Direktorin vom Leipziger Max-Planck-Institut (MPI) für Kognitions- und Neurowissenschaften steht unter Mobbing-Verdacht (Gesellschaft)
Leipzig - Sie müsste es eigentlich von Hause aus besser wissen: Ausgerechnet eine Leipziger Professorin für Empathie, die die Empfindungen, Emotionen und Motive anderer Personen perfekt erkennen und verstehen müsste, steht unter Mobbing-Verdacht.
Prof. Tania Singer (48) ist seit 2010 Direktorin am Leipziger Max-Planck-Institut (MPI) für Kognitions- und Neurowissenschaften. Jetzt haben sich elf ehemalige und aktuelle Mitarbeiter anonym bei der anerkannten US-Wissenschaftszeitschrift "Science" mit haarsträubenden Fakten beschwert: Sie werfen ihrer Chefin systematisches Mobbing vor.
Singer soll Mitarbeiter angeschrien, schikaniert und ihre Fähigkeiten abgewertet haben. "Wer in ihr Büro bestellt wurde, verlasse es mit 50-prozentiger Wahrscheinlichkeit heulend", zitiert "Science" einen Kollegen. Auch Schwangere hätten es bei ihr schwer. Eine Betroffene: "Sie schrie mich an, dass sie keine Wohlfahrt betreibe. Für die Zeit, in der ich weg sei, müsse ich vorher doppelt so hart arbeiten." Zudem sollten die Kollegen bei ihrer Arbeit zu Ergebnissen kommen, die den Hypothesen ihrer Chefin nicht widersprachen.
Gegenüber dem "Tagesspiegel" bezeichnete Singer die Vorwürfe als "haltlos". "Es gab keine formale Beschwerde", sagt Dr. Christina Beck, Sprecherin der Max-Planck-Gesellschaft (23 .000 Mitarbeiter). "Ende 2017 hat Frau Prof. Singer um ein Sabbatical (längerer Sonderurlaub) gebeten. Wir haben dieses Anliegen unterstützt, um die Situation zunächst einmal zu beruhigen."
Die Professorin ist derzeit nicht in Leipzig. Beck: "Im Anschluss an das Sabbatical ab 2019 ist derzeit vorgesehen, dass Frau Prof. Singer eine auf ihren Wunsch deutlich kleinere Arbeitsgruppe für Soziale Neurowissenschaften leitet."