Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: männliche Beschneidung

Arne Hoffmann, Saturday, 04.08.2001, 22:18 (vor 8677 Tagen) @ *****Frau

Als Antwort auf: Re: männliche Beschneidung von *****Frau am 04. August 2001 15:25:37:

du bist ein kind, dass offensichtlich ständig äpfel mit birnen vergleichen will. es versteht sich von selbst, dass jegliche form von barbarei nicht akzeptabel ist.

Zunächst mal wird deine Antwort nicht dadurch sinnvoller, dass du sie einfach nur in einem herablassenderen Tonfall vorträgst. Persönliche Angriffe weisen ja doch nur auf hilflosigkeit auf der argumentativen Ebene hin. Wenn jegliche Form von Barbarei gleichermaßen inakzeptabel ist, warum sollte man dann nur auf die Barbareien mit weiblichen Opfern aufmerksam machen? Das allerdings scheint dir sehr am Herzen zu liegen. Weibliche opfer zählen, männliche Opfer muss man ignorieren, weil man sonst Äpfel mit Birnen vergleichen würde. Wahrscheinlich hat man so früher auch das Wahlrecht von Frauen bekämpft: "Nein, nein, Frauen haben einfach nicht denselben politischen Sachverstand wie Männer. wir wollen doch nicht Äpfel mit Birnen vergleichen." Heute kommt der Sexismus eben von Frauenseite.

allerdings hat die *klitorisverstümmelung* den sinn, frauen ein stück ihrer sexualität zu nehmen. die *vorhautbeschneidung* ist in den arabischen ländern ein religiös-motivierter akt und in anderen kulturen ein männlichkeitsritus.

Du verwechselst die feministische Interpretation der Klitorisbeschneidung mit der Realität. Wie kommt es, möchte man beispielsweise mit Claudia Heyne und Katharina Rutschky fragen, dass dabei kein Wort darüber verloren wird, dass es Frauen sind, die solche Eingriffe vornehmen? Hier wie in anderen Fällen wird die Täterschaft von Frauen ausgeblendet und damit absichtlich oder unbewusst eine Täterschaft von Männern suggeriert. Die Anthropologin Galahad etwa weist es als abstrus zurück, wenn die Beschneidung von "frauenrechtlerischen Kreisen, die hier eine Wollüstlingslaune wittern, komischerweise" als ein "Gipfel männlicher Brutalität gegenüber entrechteter Weiblichkeit" gesehen wird. Davon könne "nicht die Rede sein. Gerade in den alten, mächtigen Matriarchaten wurde die Operation von Frauen an Frauen ausgeführt und ist heute noch gerade bei Mutterrechtsvölkern typisch." Verboten wurde die Beschneidung im Lauf der Geschichte vor allem von Männern, in erster Linie solch patriarchalischen Exemplaren der Gattung wie Priestern der katholischen Kirche. Auch die Feministin Mary Daly weist in ihrem Buch "Gyn/Ecology" darauf hin, dass Beschneidung etwas ist, das Frauen durch Frauen angetan wird, und zitiert einen Augenzeugen: "Als die Klitoris herausgerissen wurde, heulten die Frauen vor Freude und führten sie in einer Parade durch die Stadt." Aktuelle Umfragen und Studien, die von Entwicklungshilfeorganisationen, der UNO und anderen Institutionen durchgeführt wurden, haben ebenfalls immer wieder ergeben, dass die weitaus größte Mehrheit der Frauen in Ländern, in denen Mädchenbeschneidung durchgeführt wird, für diese Praxis ist. Die Klitorisbeschneidung ist genauso ein Initiations- und Weiblichkeitsritus, wie die Vorhautbeschneidung ein Initiations- und Männlichkeitsritus ist.


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