Wenn der Mensch zur MenschIn wird - oder:

Wieviel »Gleichberechtigung« verträgt das Land?

How much »equality« the country can stand?

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Liste Femanzen Dr. Renate Damm (Liste Femanzen)

Oberkellner @, Tuesday, 29.09.2015, 19:22 (vor 3142 Tagen)

F424 Dr. Renate Damm geboren am 27.09.1935 in Hamburg - Studium der Jurisprudenz in Hamburg und Erlangen – Anwältin bei der Rechtsabteilung des Axel-Springer-Verlags - 1985 übernahm sie die Leitung der Stabsabteilung Recht der Axel Springer Verlag AG - 1996 wechselte Renate Damm in das Hamburger Büro der Sozietät Redeker Schön Dahs & Sellner – im Jahr 2000 Gründung der Anwaltssozietät Damm & Mann mit ihrem Mann Dr. Roger Mann – Vorsitzende des Deutschen Juristinnenbundes von 1983 bis 1989 - Von 1983 bis 2002 war Renate Damm Lehrbeauftragte für Medienrecht an der Universität München und von 1992 bis 2002 Dozentin für Presserecht am Institut für Kultur- und Medienmanagement der Hochschule für Musik und Theater, Hamburg - Sie ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der Verlagsjustitiare sowie des Studienkreises für Presserecht und Pressefreiheit - Kandidatin für die Bürgerschaftswahl Hamburg 2008 für die FDP - www.damm-mann.de – mail@damm-mann.de –Anschrift: Assozietät Damm & Mann, Ballindamm 1, 20095 Hamburg - http://www.damm-mann.de/images/top/renate_damm.jpg

Gratulation zu dem Interview von Martin Dommer mit der Präsidentin des Deutschen Juristinnenbundes, Rechtsanwältin und Notarin Jutta Wagner ("Eine Frauenquote für Anwaltskanzleien", F.A.Z. vom 30. Mai). Seit Jahrzehnten setze ich mich für eine Frauenquote sowohl in den politischen Parteien als auch in der Wirtschaft ein. Frauen sind nach wie vor in weiten Bereichen nicht nur unterrepräsentiert, sondern so gut wie nicht vorhanden. In den Vorständen und Aufsichtsräten der großen Unternehmen gibt es kaum Frauen.
Daran haben auch die sicherlich lobenswerten Frauenförderungsmaßnahmen einiger Großunternehmen nicht viel geändert. Ohne den Druck gesetzlicher Quotenregelungen wird sich kaum etwas ändern. Qualifizierte Juristinnen würden sich meiner Erfahrung nach sehr wohl für eine Tätigkeit in einer wirtschaftlich ausgerichteten Großkanzlei interessieren. Bei der Einstellung gibt es in der Regel auch keine Probleme. Die Benachteiligung beginnt in der Tat, wenn eine junge Rechtsanwältin ein Kind bekommt oder sogar noch mehrere. Die Kindererziehungszeiten werfen die Kolleginnen nicht nur in der innerbetrieblichen Bewertung, sondern auch im Verhältnis zu den Mandanten zurück. Wer nicht anwesend ist, kann keine neuen Mandate herbeischaffen. Die Mandanten haben in der Regel auch kein Verständnis dafür, dass "ihre" ständige Ansprechpartnerin für beispielsweise ein Jahr wegen der Kindererziehung ausfällt.
Das Management der Großkanzleien hat bislang nach meinen Erfahrungen selten Rücksicht auf die besondere Situation ihrer jungen, qualifizierten Juristinnen genommen. Ausnahmen bestätigen allerdings, dass es auch anders geht: Großkanzleien bieten ihren jungen Mitarbeiterinnen die Möglichkeit, in der Kindererziehungsphase Teilzeit zu arbeiten. Ich selbst habe während meiner Tätigkeit als Justitiarin im Axel Springer Verlag alle möglichen Modelle wie zum Beispiel Jobsharing in die Praxis umgesetzt und damit erfolgreiche Medienrechtlerinnen dem Unternehmen erhalten. Warum sollte das nicht auch in Großkanzleien möglich sein?
Renate Damm, Hamburg

http://www.faz.net/frankfurter-allgemeine-zeitung/leserbrief-ohne-frauenquote-geht-es-nicht-11183484.html

Tatort Ehebett
Gleiches Recht gibt es nur auf dem Papier
Saarbrücken
Frauen in Spitzenpositionen sind nach wie vor Solitäre in der Kette der Männer“, sagt Renate Damm auf der Arbeitstagung des Deutschen Juristinnenbundes in Saarbrücken und blickt ins Auditorium auf die Ehrenplätze der ersten Reihe: eine Frau und nur Männer – Präsidenten, Staatssekretäre, Vorsitzende, Honoratioren, Funktionsträger allesamt. Doch wie schwer fällt es ihnen, vorm weiblichen Fachverband das rechte Wort zu finden! Der Oberbürgermeister appelliert an die Juristinnen, bei ihrer Arbeit nur ja auch Gefühl walten zu lassen (wußten wir es nicht? Frauen sind emotional; wenn sie das vergessen, wird, oh Schreck, ihr Blick hart, das Kinn kantig, die Ellenbogen spitz). Der Justizminister redet Wolkiges aus dem Umfeld von Gleichberechtigung, Emanzipation und Geschlechterdiskriminierung. Über 200 juristische Fachfrauen quittieren es mit freundlicher Gelassenheit, amüsierter Ungeduld, um dann zur Tagesordnung überzugehen.
