Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: ein wirklich schlechter Artikel ...

Andi, Friday, 02.09.2005, 09:36 (vor 7014 Tagen) @ Ekki

Als Antwort auf: @Andi - Re: ein wirklich schlechter Artikel ... von Ekki am 01. September 2005 18:01:

Hallo Ekki

Danke für deine ausführlichen Darlegungen. Ich verstehe, was dich zu einer positiven Einschätzung bewegt, halte die von dir erkannten negativen Punkte aber für bedeutender:
Einmal die Schuldzuweisung an die Jüngeren wegen ihrer geringen Kinderzahl, ohne dass erkannt wird, dass die gesellschaftlichen Veränderungen, die die geringe Kinderzahl begründen, von der Rentnergeneration ausgelöst wurden.
Und dann noch die blödsinnige Ansicht, dass nur die Frauen über Kinder entscheiden.
Die Heraufsetzung des Rentenalters bei allen Berufen - auch bei körperlich anstrengenden, wo mir das gar nicht möglich erscheint, - scheinst Du wohl eher nicht als Problem zu sehen. Außerdem wird von Raffelhüschen die Problematik nicht beachtet, dass viele Menschen auch beim jetzigen Renteneintrittsalter schon vor Erreichen dieses Alters in Rente gehen.

Zu deinen positiven Punkten möchte ich anmerken:

zu 1. Mehrfach weist der Artikel darauf hin, dass Männer und Frauen nicht aus ökonomischen Gründen Kinder bekommen. Ich würde verbessern: nicht aus ausschließlich ökonomischen Gründen. Denn dass das Finanzielle einen Effekt hat, ist durch verbilligte Kredite und Geldzuwendungen an die Eltern von Neugeborenen in Frankreich und der DDR bewiesen, die die Kinderzahl nun mal erhöht haben. (und zu einem "Abkindern" von größeren Neuanschaffungen geführt haben.) Klar, dass dieser Effekt nur bei der eher sozial schwachen Bevölkerungsschicht nachweisbar war, wie ich einmal über die Entwicklung in Frankreich gelesen habe.

zu 2. Nebenbei bemerkt: Ich halte auch die von Raffelhüschen propagierte staatlich organisierte Ganztagskinderbetreuung für eine finanzielle Zuwendung, denn er muss ja wohl davon ausgehen, dass diese Betreuung aus Steuermitteln subventioniert wird. Sonst könnten (und können) die Eltern diese Betreuung genauso gut selbst organisieren, wobei sie die Kontrolle über die Erziehung ihrer Kinder behalten würden.

zu 3. Raffelhüschen weist darauf hin, dass diese finanziell geförderte staatliche Kinderbetreuung in unserer Gesellschaft keinen Babyboom auslösen wird.
Wie sollte sie auch, da er ja die Gesellschaft als unveränderlich sieht und deshalb der gesellschaftliche Werteverschiebung bestehen bleibt, Männer (und auch Frauen) also weiterhin nur schwer genügend verlässliche Partner finden und Kinder weiterhin für Männer ein unerträgliches Lebens-Risiko bedeuten. Natürlich muss eine Gesellschaft nicht auf Dauer gleich bleiben.
Wenn Raffelhüschen auch die Ursachen dafür vermutlich nicht erkannt hat, er hat immerhin erkannt, dass finanzielle Zuwendungen allein keinen Babyboom auslösen, was ich auch schon anders gehört habe.

zu 4. Dass finanzielle Zuwendungen finanziert werden müssen, was an anderer Stelle zu nachteiligen Veränderungen der Gesellschaft führt, ist doch selbstverständlich.

zu 5. Hier bin ich mit dir einer Meinung: Zu häufig werden die Probleme der Rentenversicherung ausschließlich mit der geringen Kinderzahl erklärt.

zu 6. Sehe ich auch so, klingt aber auch bei dir eher negativ.

Einen schönen Morgen wünscht
Andi


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