Re: ot: Menschenbilder
Als Antwort auf: ot: Menschenbilder von Querdenker am 25. Juli 2005 13:17:
Hallo Querdenker!
Ja, es ist immer gefährlich, etwas zu absolut zu sehen. Aber macht man nicht auch denselben Fehler, wenn man behauptet, daß Instinkte für das menschliche Verhalten gar keine Rolle spielen, oder daß allen Menschen die Marktwirtschaft von Natur aus zuwider ist, oder daß Menschen nie egoistisch handeln, sondern von Natur aus dazu neigen, friedlich zusammen zu leben?
Nehmen wir nur mal das Letztere:
Natürlich wäre es nicht so, daß sämtliche Menschen sich sofort gegenseitig an die Gurgeln springen, wenn es plötzlich keine Regierung und auch keine Polizei und Justiz mehr gäbe.
Viele Menschen würden versuchen, einfach weiter friedlich mit ihren Nachbarn zusammen zu leben, wie bisher. Es gäbe aber überall einige, die das nicht für nötig halten und die die Abwesenheit von Recht und Ordnung dazu ausnutzen würden, sich auf Kosten anderer irgendwelche Vorteile zu verschaffen, was dann zwangsläufig mit Nachteilen für die betroffenen anderen Menschen verbunden wäre.
Die Kriminalität würde also ziemlich schnell ansteigen. Das kann man ja auch beispielsweise bei Naturkatastrophen oder Randalen immer wieder beobachten: Da gibt es dann auch immer wieder Menschen, die diesen Ausnahmezustand und die zeitweilige Abwesenheit von Recht und Ordnung ausnutzen, um beispielsweise Läden oder Wohnungen zu plündern.
Auf die Menschen, die so etwas nicht sofort tun würden, hat das zwei Wirkungen:
Erstens steigt ihre Angst davor, selbst zum Opfer zu werden. Sie werden also Fremden gegenüber mißtrauischer sein und auch eher zur Gewalt neigen, wenn sie sich irgendwie bedroht fühlen. Dann rammt man schon mal jemandem, der im Dunkeln hinter einem geht, ein Messer in den Bauch, weil man befürchtet, von ihm angegriffen zu werden.
Zweitens werden sie sehen, wie diejenigen, die sich rücksichtslos auf Kosten anderer bereichern, damit nicht nur ungestraft durchkommen, sondern auch noch prima damit leben. Dann werden sie sich fragen, wieso sie es selbst eigentlich nicht genauso machen. Wenn sie dann selbst auch mal Opfer von Kriminellen werden, dann werden sie noch eher dazu neigen, es diesen Kriminellen gleich zu tun, weil sie sich das, was man ihnen weggenommen hat, gern wieder holen möchten. Egal woher. Wenn dann also jemand feststellt, daß ihm nachts sein Autoradio geklaut wurde, dann klaut er sich eben anderswo auch eins. Und wenn dann auch noch ein paar gute CD's im Auto liegen, werden die bei der Gelegenheit auch gleich mitgenommen...
So läuft das in der Praxis. Und aus genau diesem Grunde wurden ja auch immer Regeln und später auch Gesetze geschaffen. Weil es anders noch niemals funktioniert hat.
Dieses Buch "Warum Männer nicht zuhören und Frauen schlecht einparken" habe ich noch nicht gelesen. Ich könnte mir aber durchaus vorstellen, daß die Autoren es nicht so absolut gemeint haben, wie es offenbar häufig verstanden wird, sondern daß sie einfach nur darlegen wollten, daß Männer wie Frauen durch ihre Instinkte eben dazu neigen, in bestimmten Situationen auf bestimmte Weise zu reagieren. Das muß nicht zwangsläufig heißen, daß sie diesen Neigungen immer nachgeben. Und es muß auch nicht heißen, daß alle Menschen diese Neigungen gleichermaßen haben oder ihnen gleichermaßen stark nachgeben. Es heißt nur, daß diese Neigungen eben immer mehr oder weniger stark vorhanden sind.
Freundliche Grüße
von Garfield
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Querdenker,
25.07.2005, 16:17
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- Re: ot: Menschenbilder - Garfield, 25.07.2005, 21:06
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