@Norbert, zum Thema 'Gewalt'
Hallo Norbert!
Danke für Deine Hinweise und Links zum Thema Gewalt an Männern.
Ich weiß, ich hätte Joachim Müllers Seite längst mal ausführlicher lesen sollen. Vieles müßte ich eigentlich längst wissen, hab mich aber schwer damit getan, das alles zu lesen. Wenns mehr als 2 Seiten sind, fällt mir das Lesen am Monitor schwer, da hab ich Bücher lieber.
Die Sendung über geprügelte Männer bei STERN-TV hab ich auch nicht mitbekommen, da leider nicht in irgendeiner Newsgroup drauf hingewiesen wurde. Ich sehe nämlich normalerweise nicht fern. Eine Ausnahme war im Juli der arte-Männerabend, denn von dem hatte ich schon vorab gelesen und konnte mir den Termin vormerken.
Ich merke nur, daß ich in einigen Punkten werde umdenken müssen.
Persönlich kenne ich bisher keinen Mann, der körperliche Gewalt durch eine Frau erlebt hat (und der dies auch offen zugegeben hat). Männer, die sonstige Gewalt durch Frauen erlebt haben, kenne ich zuhauf.
Den Artikel über weibliche Aggressionen fand ich äußerst interessant.
Ich hab mich auch in einigen Bereichen selber wiedergefunden.
Meine eigene Aggressivität war mir lange Zeit kaum bewußt. Und ich betrachte sie ähnlich wie in der Untersuchung dargestellt eher als "Ausrutscher", als Zeichen des vorübergehenden Kontrollverlustes und keineswegs als etwas Beabsichtigtes. Ich fand daher die letzten drei Absätze des Artikels ganz besonders aufschlußreich:
"Frauen betrachten Aggressionen als zeitweiligen Kontrollverlust, verursacht von überwältigendem Druck und gefolgt von Schuldgefühlen. Männer sehen Aggressionen als Mittel, Kontrolle über andere Menschen auszuüben, wenn sie das Bedürfnis empfinden, Macht und Selbstwertgefühl zu erlangen", schreibt Campbell. Für Frauen ist demnach Aggression ein Versagen der Selbstkontrolle, während Männer damit anderen Kontrolle aufzwingen wollen."
Ich hab das selber bisher ganz anders gesehen und tue es noch: Auch bei Männern ist häufig Gewalt ein Zeichen der Ohnmacht. So hab ich auch mal im Sommer 99 einen Beitrag im usenet betitelt, in dem ich einen Bericht über Männeraggression zur Diskussion gestellt habe. Es gab heftigen Widerspruch.
Doch auch wenn beide Geschlechter zu einem großen Teil aus Hilfslosigkeit heraus aggressiv werden - der Einsatz von Gewalt ist bei Männer immer noch viel mehr gesellschaftlich erlaubt als bei Frauen. Und das ist nicht gut so.
Dieser Unterschied in der Einstellung zur Gewalt sollte unbedingt mehr berücksichtigt werden bei allen angestrebten Programmen der Gewaltprävention und Gewalteindämmung.
Gewalt sollte auf jeden Fall bei beiden Geschlechtern geächtet werden!
Es kann nicht angehen, daß Männer immer noch Gewalt als legitimes Mittel, sich durchzusetzen, lernen, während Frauen ständig zu subtileren Methoden greifen, die letztendlich genauso schlimm sind.
Da heißt es auch ""Der instrumentelle Einsatz von Aggression ist für die weibliche Rolle nicht vorgesehen", folgert Schmerl, "Mädchen lernen vielmehr, dass sie bestenfalls ein Ventil für übermächtigen Stress sein kann und für Frauen Gesichtsverlust bedeutet." So fehlen in dieser Gesellschaft letztlich Anreize für Frauen, sich aggressiv zu
verhalten."
Das führt aber auch dazu, daß Frauen weniger schuldbewußt sind, wenn sie gewalttätig geworden sind, da sie ja immer eine Entschuldigung haben. Sie konnten ja nicht anders, weil sie so in die Enge getrieben worden waren.
