das Geschlecht", erklärt Pressesprecherin Claudia Krauth der zuständigen Stuttgarter Staatsanwaltschaft auf Anfrage von EMMA, "hat für den Täter nach unseren bisherigen Erkenntnissen keine Rolle gespielt". Welche bisherigen Erkenntnisse? Haben in den Klassen etwa deutlich mehr Mädchen als Jungen gesessen? Nein, sagen die entkommenen SchülerInnen – die Ermittler geben auf diese simple Frage jedoch auch einen Monat nach der Tat noch keine Antwort. Hat der versierte Schütze doch nicht in allen Fällen die SchülerInnen durch "gezielte Kopfschüsse hingerichtet", wie ein Polizist der Mutter eines Opfers laut Zeit gesagt haben soll? Auch darauf geben die Ermittler bis Mitte April keine Antwort.
Gibt es bei Tim K., der laut Polizei 200 "Pornobilder" (Fotos? Filme? DVDs?) auf seinem Rechner hatte, darunter 120 so genannte Bondage-Bilder (also Fesselungen und Folterungen von Frauen), Anzeichen für ein angespanntes, ja aggressives oder gar hasserfülltes Verhältnis zum anderen Geschlecht? Auch darauf bisher keine Antwort von der Staatsanwaltschaft. "Welche Gewalt oder ob auf den 200 Bildern überhaupt Gewalt zu sehen ist", das sei für die Staatsanwaltschaft "kein verfahrensrelevanter Gesichtspunkt", antwortete die Pressesprecherin auf Nachfrage von EMMA.
Das muss man sich mal vorstellen! Wenn von zwölf Ermordeten elf weiblich sind, dann ist die Frage nach dem Geschlecht der Opfer für die Ermittler "kein verfahrensrelevanter Gesichtspunkt". Das heißt, sie stellen sich gar nicht erst die Frage, warum das so ist! Wie aber kann es überhaupt sein, dass Ermittler ein so zentrales Indiz einfach ignorieren?
Was wohl wäre, wenn Tim K. in einer gemischt deutsch-türkischen Klasse elf Türken und einen Türkenfreund getötet hätte, das habe ich bereits zwei Tage nach der Tat gefragt. Die Antwort ist einfach: Die Hölle wäre los! Jeder halbwegs kritische Ermittler und Journalist würde nicht nur auf diesen Umstand hinweisen, sondern dem auch nachgehen. Und Schlüsse daraus ziehen, zum Beispiel: zwischen dem Einzeltäter und einem gesellschaftlichen Klima, in dem Fremdenhass existiert – und der vielleicht nicht zufällig in seiner extremsten Zuspitzung solche Formen annimmt.
Oder was wäre wenn – ich wage kaum es niederzuschreiben – eine Ex-Schülerin in einer geschlechtergemischten Klasse quasi nur Jungen erschießen würde? Die Schüsse wären noch nicht ganz verhallt, da würde das Schlagwort vom "Männerhass" schon alle Titelzeilen und Nachrichten sprengen; Männerhass, der sich hier auf perverse Weise Bahn gebrochen habe. Das Leben dieser Mörderin würde nach dem Motiv Männerhass um und um gestülpt: Ist sie zu kurz gekommen? Hat sie schlechte Erfahrungen mit Männern gemacht? Hat sie eine frustrierte, gar feministische Mutter?
Leider sind solch simple Umkehrungen noch immer nötig, um die Ungeheuerlichkeit der Normalität klarzumachen: Die Norm ist, dass Männer Frauen ermorden (in 90 Prozent aller Mordfälle zwischen den Geschlechtern). Darum ist dieses letzte Szenario so extrem hypothetisch. Weibliche Amokläufer sind (bisher) quasi inexistent. Nicht etwa, weil Frauen die besseren Menschen wären. Nein, weil Frustration und Aggression sich bei Frauen traditionell anders Bahn bricht als bei Männern, nämlich weniger nach außen und mehr nach innen, weniger physisch und eher psychisch.
Reden wir also nicht länger drumrum und warten wir nicht auf die Erkenntnisse von Ermittlern, die sich die zentralen Fragen noch nicht einmal stellen. Selbstverständlich hat die Tat von Tim K., dem Mädchenmörder, etwas mit seinem Verhältnis zu Frauen zu tun! Genauer: Etwas mit seiner Art, ein Mann werden zu wollen, woran er gescheitert ist.
In der Genderforschung spricht man bei diesen gewalttätigen, pubertierenden Jungen von einer "Konstruktion" der Männlichkeit. Denn die Verknüpfung von Männlichkeit & Gewalt hat eine Jahrhunderte, ja Jahrtausende alte Tradition. Und schon lange warnen Studien, vor allem aus den USA: Die Männergewalt eskaliert bei sich verändernden Machtverhältnissen zwischen den Geschlechtern.
In den vergangenen Jahrzehnten haben wir eine Erschütterung der klassischen Rolle von Männern und Frauen erlebt. Der 1990 geborene Tim K. ist der Sohn eines Vaters und einer Mutter, die mittenhinein geboren wurden in diese Umwälzungen, in die Spannungen zwischen Tradition und Fortschritt, auch wenn das im schwäbischen Hinterland vermutlich allmählicher vonstatten geht als in Berlin-Kreuzberg. Ein Vater, der 15 Waffen im Haus hat, davon eine im Schlafzimmer!, und über 4.000 Schuss Munition, scheint entschlossen, im Konfliktfall Herr über Leben und Tod zu sein. Sein Sohn hat das nun bei seinem eigenen Konflikt in die Tat umgesetzt.
