Wenn der Mensch zur MenschIn wird - oder:

Wieviel »Gleichberechtigung« verträgt das Land?

How much »equality« the country can stand?

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Fortschritt, Fortschritt ohne Ende: Die Kultur des Todes (Allgemein)

Chato @, Thursday, 13.02.2014, 22:44 (vor 3747 Tagen)

Endlich Freiheit von allem und für alle - ohne Diskriminierung.

Belgische Babys haben heute ihr "gesetzlich verbrieftes Recht auf selbstbestimmten Tod" erstritten.

Das gilt ohne Altersbegrenzung – also ab dem Tag ihrer Entbindung – was gewiß sehr praktisch ist.

Gleiches Recht für alle: Vollkommene "Freiheit" halt.
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Nick

Die Kultur des Todes ist - folgerichtig - wie ein Schimmelpilz bis zu den Fundamenten vorgedrungen.

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Wenn wir Toren wüßten, daß wir welche sind, wären wir keine.

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Fortschritt, Fortschritt ohne Ende: Die Kultur des Todes

adler @, Kurpfalz, Friday, 14.02.2014, 02:16 (vor 3747 Tagen) @ Chato

Hallo, lieber Nick!

Dazu, dass Menschen gequält werden, die doch schon dem Tod auf der Schippe sitzen, habe ich wahrscheinlich eine andere Einstellung als du. Nicht umsonst bin ich seit 1982 Mitglied der "Deutsche Gesellschaft für Humanes Sterben". Auch da bin ich nicht 100% auf Linie. Zur aktiven Sterbehilfe denke ich gegen den dort vorherrschende Mainstram sehr differenziert, würde sie aber befürworten, wenn der Sterbende es selbst nicht mehr bewerkstelligen könnte. Bei der von dir angesprochenen Sache mit Kindern bin ich sehr, sehr skeptisch. Wer kann da objektiv entscheiden? Ein Kind ist da sicher überfordert, die Eltern wollen sich möglicherweise selbst eine Last vom Halse schaffen, mit der sie im Moment nicht fertig werden. Erinnert an wenig an leichtfertige "Abtreibungen", also Kindermorde, mit denen viele Frauen im Nachhinein doch nicht fertig werden.

Auf meinem ersten Arbeitsplatz erlebt ich auf der Intensivstation jemanden, der vom Dach gesprungen war, weil er sich das Leben nehmen wollte. Er wurde "gerettet", war nun aber querschnittsgelähmt. Das hatte mich ziemlich mitgenommen, denn ich dachte, wie er das Leben jetzt noch aushalten kann, wenn er es schon zuvor nicht konnte. Und jetzt muss er es, denn er kann seinem Leben gar nicht mehr selbst ein Ende setzen.

Meine jahrzehntelange Irrfahrt durch Krankenhäuser brachte mir immer wieder Menschen vor Augen, die unendlich Schmerzen hatten, die man aber dennoch immer weiter quälte mit sinnlosen Untersuchungen, die aber noch mehr Schmerzen verursachten. Und immer weiter lügt man ihnen Hoffnung vor.

Zugegeben, das ist heute etwas besser geworden, ich denke auch aufgrund der verdienstvollen Arbeit von DGHS. Auch Ärzte fühlen sich nicht mehr als Versager, wenn sie nicht mehr weiter wissen.

Damals aber kann ich mich an einen Mann erinnern, der hatte Knochenmetastasen allüberall. Schmerzen hatte er aber v.a. in der Hüfte. Also mussten da Röntgen-Schichtaufnahmen gemacht werden. Eine unendlich lange Qual für den Mann. Der schrie auf dem Röntgentisch und bettelte den zugezogenen Radiologen an: "Helfen sie mir doch!" "Ja", log der ihn an, "Wir können Ihnen helfen. Wir wissen jetzt, was sie haben." Mir wird heute noch schlecht, wenn ich daran denke.

