Wenn der Mensch zur MenschIn wird - oder:

Wieviel »Gleichberechtigung« verträgt das Land?

How much »equality« the country can stand?

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Der Selbstmord Europas (Gesellschaft)

Kliemann, Wednesday, 05.06.2019, 15:17 (vor 1786 Tagen)

Ein wichtiges, wenn nicht das entscheidende Element des kulturellen Kapitals ist das Vertrauen. Es gibt, wie empirische Vergleiche verschiedener Länder zeigen, eine enge Korrelation zwischen dem Ausmaß von Vertrauen und der ökonomischen Effizienz. Das Maß des Vertrauens ist ein Maß der Zivilisiertheit und Leistungsfähigkeit. Im Jahr 2000 beantworteten 67 % der Dänen und 66 %
der Schweden die Frage, ob man den meisten Menschen vertrauen könne, mit ja, aber nur 3 % der Brasilianer. Kooperationsbereitschaft und Vertrauen erleichtern den gesellschaftlichen Umgang, und im ökonomischen Sinn verringern sie die Transaktionskosten, was die Bereitschaft zur arbeitsteiligen Kooperation verstärkt.
Kulturelles Kapital kann durch Tradierung übertragen werden. Eine Kultur ist niemals homogen, und dies gilt insbesondere für die komplexen Gesellschaften der nationalstaatlichen Ära. Nicht alle Menschen, die einem »Volk« angehören, teilen sämtliche kulturellen Merkmale. Umgekehrt ist es immer in einem gewissen Umfang möglich, fremde Menschen zu assimilieren, d. h. mit dem kulturellen
Kapital ihrer neuen Gesellschaft auszustatten, was auch als »Integration« verstanden werden kann. Allerdings gibt es hierfür Grenzen des Umfangs und der Geschwindigkeit. Je größer die Zahl von Immigranten ist und je rascher sie immigrieren, desto geringer ist die Chance der Assimilation.
Es besteht dann die Gefahr, daß die durch Immigration entstehende »multikulturelle Gesellschaft« kulturelles Kapital vernichtet, mit dem Effekt, daß sich die ethnisch und kulturell recht homogenen Industrieländer in multitribale Gesellschaften transformieren. Es ist dann sehr wahrscheinlich, daß in solchen Gesellschaften wichtige institutionelle und mental-kulturelle Voraussetzungen einer funktionierenden Industriestruktur zerstört werden. Elementare Vertrauensmuster verschwinden, was die Transaktionskosten ökonomischer Interaktionen enorm in die
Höhe treiben kann. An die Stelle des Rechtsstaats mit seinem Gewaltmonopol kann dann wieder das Fehderecht treten. Wenn Konflikte auftreten, versucht man zunächst, diese innerhalb des eigenen tribalen Rahmens zu lösen, durch eigene Mediatoren, vielleicht aber auch durch Mobilisierung
durchsetzungsstarker Verbündeter. Wenn dieser Prozeß einmal in Gang ist (und erste Ansätze dazu lassen sich in zahlreichen europäischen Großstädten beobachten), kann er sich leicht selbst verstärken und eine Eigendynamik entwickeln. Dann können sich (nach alten oder neuen Grenzen)
immer mehr tribale Gruppen bilden, mit eigenem Steuersystem (Schutzgeld) und eigener Entscheidungskompetenz. Diese Gruppen treten zunächst in Konkurrenz zu dem überkommenen Rechtsstaat und seinen Polizeikräften. Am Ende wird dem »Staat« aber nichts übrigbleiben, als sich selbst nur noch als Stamm unter Stämmen zu verhalten. Für diejenigen Bürger, die keinem spezifischen Stamm mehr angehören, sondern auf den Rechtsstaat gesetzt hatten, wird dies fatal.
Wenn eine solche Bewegung in Gang kommen sollte, so hätten wir einen evolutionären Prozeß der Selbstzerstörung einer Industriegesellschaft vor uns: Eine bestimmte kulturelle Konstellation hat historisch den erfolgreichen Komplex »Industrialisierung und Moderne« erzeugt, doch hat
dieser Komplex normative Merkmale des humanitären Universalismus entwickelt, die es ihm unmöglich machen, den Zuzug von Angehörigen fremder Kulturen zu regeln bzw. zu unterbinden. Eine solche Gesellschaft, die nicht mehr zur Unterscheidung zwischen sich selbst und sie auflösenden
Kräften fähig ist, lebt moralisch über ihre Verhältnisse.
Sie ist in normativem Sinne nicht »nachhaltig«. Durch Relativierung zerstört sie schließlich ihre kulturelle Identität, die
Voraussetzung ihrer Leistungsfähigkeit war. Damit setzt sie sich selbst ein Ende.


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