Dass Konflikte in dieser Familie weniger durch Thematisierung und Verständnis gelöst zu werden scheinen und eher durch Verdrängung, darauf deutet das empörte Dementi des Vaters, Tim sei nie in psychiatrischer Behandlung gewesen. Der Psychiater sagt das Gegenteil. Warum also das Dementi? Weil eine psychiatrische Behandlung nur etwas für Verrückte ist, aber nicht für einen Jungen aus einer ganz normalen Familie wie die K.s aus Winnenden?
Normal ist es wohl auch, dass ein 18-Jähriger 120 harte Pornos, also Darstellungen sexualisierter Gewalt, auf seinem Rechner hat. So zumindest sieht es der Staatsanwalt. Normal sind auch die Gewaltspiele, die aus Jungs, die in der realen Welt kleine Milchgesichter sind, in der virtuellen Welt große Helden machen – auch das ist in der Tat die Norm, wie eine aktuelle Studie des Kriminologen Christian Pfeiffer belegt.
Sicher, nicht alle Jungen, die aus normalen Familien kommen und keinen Stich bei Mädchen haben, die Pornos konsumieren und Gewaltspiele, nicht alle werden Amokläufer. Zum Glück. Welcher Auslöser bei Tim K. noch dazu gekommen ist, darauf kann vermutlich nur die Familie ganz genaue Antworten geben – und diese Antworten ist sie den Opfern schuldig.
Doch all diese Jungen sind gefährdet. Und sie sind unglücklich. Wir schulden darum nicht nur ihren (potenziellen) Opfern – die selten in der Leichenhalle, aber oft genug in Frauenhäusern landen – die Wahrheit, sondern auch diesen verirrten Jungen. Die Wahrheit über diese Tat und diese Familie und eine Gesellschaft, in der eine solche Untat wachsen kann.
Denn es ist das Wegsehen, das die Tims dieser Welt zur Raserei bringt. Das Gespräch, das ich vor wenigen Tagen mit Sven – dem Mann, der im Alter von Tim beinahe zum Amokläufer geworden wäre – für EMMA geführt habe, hat auch mir nochmal einiges klarer gemacht. Der heute 28-Jährige spricht zum ersten Mal über seine eigenen Amok-Fantasien und die seiner Kumpel. Damit wir besser verstehen. Und er macht deutlich, wie hoch nicht nur der Anteil des Frauenhasses bei einer solchen Tat sein kann, sondern auch der des Exhibitionismus. Sie wollen endlich als Männer wahrgenommen werden, als echte Männer, diese pubertierenden Jungen. Und sei es mit Gewalt.
Denn die Zeiten, in denen nur Männer den exklusiven Zugang zum Wissen und zur Welt hatten, sind vorbei. Heutzutage überholen die Mädchen die Jungen in der Schule, und auch Frauen fahren Auto und umsegeln die Weltmeere. Was also macht den Mann noch zum Mann? Die Gewalt.
Männer von heute stehen an einem Scheideweg: Gehen sie auf die Frauen zu – oder schlagen sie auf die Frauen ein? Sven hat sich letztendlich für den ersten Weg entschieden. Tim hat den zweiten Weg gewählt, bis zum bitteren Ende, bitter für seine Opfer, aber auch für sich selbst. Ein stärkeres Zeichen als den Tod kann so einer nicht setzen. Wollen wir wirklich trotzdem weiterhin wegsehen?
Bleibt die Frage, warum so viele Menschen so entschlossen wegsehen, Männer wie Frauen. Das hat wohl etwas mit Erschrecken zu tun und mit Verdrängung. Männer erschrecken vor sich selbst bzw. der Spezies, zu der sie gehören; Frauen erschrecken vor der (potenziellen) Gewalt von Männern. Dieser Amoklauf ist in der Tat eine Lektion für alle Männer und Frauen: als (potenzielle) Täter bzw. Opfer. Denn alle Mädchen werden verstanden haben: Die Nichtbeachtung oder Zurückweisung eines Jungen kann heutzutage lebensgefährlich sein.
Mindestens jede dritte Frau hat Gewalterfahrungen am eigenen Leibe gemacht, meist durch den eigenen Mann, Bruder, Vater. Wie fühlen solche Männer sich, wenn sie von dem Massaker hören? Schuldbewusst? Oder ermutigt? Und wie fühlen sich die Mädchen und Frauen, die Opfer dieser Gewalt wurden? Empört? Oder eingeschüchtert?
Der Walfisch, in dem wir sitzen, heißt "Gewalt gegen Frauen". Für uns ist das so normal, dass wir das Ungeheuerliche daran nicht mehr wahrzunehmen scheinen. Doch weiter bringt uns das nicht, uns Frauen und Männer. Weiter bringt uns nur die Wahrheit, zum Beispiel die des Beinahe-Amokläufers Sven. Er hat meinen ganzen Respekt.
http://www.emma.de/index.php?id=editorial_2009_3
Amoklauf Im Inneren des Walfischs
Die Mehrzahl der Opfer des Amokläufers von Winnenden waren weiblich. Warum leugnen selbst die Ermittler den Faktor Geschlecht?