Seit jeher ist der Juristinnenbund weder biederer Frauenverein noch feministischer Kampfverband. Seit jeher begleitet er die Bonner Rechtspolitik teils mit kritischen Stellungnahmen, teils mit eigenen Gesetzentwürfen. Seine Arbeitsgruppen beschäftigten sich schon früh mit der Frage, ob neue Technologien im Bereich der Gentechnik, bei der Mikroelektronik mit Blick auf ihre Auswirkungen auf die Arbeitsplätze gesetzgeberische Konsequenzen erfordern. Er kritisiert heftig den Kompromiß bei der Rentenreform, der Anfang nächsten Jahres in Kraft treten wird, und die ungerechte Besteuerung alleinerziehender Eltern. Er warnt – zusammen mit anderen juristischen Fachverbänden – vor dem geplanten neuen Scheidungsfolgenrecht.
Neu in der Palette der Themen des Juristinnenbundes ist die Frage der Gleichstellung von Frauen in der Europäischen Gemeinschaft. Die Hamburger Juraprofessorin Heide Pfarr – allemal gut für eine Analyse mit glitzernder Rhetorik – nimmt das Thema zum Anlaß, die aktuelle Lage ohne jede Larmoyanz darzustellen. Im Grunde geht es heute nicht mehr um Gesetzesänderungen. Die Gleichstellung von Frauen im Gesetz ist so gut wie lückenlos verwirklicht. Doch das Gesetz bleibt Papier. Die reale Situation von Frauen ist nicht besser, sondern eher schlechter als vor 30 Jahren. Das gilt für ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt genauso, wie für ihre Beteiligung in Partei und Parlament. Dieser mittelbaren und verschleierten Diskriminierung will Heide Pfarr „bedingt und befristet“ mit einer gezielten Frauenförderung abhelfen. Gleichberechtigt, so meint sie mit Recht, sind nur Frauen mit „männlich geprägtem Lebensmuster“. Sie fordert gleiche Chancen für Frauen „als Frauen“, also nicht nur dann, wenn sie Männern zum Verwechseln ähnlich sind. Das kann, so Heide Pfarr, nur gelingen, wenn Frauen eine Zeitlang deutlich bevorzugt werden. Die Benachteiligung der Männer sei in Kauf zu nehmen. Wer dies mit dem Gleichberechtigungsgebot des Grundgesetzes verhindern wolle, interpretiere Artikel 3 in ein Männerschutzrecht um.
Wie die gezielte Frauenförderung aussehen soll, bleibt offen. Ist die Quotierung, wie sie jetzt wieder in der SPD eifrig diskutiert wird, ein legitimer, ein wünschenswerter Weg? Führen Gleichstellungsstellen, wie es sie inzwischen auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene gibt, wirklich weiter? Mangelt es ihnen an Kompetenz oder sitzen nur die falschen Frauen am richtigen Platz? Warum haben diese Stellen bisher so wenig bewirkt? Brauchen wir eine Wahlrechtsänderung nach süddeutschem Muster, um eine bessere Repräsentanz von Frauen auf den Listen der Parteien zu erreichen? Fragen über Fragen. Der Juristinnenbund wird sich ihnen in den nächsten Jahren stellen müssen.
„Tatort Ehebett“ könnte das zweite Thema – die Strafbarkeit der Vergewaltigung in der Ehe – griffig lauten. Unser Gesetz bestraft nur die „außereheliche“ Vergewaltigung mit mindestens zwei Jahren Freiheitsentzug. Zwischen Verheirateten ist Vergewaltigung allenfalls eine Nötigung, und der Täter kann mit einer Geldstrafe davonkommen. Schon lange wird darüber gestritten, ob nicht die sexuelle Selbstbestimmung in der Ehe ebenso geschützt werden müsse wie die unverheirateter Partner oder von Personen, die sich völlig fremd sind. Hamburgs Gesetzesinitiative, die für eine Gleichbehandlung plädiert, blieb schon im Bundesrat auf der Strecke.
Juristinnentag: Tatort EhebettSeite 2/2
Sicherlich: Allen Beteiligten ist klar, daß diese Gesetzesänderung keine große praktische Bedeutung haben würde. Es geht aber um die Klarstellung, daß eine Frau sich mit der Unterschrift auf dem Standesamt ihrem Mann nicht schutzlos ausgeliefert hat; daß die Heirat kein „besonderes Gewaltverhältnis“ schafft, in dem eine Ehefrau verpflichtet ist, ihrem Mann sexuell jederzeit zur Verfügung zu stehen. Man mag zweifeln, ob der Strafrechtsschutz wirksam Gewalttätigkeiten in der Ehe begegnen kann. Und ein Mann im Gefängnis kann seine Familie nicht mehr ernähren. Fast die Hälfte der vor der Gewalttätigkeit ihrer Männer ins Frauenhaus geflüchteten Frauen geht nach einiger Zeit in die Familie zurück, meist mangels anderer Möglichkeiten.
Jutta Limbach, Rechtsprofessorin in Berlin, schlägt deshalb vor, die Ahndung von Vergewaltigungen in der Ehe dem Familiengericht zu übertragen. Der Richter hätte Gelegenheit, mehr beratend als strafend tätig zu werden, den Staatsanwalt aus dem Verfahren herauszuhalten und dem Strafrecht fremde Regelungen, wie die Zuweisung der Ehewohnung oder des Sorgerechts für gemeinsame Kinder, mit einzubeziehen – bis hin zur Einleitung des Scheidungsverfahrens. Ein Vorschlag, der nicht auf ungeteilte Zustimmung stößt, aber vielleicht geeignet ist, die steckengebliebene Diskussion wieder flottzumachen.
