Durchbruch erzielte die irische „Antikriegsband“ durch ihr 3. Album „War“. Und das (ausgerechnet!) vor allem durch den Song „Sunday Bloody Sunday“. Aufgegriffen wurde das Massaker im nordirischen Derry 1972. Bei diesem kamen einfache Demonstranten für Bürgerrechte durch Schüsse der britischen Armee um´s Leben. Ab 1984 (mit dem Album „The Unforgettable Fire“) kam der begnadete Musiker, ja Allrounder, Brian Eno (weitere Projekte u. a.: The Talking Heads, David Bowie, Roxy Music) als Produzent zur Band. Damit erreichte sie schließlich internationalen Durchbruch. Die Handschrift Enos war und ist durch und durch erkennbar. Mit dem Erfolg stellte sich wohl (wie bei vielen Künstlern) eine Abgehobenheit und ein Egozentrismus ein. Kommerz, Kommerz, Kommerz und dafür Political Correctness, ohne eigene Reflexion – Hauptsache weiter auf der Erfolgsleiter. Vor allen Mitgliedern der Band betrifft das den Sänger Bono. Diesem offiziellen „Gutmenschen“ wurde nicht selten eine Doppelmoral vorgeworfen: „Gegen Armut und für Gerechtigkeit singen, aber die Steuern nicht in Irland zahlen sondern dort, wo es weniger ist“! Und im November 2017 kam er besonders stark unter Beschuss, als durch die „Paradise Papers“ herauskam, dass ER als Investor mittels Firmen in Steueroasen tätig ist.

Nun hat es ihm also die Stimme verschlagen. Karma?

Der Song „Sunday Bloody Sunday“ ist für viele Menschen heute immer noch einer der besten Protest-Songs überhaupt. Ob Bono an diesen später gedacht hat, als er über die Demonstranten von Chemnitz überheblich (fern)urteilte? Blieb ihm daraufhin die Stimme weg? Man wird es vermutlich nie erfahren.
“I can't believe the news today. Oh, I can't close my eyes. And make it go away.”
Und, wie genau diese Anfangssätze doch auf heutige Ereignisse passen. Was für eine Ironie!

U2 war noch nie mein Ding und ich fragte mich damals, als diese Band beliebt war, woher das kommt. Leider hat dieser Sänger seine Stimme wieder gefunden. Leider hat er sie nicht in eine Urne gelegt.