Wieviel Aggression wäre denn sinnvoll? (Ich unterscheide hier Aggression und Gewalt, wobei ich mit Gewalt eine intensivere Stufe von Aggression meine.)Was für Anreize sollte es geben für Frauen, daß sie sich aggressiv verhalten? Würde eine begrenzte Form von bewußt eingesetzter Aggression schlimmere Formen von Gewalt eindämmen?
Was würde sich ändern, wenn Frauen in Zukunft offener und direkter aggressiv wären, und das auch noch bewußt und ohne Schuldgefühle? Wie würde sich das auf das gesellschaftliche Klima auswirken, und auf das Selbstbewußtsein der Frauen?
Vielleicht würde ja die Legitimation von (leichter) Aggression und die Aufnahme dieser in den Moralkodex der Frauen mit zu einer Verrringerung des ewigen Ofergefühls beitragen. Allein schon von der eher geheimen Gewalt der Frauen und der bisher eher verschwiegenen Opferrolle der Männer zu lesen, kann ja vielleicht bei den Frauen bewußtseinverändernd wirken. Es besteht die Hoffnung, daß sie sich dadurch stärker fühlen. Und aus dieser Stärke heraus auch eher Mitleid empfinden können.
So hätte das nun geoffenbarte Leid der Männer wenigstens noch sein Gutes.
Interessant fand ich aber auch den im Artikel dargestellten Zusammenhang zwischen gesellschaftlicher Männerdominanz und Gewaltbereitschaft:
"Je schärfer in einer Kultur männliche Dominanz ausgeprägt ist, desto stärker ist sie von Gewalttätigkeit gezeichnet. Wo Schwächere unterdrückt, Krieg verherrlicht und männliches Rivalitätsverhalten gefördert werden, da beherrscht Angriffslust den Alltag."
Das deckt sich genau mit dem, was Chr. Pfeiffer in dem von mir zitierten Artikel schrieb. Und das paßt ja auch recht gut zu der Situation in Afghanistan in den letzten Jahren.
In Deutschland dagegen sind die Männer viel weniger dominant. Das läßt ja hoffen. Zumindest las ich kürzlich irgendwo, daß die Gewalt an Kindern (Prügel, Ohrfeigen etc.) stark zurückgegangen ist. Wenn also Männer weniger machohaft sind, prügeln Frauen die Kinder weniger.
Das sind immer Wechselwirkungen. Wenn z.B. Frauen deutlich befürworten, daß die Männer sich mit um die Kinder kümmern und sie dabei unterstützen, dann sind diese Männer viel engagiertere Väter.
Wir Frauen und Männer können uns also gegenseitig positiv beinflussen.
Schön zu wissen. ))
Einen schönen Sonntag wünscht
Beatrix
gesamter Thread:
- @Norbert, zum Thema 'Gewalt' -
Beatrix,
18.11.2001, 04:36
- Gewalt gegen Männer -
Larry,
18.11.2001, 09:04
- zustimmung (n/t) - plupp, 19.11.2001, 06:38
- Re: @Norbert, zum Thema 'Gewalt' -
Norbert,
18.11.2001, 14:32
- Re: @Norbert, zum Thema 'Gewalt' -
Beatrix,
19.11.2001, 02:24
- Re: @Norbert, zum Thema 'Gewalt' -
elwu,
19.11.2001, 03:07
- Re: @Norbert, zum Thema 'Gewalt' - plupp, 19.11.2001, 06:30
- Re: @Norbert, zum Thema 'Gewalt' - Norbert, 20.11.2001, 22:17
- Re: @Norbert, zum Thema 'Gewalt' -
elwu,
19.11.2001, 03:07
- Re: @Norbert, zum Thema 'Gewalt' -
Beatrix,
19.11.2001, 02:24
- Re: Zum Thema 'Gewalt' - elwu, 18.11.2001, 15:52
- Gewalt gegen Männer -
Larry,
18.11.2001, 09:04