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Es gibt keine Leihstimmen (Allgemein)

Mus Lim ⌂ @, Thursday, 24.01.2013, 02:03 (vor 4324 Tagen) @ Mus Lim

Wahlentscheidungen: Es gibt keine Leihstimmen

Der Blogger Zettel hat in einem ausführlichen Beitrag dargelegt, warum der Begriff Leihstimmen unangebracht ist. Der Autor kritisiert die Art und Weise, wie der Begriff in Bezug auf die FDP am gestrigen Wahlabend verwendet wurde:

"Der FDP die klare Programmatik, die Inhalte abzusprechen ist perfide. Zu behaupten, sie hätte sich durch ihren gestrigen Wahlerfolg 'degradieren lassen', ist bösartig. Und vor allem zeugt es von einem bemerkenswerten Mangel an analytischer Klarheit."

Zettel beschreibt das Zustandekommen von Wahlentscheidungen als die Summe von Präferenzen und Abwägungen des einzelnen Wählers. Es fließen sowohl inhaltliche Überzeugungen, als auch taktische Überlegungen mit ein.

"Da wurde nicht mehr 'geliehen' als bei jeder Stimmabgabe. Wer der FDP nicht vertraute, wer ihr nicht zustimmte, der wird sie auch nicht gewählt haben. Das Ziel war ja ein Fortbestehen von Schwarzgelb; also eine FDP in der Regierungsverantwortung. Nur daß die Zustimmung zur CDU bei diesen Wählern eben noch größer war als die zur FDP."

Zettel grenzt die Entscheidung für eine Koalition ab, von einer wirklich rein taktisch motivierten Wahlentscheidung:

"Ein wirklich 'taktisches' Wählen liegt dann vor, wenn jemand, um eine bestimmte Wirkung zu erzielen, eine Partei wählt, mit der er überhaupt nicht übereinstimmt. Angenommen, die Kommunisten hätten in den Umfragen vor den kommenden Bundestagswahlen Werte knapp unter 5 Prozent. Dann könnte jemand, der unbedingt eine Große Koalition will, die Partei 'Die Linke' wählen, um zu erreichen, daß weder Schwarzgelb noch Rotgrün eine Mehrheit hat und nur eine Große Koalition bleibt."

"Aber wenn sich jemand unter Berücksichtigung der politischen Folgen nicht für die erste, sondern für die zweite Partei in seiner Präferenzliste entscheidet, dann ist das weder Taktik, noch liefert er eine 'Leihstimme' ab. Er verhält sich nur rational."

Gérard Bökenkamp: Wahlentscheidungen: Es gibt keine Leihstimmen, Liberales Institut am 21. Januar 2013

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