Trauer in Winnenden nach dem Amoklauf. Die Opfer waren fast nur Mädchen und Frauen
Es ist, als säßen wir im Bauch eines Walfisches. Mittendrin, da, wo der gewaltige Fisch selbst nicht zu sehen ist, sondern nur eine diffuse Undurchdringlichkeit. Anders lässt es sich nicht erklären, dass ein Amokläufer in einer Schule gezielt zwölf Menschen töten kann, von denen elf weiblich sind (und der zwölfte als »Frauenversteher« gilt), aber niemand es sieht. Und was das vollends Beklemmende ist: Nicht nur die Medien wollen es nicht wahrhaben – auch die Polizei und die ermittelnde Staatsanwaltschaft schließen fest die Augen.
»Das Geschlecht«, erklärt Pressesprecherin Claudia Krauth von der zuständigen Stuttgarter Staatsanwaltschaft, »hat für den Täter nach unseren bisherigen Erkenntnissen keine Rolle gespielt.« Welche bisherigen Erkenntnisse? Haben in den Klassen etwa deutlich mehr Mädchen als Jungen gesessen? Nein, sagen die entkommenen SchülerInnen – die Ermittler geben auf diese simple Frage jedoch auch einen Monat nach der Tat noch keine Antwort. Hat der versierte Schütze doch nicht in allen Fällen die SchülerInnen durch »gezielte Kopfschüsse hingerichtet«, wie ein Polizist der Mutter eines Opfers laut ZEIT gesagt haben soll? Auch darauf geben die Ermittler bis Mitte April keine Antwort.
Gibt es bei Tim K., der laut Polizei 200 »Pornobilder« (Fotos? Filme? DVDs?) auf seinem Rechner hatte, darunter 120 sogenannte Bondage-Bilder (also Fesselungen und Folterungen von Frauen), Anzeichen für ein angespanntes, ja aggressives oder gar hasserfülltes Verhältnis zum anderen Geschlecht? Auch darauf bisher keine Antwort von der Staatsanwaltschaft. »Welche Gewalt« auf den 200 Pornos zu sehen ist, sei für die Staatsanwaltschaft »kein verfahrensrelevanter Gesichtspunkt«, antwortete die Pressesprecherin auf Nachfrage.
Das muss man sich mal vorstellen! Wenn von zwölf Ermordeten elf weiblich sind, dann ist die Frage nach dem Geschlecht der Opfer für die Ermittler »kein verfahrensrelevanter Gesichtspunkt«. Das heißt, sie stellen sich gar nicht erst die Frage, warum das so ist! Wie aber kann es überhaupt sein, dass Ermittler ein so zentrales Indiz einfach ignorieren?
Was wohl wäre, wenn Tim K. in einer gemischt deutsch-türkischen Klasse elf Türken und einen Türkenfreund getötet hätte, das habe ich bereits zwei Tage nach der Tat gefragt. Die Antwort ist einfach: Die Hölle wäre los! Jeder halbwegs kritische Ermittler und Journalist würde nicht nur auf diesen Umstand hinweisen, sondern dem auch nachgehen. Und Schlüsse daraus ziehen, zum Beispiel eine Verbindung herstellen zwischen dem Einzeltäter und einem gesellschaftlichen Klima, in dem Fremdenhass existiert – der vielleicht nicht zufällig in seiner extremsten Zuspitzung solche Formen annimmt.
Leider sind solch simple Parallelen noch immer nötig, um die Ungeheuerlichkeit der Normalität klarzumachen: Die Norm ist, dass Männer Frauen ermorden (in 90 Prozent aller Mordfälle zwischen den Geschlechtern). Weibliche Amokläufer sind (bisher) quasi inexistent. Nicht etwa, weil Frauen die besseren Menschen wären. Nein, weil Frustration und Aggression sich bei Frauen traditionell anders Bahn brechen als bei Männern, nämlich weniger nach außen und mehr nach innen, weniger physisch und eher psychisch.
Reden wir also nicht länger drum herum, und warten wir nicht auf die Erkenntnisse von Ermittlern, die sich die zentralen Fragen noch nicht einmal stellen. Selbstverständlich hat die Tat von Tim K., dem Mädchenmörder, etwas mit seinem Verhältnis zu Frauen zu tun! Genauer: etwas mit seiner Art, ein Mann werden zu wollen, woran er gescheitert ist.
In der Genderforschung spricht man bei diesen gewalttätigen pubertierenden Jungen von einer »Konstruktion« der Männlichkeit. Denn die Verknüpfung von Männlichkeit und Gewalt hat eine jahrhunderte-, ja jahrtausendealte Tradition. Und schon lange warnen Studien, vor allem aus den USA: Die Männergewalt eskaliert bei sich verändernden Machtverhältnissen zwischen den Geschlechtern. Ein Vater, der 15 Waffen im Haus hat – davon eine im Schlafzimmer! – und über 4000 Schuss Munition, scheint entschlossen, im Konfliktfall Herr über Leben und Tod zu sein. Sein Sohn hat das nun bei seinem eigenen Konflikt in die Tat umgesetzt.
