Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Entschuldigung

Maesi, Thursday, 27.02.2003, 01:13 (vor 7746 Tagen) @ Rotstift

Als Antwort auf: Entschuldigung von Rotstift am 03. Februar 2003 22:59:50:

Hallo Rotstift

Ridi Steibl
Frauen - im Aufstieg

Je hoeher man steigt, desto tiefer faellt man...

Frauen wollen unabhängig sein.

Wer will das nicht?

Diese Motivation hat in den letzten Jahrzehnten eine Lawine gesellschafts- und arbeitsmarktpolitischer Veränderungen los getreten. Frauen haben sich stark emanzipiert und wollen nicht mehr als das “schwache” Geschlecht betrachtet werden. Ein breiter Umdenkprozess hat – zugegebenermassen – bereits eingesetzt. Aber wir sind noch lange nicht am Ziel.

Die feministische Propaganda ist immer nach demselben Muster wie oben gestrickt und laesst sich wie folgt zusammenfassen: 'Wir (Feministinnen) haben viel erreicht, sind aber noch lange nicht am Ziel'. Einerseits soll der Nutzen der feministischen Ideologie mit angeblichen Erfolgen belegt werden; andererseits wird aber sofort die weitere Notwendigkeit des Feminismus postuliert, denn schliesslich sind noch laengst nicht alle Ziele erreicht (worin die auch immer bestehen moegen).

Ökonomisch betrachtet liegt in Österreich die Erwerbsquote der Frauen mit 67% über dem europäischen Durchschnitt.

Schoen fuer die oesterreichischen Frauen...

Frauen erwirtschaften einen Großteil des Steueraufkommens...

Also das muesste diese Frau erst einmal belegen, ansonsten glaube ich es schlichtweg nicht. 67% Erwerbsquote ist fuer Frauen sicher hoch; die Frage ist aber, wieviele Frauen Teilzeit bzw. Vollzeit arbeiten. Die Erwerbsquote liegt bei Maennern sicher noch hoeher, und es arbeiten bestimmt mehr Maenner Vollzeit im Verhaeltnis zu den Frauen. Daraus kann man ableiten, dass das Steueraufkommen zum Grossteil von Maennern erarbeitet wird; dasselbe gilt fuer die Sozialbeitraege. Ich vermute mal, dass Frau Steibl die Hausarbeit mitgerechnet hat (natuerlich ausschliesslich den weiblichen Anteil), dieser wird aber steuerlich IMHO gar nicht erfasst und kann deshalb auch nicht zum Steueraufkommen beitragen.

und leisten Sozialversicherungsbeiträge in Milliardenhöhe.

Tun Maenner auch.

Frauen und Mütter sind heute erwerbstätig, weil das steigende Bildungsniveau der Frauen einen Anspruch auf berufliche Chancen ausgeprägt hat.

Die meisten Frauen (und Maenner) gehen arbeiten, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Ich zweifle nicht daran, dass ein hoeheres Bildungsniveau auch den Anspruch auf eine berufliche Karriere verstaerkt. Aber die Zahl jener, die tatsaechlich Karriere machen, ist wesentlich geringer als die Zahl jener, die gerne eine Karriere gemacht haetten; das ist bei Maenner und Frauen nicht wesentlich anders.

Frauen können und wollen sich auf eine lebenslange Versorgung durch eine Ehe nicht mehr verlassen.

Frauen sollen gefaelligst selber fuer ihren Lebensunterhalt aufkommen, so wie Maenner es seit langem schon tun. Die anachronistische Versorgungsehe ist ein Konstrukt der Bourgeoisie und gehoert endlich abgeschafft.

Auch ist die Erwerbstätigkeit von Müttern oft notwendig geworden, um das finanzielle Wohlergehen der Familie zu sichern.

Meine Rede...

Qualifiziert ausgebildeten Frauen gelingt es heutzutage, über die sogenannte Erwerbstätigkeit hinaus, einen eigenen, selbstbestimmten Weg zu gehen, unabhängig und erfolgreich zu werden. Frauen erobern zunehmend Spitzenpositionen in der Arbeitswelt, und ein Gleichziehen zumindest auf der zweiten und dritten Führungsebene ist in nächster Zeit zu erwarten. Dieser Trend läßt sich nicht nur im Bildungs- oder Dienstleistungswesen beobachten, auch in “traditionellen Männerdomänen”, wie der Industrie und der Wirtschaft, haben weibliche Führungskräfte ihren Fuß in der Tür.

