Wenn der Mensch zur MenschIn wird - oder:

Wieviel »Gleichberechtigung« verträgt das Land?

How much »equality« the country can stand?

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Liste Femanzen Claudia Gohde (Liste Femanzen)

Oberkellner @, Tuesday, 11.03.2014, 14:51 (vor 3702 Tagen)

F150 Claudia Gohde – studierte in Göttingen Theologie, Volkskunde und Deutsche Philologie – als Kulturwissenschaftlerin und Organisationsberaterin betreute sie die Organisationsentwicklung der Linkspartei sowie den Fusionsprozess mit der WASG - von 1991 bis 1997 im PDS-Bundesvorstand- von 2005 bis 2009 leitete sie das Wahlquartier der Partei DIEK LINKE - Leiterin der Bundesgeschäftsstelle DIE LINKE - Anschrift: Karl-Liebknecht-Haus, Kleine Alexanderstrasse 28, 10178 Berlin - claudia.gohde@die-linke.de – Anschrfit: Wolliner str. 12, 10435 Berlin – war Mitglied des Kommunistischen Bundes (KB) – stv. Vorsitzende der Rosa-Luxemburg-Stiftung – Geschäftsführerin der Mehrwertconsult - www.mehrwertconsult.de - claudia.gohde@mehrwertconsult.de - bundesgeschaeftsstelle@die-linke.de - http://www.politik-kommunikation.de/sites/default/files/styles/ressorts_person/public/einquartiert_gohde.jpg?itok=VZiEZHRZ