Normal ist es wohl auch, dass ein 18-Jähriger 120 harte Pornos, also Darstellungen sexualisierter Gewalt, auf seinem Rechner hat. So zumindest sieht es der Staatsanwalt. Normal sind auch die Gewaltspiele, die aus Jungs, die in der realen Welt kleine Milchgesichter sind, in der virtuellen Welt große Helden machen – auch das ist in der Tat die Norm, wie eine aktuelle Studie des Kriminologen Christian Pfeiffer belegt.
Sicher, nicht alle Jungen, die aus normalen Familien kommen und keinen Stich bei Mädchen haben, die Pornos konsumieren und Gewaltspiele, werden Amokläufer. Zum Glück. Welcher Auslöser bei Tim K. noch dazugekommen ist, darauf kann vermutlich nur die Familie ganz genaue Antworten geben – und diese Antworten ist sie den Opfern schuldig.
Doch all diese Jungen sind gefährdet. Und sie sind unglücklich. Wir schulden darum nicht nur ihren (potenziellen) Opfern – die selten in der Leichenhalle, aber oft genug in Frauenhäusern landen – die Wahrheit, sondern auch diesen verirrten Jungen. Die Wahrheit über diese Tat und diese Familie und eine Gesellschaft, in der eine solche Untat wachsen kann.
Denn es ist das Wegsehen, das die Tims dieser Welt zur Raserei bringt. Das Gespräch, das ich vor wenigen Tagen mit Sven – einem Mann, der im Alter von Tim beinahe zum Amokläufer geworden wäre – für Emma geführt habe, hat auch mir noch mal einiges klarer gemacht. Der heute 28-Jährige spricht zum ersten Mal über seine eigenen Amokfantasien und die seiner Kumpel. Damit wir besser verstehen: Sie wollen endlich als Männer wahrgenommen werden, als echte Männer, diese pubertierenden Jungen. Und sei es mit Gewalt.
Denn die Zeiten, in denen nur Männer den exklusiven Zugang zum Wissen und zur Welt hatten, sind vorbei. Heutzutage überholen die Mädchen die Jungen in der Schule, und auch Frauen fahren Auto und umsegeln die Weltmeere. Was also macht den Mann noch zum Mann? Die Gewalt.
Die Männer von heute stehen an einem Scheideweg: Gehen sie auf die Frauen zu – oder schlagen sie auf die Frauen ein? Sven hat sich letztendlich für den ersten Weg entschieden. Tim hat den zweiten Weg gewählt, bis zum bitteren Ende, bitter für seine Opfer, aber auch für sich selbst. Ein stärkeres Zeichen als den Tod kann so einer nicht setzen. Wollen wir wirklich trotzdem weiterhin wegsehen?
Bleibt die Frage, warum so viele Menschen so entschlossen wegsehen, Männer wie Frauen. Das hat wohl etwas mit Erschrecken zu tun und mit Verdrängung. Männer erschrecken vor sich selbst beziehungsweise der Spezies, zu der sie gehören; Frauen erschrecken vor der (potenziellen) Gewalt von Männern. Dieser Amoklauf ist in der Tat eine Lektion für alle Männer und Frauen: als (potenzielle) Täter beziehungsweise Opfer. Denn auch alle Mädchen werden verstanden haben: Die Nichtbeachtung oder Zurückweisung eines Jungen kann heutzutage lebensgefährlich sein.
Mindestens jede dritte Frau hat Gewalterfahrungen am eigenen Leibe gemacht, meist durch den eigenen Mann, Bruder, Vater. Wie fühlen solche Männer sich, wenn sie von dem Massaker hören? Schuldbewusst? Oder ermutigt? Und wie fühlen sich die Mädchen und Frauen, die Opfer dieser Gewalt wurden? Empört? Oder eingeschüchtert?
Der Walfisch, in dem wir sitzen, heißt »Gewalt gegen Frauen«. Für uns ist das so normal, dass wir das Ungeheuerliche daran nicht mehr wahrzunehmen scheinen.
http://www.zeit.de/2009/17/oped-Schwarzer/seite-1
Erkenntnisse der Ermittler:
Der Amokläufer von Winnenden hat sich nicht gezielt an den Mädchen und Lehrerinnen seiner ehemaligen Schule rächen wollen. Dies ergaben die Ermittlungen der 30-köpfigen Sonderkommission, die eine Bilanz ihrer Arbeit zog.
Blutige Amokläufe an deutschen Schulen1/8
17. September 2009:
Der 18 Jahre alte Schüler Georg R. dringt in seine Schule, das Ansbacher Gymnasium, ein und verletzt neun Schüler und einen Lehrer. Der Täter selbst wird durch mehrere Polizeikugeln schwer verletzt.
11. März 2009:
In seiner früheren Realschule in Winnenden bei Stuttgart und auf der anschließenden Flucht erschießt ein 17-Jähriger 15 Menschen und sich selbst. Die Waffe hatte er seinem Vater, einem Sportschützen, entwendet.
20. November 2006:
Mit Gewehren, Sprengfallen und Rauchbomben überfällt ein 18-Jähriger im westfälischen Emsdetten seine frühere Schule, verletzt 37 Menschen und erschießt sich danach.
2. Juli 2003:
Ein 16-jähriger Realschüler schießt im fränkischen Coburg während des Unterrichts auf seine Klassenlehrerin und verletzt anschließend eine Schulpsychologin. Danach tötet sich der Jugendliche. Die 41 Jahre alte Lehrerin bleibt unverletzt.