Über ein anderes Erlebnis hatte ich hier mal berichtet (gegen Ende des posts). Da musste ein ehemaliger Krankenhauspfarrer über eine Stunde lang ersticken, weil die am WE zuständige StationsärztIn mit Topp-Ausbildung aber ohne Erfahrung das Beatmungsgerät nicht abstellen lassen mochte. *Nägelbeiss* "Wie erkläre ich morgen meinem OA, dass gerade bei mir..." *Schauder!* Hätte die Unerfahrene doch auf den in der Nacht zuständigen und erfahrenen Intensivpfleger gehört und das Beatmungsgerät abgeschaltet. Dem Pfarrer a.D. wäre sehr viel Leid in seinen letzten Stunden erspart geblieben. Der Pfleger kam dann bei mir vorbei, nachdem er den Pfarrer in die Kühlbox gefahren hatte, weil er jemanden zum Reden brauchte.

Was mich aber auch mitnimmt, sind die Lebenden, denen man die Luft abdreht, bis sie es nicht mehr aushalten. Und da habe ich doch gerade heute eine Mail an einen Freund mit etwa dem gleichen Betreff geschrieben, wie du hier.

Betr.: Eine Kultur des Todes
Gesendet Donnerstag, 13. Februar 2014 19:20

"In Gedenken an Dr. Roland Rehmet

Dr. Roland Rehmet ist Gründungsmitglied meiner Organisation Blauer-Weihnachtsmann.org und gehörte zu den engagierten Mitarbeitern.
(...)
Allerdings holten ihn die vergeblichen Bemühungen seine Tochter zu sehen ein. Das vorwieged willkürliche geführte Gerichtsverfahren zermürbte ihn über die Jahre, so dass er am Dienstag seinem Leben ein Ende setzte.
(...)
Seine Tochter wird ihren liebevollen und engagierten Vater leider nicht erleben können.
06.02.2014 16:41"
http://www.blauer-weihnachtsmann.org/index.php?id=13&tx_ttnews[tt_news]=219&cHash=5e6430c8ac56f74c6866a88531d4eed2

Immer wieder wird von "Familiendramen" in der Müllstream-Presse geschrieben, wenn einer die Verzweiflung nicht nur gegen sich richtet. Diese "Familiendramen" sind politisch zu verantworten, weil sich die politische Ideologie weitab von der Realität in Familien einmischt, wo sie nichts zu suchen hat und dort rechtlich für ein Ungleichgewicht gesorgt hat, das einem Teil nur die Verzweiflung läßt, dem anderen aber alle Waffen zur freien Verfügung austeilt.

Gruß
adler

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Go Woke - Get Broke!

Fortschritt, Fortschritt ohne Ende: Die Kultur des Todes

Chato @, Saturday, 15.02.2014, 00:05 (vor 3746 Tagen) @ Chato

Österreich/Belgien: Scharfe Kritik an Euthanasie für Kinder

Belgiens Abgeordnetenkammer hat am Donnerstag über die gesetzliche Freigabe von aktiver Sterbehilfe für Minderjährige abgestimmt. 86 der Abgeordneten stimmten für, 44 gegen die Vorlage, 12 Abgeordnete enthielten sich. Beobachter rechneten angesichts der Mehrheitsverhältnisse seit langem mit einer Zustimmung. Der Senat hatte das Vorhaben bereits Ende 2013 gebilligt; der Justizausschuß der Kammer schloß sich an. Belgien ist weltweit das erste Land, das für aktive Sterbehilfe keine Altersgrenze mehr vorgibt. In den Niederlanden ist bislang Tötung auf Verlangen für über 12-Jährige sowie für unheilbar kranke Neugeborene erlaubt. Die katholische Kirche hatte sich mehrfach gegen das Gesetz ausgesprochen. Lesen Sie hier eine Zusammenfassung zum Thema von kathpress.

Heftige Kritik durch katholische Kirche

Die belgischen Bischöfe warnten vor der Abstimmung erneut vor einer Banalisierung des Todes. Der Fall eines sterbewilligen Minderjährigen könnte als „normal“ erscheinen, sobald eine bestimmte Krankheit oder Behinderung erst einmal allgemein als „unannehmbar“ gelte. Bischofskonferenzen mehrerer EU-Länder, darunter die österreichische, warnten in den vergangenen Monaten mehrfach vor allen Formen aktiver Sterbehilfe - nicht zuletzt im Blick auf Belgien.