Auffallend, wie sehr sich die Mitgliederstruktur des Juristinnenbundes geändert hat. Neben den altgedienten Kämpinnen der traditionellen Frauenbewegung haben auch dort die Yuppies Einzug gehalten, erkennbar am erstklassig geschnittenen Blazer oder Hosenanzug; neben ihnen die Referendarinnen und Studentinnen in Jeans und selbstgestricktem Pullover und Frauen aus der grünen Szene im Indienrock mit Holzpantinen. Wenn es gelänge, all diese Frauen unterschiedlichen Lebenszuschnitts und unterschiedlicher politischer Couleur unter einen Hut zu bringen – und nicht nur im Juristinnenbund – dann könnten sie vielleicht werden, was für ihre eigene Gleichstellung so notwendig ist: eine spürbare politische Kraft.
Eva Marie von Münch

http://www.zeit.de/1985/40/tatort-ehebett

Von Schreiber, Marion
Schreiber über Merkmale und familiäre Hintergründe von erfolgreichen Frauen
Der Vater war präsent, "voll Pflichtgefühl, voll Zornes- und Liebeswallungen", als Spielkumpan und als wachsames Familienoberhaupt, erzählt die Berliner Schulsenatorin Hanna-Renate Laurien. Hätte sie, die "Buch-Tochter", je nur eine Drei in Deutsch nach Hause gebracht, "die Welt wäre eingestürzt", bei einer Zwei "wackelte sie schon . . ."
Ob die Modedesignerin und Unternehmerin Jil Sander oder die Bundesverfassungsrichterin Gisela Niemeyer, beide berichten von einem Vater mit einer "starken Erwartungshaltung".
Die Bremer Senatorin Vera Rüdiger ist von ihrem Vater schon als junges Mädchen zu SPD-Versammlungen mitgenommen worden. Renate Damm, Justitiarin des Springer-Verlages, hatte als Schülerin, um ihrem Vater zu imponieren, sogar die Schiedsrichterprüfung für Fußball abgelegt.
Beruflich erfolgreiche Frauen sind auffällig oft Vater-Töchter. Der Vater als Mentor, der fördert und fordert. Der Vater als erster Mann, der mit seiner Zuneigung und Zuwendung die Identifikation mit dem weiblichen Geschlecht ermöglicht, der Sicherheit vermittelt und gleichzeitig das Interesse am außerhäuslichen, am beruflichen Bereich weckt.
Vater-Töchter streben nach Leistung und Kompetenz. Mit Koketterie oder gar gespielter Hilflosigkeit um die Gunst des anderen Geschlechts zu werben ist ihnen ein Greuel. Sie sind meist sachlich und unexaltiert.
"Spiele, die dir Mutter nicht beibrachte", heißt in den Vereinigten Staaten eine Anleitung für berufstätige Frauen. Es ist der Vater, von dem die Karrierefrauen die Regeln lernen.
Auch Rita Süssmuth, mit vier Geschwistern aufgewachsen, hat noch heute die Warnungen ihres Vaters im Ohr, der Ehe zuliebe nur ja nicht auf Promotion oder Habilitation zu verzichten. Die Ministerin, die als junges Mädchen Krankenschwester hatte werden wollen, sagt: "Ich war fast traditioneller als er."
Karrierefrauen in unserer Gesellschaft sind Töchter von Vätern, die - wie der "fortschrittliche Herr Papa" von Ruth Klingel, Hauptabteilungsleiterin bei der Lufthansa - ihren Töchtern lieber ein Studium als eine Aussteuer finanziert haben und die sich das auch leisten konnten.
Die Betriebswirtin Sonja Bischoff, die in einer Studie für die Zeitschrift "Capital" 500 männliche und weibliche Führungspersonen befragte, fand heraus, daß die soziale Herkunft der Frauen anders als die der Männer ziemlich gleichartig ist. Es sind vor allem Töchter aus gutem Hause, der Vater leitender Angestellter oder Beamter, Freiberufler oder Unternehmer. Die männlichen Führungskader hingegen stammen häufiger auch aus "kleinen" Angestelltenverhältnissen oder Arbeiterfamilien. Es bedarf offensichtlich in der vermeintlich chancengleichen Gesellschaft dieser Startvorteile, um den Frauenmalus auszugleichen.
Erstaunlich häufig haben prominente Karrierefrauen auch prominente Väter. Die niedersächsische Finanzministerin Birgit Breuel ist Tochter des Bankiers Alwin Münchmeyer, Anke Fuchs die Tochter des ehemaligen Hamburger Bürgermeisters Paul Nevermann, Herta Däubler-Gmelin die Tochter des Tübinger Oberbürgermeisters Hans Gmelin. Maja Stadler-Euler, die gemeinsam mit ihrer Rechtsanwaltskollegin Gisela Wild das Urteil des Bundesverfassungsgerichts gegen die Volkszählung erstritt, ist Tochter des ehemaligen FDP-Bundespolitikers August Martin Euler.
Einen berühmten Vater zu haben erlebte die Familienforscherin Gisela Erler, Tochter des früheren SPD-Fraktionsvorsitzenden Fritz Erler, allerdings als eine "äußerst ambivalente Sache", als Privileg, als Herausforderung, aber auch als Belastung: "Die Identifikation mit seiner Person hing einem an wie eine Hundemarke."
Sie hat mit 21 Jahren den linken Trikont Verlag gegründet, um sich und ihrer Umwelt "Eigenständigkeit" zu beweisen, ein "autonomes Feld" zu haben.
"Unabhängig, bloß unabhängig" vom starken und autoritären und fordernden Vater wollte die Verleger-Tochter Angelika Jahr-Stilcken sein und daher nicht Journalistin werden. Nach einem abgebrochenen Psychologie-Studium, einem Volontariat und einigen praktischen Einübungen bei New Yorker Zeitschriften passierte allerdings genau das: Arbeitswütig machte sie als Journalistin Karriere - sie ist vierfache Chefredakteurin von "essen & trinken", "schöner essen", "Häuser" und "Schöner Wohnen" und entkam auf diese Weise dem väterlichen Schatten.