26. April 2002:
In einem Gymnasium in Erfurt (Thüringen) richtet ein Ex-Schüler ein beispielloses Blutbad an. Schwarz vermummt und schwer bewaffnet zieht der 19-Jährige durch das Gebäude und erschießt 16 Menschen. Dann tötet er sich selbst.
19. Februar 2002:
Ein mit zwei Pistolen, drei Rohrbomben und einer Handgranate bewaffneter 22-Jähriger tötet bei einem Amoklauf in Bayern drei Menschen, darunter den Rektor seiner früheren Wirtschaftsschule. Der Amoklauf hatte in Eching bei München begonnen und war in Freising fortgesetzt worden.
16. März 2000:
Weil er am Vortag von seinem Realschulinternat in Brannenburg (Bayern) verwiesen wurde, schießt ein Schüler (16) den Leiter der Anstalt in den Kopf und fügt sich dann selbst schwere Verletzungen zu. Das 57 Jahre alte Opfer der Straftat stirbt sechs Tage später.
9. November 1999:
In Meißen (Sachsen) stürmt ein 15 Jahre alter Gymnasiast maskiert in ein Klassenzimmer und ersticht seine Lehrerin. Er hatte die Tat angekündigt und wird kurz darauf gefasst. (Quelle: dpa)
Demnach war es eher Zufall, dass im Kugelhagel am 11. März in einer Realschule acht Schülerinnen und drei Lehrerinnen, aber nur ein Schüler ums Leben kamen. Im Internet hatte sich der 17-Jährige über die Amokläufe an der Columbine High School in Littleton (Colorado/USA) 1999 und am Erfurter Gutenberg-Gymnasium 2002 informiert.
Waffenrecht
Paintball-Verbot soll Sicherheit bringen
Das Motiv des Täters ist aber weiter unklar. Tim K. sei nicht gemobbt, sondern nur wie viele andere Schüler hin und wieder gehänselt worden, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft Stuttgart am Freitag mit. Auch an seiner neuen Schule, einer kaufmännischen Privatschule in Waiblingen, habe es keine auffälligen Konflikte mit Lehrern oder Mitschülern gegeben. „Die Ermittlungen im Umfeld ergaben keine Hinweise darauf, dass der Täter einen Mittäter oder sich gegenüber Dritten im Vorfeld offenbart hatte“, heißt es in dem Zwischenbericht.
Einen Großteil seiner Freizeit verbrachte er am Computer, unter anderem mit Pokerspielen. Drei Tage vor der Tat übte er am Computer mit einem Killerspiel das virtuelle Schießen. Beim Blutbad in Winnenden (Rems-Murr-Kreis) und Wendlingen (Kreis Esslingen) war Tim K. nüchtern – die Obduktion ergab keinen Alkohol- oder Drogenbefund.
Die Polizei fand an den Tatorten 113 Patronenhülsen und 171 nicht abgefeuerte Patronen. 15 Menschen kamen bei dem Amoklauf ums Leben,15 weitere wurden verletzt. Am Schluss erschoss sich der Täter nahe einem Autohaus in Wendlingen selbst.
Einzige Tatwaffe war eine Sportpistole seines Vaters, eine Berettamit Kaliber neun Millimeter. „Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit stammt auch die Tatmunition aus dem Besitz des Vaters“, teilte die Polizei mit. „Wie der Täter letztlich in den Besitz der Munition gelangte, ließ sich bislang nicht nachvollziehen.“
An den Tatorten waren am 11. März rund 1000 Polizisten im Einsatz. Bei der Ermittlungsarbeit fielen bis heute fast 4000 Überstunden an. Die Beamten gingen 400 Spuren und Hinweisen nach, machten 530 Vernehmungen und werteten mehr als 300 DNA-Spuren aus. Wann der Abschlussbericht vorliegt, steht no nicht fest.
AMOKLAUF IN DEUTSCHLAND
Mörderischer Männerwahn
15. März 2009, 19:13
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Wieso aber stellt kaum jemand die Frage, warum die Opfer nahezu ausschließlich Frauen waren? - Kommentar der anderen von Alice Schwarzer
Im Emma-Online-Forum begann die Debatte bereits wenige Stunden nach dem Massaker. "Warum sind Amokläufer fast immer männlich?", fragt die Unternehmerin Susanne Weimann. Und Schauspieler Gerd Buurmann aus Köln klagt: "Mich macht es fuchsteufelswild, wenn ich höre, der Amokläufer hätte wahllos um sich geschossen. Er hat gezielt in die Köpfe von Mädchen geschossen. Das ist alles, aber nicht wahllos. Wieso wird das nicht deutlich gesagt?"
Die Polizei sagte es auf ihrer ersten Pressekonferenz am 11. März noch unmissverständlich: "Auffällig ist, dass es sich bei den Opfern vor allem um Mädchen handelte." In der Tat: Von insgesamt 19 Opfern in der Schule - von denen zwölf tot sind und sieben verletzt - sind 18 weiblich, also 95 Prozent.