Ich weiss nicht, was Frau Steibl mit den traditionellen Maennerdomaenen 'Industrie und Wirtschaft' genau meint. Normalerweise zaehlt man die Industrie ebenfalls zur Wirtschaft (es sei denn, sie meint mit Wirtschaft die Restaurationsbetriebe), sogar typische Frauenberufe wie Betreuungs- und Pflegejobs sind Teil der Wirtschaft. Wahrscheinlich meint sie Industrie- und Dienstleistungsbranche. Soll irgendjemand dieser Frau doch endlich ein Woerterbuch schenken, damit sie sich inskuenftig klarer ausdrueckt.

Im gesamten EU-Raum, so auch in Österreich, herrscht ein Mangel an gut ausgebildeten Fachkräften, der sich durch demografische Entwicklungen und technologische Herausforderungen weiter verstärken wird. Daher fördert beispielsweise die Industriellenvereinigung in zunehmendem Maße die Karrieremöglichkeiten weiblicher Fach- und Führungskräfte in technischen und naturwissenschaftlichen Bereichen.

Genau das ist das Neue an der jetzt seit ueber 10 Jahren andauernden Wirtschaftskrise: die Arbeitslosigkeit trifft eben laengst nicht mehr nur ungelernte Arbeitskraefte sondern auch gut ausgebildete Fachkraefte und Kaderleute; der Fachkraeftemangel herrscht nur in wenigen ganz bestimmten Branchen. In der IT beispielsweise herrschte bis vor kurzem ein grosser Mangel an ausgebildetem Personal, inzwischen hat sich das Blatt jedoch innerhalb von nur 2 Jahren gewendet (zumindest in der Schweiz). Erst letzthin hoerte ich ein Referat eines IT-Headhunters, der genau das bestaetigte.

Es gibt zahlreiche wissenschaftliche Studien die eindeutig belegen, dass Frauen nicht nur ausgezeichnete Managerinnen sind, sondern überdies Teamfähigkeit, Sozialkompetenz und Nervenstärke aufzuweisen haben. Es sind genau diese Fähigkeiten, die in der modernen Arbeitswelt gefragter denn je sind.

Von diesen ominoesen Studien wird immer viel geredet. Wie jedoch misst man Teamfaehigkeit und Sozialkompetenz? Wie definiert man ueberhaupt Sozialkompetenz oder Intelligenz? Tatsache ist: es gibt keine allgemein anerkannte Definition von Sozialkompetenz oder Intelligenz. Deshalb kann selbiges auch nicht zuverlaessig gemessen werden.

Frauen wollen beides - Beruf und Familie.

Maenner wollen nicht selten auch beides. Sie koennen jedoch ohne nennenswerte Problem mittels der jetzigen Rechtsprechung von Frauen aus der Familie gedraengt werden.

Wie viel Karriere wollen Frauen wirklich? Viele begnügen sich nach wie vor mit Teilzeit-Dienstverhältnissen oder Positionen im mittleren Management... [Rest des Propagandagelabers fachgerecht entsorgt]

Es ist mir, offen gesagt, ziemlich wurscht, was Frauen wollen. Ich goenne es ihnen, wenn sie die sich selbst gesteckten Ziele erreichen; aber es interessiert mich nicht wirklich. Jeder ist schliesslich seines eigenen Glueckes Schmied. Ich interessiere mich genauso wenig fuer die Karrieren von Maennern.

Die Schaffung einer Bundesinformations- und –koordinationsstelle für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie (Bundesministerium für soziale Sicherheit und Generationen in Kooperation mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit) steht bevor. Die zentrale Aufgabe hierbei wird es sein, die Thematik „Beruf und Familie„ auf EU-, Bundes- und Länderebene zu koordinieren und zu vernetzen.

Viele scheinen zu glauben, eine solche Bundesinformations- und -koordinationsstelle fuer die Vereinbarkeit von Beruf und Familie sei ein Quantensprung fuer die Karrieremoeglichkeiten von Frauen. Alles Humbug. Hier wird einfach eine neue Stabstelle fuer ansonsten erwerbslose feministische Psychologinnen und Sozialarbeiterinnen errichtet, die einen Haufen Steuergelder kostet und so nuetzlich wie ein Kropf ist. Noch nie wurde die Effektivitaet solcher staatlicher Informations- und Koordinationsstellen belegt.