Vater-Töchter scheinen mit größerer Selbstverständlichkeit und Selbstsicherheit während Ausbildung und Studium in reine Männerdomänen vorzudringen. Helga Henselder-Barzel - ehe sie den damaligen Bundestagsabgeordneten Rainer Barzel heiratete, Geschäftsführerin beim Bundesverband des Deutschen Groß- und Außenhandels - wollte als junges Mädchen Kapitän oder Pilot werden.
Die Bremer Jungunternehmerin Birgit Martens ignorierte wohlgemeinte Warnungen und ließ sich als Speditionskauffrau ausbilden, "setzte sogar noch einen drauf" und spezialisierte sich auf Lkws.
Statt Psychologie, Pädagogik oder Philologie wählen die Karrierefrauen Studienfächer wie Jura, Volkswirtschaft, Betriebswirtschaft, Informatik, Ingenieurwissenschaften oder Mathematik. Diese Eintrittskarte für Wirtschaft oder Politik sagt freilich noch nichts darüber aus, ob die Besitzerin eines solchen Diploms dereinst auf den hinteren oder vorderen Plätzen landen wird. Häufig nämlich interessieren sich Frauen gerade für jene Firmenecken, die wenig Aufstiegschancen verheißen. Sie zieht es in die Personalverwaltung oder Finanzbuchhaltung - wo man allenfalls durch Fehler auffallen kann -, nicht aber dorthin, wo der betriebliche Umsatz läuft, zum Marketing, Vertrieb oder Verkauf.
Noch immer bedeutet für die Mehrzahl der Frauen die Heirat oder spätestens die Geburt eines Kindes das Ende ihrer beruflichen Laufbahn. Nur 16 Prozent der Mütter mit Kleinkindern sind berufstätig. Es fehlt an qualifizierten Teilzeitjobs, an einer passablen Kinderbetreuung und noch immer an der gesellschaftlichen Akzeptanz von berufstätigen Müttern.
"Während männlicher Erfolg", wie die Psychologin Gertrud Höhler feststellt, "in der Berufswelt eine erotische Dimension hat", haben Erfolgsfrauen gegen die traditionellen Weisheiten von den ehrgeizigen Zicken und Rabenmüttern zu kämpfen, die sich nicht um die Brut kümmern.
Scheinbar unbeeindruckt von diesen Zwängen, organisieren sich Karrierefrauen eine Hilfe und delegieren einen Teil der häuslichen Arbeit - privilegiert auch, weil sie es sich dank ihres besseren Gehalts leisten können. Natürlich bleibt ein "Stachel von schlechtem Gewissen", nicht wie andere Mütter ständig präsent zu sein, so die Brüsseler Botschafterin Renate Finke-Osiander, Mutter von drei inzwischen erwachsenen Kindern. Aber haben nicht Forschungsergebnisse eindeutig erwiesen, daß es nicht auf die Dauer der Zuwendung, sondern die Qualität ankommt? Zufriedene Mütter, davon ist auch die Botschafterin überzeugt, sind für ihre Kinder besser als unzufriedene.
Andere Karrierefrauen verzichten der Arbeit zuliebe bewußt auf Nachwuchs. "Einen 14-Stunden-Tag", sagt die verheiratete Unternehmerin Martens, "kann ich einem Kind nicht zumuten." Nur 39 Prozent der in der "Capital"-Studie befragten weiblichen Führungskräfte, aber 89 Prozent der Männer haben Kinder. Dennoch geht der Trend dahin, beides miteinander in Einklang zu bringen, Beruf und Familie.
Stolz verbreitet die "Vereinigung von Unternehmerinnen", von denen immerhin 75 Prozent verheiratet sind, in einer Broschüre, daß ihre Töchter und Söhne keineswegs unter mütterlichen Entzugserscheinungen leiden. Sie seien "selbständig, selbstbewußt, ausgeglichen, kontaktfreudig und lernfreudig".
Bei den weiblichen Bonner Abgeordneten, vor Jahren noch überwiegend Junggesellinnen, stieg in den letzten Jahren der Anteil der Verheirateten auf mehr als die Hälfte an. Beruf und Familie, das glaubt sogar der Personalberater Heinz Ewers, seien vereinbar, "wenn die Ehemänner bescheidener und die Frauen selbstbewußter wären".
Es ist noch die Ausnahme, wenn sich ein Ehepaar als Karriereteam versteht, wobei dem Mann die Kopiloten-Rolle zufällt. Die sozialdemokratische Bundestagsabgeordnete Ingrid Matthäus und ihr Mann Robert Maier praktizieren seit mehreren Jahren dieses Modell. Er kündigte seinen Wissenschaftlerjob in Heidelberg, um sie in ihrer politischen Arbeit zu unterstützen und mit ihr gemeinsam die beiden Kinder aufzuziehen.
Daß die Ehemänner im wahrsten Sinne des Wortes mitziehen, wenn ihre Frauen wie die Fernsehjournalistinnen Gabriele Krone-Schmalz nach Moskau oder Gisela Mahlmann nach Peking gehen, kommt neuerdings auch schon mal vor. Weitaus üblicher aber ist es, daß die Gattin ihrem Mann ins fernste Ausland folgt, so gut sie auch beruflich etabliert sein mag.
Mit einem erstaunlich sicheren Gespür scheinen Karrierefrauen, wenn sie heiraten, auch den richtigen Partner zu finden. Offensichtlich haben Vater-Töchter kein besonderes Faible für den klassischen Macho-Typ, der die Frau an seiner Seite als schmückendes Beiwerk oder Mutterersatz benötigt.