Österreichs Referatsbischof für Familien- und Lebensschutz-Fragen Klaus Küng sagte am Donnerstagabend, die Abstimmung in Brüssel sei ein unheilvolles Signal für Europa. „Heute ist ein Tag, an dem man nur tieftraurig sein kann“, so Küng wörtlich: „Belgien hat mit großer Mehrheit der Parlamentarier und unter Zustimmung der Bevölkerung ein Gesetz beschlossen, das Euthanasie für Kinder zuläßt. Und zwar nicht 'über 12 Jahren' wie in Holland, sondern sogar 'unter 18 Jahren'. Und das trotz zahlloser warnender Stimmen aus dem In- und Ausland, nicht zuletzt des Europarates. Leider wird dieses Gesetz den Druck auf leidende Kinder, ihre Eltern und die Ärzte erhöhen, sich für den Tod zu entscheiden. Und der belgische Schritt wird unheilvolle Signalwirkung für Europa und die Welt haben. Ich kann nur mit Kardinal König wiederholen: ein Mensch, schon gar ein Kind, kann an der Hand, aber niemals, niemals durch die Hand eines anderen Menschen sterben.“

Die Abstimmung kann als direkte Folge des 2002 verabschiedeten Gesetzes gesehen werden. Damals beschloß die belgische Abgeordnetenkammer das „Gesetz zur Euthanasie“ für Volljährige. Demnach muß ein unheilbar kranker Patient im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte den Wunsch zu sterben „freiwillig, überlegt und wiederholt“ geäußert haben. Zudem darf keine Hoffnung auf Linderung bestehen, und die Krankheit muß ein Weiterleben für den Kranken „körperlich oder psychisch unerträglich“ machen.

Mit der Ausweitung des Gesetzes können künftig auch Minderjährige unter diesen Umständen aktive Sterbehilfe erhalten. Der Wunsch des Kindes muß durch mehrere Experten bestätigt werden; die Eltern müssen die Entscheidung bewilligen.

Der Vorsitzende der Belgischen Bischofskonferenz, Erzbischof Andre-Joseph Leonard, kritisierte zuletzt, die geplante Gesetzeserweiterung untergrabe die „lebenswichtige Solidarität von allen Bürgern mit leidenden Menschen“. Es sei nicht nachvollziehbar, daß Minderjährige aus zivilrechtlichen Gründen weder heiraten noch ein Haus kaufen könnten, ihnen aber bei einer Entscheidung über Leben oder Tod ein entsprechendes Urteilsvermögen zugetraut werde.

Statt aktive Sterbehilfe zu erweitern, solle die Gesellschaft überlegen, wie Schwerkranke durch das öffentliche Gesundheitswesen besser aufgefangen werden könnten. Leonard hatte die Belgier für vergangenen Donnerstag zu einem Gebets- und Fastentag gegen das Gesetz aufgerufen.

Auch der Europarat sprach sich gegen Sterbehilfe für Minderjährige aus. Die Meinung, ein Leben könne lebensunwürdig werden, rüttele am Fundament jeder zivilisierten Gesellschaft, so die Begründung. Es sei ein Irrtum zu glauben, daß auch ein Kind mit klarem Bewußtsein seine Zustimmung zu Sterbehilfe geben und die komplexen Folgen einer derartigen Entscheidung verstehen könne.

Immer mehr problematische Anwendungsfälle

2012 wurde in Belgien mit 1.432 Menschen, die aktive Sterbehilfe in Anspruch nahmen, ein Rekordstand erreicht. Diese machten rund zwei Prozent aller gemeldeten Todesfälle aus. Auch in den Niederlanden zeigt die Statistik eine klare Richtung: Die Zahl der Fälle ist von 2011 bis 2012 um 13 Prozent auf 4.188 gestiegen, berichtete die zuständige Kommission.

Schlagzeilen machte Belgien, weil dort auch Menschen Tötung auf Verlangen in Anspruch nahmen, die nicht todkrank waren. So erhielt im Oktober ein transsexueller Mann Sterbehilfe, weil er mit seiner Geschlechtsumwandlung unglücklich war. Zur Jahreswende sorgte der Tod eines 45-jährigen Zwillingspärchens für heftige Diskussionen. Die beiden von Geburt an tauben Männer drohten allmählich zu erblinden. Auf Wunsch der Brüder leisteten Ärzte Sterbehilfe, obwohl die Zwillinge nicht an einer tödlichen Krankheit litten.