Wie gewinnen wir Wählerinnen?
Claudia Gohde auf der Bundesfrauenkonferenz 2012
Bei fast allen Wahlen hatte und hat DIE LINKE mehr männliche Wähler als weibliche Wählerinnen. Nur in Schleswig-Holstein gelang es 2009, genauso viele Wählerinnen und Wähler zu gewinnen, die wir leider auch in gleichem Maße 2012 wieder verloren haben.
2009 haben CDU und Grüne mehr Frauen als Männer gewonnen, die SPD gleich viele Frauen wie Männer, aber die Hauptverluste bei den Frauen eingefahren, FDP hatte wie DIE LINKE mehr männliche Wähler.
Wenn wir auf ein ausgewogenes Verhältnis bei der LINKEN hinauswollen, dann besteh die Kunst für uns also darin, den Anteil der weiblichen Wählerinnen zu erhöhen - und nicht den der männlichen Wähler zu reduzieren. So wie bei allen Zielgruppen kommt es darauf an, sie so konkret wie möglich anzusprechen, ohne dabei andere Zielgruppen zu verschrecken.
Sind Frauen überhaupt eine Zielgruppe? Ja und nein. Die Frauen, die uns wählen oder sich vorstellen können, uns zu wählen, sind erst mal genau so differenziert wie die gesamte Wählerschaft differenziert ist. Und Frauen bilden die Mehrheit der Wahlberechtigten – 2009 waren von 62,2 Mio Wahlberechtigten 30 Mio Männer. Leider machen sie von ihrem Wahlrecht etwas weniger als Männer Gebrauch.
In den herrschenden Kommunikationsformen und Diskursen dominiert die männliche Ansprache: Es werden mehr männliche Politiker gezeigt, die Sprache ist männlich, die Auseinandersetzungsformen auch. Darum lohnt es sich, die Frauen gezielt anzusprechen. (Mit diesem Thema wird sich die Arbeitsgruppe 2 befassen.)
Die Frauen sind für unsere Partei deshalb eine Zielgruppe, weil wir bislang immer weniger Frauen gewinnen konnten und auch in unserer Mitgliedschaft weniger Frauen haben, was sich bekanntlich auf Kultur und Erscheinungsbild auswirkt. Allein um unser Wählerinnenpotential voll auszuschöpfen lohnt es sich also, Frauen im Wahlkampf so anzusprechen, dass sie uns gut finden. Das ist ein Interesse der Gesamtpartei, nicht nur der Frauen.
Insofern ist es auch noch keine feministische Initiative und wir sollten das meines Erachtens auch nicht vermischen sondern ggf. getrennt diskutieren: die Feministinnen und frauenbewegten Wählerinnen, die wir auch gewinnen wollen, werden aber genau darauf achten, ob unsere Partei Frauen repräsentiert und wertschätzt - als Kandidatinnen, Politikerinnen und Wählerinnen.
2009 ist es uns bei dem guten Bundestagswahlergebnis gelungen, gegenüber 2005 gleich viele Frauen und Männer dazu zu gewinnen. Erstmals hatten wir in der Gruppe der jüngeren Frauen bis 35 Jahre gleich viele, bei den jüngsten Frauen sogar mehr Wählerinnen als Wähler (ältere Wählerinnen wählen uns übrigens am wenigsten). Der gleichmäßige Zuwachs war sicher auch dem geschuldet, dass wir in der Wahlkampfleitung eine Genossin hatten, die ganz explizit auf die Ansprache von Frauen in allen Materialien und Wahlkampfmaßnahmen geachtet hat und dass wir auch in einigen Landesverbänden wie z.B. in NRW ein sehr aktives Frauenwahlbüro hatten. Aus diesen Erfahrungen sollten wir in den nächsten Wahlkämpfen schöpfen.
Grundsätzlich unterscheiden sich die Interessen von Frauen und Männern in Bezug auf die Politik nicht sehr stark. Und es gibt wenige Untersuchungen über geschlechtsspezifisches Wählerinnen- und Wählerverhalten. In ihrer Wahlauswertung aus Geschlechterperspektive schrieben 2009 Jutta Kühl und Vera Vordenbäumen (in Bezug auf eine Untersuchung zu Geschlecht und Wahlverhalten): "Die beiden Wissenschaftler stellten erstaunt fest, dass zu dieser Fragestellung in Deutschland keinerlei empirische Untersuchungen und Erkenntnisse vorliegen. Diese Forschungslücke sehen die Autoren als möglicherweise symptomatisch für die politische Kultur in der Bundesrepublik, in der das Thema Geschlechtergleichberechtigung aus ihrer Sicht nie eine besonders große gesellschaftliche und politische Bedeutung erlangt hat. Als Fazit ihrer Untersuchung halten Westle/Kühnle fest: 'In der Bundesrepublik wählen Frauen mit ihrer Erststimme etwas häufiger als Männer Kandidatinnen. Darüber zeigt sich, dass der Effekt umso stärker ist, je weiter links die Partei einer Kandidatin steht.'"
Aus Untersuchungen wissen wir:
Frauen sind mehr an Sachthemen als an ideologischen Themen interessiert. In Bezug auf DIE LINKE können wir sagen, dass unsere Kernthemen den weiblichen Wählerinnen immer noch einen Tick wichtiger sind als den männlichen Wählern. Dazu habt ihr in den Unterlagen für die AG 1, wo es um Themen geht, eine Übersicht aus einer Untersuchung aus dem Frühjahr über das Wählerinenpotential der LINKEN in Niedersachsen.
Vorne stehen Themen der Bildungspolitik, Alterssicherung, Gehaltsunterschieden zwischen Frauen und Männern, Arbeitslosigkeit und menschlichere Arbeitsbedingungen. Aber diese Themen sind den Männern aus unserem Wählerpotential fast gleich wichtig – bis auf die Forderung nach Ausgleich der Gehaltsunterschiede. Und das ist gut so, denn es bedeutet, dass wir Frauen mit unseren Themen gleichermaßen gut erreichen können wie Männer, wenn wir darauf achten, dass wir sie auch in der Form richtig ansprechen.
Frauen begründen ihre Wahlentscheidung mehr auf kurzfristigen Faktoren und weniger auf langfristige Parteibindung. Die konkreten und tagespoltischen Themen sind wichtiger, sie reagieren stärker auf eine bildhafte und beispielhafte Sprache. Katja Kipping und Bernd Riexinger haben dies in ihrem Diskussionspapier bereits angewendet und Vorschläge gemacht:
