Jörg Rupp schreibt: auch Männer brauchen eine #metoo-Kampagne (Männer)
Jörg Rupp, das ist der, der 2012 zusammen mit Andreas Kemper das eher unappettitliche Buch Die Maskulisten. Organisierter Antifeminismus im deutschsprachigen Raum. schrieb. Zum 30. September 2016 trat er aus der grünen Partei aus. Heute liest er bei MANNdat und WikiMANNia.
auch Männer brauchen eine #metoo-Kampagne
Unter dem Hashtag „MenAreTrash“, zu Deutsch: „Männer sind Müll“, twitterte Sibel Schick vor einiger Zeit: „Es ist ein strukturelles Problem, dass Männer Arschlöcher sind“. Das ist natürlich ein Problem für Männer, die zu denen gehören, die keine Gewalt ausüben. Noch schlimmer für die, die sich selbst als Opfer von Frauen sehen. Man mag darüber streiten, ob eine solche massive Abwertung der gesamten Gattung „Mann“ zielführend ist – allerdings entspricht es durchaus der Sprache dieser Männer, wenn sie über Frauen reden, der gemeint ist. Insofern: weiter so!
Und was ist denn mit den Männern? Sie schaffen es nicht, ihr Problem in den Fokus zu rücken – weil sie kein Verständnis dafür haben, dass männliche Gewalt an Frauen (und Männern) ein eigenständiges Thema ist, das aber ein gerüttelt Maß an männlicher Reflektion benötigt. Etwas, das mit dem Selbstverständnis dieser Art von Männern, die das diskutieren, oft genug unvereinbar ist. Maskulisten nennt man sie – und unter der Federführung von Andreas Kemper und vielen anderen habe ich sogar mal einen Artikel zu einem Buch über sie beigetragen.
Ja, es gibt da ein Problem. Männer, abseits vom sich prügelnden Mann, werden Opfer häuslicher Gewalt. Subtrahiert man die Zahlen von oben, kommt man auf 24.928 männlicher Opfer. Ein Teil davon wird in homosexuellen Beziehungen Opfer eines Mannes werden, aber das lassen wir mal dahingestellt. Knapp 25.000 Männer werden in Deutschland Opfer gewalttätiger Frauen. Wieso interessiert das keinen?
Unter anderem deshalb:
Männer schaffen es nahezu nicht, dieses Thema auf eine Art und Weise zu thematisieren, die kein Antifeminismus ist. Sie präsentieren es oft genug gewalttätig oder mit gewalttätiger Sprache, sie sprechen dabei oft sexistisch und sie präsentieren es unreflektiert, sie versuchen, Kampagnen gegen Gewalt an Frauen mit „aber die Männer!“ zu instrumentalisieren. Sie weigern sich, anzuerkennen, dass männliche Gewalt in der Regel in ihren Auswirkungen vehementer ist als die von Frauen. Und das es keine Männerhäuser gibt, ist nach ihrer Meinung alleine der Tatsache geschuldet, dass Frauen als Gleichstellungsbeauftragte dieses Thema unter den Teppich kehren.
Es ist schade – denn 25.000 Opfer wären es wert, dass man sich für sie so einsetzt, dass man sich auch damit beschäftigen möchte. So ist das übrigens seit Jahren und das hängt auch damit zusammen, dass diese Gruppe von Männern dabei deutlich im rechten politischen Milieu zu verorten ist.
Mir ist diese Art von Antifeminismus, wie ich es im Buch beschreibe, zum ersten Mal in Bezug auf Trennung und Scheidung zu Ohren gekommen. Politisch links sozialisiert war ich ziemlich erschrocken – erstens über den Tonfall und zweitens über die Fälle, über die in der Öffentlichkeit so gut wie nichts bekannt war.
Im Laufe meines privaten und politischen Lebens begegnete mir das Thema dann immer wieder. Meine Scheidung und die Folgen waren nicht gewaltfrei. Ich habe meine Exfrau nicht geschlagen und sie mich nicht. Aber wir haben uns nichts gegönnt und sind übereinander verbal hergefallen, haben uns weh getan, uns abgewertet, die Schwachstelle gesucht. Ihr neuer Mann hat einmal versucht, mich zu provozieren, sodass ich ausraste. Er hat mich mehrfach verbal bedroht, sie hat es vor den Kindern geschehen lassen – aber es ist nie etwas passiert. Die Scheidung und die Folgen war keine meiner Ruhmestaten und heute würde ich manches anders machen. Dass sie gestorben ist, macht es nicht einfacher, so kann ich manches nicht mehr gerade rücken, den Ausgleich nach all der Wut suchen.
Zuletzt hatte ich ewig lange Debatten bei Demokratie in Bewegung, als wir die Frauenquote installiert haben. Ich weiß nicht, wie oft dieses Thema immer und immer wieder von Männern hochgezogen wurde, thematisiert wurde – die armen Männlein, die ihre Macht, die so noch gar nicht hatten, teilen sollten. Schon die Hoffnung auf einen Posten, ein Mandat zu teilen, war ihnen unmöglich und die Diskussionen darüber ermüdend, oft gewalttätig und bösartig.
Bei Facebook habe ich Manndat abonniert, und im Internet schaue ich ab und an bei Wikimannia vorbei. So kann ich sehen, wo diese Debatte steht. - http://joergrupp.de/auch-maenner-brauchen-eine-metoo-kampagne/