Die Psychologie-Professorin und Autorin Elisabeth Müller-Luckmann, deren Männer-Bild "ganz klar" von ihrem Vater geprägt ist: "Noch heute kann ich Männer nicht ausstehen, die nicht gern arbeiten, die ungepflegt sind, die sich hängenlassen, die ungütig sind und aggressiv." Häufig heiraten Frauen, die es nach oben treibt, Studien- oder Referendarkollegen, denen das berufliche Engagement ihrer Partnerin nicht erst abgerungen werden muß, die es sogar stützen und fördern. "Ich habe dich nicht geheiratet, damit du zu Hause bleibst", stellte Andreas Fuchs, der Ehemann der SPD-Geschäftsführerin, von Anfang an klar.
Gegen den eigenen Mann und im Beruf zu kämpfen - das hielte die stärkste Frau nicht aus. Das Professoren-Ehepaar Süssmuth war sich in dieser Frage einig. "Auch wenn es", so die Ministerin heute, "nicht immer leicht war der Umwelt zu vermitteln: Wir gehen einen anderen Weg." Der Professor hat inzwischen einen ausgeprägten Sinn für emanzipierte Gesten. Bei einem morgendlichen Interview seiner Frau mit Alice Schwarzer kochte und servierte er den Kaffee für die "Emma"-Herausgeberin.
Wenn es seiner Irmgard hilft, macht sich Wolfgang Adam sogar öffentlich für die Karriere seiner Frau stark. Der Chemiker und FDP-Kreisvorsitzende mischte die Diskussion während der Kandidatur um den Parteivorsitz kräftig auf, indem er bei einer Wahl von Lambsdorff der FDP Wahlergebnisse von vier Prozent prophezeite.
Nur weil sie sich mit ihrem Mann "völlig einig" wußte, nahm die Frankfurter Bankerin Angelika Pohlenz vor ein paar Jahren die Aufforderung an, für den Bundesvorsitz der Wirtschaftsjunioren zu kandidieren. Sie war damals hochschwanger. "Ich sah auf meinen dicken Bauch runter", erinnert sie sich, "und dachte: Wir müssen es irgendwie organisieren."
Gemeinsam mit ihrem Mann - er ist Leiter des Wiesbadener Ordnungsamtes - organisierte sie tatsächlich die zweijährige Amtszeit. Vor allem aber überstand sie auch mit seiner Unterstützung die zunächst heftigen Diskussionen im Verband, in deren Verlauf ihr geraten wurde, des Babys zuliebe nicht nur auf die Kandidatur, sondern auch auf ihre Arbeit zu verzichten.
Viel stärker als männliche Konkurrenten müssen sich berufstätige Mütter, wenn sie einem anspruchsvollen Job und ihren Kindern gerecht werden wollen, zeitlich disziplinieren. Sie müssen dasselbe Arbeitspensum und womöglich noch etwas mehr in kürzester Zeit schaffen. Die Stunden am Schreibtisch können nicht unbefristet in den Abend hinein verlängert, es darf selten gequatscht und nicht getrödelt werden.
Pohlenz, inzwischen Mutter zweier Kinder, versucht pünktlich um 17 Uhr das Gebäude der Deutschen Bank zu verlassen. Ihre Kollegin Camilla Krebsbach-Gnath aus der Abteilung Projektmanagement der Bank für Gemeinwirtschaft, die wegen ihrer Tochter derzeit nur einen 80-Prozent-Job wahrnimmt, geht eine Stunde früher.
Der tägliche Abschied aus dem Büro "fällt nicht immer leicht", sagt Pohlenz. Für die mißgünstigen Blicke im Rücken und die hämischen Bemerkungen über die privilegierten Mütter ("So gut möchte ich es auch mal haben") muß man sich, so Krebsbach-Gnath, "ein dickes Fell zulegen".
Als Chefin ist Angelika Jahr-Stilcken da in der Zeiteinteilung souveräner. Sie, die immerhin vier Redaktionen leitet, kommt lieber um 8 Uhr ins Büro, wenn ihre Kinder in der Schule sind, um abends dafür pünktlicher zu Hause zu sein.
In der Karrierewelt der Männer gilt das ausdauernde Hocken am Schreibtisch oder in Sitzungen als Ausweis von Fleiß und Einsatzbereitschaft. Der Vorteil liegt auf der Hand. Wenn Papi endlich heimkommt, liegen die Kinder, abgefüttert und gewaschen, längst im Bett.
Als Vizepräsidentin der Hamburger Uni erlebte Heide Pfarr, daß die Sitzungen der Hochschulgremien nicht zwangsläufig in den späten Abend hinein dauern mußten. Immer dann nämlich, wenn im Fernsehen ein interessantes Fußballspiel übertragen wurde, hakten die Herren die Tagesordnungspunkte so schnell ab, daß sie noch vor Anpfiff zu Hause auf der TV-Couch Platz nehmen konnten.
Die Beobachtung, daß Männer lieber länger tagen, machte auch Pohlenz als Bundesvorsitzende der Wirtschaftsjunioren. Unter ihrer Leitung waren die Sitzungen meist schon zwei Stunden früher beendet. Und niemand, so betont sie, habe sich beklagt, weil er nicht zu Wort gekommen wäre. "Ich glaube einfach, berufstätige Mütter müssen mehr mit ihrer Zeit haushalten."