Steigende Strompreise sind ein konkretes Problem, das unsere verschiedenen Wählerschaften belastet. Das anzupacken ist konkreter und ansprechender als die auch richtige Forderung, die Macht der Stromkonzerne zu brechen.
Ähnliches gilt für die Forderungen nach Mietobergrenzen, nach Abschaffung der Praxisgebühr, nach Girokonten für alle oder nach einem monatlichen Elterntag. Alle diese Forderungen zeichnen sich durch große Konkretheit und Alltagsverbundenheit aus.
Dabei sollte es selbstverständlich sein, eine geschlechtssensible Sprache zu benutzen, die Frauen einschließt bzw. sie an den Stellen, wo sie in erster Linie betroffen sind, auch benennt. Wichtig: Frauen sind nicht die Abweichung, der Sonderfall, sondern unser Blick und unsere Ansprache richtet sich mit dem Gestus der Selbstverständlichkeit an beide Geschlechter. Nicht: "Gebäudereiniger, Briefzusteller und Bauarbeiter ... und Frauen auch ganz besonders" sondern: "Frisörinnen, Bauarbeiter, Briefzustellerinnen und alle, die in der Gebäudereinigung arbeiten".
Damit bin ich gleich beim nächsten Element, der Bildsprache. Als wir in der Mindestlohnkampagne eine Broschüre zum Thema gemacht hatten, stellten wir am Ende plötzlich fest, dass die mit der Bebilderung befasste Person ausschließlich Männer in ihren Berufen abgebildet hat. Wir haben die Umschlagseiten eingestampft, weil die Darstellung absolut nicht der Realität entspricht. Es gilt die einfache Parole "Frauen sichtbar machen!" oder wie wir aus NRW gehört haben "Frauen auf die Bühne!" Auf Flyern, Video-Clips, Plakaten, bei Veranstaltungen, auf Podien und in den Zeitungen müssen zu gleichen Teilen Frauen abgebildet werden und zu Wort kommen. dabei geht es nicht nur um Quantität, nach dem Motto drei Redner und die Moderatorin kommt jeweils dazwischen zu Wort, sondern Frauen treten auf als Rednerinnen, als Expertinnen, als Autorinnen, als Betroffene und als Interviewpartnerinnen. Auch damit werden sich die Arbeitsgruppen 3 und 4 befassen.
Das ist natürlich nur zu schaffen, wenn tatsächlich Frauen im Wahlkampf aktiv werden und mitmischen. Es braucht also Wahlkämpferinnen und Kandidatinnen. Mit diesem Thema wird sich die AG 5 näher befassen. Ich möchte hier ein ganz wichtiges Argument für die Gewinnung von Frauen als Kandidatinnen und Wahlkämpferinnen einbringen, das auf jeden Fall in der Partei überzeugt und stärker wiegt, als "nur" die Erfüllung der ungeliebten Quote:
Für Frauen ist das persönliche Gespräch mit Bekannten eine wichtige politische Aktivität. Das hört sich zunächst so banal an, aber wir wissen, dass das persönliche Gespräch die wirkungsvollste und nachhaltigste Form der politischen Arbeit ist, sofern sie mit medialer Präsenz verbunden ist. Glaubwürdigkeit, eine der größten Stärken in der Politik, stellt sich nämlich dann her, wenn neben dem Statement aus dem Fernsehen die Freundin, die Nachbarin, die Kollegin oder die Sportkameradin ihre politische Position mit eigenen Worten und aus eigener Überzeugung begründet. Darum lasst uns viele Frauen gewinnen. Leider bieten sie sich nicht so selbstbewusst und forsch als Kandidatinnen und Akteurinnen an. Aber vielleicht versuchen wir es mit vielen Frauen–Teams und organisieren ihnen besondere Unterstützung.
Selbstverständlich sind auch Veranstaltungsorte und -formate sowie Give-aways – die kleinen Wahlkampfgeschenke – wichtige Elemente bei der geschlechtsspezifischen Ansprache. Bei den Give-aways ist natürlich zu beachten, dass sie sehr preiswert, originell und universell einsetzbar sein sollen. Das ist bei den am Infostand beliebten Kondomen gegeben, aber nicht wenn sie mit "In ist, wer drin ist" oder ähnlichen nur auf Männer gemünzten Sprüchen beschriftet sind. Ideen für Frauen ansprechende Give-aways, die auch noch witzig und originell sind, sind gefragt.
Mein letztes Thema sind die Räume und Orte, an denen wir Frauen ansprechen. Zweifellos sind die mobilen Großflächen im Wahlkampf eins der erfolgreichsten Wahlkampfmittel, weil man damit sehr viele Kontakte erzielt. Aber: wenn die Großflächen an den großen Ausfallstraßen stehen, dann erreichen sie definitiv mehr Kontakte mit Männeraugen als mit denen von Frauen. Es sind definitiv mehr Männer als Pendler in PKWs unterwegs als Frauen, die wiederum stärker den ÖPNV nutzen. Es kommt also darauf an, auch Stellflächen zu nutzen, die in Sichtweise des Öffentlichen Nahverkehrs sind. Hier haben die Landeswahlkampfleiter durchaus eine Auswahl. Die Frauen der Bundestagsfraktion machten sehr gute Erfahrungen mit dem Veranstaltungsformat "Speed-Dating", der Vorteil: Frauen konnten direkt in das persönliche Gespräch mit Politikerinnen kommen." Vielleicht kann das in der Arbeitsgruppe 3 vertieft werden.
So viel zur Einstimmung, es starten nun die fünf Arbeitsgruppen:
AG 1 Von Arbeit bis Zeit – mit welchen Themen erreichen wir die Wählerinnen? Raum Hanse (mit Konstanze Kriese)
AG 2 Wo erreichen wir die Wählerinnen? Wer sind unsere weiblichen Zielgruppen? Raum Dortmund (mit Katja Kipping)
AG 3 Mit welchen Wahlkampfmitteln sprechen wir die Wählerinnen an? Raum Westfalen (mit Caren Lay)
AG 4 Wie müssen Veranstaltungsformate und unser Auftreten gestaltet sein, um attraktiv für Wählerinnen zu sein? Raum Gaststätte (mit Claudia Jobst)
AG 5 Wie ermutigen wir Frauen zu kandidieren? Was brauchen sie zur Unterstützung? Raum Hanse, zweiter Teil (mit Conni Swillus-Knöchel)

