Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: naja....

Krischan, Friday, 01.04.2005, 02:46 (vor 7568 Tagen) @ Wodan

Als Antwort auf: Re: naja.... von Wodan am 31. März 2005 23:00:

Hmm. Aber hier frage nun ich: muß man das eigentlich ändern? Warum?

Müssen natürlich nicht. Müssen tun wir, was in den Gesetzen steht, und auch das lässt sich oft leicht umgehen. Mir selbst geht es aber weit besser, seit ich gelernt habe, zu meinen Gefühlen zu stehen, sie (wenn auch nicht alle überall) zu zeigen und mit meinen Freunden darüber zu sprechen. Das ist ein Zeichen von Vertrauen und dieses Vertrauen wird mir von ihnen zurückgegeben. Dadurch lerne ich meine Freunde besser kennen (weil sie mir mehr von sich selbst erzählen) und durch das größere Vertrauen weiß ich, daß ich mich auf sie verlassen kann. Natürlich müssen auch Lösungen für die Probleme gefunden werden, vom Reden allein verschwinden sie nicht. Meine Freunde helfen mir dabei und das können sie nur, wenn ich ihnen vorher sage, was Sache ist.
Eigentlich sollte das die Basis einer glücklichen Ehe sein und nicht das, was diese Psychologen (so was wird auf Menschen losgelassen, die Hilfe brauchen) erforscht zu haben glauben. Was ist eine Ehe, in der nicht über Gefühle gesprochen wird? Dann kann man auch eine Zweck-WG gründen.
Über Gefühle zu reden hilft auch, um Konflikte zu vermeiden. Nur wenn meine Freunde wissen, was mich verletzt, können sie sich darauf einstellen. Umso wichtiger ist das in einer Ehe, wo man tagtäglich mit dem selben Menschen zusammen ist und sich aufeinander einstellen muß. Aber wie soll das gehen, wenn man sein Innenleben kaum kennt. Früher hatten meine Freunde mich oft verletzt, ohne es zu wollen. Trafen mich an wunden Punkten, die ja bei jedem woanders liegen. Irgendwann explodierte ich mal und sie wunderten sich. Logisch. Jetzt wissen wir bescheid und nehmen bei unseren Sprüchen übereinander Rücksicht darauf, machen unsere Scherze noch immer auf Kosten des jeweils anderen aber lassen eben diese wunden Punkte dabei aus. Amok laufen vor allem solche Menschen, die jahrelang allen Dreck in sich hineingefressen haben und nie jemanden hatten, mit dem sie darüber reden konnten. Oder sich nicht trauten, es zu tun.

Und: ist man nicht durch den Willen, dieses Verhalten zu ändern, schon auf dem feministischen Weg?

Wenn es für dich selbst das richtige ist, ist es eigentlich egal, auf welchem Weg du bist. Solange du Männer und Frauen weiterhin als gleichwertig betrachtest, ist auch der feministische Weg nicht verkehrt. Hauptsache, für dich ist es gut. Wieso sollte es der feministische Weg eigentlich sein? Diese immergleiche Forderung nach dem "Mann mit Gefühlen" ist lediglich eine Reaktion auf den "alten Mann" mit dem die Emanzen nicht klar kommen. Der "Mann mit Gefühlen" wird dagegen von denselben als "weinerlicher Waschlappen" verlacht. Daraus ziehe ich zweierlei Schlüsse:
1. Mit dem "alten Mann" kamen sie nicht deshalb nicht klar, weil er "keine Gefühle" hätte, sondern weil sie mit gar keinen Männern klar kommen. Sonst wären sie mit dem "neuen Mann" ja zufrieden. Die Frauen, welche mit Männern mit Gefühlen klar kommen, sind meist keine Feministinnen.
2. Da Männer mit Gefühlen als weinerliche Waschlappen gelten, kann ich getrost Gefühle zeigen, ohne Angst zu haben, mich auf lila Abwege zu verirren. Und wenn es so wäre? Was solls. Mir hilfts, das reicht.

Muß ich immer und überall Gefühle zeigen?

Um G''es Willen nicht überall! Ich tue das beim Therapeuten (ja, bin auch im Club) und bei meinen engsten Freunden. Das reicht auch, um den Dreck loszuwerden. Andere geht mein Innerstes auch gar nichts an. Wir plaudern ja auch nicht überall unser Sexleben aus.
Mir ist andererseits aber auch aufgefallen, daß gerade über diejenigen die praktisch gar nichts über sich rauslassen und ihr ganzes Leben zur Intimsphäre machen am meisten spekuliert und gequasselt wird. (Ich habe mal in einem Studentenwohnheim gewohnt :-) Über einiges rede ich offen über anderes schweige ich mich aus.

Ist das soo wichtig? Oder ist das nicht eher was für Menschen, die immer im Mittelpunkt stehen müssen?

Wie ich oben schrieb, passe ich schon auf, wem ich was erzähle. Ich hatte da schon so einige Lektionen zu lernen, habe sie gelernt und weiß jetzt mehr. Für mich ist es gut, gelegentlich anderen zu sagen, was mich belastet. Aber es muß natürlich jeder Mensch selbst erkennen, ob es ihm was bringt oder nicht.

Grüße,
Krischan


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