Paradies und Parade-Land liegt für berufstüchtige Frauen im Norden Europas. In Norwegen regiert die Ministerpräsidentin Gro Harlem Brundtland, Mutter von vier Kindern, mit sieben Ministerinnen im siebzehnköpfigen Kabinett nicht nur frauen-, sondern auch familienfreundlich. Pünktlich um 16 Uhr enden die Kabinettssitzungen. Die frühere Ministerin für Konsumangelegenheiten Anne-Lise Bakken verließ ihr Büro möglichst sogar kurz vor vier, um zu zeigen, "daß ich eine Führungsposition mit normalem Familienleben kombinieren kann".
Solange den Frauen in der Bundesrepublik der Einbruch in die gehobenen Jobs nur als Einzelkämpferinnen gelingt, gelten jedoch die alten Rituale und Regeln. Und die sind alles andere als auf weibliche Bedürfnisse zugeschnitten. Der Aufstieg in die Beletage ist mit Fleiß und Kompetenz allein nicht zu schaffen: Ellenbogen sind gefragt, ein hohes Maß an Durchsetzungsfähigkeit, viel Beharrlichkeit und Mut.
Anke Fuchs war überzeugt, in "dieser hektischen Zeit" die richtige Person für den Posten des SPD-Geschäftsführers zu sein. Der Job, meinte sie, brauche jemanden, der "die Eitelkeiten hinter sich hat". Doch die Parteivorsitzenden Willy Brandt und Hans-Jochen Vogel wiegten nur nachdenklich ihre Köpfe, fanden die Idee "interessant" - und dabei blieb es dann auch. So brachte Fuchs ihre Kandidatur selbst in die Öffentlichkeit. Von typisch fraulicher Bescheidenheit keine Spur mehr.
"Zur Karriere wirst du nicht geküßt" - diese Erfahrung der IBM-Managerin Hannelore Däschler-Sparrman ist für ehrgeizige Frauen offenkundig ein ebenso wichtiger wie schwieriger Lehrsatz.
"Ha, Mädle, willst du's wirklich?" fragte der damalige Personalchef entsetzt die Mittzwanzigerin, als sie ihm eröffnete, sie wolle die Managerlaufbahn einschlagen. Anfang der sechziger Jahre galt ein solcher Wunsch auch bei IBM noch als eine "Schnapsidee". Zwei Jahre lang versuchte der Firmenapparat, der jungen Frau aus der Entwicklungsabteilung ihre Idee auszutreiben - vergeblich.
Vorgesetzte und Mentoren zu finden, die sich ausgerechnet für eine Mitarbeiterin einsetzen, ist auch heute noch jener glückliche Zufall, auf den Karrierefrauen angewiesen sind. Helga Henselder-Barzel, von ihrem Professor als Referentin an den Bundesverband für Außenhandel weiterempfohlen: "Es müssen schon souveräne Persönlichkeiten sein; denn oft werden sie intern dafür auch noch angegiftet." Der Mercedes-Chef Edzard Reuter mag dazugehören. Er ist einer der ganz wenigen, die eine Vorstandsassistentin beschäftigen.
Die Hamburger Wirtschaftsjuristin Wild hatte das Glück, als junge Anwältin in einer Anwaltssozietät auf einen emanzipierten Chef zu treffen. Als einer der Klienten sich weigerte, seinen Fall von ihr betreuen zu lassen, nur weil sie eine Frau sei, wurde er von dem Anwalt wieder hinauskomplimentiert: "Dann sind Sie bei uns nicht richtig."
Krebsbach-Gnath erinnert sich noch heute an die verwunderten Blicke der Herren, wenn sie - damals wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Battelle in Frankfurt - mit ihrem Chef in den Sitzungen auftauchte und eben nicht Stenoblock und Bleistift zückte, um mitzuschreiben.
Karrierefrauen, und das macht einen Teil ihres Erfolges aus, treten fast nie mit einem frauenspezifischen, einem emanzipatorischen Anspruch an. Sie waren, diagnostiziert die Sozialwissenschaftlerin Christine Müller, "lange Zeit die Nicht-Feministinnen". Und sind es auch heute noch.
Das hat keine taktischen Gründe, hat eher wohl mit ihrer Herkunft und Erziehung, ihren privilegierten Startbedingungen und ihrem Selbstverständnis zu tun. Für die Psychologin Müller-Luckmann ist in gewisser Weise ihr Vater "schuld" daran, daß sie zum Feminismus "keine Beziehung gewinnen kann". Über ihn habe sie gelernt, "daß Männer Menschen sind und keine Wesen von einem anderen Stern, vor allem keine Feinde".
Das Engagement für mehr Gleichberechtigung ist deshalb zumindest am Anfang der beruflichen Laufbahn nicht ihre Sache. "Das Problembewußtsein", so die Justitiarin Damm, die in der umstrittenen Quotenfrage sich von einer "Saula zur Paula", von einer Gegnerin zur Befürworterin wandelte, "kommt oft erst später." Und manchmal überhaupt nicht.
Der Mangel an Empfindsamkeit für geschlechtsspezifische Diskriminierungen hilft bei der Karriere zweifellos ungemein. Allein schon das Ansprechen von Frauenthemen, das Anstoßnehmen an Ungerechtigkeiten, erlebte die dafür zuständige Ministerin Süssmuth, "weckt unendlich starke Widerstände". Irmgard Adam-Schwaetzer mischte sich in die Debatten um den Paragraphen 218 und das Scheidungsrecht erst ein, als sie in der FDP und in Bonn schon etabliert war. Däubler-Gmelin gewann Profil als Rechtspolitikerin, Matthäus-Maier brachte es zur finanzpolitischen Sprecherin der SPD. Heidemarie Wieczorek-Zeul bekam von "Emma" kürzlich zu hören, sie hätte die Emanzen-Farbe Lila "wie der Teufel das Weihwasser" gescheut.