Frauen wollen gleichen Lohn für gleiche Arbeit.

Gegen diese Forderung habe ich ueberhaupt nichts. Natuerlich nur, sofern wirklich die Lohnniveaus bei gleicher Arbeit miteinander verglichen werden.
Meist vergleicht man jedoch Aepfel mit Birnen.

Formal und von Gesetzes wegen gibt es die Chancengleichheit in Österreich. Die Wirklichkeit sieht aber anders aus. Die Einkommensschere klafft deutlich auseinander – Frauen verdienen in Österreich rund ein Drittel weniger als Männer in gleichen Positionen (ausgenommen im öffentlichen Dienst) -, niedrige Tariflöhne in unterbewerteten sogenannten Frauenberufen sind keine Seltenheit,...

Letzteres ist ja so entlarvend. Quizfrage: Weshalb draengen die Frauen sich dann weiterhin in diesen angeblich unterbewerteten Frauenberufen? Diese Frage konnte mir bisher noch niemand erschoepfend beantworten.
Ausserdem widerspricht diese Behauptung jener, die sie zu Beginn gemacht hat. Sofern Frauen statistisch gesehen ein Drittel weniger als Maenner verdienen, kann gar nicht ein Grossteil des Steueraufkommens von ihnen erwirtschaftet werden.

...und trotz steigender Erwerbstätigkeit sind es die Frauen, die nach wie vor überwiegend für Haus- und Familienarbeit zuständig sind.

Da Frauen weitaus oefter Teilzeit arbeiten, ist es nur logisch, dass diese dafuer einen hoeheren Anteil der Haus- und Familienarbeit uebernehmen. Wo ist also das Problem?

Es braucht also in vielen Bereichen noch immer eines Umdenkens im Rollenverständnis „Mann – Frau„.

Oh nein! Schon wieder eine, die moralintriefend mit erhobenem Zeigefinger den Leuten sagt, was sie zu denken bzw. wie sie umzudenken haben.

Frauen wollen ein Umdenken – besonders seitens der Wirtschaft.

Das bezweifle ich allerdings stark. Frauen tappen haeufig selber in die Familienfalle und koennen sich dann nicht mehr daraus loesen.

Auch seitens der Wirtschaft bedarf es nach wie vor einer starken Forcierung der betrieblichen Frauen- und Familienförderung. Ein positives Betriebsklima bewirkt unbestritten motivierte Mitarbeiterinnen, höheres Leistungsniveau und Einsatzbereitschaft und verringert gleichzeitig Fluktuation.

Solche Reden sind typisch fuer Hochschulabsolventinnen feministischer Praegung ohne Bezug zur real existierenden Wirtschaft. Das wichtigste Ziel von betriebswirtschaftlich orientierten Betrieben ist der Profit. Zur Profitmaximierung ist es durchaus sinnvoll, ein positives Betriebsklima zu schaffen. Am positivsten fuer einen Betrieb ist es jedoch (aus betriebswirtschaftlicher Sicht), wenn die Angestellten keine Kinder haben. Denn dadurch erhoeht sich die Flexibilitaet des Arbeitnehmers. Ein kinderloser Arbeitnehmer (egal, ob Mann oder Frau), der sowohl ueber grosse zeitliche als auch oertliche Flexibilitaet verfuegt, ist deshalb fuer das Unternehmen wertvoller, als jemand mit Familienanhang, der zeitlich und oertlich angebunden ist. Dies gilt insbesondere fuer Karrierejobs. Da heutzutage immer mehr Menschen keine Kinder mehr haben (ob jetzt aus eigenem Entschluss, oder weil es sich so ergeben hat), wird der Verdraengungskampf um die mittleren und hoeheren Kaderstellen in Zukunft wohl v.a. unter kinderlosen Maennern und Frauen stattfinden; Maenner und Frauen mit Kindern und den dazugehoerigen Betreuungsaufgaben haben da allemal die schlechteren Karten. Mag jetzt hart klingen, ist aber leider so.