Der Amokläufer war keineswegs wahllos, er hat seine Opfer durch gezielte Kopfschüsse regelrecht hingerichtet. Tim K. erschoss drei Lehrerinnen und acht Schülerinnen, sieben weitere überlebten. Nur einer der Toten in der Schule war männlich: ein Junge albanischer Herkunft. Erst außerhalb der Schule hat er dann auf der Flucht wahllos um sich geballert und dabei auch noch drei zufällig anwesende Männer getötet.
Damit ist das Drama in der schwäbischen Kleinstadt Winnenden das erste Massaker mit dem Motiv Frauenhass in Deutschland - und das zweite weltweit in einem Nicht-Kriegsland.
Mediale Scheuklappen
Doch welche Schlüsse werden daraus gezogen? Die ARD-Nachrichten sprachen am zweiten Tag von "drei Lehrern und neun Schülern", die getötet worden seien. Und die politischen TV-Magazine problematisierten am Abend danach zwar den privaten Waffenbesitz oder den jugendlichen Internetkonsum. Zu Recht. Doch dieser zentralste, offensichtlichste Aspekt - der Frauenhass - kam mit keinem Wort mehr vor.
Am dritten Tag erwähnten zum Beispiel FAZ und SZ in ihren ausführlichen Erörterungen des Dramas zwar in einem Satz, dass Tim K. gezielt auf Mädchen geschossen und einen "Hass auf Frauen" (SZ) hatte. Und welche Schlüsse wurden daraus gezogen? Keine.
Der 17-Jährige kommt aus einem wohlsituierten Elternhaus, der Vater ist Unternehmer. Tim K. galt als verklemmt und war ein schlechter Schüler, hatte im vergangenen Jahr jedoch den Realschulabschluss geschafft und danach eine Lehre angetreten. Er soll sich früher von einer Lehrerin "gemobbt" gefühlt haben: "Er hat sie regelrecht gehasst, wie Frauen allgemein", so ein Nachbar der Familie zu Bild.
Am Tag darauf, am 13. März, interviewt Bild dazu Dieter Lenzen, den Präsidenten der Freien Universität Berlin. Der Erziehungswissenschaftler erklärte: "Die Jungen sind die Verlierer im deutschen Bildungssystem."
Und er wusste auch schon, warum: "Vor allem die Tatsache, dass Jungen schon in der Grundschule meistens von Lehrerinnen unterrichtet werden, verhindert, dass sie eine männliche Identität ausbilden können."
Eine "männliche Identität" - was ist das? Wohin in der Tat die Verunsicherung eines Mannes führen kann, das hatte am 6. Dezember 1989 in Kanada Marc Lepine gezeigt. Der 25-Jährige stürmte einen Unterrichtsraum der Montrealer Ecole Polytechnique mit dem Ruf: "Ich will die Frauen!" Sodann erschoss er 14 Ingenieur-Studentinnen und schrie: "Ihr seid Feministinnenpack. Ich hasse Feministinnen!" Am Schluss tötete er sich selbst.
Der in der Tat zwischen den Identitäten, zwischen verschiedenen Männlichkeitsmodellen zerrissene Sohn einer Kanadierin und eines Algeriers war ein arbeitsloser Elektriker, der nicht an der Ingenieursschule angenommen worden war.
Auch der Jugendliche Tim K. scheint in der Tat als Mann verunsichert gewesen zu sein. Doch es gibt keine Anzeichen dafür, dass es ihm an männlichen Vorbildern mangelte. Im Gegenteil, sein Vater inszeniert sich offensichtlich als "he-man": Er gilt als "Waffennarr", ist Mitglied des örtlichen Schützenvereins, besitzt insgesamt 15 Waffen, und in seinem Waffenschrank fand die Polizei 4600 (!) Schusspatronen.
Es ist keineswegs eine Überraschung, dass der unauffällige Tim K. Porno- und Gewaltvideos konsumierte und täglich Stunden im Internet surfte. Seit er das tat, soll er sich verändert haben. Vielleicht sollte also statt über seine früheren Lehrerinnen eher über sein heutiges Parallelleben in einer virtuellen Welt voller gewalttätiger Helden nachgedacht werden?
Schon im Frühling 2007 schlug der Münchner Neuropsychologe Prof. Henner Ertel Alarm. Sein Institut für rationelle Psychologie macht seit 30 Jahren Langzeitstudien zu den Auswirkungen von Pornografie. Bei der Auswertung der Daten aus den letzten 20 Jahren stellten die WissenschaftlerInnen "eine dramatische Entwicklung in den letzten fünf Jahren" fest: "Was da auf unsere Gesellschaft zukommt, ist das Grauen."
Die Psychologen registrierten veränderte Verhaltensweisen - "Gewalt ist heute ein legitimes Mittel, Ansprüche durchzusetzen" - und die Neurologen Veränderungen im Gehirn: "Das Gehirn passt seine Verarbeitungsstrategien an und schützt sich gegen die Flut von Gewalt und Pornografie durch Abstumpfung." Prof. Ertel: "Emotionale Intelligenz und Empathiefähigkeit haben bei den Jugendlichen enorm abgenommen."
Wandelnde Zeitbomben
In quasi allen Fällen von Männergewalt in Friedenszeiten spielt der Männlichkeitswahn - also die verunsicherte Männlichkeit, verbunden mit einem Größenwahn - eine zentrale Rolle. Die männlichen Allmachts- und Todesfantasien sind das Dynamit. Da kann eine - vermeintliche - Kränkung durch eine Frau (wie zum Beispiel eine Zurückweisung) leicht zum auslösenden Funken werden.