In den Medien schafften die wenigen Karriere-Journalistinnen womöglich auch nur deshalb den Weg an die Spitze, weil sie sich eben nicht auf diese bei Hierarchen und Kollegen gleichermaßen ungeliebten Themen spezialisierten. Wenn schon Frauen, dann bitte sehr keine Feministinnen, sondern - wie bei der Bremer Programmdirektorin Karola Sommerey oder der NDR-Chefredakteurin Ulrike Wolf - Damen aus diesbezüglich unverdächtigen politischen Redaktionen, mit der Gewerkschaft im Rücken oder dem CDU-Parteibuch in der Hand.
Selbst dann, wenn es den Leserinnen zuliebe ausnahmsweise mal eine Emanze sein darf, erweisen sich die alten Vorurteile als viel stärker. Eva Kohlrusch, zwei Jahre lang stellvertretende Chefredakteurin bei "Bild", mußte bald erkennen: "Die Unlösbarkeit beginnt da, wo eine Frau nicht als Fachfrau - in diesem Fall qualifizierte Journalistin - eingesetzt ist, sondern für ,das Weibliche' stehen soll."
Natürlich wußten die Herren Kollegen es doch immer wieder besser. Sie kannten nicht nur eine Frau, sondern mindestens sechs: die Ehefrau, die Mutter, die Geliebte, die Sekretärin, die Tochter und die Nachbarin.
Mit Frauenthemen, das lernte auch SPD-Geschäftsführerin Fuchs, als Vorstandsmitglied bei der IG Metall, sind wahrlich keine Lorbeeren zu gewinnen. Hätte sie sich nicht auch als Tarifexpertin und bei der Diskussion um eine neue Satzung profilieren können, wäre sie wahrscheinlich noch heute Alibi-Frau bei der Gewerkschaft.
Professorin Pfarr hat in ihrer Universitätslaufbahn nicht nur gelernt, über das "gnädige Frau" - wie sie sagt - "charmant hinwegzulächeln". In ihrer Antrittsrede als Vizepräsidentin der Hamburger Universität konfrontierte sie ihre Zuhörer auch mit der Erkenntnis, daß Frauen, "wenn sie bestätigt oder wiedergewählt werden wollen, um so gefährdeter sind, je deutlicher und erfolgreicher ihre Politik zugunsten von Frauen gewesen ist". Sie werde sehr schnell gegen eine andere Frau ausgetauscht, die als "einsichtig" oder "vernünftig" gilt, und das heißt, bereit ist, sich männlicher Sicht und Wertung anzupassen.
Wenn die Frauen bisher auch nicht einen quantitativen Schub in die Führungsetagen schaffen, so ist ihnen, resümiert dagegen die Soziologin Krebsbach-Gnath, "zumindest ein qualitativer Sprung gelungen". Das Selbstvertrauen ist gestiegen, ihre Sicherheit gewachsen. Intensiver noch als vor wenigen Jahren flechten sie überparteiliche Netzwerke, engagieren sie sich im Juristinnen-, Ingenieurinnen- oder Akademikerinnenverband.
An den Universitäten treffen sich Dozentinnen und Angestellte zu Informationstees, bei denen auch schon mal über vakante Stellen geplaudert wird. Managerinnen laden europaweit zu Kongressen und Seminaren.
Eine neue Frauensolidarität ist spürbar und zeigt erste Wirkungen. Nur weil sich Kolleginnen, Christ-, Frei- und Sozialdemokratinnen unisono für die Juristin Antje Pieper einsetzten, wurde sie Chefjustitiarin beim WDR. Und weil feministische und nichtfeministische, unangepaßte und angepaßte Sozialdemokratinnen sich in der Quotenfrage nicht auseinanderdividieren ließen, waren sie schließlich auf dem Parteitag erfolgreich.
Und es gibt zunehmend Karrierefrauen, die, wenn sie einmal oben angekommen sind, Verständnis auch für ihre weniger privilegierten Geschlechtsgenossinnen zeigen. Weibliche Unternehmer, glaubt die Verbandsvorsitzende Anne-Rose Iber-Schade, fühlen sich für die Probleme ihrer Mitarbeiterinnen schon deshalb besonders verantwortlich, "weil sie sich besser in sie hineinversetzen können". Die acht Prozent weiblichen Abteilungsleiter der Schade-Werke sind ein Schritt auf dem langen Marsch: Die Zahl liegt weit über dem bundesdeutschen Durchschnitt.
In dem Betrieb von Renate Buchsteiner, die als 36jährige Witwe die Geschäftsführung übernahm, werden in diesem Jahr erstmals zwei Mädchen zum Werkzeugmechaniker und zum Kunststoff-Formgeber ausgebildet. Als ihre Nachfolgerin hat sie ihre älteste Tochter ausersehen, denn der Sohn will lieber Medizin studieren. Buchsteiner: "Frauen muß man nicht erst davon überzeugen, daß Frauen im Prinzip alles können."
Ministerin Süssmuth holte die Wissenschaftlerin Hanna Schöpp-Schilling als Abteilungsleiterin in ihr Ressort und achtete darauf, daß im vergangenen Jahr im höheren Dienst des Ministeriums genauso viele Frauen wie Männer eingestellt wurden - obwohl sich mehr Männer bewarben.
In der Abteilung der Verlagsjustitiarin Damm sind von zehn Juristen vier weiblich. Und als die Staatsministerin Adam-Schwaetzer im Auswärtigen Amt auf einer Persönlichen Referentin bestand, machte sie sich bei einigen Herren äußerst unbeliebt.
