Babymorde in der Klinik des Horrors (Mord an Kindern)
Babymorde in der Klinik des Horrors
USA: Eine Reportage über einen wegen Mordes verurteilten Mediziner wirft ein grelles Licht auf die Abtreibungsindustrie
Daniel Körtel
Was Serienmorde angeht, sind die USA einige spektakuläre Taten gewöhnt. Beispielhaft dafür stehen berühmt-berüchtigte Namen wie Ted Bundy oder Jeffrey Dahmer. Doch mit ihrem Überraschungserfolg auf dem amerikanischen Buchmarkt zeigt das Journalistenpaar Ann McElhinney und Phelim McAleer, wie weit der 75jährige Abtreibungsarzt Kermit Gosnell mit seinen Morden in bislang nicht gekannte Dimensionen gerückt ist. Zumal seine tödliche Bilanz weit über die ihm zur Last gelegten Verbrechen hinausgehen dürfte, für die er im Mai 2013 verurteilt wurde.
Gosnell verbüßt für den Mord an drei Babys und wegen der fahrlässigen Tötung einer Patientin eine lebenslange Haftstrafe in einem Staatsgefängnis im US-Bundesstaat Pennsylvania. Die Dunkelziffer der von ihm getöteten Kinder dürfte jedoch in die Hunderte gehen, schreiben McElhinney und McAleer in ihrem beklemmenden Buch „Gosnell: The Untold Story of America’s Most Prolific Serial Killer“ (Die unerzählte Geschichte von Amerikas produktivsten Serienmörder). Darin berichten sie darüber, wie Gosnell jahrzehntelang seine Massenmorde in seiner Klinik verüben konnte, gedeckt von der skandalösen Gleichgültigkeit der Behörden und unter Beihilfe einer Politik, die „die Hürden für Abtreibung so niedrig wie möglich“ setzen wollte. Es offenbart sich darin aber auch ein gesellschaftliches Klima, in dem man Abtreibung als eine normale Methode nachträglicher Empfängnisverhütung akzeptiert.
Durch Ermittlungen im Drogenmilieu wurden Beamte erstmals auf Gosnell aufmerksam, der sich mit massenhaften illegalen Rezeptverschreibungen zum „guten Samariter“ der Süchtigen stilisierte. Erst eine in diesem Zusammenhang im Februar 2010 großangelegte Durchsuchung seiner Klinik in Philadelphia brachte das volle Ausmaß seiner kriminellen Praktiken zum Vorschein, wobei es nun auch um illegale Abtreibung ging.
Den Polizisten bot sich in diesem „Haus des Horrors“ eine bizarre und schockierende Szenerie, die allen medizinischen Standards hohnsprach. Instrumente und Ausrüstung waren unsteril und überaltert, die Luft erfüllt vom Gestank nach menschlichem Urin, Katzenkot und Formaldehyd, die Wände blutverschmiert. Zwei flohbefallene Katzen streunten durch die Räume, die Toiletten waren verstopft mit fetalen Resten, und die Privatsphäre der Patientinnen war in keiner Weise gewährleistet.
Doch der grausigste Anblick war der von 47 toten Babys, verpackt in alten Milchkartons und Katzenstreubehältern, und der in Gläsern eingelegten Babyfüße, die Gosnell offenbar als Trophäen aufbewahrte.
Die weiteren Ermittlungen ergaben, daß Gosnell Spätabtreibungen bis weit über die gesetzliche Grenze Pennsylvanias vorgenommen hatte, die bei 24 Wochen liegt (Deutschland: zwölf Wochen). Hierzu manipulierte er die Ultraschalluntersuchungen so, daß die Föten jünger erschienen. Gelang ihm nicht die Tötung des Fötus im Mutterleib, leitete er die vorzeitige Geburt ein und tötete das Baby anschließend durch einen Schnitt mit einer chirurgischen Schere in den Nacken. Sein Personal, das aus unqualifizierten und psychotischen Mitarbeitern bestand, war ihm treu ergeben und bildete mit ihm eine verschworene Gemeinschaft. Mindestens zwei Patientinnen verstarben durch Vernachlässigung und gravierende Fehlbehandlung, viele weitere wurden verstümmelt.
Aus prozeßtaktischen – und vermutlich auch politischen – Gründen wurde Gosnell am Ende wegen sieben Babymorden und des Todes einer Patientin angeklagt. Während des gesamten Gerichtsprozesses zeigte er keine Reue. Die Beweisaufnahme belegte zwingend, daß Gosnell größtenteils keine legalen Abtreibungen vornahm. Dennoch war es für ihn überraschend, daß ihn die Jury in drei Fällen des Babymordes und in einem des Mordes an einer Patientin schuldig sprach. Die sichere Todesstrafe blieb ihm erspart, indem er einen Deal mit der Staatsanwaltschaft einging, ohne Einspruch die lebenslange Haftstrafe zu akzeptieren.
Seine Lizenz wurde immer wieder verlängert
Gosnells tödliches Wirken ging weit über das eines gewöhnlichen „Engelmachers“ und Kurpfuschers hinaus. „Das Streben nach Profit und Vergnügen“ waren die einzigen Motive, die den Egomanen zu seinen Taten antrieben und ihm einen beträchtlichen Wohlstand bescherten. Gosnell bereicherte sich an der Verzweiflung der Frauen, deren Schwangerschaft das gesetzliche Limit für eine Abtreibung überschritten hatte. Das Wohl seiner Patientinnen bedeutete ihm gar nichts.
Ungeachtet wiederholter Beschwerden über die Zustände in Gosnells Klink, boten die Behörden dem Treiben keinen Einhalt. Seine staatliche Lizenz wurde trotz der bei amtlichen Inspektionen festgestellten Mängel immer wieder verlängert. Weder die Behörden noch die „Pro-choice“-Lobby wollten den ungehinderten Zugang zur Abtreibung gefährdet sehen. Schließlich stoppte der Republikaner Tom Ridge 1995 nach seiner Wahl zum Gouverneur die jährlichen Inspektionen von Abtreibungskliniken, um in dem traditionell liberal gesinnten Bundesstaat den Abtreibungsbefürwortern gefällig zu sein. Das alles gab Gosnell das Gefühl: Was er tat – es hatte keine Konsequenzen.
Ann McElhinney / Phelim McAleer: Gosnell: The Untold Story of America’s Most Prolific Serial Killer. Regnery Publishing 2017, geb., 256 Seiten, 23,99 Euro bei Amazon https://phinau.de/jf-archiv/archiv17/201741100653.htm
Rainer
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