Einen diesbezüglichen Anreiz für Groß- und Kleinbetriebe schafft das Projekt „Taten statt Worte„...

Solche Wettbewerbe sind zwar schoen und gut. Sie haben jedoch nur aeusserst selten einen Einfluss auf die Politik der Unternehmungen.

Frauen wollen innerfamiliäre Arbeitsteilung und ein gleichberechtigtes Partnerverhältnis.

Das koennen sie heute schon haben. Wo ist das Problem? Es ist Sache der Lebensabschnittspartner, festzulegen, wer welche Leistungen wo in der Partnerschaft erbringt.

[Substanzloses Gelaber gesnippt] Mehr und mehr nutzen erwerbstätige Mütter über öffentliche Kinderbetreuungseinrichtungen sowie die Einbeziehung ihrer Partner hinaus private Dienstleistungen, um Job, Familie und Haushalt unter einen Hut bringen zu können.

Der Mangel an Betreuungseinrichtungen ist in der Tat ein Problem.

Dabei sind das Familieneinkommen sowie das gesellschaftliche Umfeld ausschlaggebende Faktoren, ob und in welcher Form Hausarbeiten nach außen verlagert werden. Meine Forderung diesbezüglich lautet: Steuerliche Absetzbarkeit privater Kinderbetreuungs- und Haushaltshilfen. Auch seitens der EU-Kommission werden häusliche Dienstleistungen explizit zu jenen Bereichen gerechnet, in denen ein deutliches Aufstocken an Arbeitsplätzen möglich ist.

Die Gretchenfrage ist, ob die Wirtschaft in solchen Betreuungseinrichtungen tatsaechlich Profitchancen sieht. Sofern der Konsument bereit ist, einen entsprechenden Preis fuer die Betreuung der lieben Kleinen zu zahlen, dann koennten die Chancen fuer eine privatwirtschaftliche Expansion in dieser Branche recht gut stehen. Leider ist es nur allzuoft so, dass der Konsument noch nicht einmal bereit ist, kostendeckende Preise zu zahlen. Solange von staatlicher Seite subventionierte Betreuungsplaetze gefordert werden, ist es ausgeschlossen, dass private Unternehmen in diesem Bereich taetig werden.

Frauen wollen Bildung – das Fundament jeder Karriere.

Die Bildung erhalten sie ja auch. Wo ist das Problem?

[Rest der Platitueden gesnippt]

Insgesamt handelt es sich bei Frau Steibls Ausfuehrungen um die ueblichen orthodox-feministischen Propagandasprueche (ob sie sich selber als Feministin sieht, weiss ich nicht), die in den Koepfen von realitaetsfernen Sozialromantikern an Hochschulen (v.a. im Dunstkreis von geistes- und sozialwissenschaftlichen Studienrichtungen) besonders gut zu gedeihen scheinen. Um die Frage, weshalb Frauen auch heute noch in grosser Zahl den Hauptteil der Betreuungs- und Familienarbeit uebernehmen, drueckt sie sich erfolgreich herum. Weshalb widmen so viele Frauen einen grossen Teil ihrer Zeit den eigenen Kindern (so sie denn ueberhaupt noch Kinder haben)? Weshalb nehmen so viele Frauen bei Trennungen und Scheidungen die Kinder mit? Einen Teil der Antwort darauf koennten Umfrageresultate geben. Frauen halten Maenner, gemaess Umfragen, schlichtweg nicht fuer geeignet, um fuer die Kinder zu sorgen. Ausserdem sehen viele Frauen in Maennern, die sich (zu) stark in der Familie engagieren, nicht selten Rivalen.
Die eigenartigen Thesen vom Mann als defizitaerem Wesen bezueglich Sozialkompetenz, Kommunikationsfaehigkeiten, Einfuehlungsvermoegen, etc., welche v.a. im Feminismus grassieren, scheinen ihre Spuren in der weiblichen Bevoelkerung hinterlassen zu haben; die Apologetinnen dieser Thesen gehen ueberdies oftmals eine unheilige Allianz mit ewiggestrigen Elementen ein, die in der Mutter die alleinige Garantin fuer das Wohlergehen der Kinder sehen, und die aus eher konservativen Gruenden den Maennern ebenfalls die Erziehungseignung aberkennen.

Gruss

Maesi


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