Ethisch problematisch zeigt sich auch die Vermischung von Euthanasie und Organspende. 2012 wurde bekannt, daß in Belgien seit 2005 neun nach Sterbehilfe verstorbenen Patienten Organe entnommen worden sind. Debattiert wurde, ob diese Spenden wirklich freiwillig erfolgten. Eine systematische Information der sterbewilligen Patienten über Organspende gebe es nicht, um keinen emotionalen Druck zu erzeugen, zitieren Zeitungen den Antwerpener Transplantationsmediziner Dirk Ysebaert.

Umstritten ist auch der Umgang mit Demenzkranken und ihrer Entscheidungsfähigkeit. Für Debatten sorgte etwa 2011 die Sterbehilfe für eine schwer demenzkranke Frau - ohne daß sie ihren vor Jahren formulierten Wunsch noch einmal klar zum Ausdruck bringen konnte. Nach Meinung der belgischen Bischöfe droht hier ein Dammbruch. Bei Demenzkranken und behinderten Kindern könnte es „soweit kommen, daß die Euthanasie ganz einfach die allgemeingültige Lösung würde - aus Mitleid“, warnen sie.

Quelle: Radio Vatikan
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Nick

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Fortschritt, Fortschritt ohne Ende: Die Kultur des Todes

Chato @, Monday, 17.02.2014, 00:00 (vor 3744 Tagen) @ Chato

Vatikan nennt Sterbehilfe in Belgien „monströs“

„Ein Verbrechen, das den Weg freimacht für weitere Attentate auf das Leben“: So urteilen die belgischen Bischöfe über die aktive Sterbehilfe für Kinder. Das Parlament in Brüssel hat sie am Donnerstag für legal erklärt; das belgische Gesetz geht damit noch weiter als das niederländische, das aktive Sterbehilfe für Minderjährige erst ab 12 Jahren erlaubt. Kardinal Elio Sgreccia ist einer der namhaftesten Lebensschützer im Vatikan; er leitete lange die Päpstliche Akademie für das Leben. Im Gespräch mit Radio Vatikan sagte er:

„Kinder sind mittlerweile Opfer von Angriffen aus mehreren Richtungen geworden. Vor ein paar Monaten, Sie erinnern sich sicher, haben zwei Wissenschaftler sogar die Abtreibung nach der Geburt vorgeschlagen; nach ihrer Argumentation müssen die Gründe, aus denen in der Gesellschaft heute Abtreibungen gerechtfertigt werden, juristisch gesehen doch auch noch nach der Geburt gelten: bei Kindern, die krank sind oder Mißbildungen haben. Es ist monströs, was mit Kindern geschieht, nicht nur vor, sondern auch nach der Geburt. In Belgien erleben wir, daß die Euthanasie für alte und kranke Menschen jetzt vorgezogen wird, für die Kinder, und zwar ohne Altersgrenze: Hier laufen also Abtreibung und Euthanasie im Bereich der Kinder zusammen. Das ist grausam! Schrecklich, wenn man nur daran denkt, was da geschieht! Wirklich, in der Welt fehlt es an Liebe, denn ein bißchen Mitleid und menschliches Mitgefühl würde doch schon genügen, um bestimmte Dinge auszuschließen.“

Doch trotz der katholischen Tradition Belgiens haben sich in den Umfragen mehr als siebzig Prozent für das neue Sterbehilfe-Gesetz ausgesprochen. Wie kann die Kirche diese Menschen erreichen?

„Ich glaube, es gibt schon erste Anzeichen für einen Umschwung. Das fängt damit an, daß diese Käseglocke über der westlichen Welt, die „Wohlstand, Lust, Nutzen“ hieß, zerbrochen ist. Sie hatte bislang dazu geführt, daß man das Glas des Glücks schnell hinunterkippt und dann, mit dem Leben selbst, hinter sich wirft.“

Quelle: Radio Vatikan
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Nick

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