Väterentsorgung: Da hat einer ja mal den Spieß umgedreht (Vaeter)
Carolin P., 39 Jahre: Ihr Mann nahm ihr erst die Kinder, dann die Existenz
Nach dem ersten Kind erlosch die Liebe, nach dem zweiten begann der Vernichtungskrieg. Carolins Mann entsorgte seine Frau, nahm ihr die Kinder, machte sie obdachlos, trieb sie in die Schuldenfalle. Protokoll einer Mutter, die alles verloren hat.
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Vor 18 Jahren haben wir geheiratet. Anfangs war ich verliebt. Er war Unternehmer und Architekt in seiner Baufirma, ich hatte einen guten Job als medizinische Verwaltungsangestellte. Ich war 22, er 38.
Er bot mir Sicherheit und gesellschaftlichen Status. Ich war stolz, die Frau eines Unternehmers zu sein, mit Rang und Namen in unserer Kleinstadt. Heute weiß ich: Eine Frau sollte sich nie auf einen Mann verlassen.
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Ich begann eine Affäre mit unserem Kinderarzt. Seitdem führt mein Ex einen Rachefeldzug gegen mich. Ich habe ihm Hörner aufgesetzt, und er erklärte mir den Krieg. Hätte ich mich rechtzeitig informiert und getrennt, hätte er zahlen müssen, und die Kinder wären bei mir. Doch ich habe gewartet, bis die Stimmung unter null und sein Plan, mit den Kindern im Haus zu bleiben, ausgefeilt war.
Er hatte Geld für Anwälte. Ich nicht. Seiner riet ihm, mich aus der Fassung zu bringen. Es war einfach für ihn. Weil ich emotional und dumm genug war, die Kontrolle zu verlieren.
Und so passierte es: Er stand hinter mir, seinen Arm vor meinem Mund. Ich wollte, dass er loslässt, aber er drückte meinen Kopf von hinten an seine Schulter. Er drückte immer fester. Da biss ich zu. Er ließ mich nicht los, und ich biss, bis das Blut kam. Die Kinder kamen die Treppe herunter und weinten. Ich weinte. Er sagte: "Seht ihr, Mama ist verrückt." Die Stelle am Arm wurde blau und lila. "So, und das war’s jetzt für dich", flüstere er mir zu, als er die Notrufnummer wählte. Die Beamten forderten mich auf, das Haus zu verlassen. Man berief sich auf Paragraf 1 des Gewaltschutzgesetzes, wonach gegen den vermeintlichen Gewalttäter in der Ehe ein sofortiges Betretungsverbot der ehelichen Wohnung ausgesprochen werden kann, wenn eine Art der Körperverletzung oder Bedrohung besteht.
Ich hatte 30 Minuten zum Packen und um das Haus zu verlassen. Ich legte Schlüssel, Kreditkarten und die geforderten Dokumente auf den Küchentisch. Es war, als ob man mich zum Schafott führte.
Kaum hatte ich das Gefühl, wieder halbwegs auf die Beine gekommen zu sein, kam der nächste Tritt. Eine Unterhaltsforderung! Unterhaltspflichtig ist immer derjenige, bei dem die Kinder nicht leben. Der Anwalt meines Ex-Mannes berief sich auf ein "fiktives" Einkommen aus den letzten drei Jahren. Ich hatte keine Chance, den Forderungen nachzukommen. In der Schuldnerberatung erfuhr ich, dass Unterhaltsschulden nicht zur Insolvenzmasse zählen, falls ich Privatinsolvenz anmelden sollte. Mein Konto wurde gepfändet: Ich hatte weder Geld für Miete noch für Lebensmittel.
Gerichtsvollzieher gehen bei mir ein und aus
Die Hälfte meines Gehalts geht seitdem für Unterhalts- und Anwaltskosten drauf. In einem Versäumnisurteil steht, dass ich auch seine Anwaltskosten mitbezahlen muss. Jedes Mal mit Haftandrohung. Gerichtsvollzieher gehen bei mir ein und aus. In den nächsten 30 Jahren werde ich arm bleiben.
Was die Kinder betraf, so hatte die Zeit gegen mich gearbeitet. Sie waren längst verwurzelt in ihrem schönen Haus, ihrem Umfeld, ihren Schulen, mit ihren Freunden. Ich konnte sie dort nicht mehr rausreißen. Was konnte ich ihnen schon bieten? Eine Zweizimmerwohnung in der Fremde statt eines Einfamilienhauses mit Pool, Garten und sieben Zimmern?
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In einer Selbsthilfegruppe für "entsorgte Mütter" hieß es, dass vor allem gesellschaftlich gut gestellte Männer, die sich ihren Partnerinnen überlegen fühlen, eine narzisstische Persönlichkeitsstörung entwickeln, wenn sie verlassen oder betrogen werden. Sie stellen ihre persönliche Rache und ihr männliches Ego über das Wohl der eigenen Kinder. Viele entsorgte Mütter begehen Suizid.
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Quelle: http://www.stern.de/nido/familienleben/entsorgte-mutter--protokoll-einer-frau--die-alles-verlor-7499152.html
Es sind Textauszüge aus einem langen Beitrag über das Schicksal eines Einzelfalles einer entsorgten Mutter, was folgerichtig ein aussagekräftiges Bild auf das hundertausendfache Schicksal von entsorgten Vätern wirft, was ich aus meiner eigenen Erfahrung sehr gut kenne. Der Tenor des Berichtes ist: Der Mann ist an allem schuld und ein Schwein. Aufgrund dieser Projektion findet die Reflektion ihres eigenen Mißverhaltens nicht statt.
Leider sind die größten Leidtragenden die Kinder! Aus diesem Grund habe ich einerseits auch wenig Verständnis für das Verhalten des Vaters, andererseits wäre ER aber der ARSCH gewesen. Trotzdem ist es kein Modell für die Zukunft...
Am Ende des Beitrages heißt es dann:
Andrea Müller, 47, selbst Mutter von zwei Kindern, hat sich nicht nur die Geschichte erzählen lassen, sondern auch die Gerichtsakten eingesehen. Ihr Urteil: Erschreckend, wie schnell eine Mutter ihre Kinder verlieren kann.
Dagegen behaupte ich, dass Väter ihre Kinder noch wesentlich schneller verlieren können! Was die Realität tagtäglich zeigt.
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Linke sind die Cholera, Rechte sind die Pest
und besser ist’s auch nicht beim Rest!