Dushan Wegner: Alte Familie, neue Familie (Familie)
Alte Familie, neue Familie, Dushan-Wegner-Blog am 16. Februar 2018
Das Zerfasern und Auskühlen familiärer Verbindungen hinterließ Menschen mit der ziellosen Sehnsucht nach einer sie bedingungslos aufnehmenden Struktur. Vertun wir uns nicht: Die Familie, nach der sich unglückliche Großstadt-Singles sehnen, würden sie in der Realität als viel zu einengend empfinden. Sie sind wie Fliegen, die sich gern ein wenig auf dem Spinnennetz ausruhen würden, um dann bald wieder gestärkt weiterzufliegen. Eine echte Familie ist aber kein Motel am Rastplatz, kein Starbucks an der Straßenecke, wo man für ein paar Euro mit dem Vornamen angesprochen wird, und auch einen Kaffee bekommt. Beim Starbucks kannst du jederzeit aufstehen und rausgehen, und wieder hineinkommen, eine Woche oder ein Jahr später, und niemand macht dir einen Vorwurf draus - eine Familie hält dich, und das Halten lässt sich so und so interpretieren. [...]
Vorsichtig formuliert: Die Bereitschaft, alles zu glauben, was man im Fernsehen hört, ist in den Familien unterschiedlich stark ausgeprägt, auch sind nicht alle Familienmitglieder demselben Meinungsdruck ausgesetzt. Man stelle sich etwa einen Polizisten vor, der in Köln-Nord seinen Dienst leistet, dessen Tochter aber im Kölner Süden von linksgrünen Pädagog_innen beschult wird, den Schulweg in Mamas VW Golf bestreitend, die Nachmittage im Garten oder im Sportverein mit Mittelstandsfreundinnen spielend - da entwickeln Vater und Tochter ein sehr verschiedenes Bild davon, wie die Realität ist. Aber auch unter Erwachsenen: Wenn unter Geschwistern etwa der Bruder als Richter oder Feuerwehrmann tätig ist, die Schwester aber beim WDR arbeitet, werden auch die schnell ein sehr unterschiedliches Weltbild entwickeln. Dies sind wahrlich keine theoretischen Fälle! Ich erlebte erst letztens eine Familie, wo Mutter und Tochter nur noch vorsichtigst miteinander reden, alle Themen um Gesellschaft und Politik penibelst umtanzend. Die Mutter ist Lehrerin, die Tochter ist Medienschaffende. Sie reden nicht mehr über Gesellschaft, nicht mehr über den Job der Mutter, nicht mehr über Politik. Ihre Gespräche sind nur noch kalte Belanglosigkeit. Die Tochter ist genervt, dass ihre Mutter "wie eine Rechte" klingt. Die Mutter ist traurig, dass sie mit ihrer Tochter nicht mehr über ihren eigenen, täglichen Alltag reden kann. Und ich bin immer wieder geschockt, wie die Propaganda der Verharmloser und Leugner ihr Gift selbst in die Familien hinein streuen kann. Es ist kein Einzelfall.
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Der einzige „Hirni“ hier weit und breit.
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