Diese Jungen sind wandelnde Zeitbomben. Und es ist zu befürchten, dass Tim K. aus dem Eigenheim in der idyllischen schwäbischen Kleinstadt nicht der letzte Amokläufer war. Wie aber können potenzielle Opfer in Zukunft geschützt werden, vor allem: Wie kann verhindert werden, dass diese "Verlierer" zu Verbrechern werden? Ganz sicher nicht durch ein Mehr an Männlichkeit, wie Professor Lenzen es fordert, sondern nur durch das Gegenteil: durch ein Mehr an Menschlichkeit!
Auf der ersten Pressekonferenz nach der Tat erhob ein hilfloser Polizeichef die Forderung nach Einlass-Chips für Schulen. Er scheint immer noch nicht verstanden zu haben, dass das Böse nicht von draußen kommt. Es ist mitten unter uns. Es sind unsere eigenen Söhne, Nachbarn und Mitschüler, die zu Vergewaltigern und Mördern werden.
Wir können uns vor diesen ausrastenden Jungen mitten unter uns nicht schützen. Wir können sie nur vor sich selbst schützen. Das Rezept dazu heißt: aufmerksame, zugewandte Eltern und Lehrer/innen, mehr Psychologen und Sozialarbeiter in Schulen und Jugendhäusern - sowie eine Erziehung nicht etwa zum Selbstmitleid und zur "Männlichkeit", sondern zur Mitleidensfähigkeit und Menschlichkeit.
Doch vor dem ersten Schritt zur Änderung der Verhältnisse muss die Bereitschaft stehen, die Wurzeln des Übels zu erkennen. Und sie endlich auch zu benennen! (Alice Schwarzer, DER STANDARD Printausgabe 16.3.2009)
Zur Person: Alice Schwarzer Jg. 1942, Galionsfigur der deutschen Frauenbewegung, ist Gründerin und Herausgeberin der Zeitschrift "Emma"; Beitrag leicht gekürzt; vollständige Fassung in der Online-Ausgabe des Magazins (emma.de)
http://derstandard.at/1234509532073/Amoklauf-in-Deutschland-Moerderischer-Maennerwahn
Fordert einen Mindestanteil von 40 Prozent Frauen in Aufsichtsräten: Alice Schwarzer.
„Diese Art, virtuell mit den Milliarden und Billionen zu spielen, dass Geld gleich Macht gesetzt wird - das ist etwas Männliches", sagte die „Emma“-Chefin in einem Interview. Alice Schwarzer fordert deshalb, den Anteil von Frauen in Aufsichtsräten gesetzlich auf mindestens 40 Prozent vorzuschreiben.
Zwar sei nicht per se jede Frau besser als ihre männlichen Kollegen, sagte sie dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, aber: „Wir sehen ja auch, dass dort, wo Frauen sich darum kümmern, es schon besser läuft."
http://www.merkur-online.de/nachrichten/boulevard/mm-maenner-schuld-krise-158585.html
Kölner Stadt-Anzeiger: Alice Schwarzer: Männer ballern mit Milliarden herum/Finanzkrise geht auf männliches Gehabe/"Emma"-Herausgeberin fordert 40 Prozent Frauen in Aufsichtsräten
Köln (ots) - Alice Schwarzer, die Herausgeberin der Frauenzeitschrift "Emma", fordert, die Zahl von Frauen in Aufsichtsräten deutlich zu erhöhen - und zwar auf 40 Prozent. Es lasse sich gar nicht übersehen, dass die Finanzkrise von Männern gemacht sei, sagte Schwarzer auf ksta.tv, dem Internetfernsehen des "Kölner Stadt-Anzeiger" (Dienstag). "Diese Art, virtuell mit den Milliarden und Billionen zu spielen, dass Geld gleich Macht gesetzt wird - das ist etwas Männliches." In der Finanzbranche seien "zu viele Männer groß geworden, für die das ein schickes sexy Spiel ist, mit den Milliarden herumzuballern", so Schwarzer weiter. Zwar mache es nicht jede Frau besser als ihre männlichen Kollegen, fügte Schwarzer hinzu. "Aber wir sehen ja auch, dass dort, wo Frauen sich darum kümmern, es schon besser läuft", so die Journalistin. "Also: Ein Grund mehr, Frauen auch in die Aufsichtsräte und ans Geld zu lassen." Kürzlich hatte SPD-Chef Franz Müntefering ein Gleichstellungsgesetz seiner Partei für die Zeit nach der Bundestagswahl angekündigt - mit dem Ziel, mindestens 40 Prozent der Sitze in Aufsichtsräten an Frauen zu vergeben.
Pressekontakt:
Kölner Stadt-Anzeiger
Politik-Redaktion
Telefon: +49 (0221)224 2444
ksta-produktion@mds.de
http://www.presseportal.de/pm/66749/1383883/koelner_stadt_anzeiger
Alice Schwarzer kann es nicht ertragen, dass der Fall Kachelmann mit einem Freispruch endete. Also versucht sie es mit Rufmord.