Von der Spitze oder aus der Linie heraus ist der Einsatz für mehr Chancengleichheit oft viel wirkungsvoller. Frauen, die dort angelangt sind, haben gelernt, "frauenspezifische Interessen als Männerinteressen zu verkleiden", so die Professorin Pfarr, "oder sie so zu parzellieren, daß sie in scheinbar unschädlicher Dosierung in Entscheidungen einfließen". Sie engagierte sich an der Hamburger Uni für ein spezielles Frauenförderungsprogramm. Beim Waffenkonzern Messerschmitt-Bölkow-Blohm gibt es dank der Referentin im Gesamtbetriebsrat Christa Lippmann einen Frauenförderplan, der unter dem Motto steht, Technik ist Frauensache.
Schmackhaft werden solche Konzepte den geschäftsführenden Herren gemacht, indem auf den Kräftemangel der neunziger Jahre verwiesen wird - eine "Doppelstrategie", die auch Süssmuth fährt. Eine bessere Kinderbetreuung für berufstätige Mütter, so argumentiert sie in Podiumsdiskussionen mit Wirtschaftsvertretern und Politikern, sei angesichts der demographischen Entwicklung geradezu eine ökonomische Notwendigkeit.
Sind denn nun Frauen, wenn sie endlich oben ankommen, anders als die Bosse? Entsteht gar eine andere Qualität des Managements? Sie seien "teamorientierter", meint Iber-Schade aus langjähriger Erfahrung, und hätten ein "größeres Sozialbewußtsein". Sie legten "weniger Wert auf Image und Prestige", erklärt Fuchs, seien "realitätsbezogener".
Ihr Bedürfnis nach Selbstdarstellung, glaubt Unternehmerin Martens, sei viel geringer: "Die Männer verkaufen erst sich und dann, was sie eigentlich zu bieten haben." Bankerin Pohlenz ist überzeugt, daß weibliche Vorgesetzte eher bereit seien, den Erfolg mit ihren Mitarbeitern zu teilen: "Männer sammeln die Pluspunkte nur auf ihrem eigenen Konto."
Auch psychologische Studien und Tests bestätigen geschlechtsspezifische Unterschiede. Zwar ähneln sich männliche und weibliche Manager in ihren Persönlichkeitsprofilen: Sie sind überdurchschnittlich selbstbewußt und motiviert, entscheidungsfreudig und gerne bereit, Verantwortung zu übernehmen. Doch in der Umsetzung ihrer Ziele - zeigt eine Pilotstudie der Hamburger SCS-Personalberatung - unterscheiden sie sich beträchtlich. Die Frauen seien weniger dominant, dafür verantwortungsbewußter; ihre soziale Anpassung und ihre Intuition sind ausgeprägter.
Amerikanischen Studien zufolge identifizieren sich männliche Manager stärker mit den vorgegebenen Strukturen und Abläufen in den Unternehmen, sind schneller bereit, Vorschriften unkritisch zu erfüllen, und sind oft überfordert, wenn es gilt, sich wechselnden Bedürfnissen anzupassen. Managerinnen sind da, zumal wenn sie Familienmütter sind, flexibler und pragmatischer.
Das einmal für richtig Erkannte vertreten sie zielstrebiger und mutiger als viele männliche Kollegen. So scheut die baden-württembergische Datenschutzbeauftragte Ruth Leuze - wenn es um die Sache geht - keinen Konflikt. Auch mit dem Ministerpräsidenten nicht. Weil die Juristin Damm einmal offen dem Verlagspatriarchen Axel Springer widersprach, wurde sie als "einziger Mann" im Hause Springer bezeichnet.
Vergeblich hatten die Rechtsanwältinnen Wild und Stadler-Euler einen prominenten Staatsrechtler gesucht, der ihre Beschwerde gegen das Volkszählungsgesetz in Karlsruhe hätte vertreten wollen. Weil sie keinen Professor fanden, der sich an diesen aussichtslosen Fall "traute" (Wild), zogen die beiden Frauen dann selbst mit ihrer Verfassungsbeschwerde vor Gericht - und siegten. "Ich glaube schon", meint Stadler-Euler, "daß Frauen, wenn sie wirklich etwas wollen, auch risikofreudiger sind."
Jedes dritte Unternehmen in der Bundesrepublik wird inzwischen von einer Frau gegründet. Und immer häufiger machen sich Frauen selbständig, weil sie als Angestellte in der Wirtschaft nicht weiterkommen, sich mit den willkürlich gesteckten Grenzen nicht abfinden mögen. "Die erfolglose Karrierefrau in einer männerorientierten Branche", folgert die Hamburger Rechtsanwältin Helga Stödter, "ist die erfolgreiche Unternehmerin."
Doch auch die Chancen in großen Firmen dürften für Karrierefrauen in den nächsten Jahren wachsen. Um die Jahrtausendwende, so prophezeit das Baseler Prognos-Institut, werden rund 500 000 Führungskräfte in der Wirtschaft fehlen. Die Männer könnten durch den Pillenknick gezwungen sein, ihre Herrschaft zu teilen.
Hinzu kommt, daß der allmächtige Boß an der Spitze aus der Mode kommt: Teamarbeit, Motivation von Mitarbeitern und dezentrale Entscheidungen in kleineren Gruppen sind nach den Weissagungen von Management-Wissenschaftlern in Zukunft gefragt. Derlei "weiche Führungstechniken" aber sind Frauensache.
"Wenn die Generäle abtreten", sagt der Gummersbacher Unternehmensberater Heinz Ewers, "sind die Moderatoren gefragt - und das bedeutet für die Frauen eine Chance." #
Karrierefrauen waren lange die Nicht-Feministinnen
Mit Frauenthemen sind keine Lorbeeren zu gewinnen
Weiche Führungstechniken sind Frauensache

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13530088.html

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Die ultimative Dienstleistungsoffensive des Antifeminismus

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