Ein bisschen Verstand durch soziale Unterschiede: »Nicht unsere Schwestern« (Feminismus)
Perus Frauenbewegung ist geprägt von Klassenwidersprüchen. Arbeiterinnen und Indigene kritisieren bürgerlichen Feminismus
Von Eleonora Roldán Mendívil
Anfang März in Lima: Die Vorbereitungen zu den Veranstaltungen am Internationalen Frauenkampftag laufen auf Hochtouren. Verschiedene linke Kollektive wollen sich an der Großdemonstration beteiligen. Es wird diskutiert, ob rote Fahnen eine zu große Zumutung für diese Art von Demo sind: »Die Feministinnen sind oft gegen uns Sozialistinnen«, erklärt uns Chasca vom Frauenkollektiv »Sisary Warmi«, das sich nicht als feministisch versteht. Zu sehr ist dieser Begriff in Peru von einem bürgerlich-westlichen Feminismus geprägt. »Wir verteidigen die Ideologie des Proletariats als Befreiungsinstrument aller Männer und Frauen unserer Klasse«, so Chasca. »Das Problem ist, dass die bürgerlichen Feministinnen keine materialistische Analyse vom Patriarchat haben.« Dieses sei historisch mit dem Privateigentum und den Klassengesellschaften aufgekommen.
Gulpi, Sympathisantin von Sisary Warmi, schüttelt den Kopf über »diese NGOlerinnen«, also bürgerliche Feministinnen aus Nichtregierungsorganisationen, die keine Ahnung hätten, wovon sie sprechen. »Sie versuchen, machistische Auswüchse mit ihrem westlichen NGO-Geld zu bekämpfen. Dabei müssen wir uns als Arbeiterinnen organisieren und sowohl das Kapital als auch die machistische Denkweise angreifen«. (...)
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Zurück in Lima erzählt Gulpi von Auseinandersetzungen mit bürgerlichen Feministinnen auf der Demo zum 8. März in Lima. Nachdem sich eine Gruppe von mehreren Dutzend Sozialistinnen und Sozialisten mit dem Banner »Wir streiken alle gegen das Kapital« dem Demonstrationszug anschloss, wurde sie von Feministinnen angegriffen: »Sie bezichtigten uns, unpolitische Frauen zu sein«, so Gulpi, »Handlangerinnen von Männern«. Ein Kampf gegen das Kapital habe nach Meinung dieser Frauen absolut nichts mit Feminismus zu tun. In den »sozialen Medien« hätten sich dann verschiedene Lager lange Diskussionen geliefert. »Diese Feministinnen sind nicht unsere Schwestern. Sie bestärken das kapitalistische System. Deswegen haben wir nicht vor, mit ihnen zusammenzuarbeiten, sondern wollen uns weiterhin auf die Arbeit in den Fabriken, in den Barrios und an den Schulen und Universitäten konzentrieren.« Nur hier lasse sich eine revolutionäre Frauenbewegung aufbauen.
https://www.jungewelt.de/artikel/309275.nicht-unsere-schwestern.html
Diese Sozialistinnen haben zumindest erkannt, dass es den bürgerlichen Femis nur um Eigennutz geht, also eine Besserstellung für Töchter aus gutem Hause, und man sie vor diesen Karren spannen möchte.
Hier war dies im Grunde auch nicht anders. Allerdings mit dem Unterschied, dass selbst die Frau eines Hilfsarbeiters vom Pralinen essen auf dem Sofa so satt war, dass man ihr einen Floh ins Ohr setzen konnte.
Da wir ja wahrscheinlich auch zu bescheidenen Verhältnissen zurückkehren werden, ´unsere Politiker´ sorgen schon dafür, bekommen wir ja vielleicht auch wieder Frauen mit ein bisschen Verstand.