Alice Schwarzer ist eine Meisterin der Suggestion. Dass sie damit im Fall Kachelmann nicht durchkommt, lässt ihr keine Ruhe. Sie will die Revision des letzten Kachelmann-Urteils. Das wurde abgelehnt, weshalb sie nun Beschwerde einlegt. Das ist ihr Recht, Erfolg aber ist ihr nicht zu wünschen.
Worum es ging: Ende 2011 hatte die von Schwarzer herausgegebene Zeitschrift Emma in einer Glosse vorgeschlagen, die Begriffe „einvernehmlicher Sex“ und „Unschuldsvermutung“ zu Unworten des Jahres zu küren. Beide Begriffe hatten in Kachelmanns Vergewaltigungsprozess eine Rolle gespielt.
Die Begründung: „Da fragt man am besten … Claudia D. oder irgendeine von den 86.800 geschätzten vergewaltigten Frauen im Jahr, deren Vergewaltiger nie angezeigt, nie angeklagt oder nie verurteilt wurden.“ Mit „Claudia D.“ hatte die Presse den Namen von Kachelmanns Ex-Geliebter abgekürzt, die ihn angezeigt hatte.
Sie habe den Eindruck erweckt, der freigesprochene Wettermoderator sei ein Vergewaltiger, hatte das Oberlandesgericht geurteilt. Habe sie nicht, konterte Schwarzer, es sei um „Sprachkritik“ und „Meinungsfreiheit“ gegangen. Dem Eindruck des Gerichts aber kann man sich tatsächlich schwer entziehen – zumal dieses Aneinanderrücken von Legalität und Illegalität eine Spezialität Schwarzers ist. So werden öfter mal Prostitution und Zwangsprostitution vermischt, Pornografie und Gewalt sind auf einmal eins, Islam und Islamismus finden sich in trauter Eintracht.
Unglaubliche Urteile in Sachen Vergewaltigung
Das Problem ist, dass Gerichte hierzulande unglaubliche Urteile in Sachen Vergewaltigung fällen. Da regnet es Freisprüche, weil „Aussage gegen Aussage“ steht. Weil die Frau sich angeblich nicht genug gewehrt hat oder ihre Lage nicht „objektiv schutzlos“ gewesen sei. Das lautstark zu kritisieren heißt aber noch lange nicht, dass man nach Gutdünken die Freigesprochenen öffentlich „Vergewaltiger“ nennen darf. Hat Schwarzer ja auch nicht. Sie hat ja nur den Eindruck erweckt. Schlau, wie sie ist. Aber dieser rhetorische Kniff bleibt eben ein Kniff. Das Ergebnis ist dasselbe.
Es gibt in der Tat viel Sprachkritik zu üben im Fall Kachelmann, man erinnere sich an das „Opfer-Abo“, das tatsächlich Unwort des Jahres wurde. Allerdings: Die „Unschuldsvermutung“ und die Tatsache, dass es auch „einvernehmlichen Sex“ gibt, gehören sicher nicht dazu. Sie zu Unworten erklären zu wollen, zeigt eher ein Manko der Autorin: Für sie nämlich gab es im Fall Kachelmann von Anfang an keine Unschuldsvermutung und keinen einvernehmlichen Sex. Punkt.
Aber ohne Unschuldsvermutung kein Rechtsstaat. Das kann es auch nicht sein, was Schwarzer will, oder?
http://www.taz.de/Kommentar-Schwarzer-und-Kachelmann/!141748/
Die Frauenrechtlerin Alice Schwarzer befürchtet nach der Verurteilung des Models Gina-Lisa Lohfink, dass künftig noch weniger Frauen eine Vergewaltigung anzeigen werden. In einem Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Dienstag) sagte die Herausgeberin der Frauenzeitschrift "Emma": "Nur jede zwölfte Vergewaltigung wird in Deutschland angezeigt, nur jede hundertste führt zu einer Verurteilung. Es ist zu befürchten, dass es nach dem Berliner Urteil noch weniger sein werden." Das Model war wegen falscher Vergewaltigungs-Vorwürfe zu einer Geldstrafe verurteilt worden. Nach Ansicht der Frauenrechtlerin gibt es im Falle Lohfink keinen Zweifel an der sexuellen Gewalt, die das Opfer erlitten habe: "Wie auch immer man diese auf Video dokumentierten Stunden interpretieren mag - unübersehbar ist, dass die beiden Männer extrem brutal und verächtlich mit der Frau umgegangen sind", sagte Schwarzer. "Dass Gina-Lisa das Geschehen als "Sex gegen ihren Willen" empfindet, ist verständlich." Die Frauenrechtlerin fügte hinzu: "Die Frau dafür zu 20 000 Euro wegen "Falschbeschuldigung" zu verurteilen, ist ein Skandal." Es handle sich um einen von vielen Skandalen beim Umgang der Justiz mit dem dunklen Kapitel Sexualgewalt.
http://www.mmnews.de/index.php/net-news/81608-schwarzer-hält-lohfink-urteil-für-einen-skandal
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Die ultimative Dienstleistungsoffensive des Antifeminismus
Ein bisschen Frauenhass steht jedem Mann!
wikimannia statt femipedia
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- Liste Femanzen Alice Schwarzer -
Oberkellner,
17.10.2016, 09:19
- PARDON, aber das geht schon was genauer... - Die Fluchbegleiterin, 17.10.2016, 16:31