http://www.die-linke.de/politik/frauen/bundesfrauenkonferenz/bundesfrauenkonferenz2012/reden/wiegewinnenwirwaehlerinnen/

kurz vor der umfassenden Programmdiskussion im Parteivorstand ist das Thema der feministischen Ausrichtung eines künftigen Parteiprogramms aktueller denn je. Aber auch für die Bundessatzung gilt die Forderung, genderpolitische und feministische Interessen zu berücksichtigen, um damit Genossinnen und Sympathisantinnen Raum zum Austausch und zur Einflussnahme zu geben. Aus diesem Grund haben 70 Einreicherinnen einen Antrag zur Änderung der Bundessatzung gestellt.
Außerdem berichten wir in dieser Ausgabe des Newsletters über die fraktionsübergreifende Große Anfrage zur Geschlechtergerechtigkeit in Wissenschaft und Forschung. Die Fraktionen DIE LINKE, SPD und Bündnis90/die Grünen fordern in einen gemeinsamen Antrag an die Bundesregierung den aktuellen Sachstand und Maßnahmen zur Erhöhung des Frauenanteils in Wissenschaft und Forschung.
In einem Erfahrungsbericht erläutert Staatssekretärin Almuth Hartwig-Tiedt zudem die Vorteile einer Ressortbildung aus Wirtschaft und Frauen, die einmalig in Berlin zu finden ist. Vor Ablauf der Bewerbungsfrist Mitte Mai möchten wir auch noch einmal an das Mentoringprogramm erinnern, das die Partei erstmals im Rahmen der Nachwuchsförderung ausgerufen hat.
Viel Spaß beim Lesen wünscht
Eure Redaktion
Annegret Gabelin, Claudia Gohde, Konstanze Kriese, Gabi Ohler, Antje Schiwatschev, Vera Vordenbäumen, Katrin Voß, Ulrike Zerhau, Nadia Zitouni

http://www.die-linke.de/politik/frauen/newsletterfrauenundgenderpolitik/archiv2011/dielinkenewsletterfrauenundgenderpolitikvom352011/

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