Prolog

Den Selbstmordwald gibt es tatsächlich. Auf Japanisch lautet
sein Name Aokigahara Jukai, was übersetzt »Baummeer«
bedeutet. Alljährlich bergen die Behörden an diesem Ort
mehr als hundert Tote, überwiegend Erhängte an Bäumen, in
mehr oder weniger fortgeschrittenem Zustand der
Verwesung. Der Waldboden ist übersät mit verlassenen
Zelten, schimmligen Schlafsäcken, Rucksäcken und farbigen
Bändern, die man aneinandergebunden mehrere Meilen lang
aufspannen könnte. Angeblich gehen die Geister der
Selbstmordopfer dort um, und Menschen, die in der Nähe
leben, bilden sich nachts nicht selten ein, Schreie zu hören,
die sie sich nicht erklären können. Schilder warnen die
Besucher davor, die Wanderwege nicht zu verlassen, doch
Abenteuerlustige missachten diese Warnung regelmäßig, in
der Hoffnung, einen Eindruck des Makabren erhaschen zu
können. Die Meisten von ihnen finden wieder heraus, doch
einige kehren nie wieder.

Dass Männer diesen Wald häufiger als Frauen aufsuchen, erwähnt der Autor nur indirekt.

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In der Truhe lagen mindestens fünfzig
Brieftaschen jeglicher Form und Größe, überwiegend von
Männern, in Schwarz und Braun, aber auch längere, wie
Frauen sie gerne besaßen. Darunter befand sich allerdings,
keine neuere. Die meisten von ihnen waren prall gefüllt mit
Bankkarten, Ausweisen sowie Yen-Scheinen. Verstreut
dazwischen fand ich noch Dutzende glänzende
Armbanduhren, einen bunten Haufen Mobiltelefone, Eheringe
und ein paar mit glitzernden Diamanten verzierte
Schmuckstücke, Gold- und Silberkettchen sowie
juwelenbesetzte Broschen.
Währenddessen versuchte ich, mir zu erklären, was ich da
gerade sah. Ich begriff es wohl, doch mein Gehirn war
einfach überladen und reagierte nicht richtig, weshalb der
Moment der Erleuchtung auf sich warten ließ ... bis Mel auf
einmal sagte: »Er nimmt den Toten alles ab.«
»Scheiße, du hast recht«, stimmte ich zu. »Er ist ein
verfickter Grabräuber.«

SUICIDE FOREST
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