Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: THEMENABEND AUF ARTE "HÄUSLICHE GEWALT" - MORGEN!

Arne Hoffmann, Tuesday, 29.11.2005, 01:01 (vor 6926 Tagen) @ ChriBu (Gast)

Als Antwort auf: THEMENABEND AUF ARTE "HÄUSLICHE GEWALT" - MORGEN! von ChriBu (Gast) am 28. November 2005 19:20:

Hm, das, was Arte da macht, finde ich auch ein bisschen abenteuerlich.

Da haben wir also einmal eine "Zahlen-und-Fakten"-Seite. Dass diese "Fakten" (also "Tatsachen") einander widersprechen, hat auch Arte gemerkt, deshalb schreiben sie eingangs extra: "Die in den Mitgliedsländern veröffentlichten Zahlen weichen allein schon deshalb voneinander ab, weil die Daten nach unterschiedlichen Methoden erhoben werden (Anzahl der Klagen, Fragebögen, mehr oder weniger starke Vereinigungen usw.)." Zahlen, die Arte nicht in den Kram passen, werden nicht als "Fakten" veröffentlicht. Generell scheint Arte jeweils _die_ Stellen aus jeweils _den_ Untersuchungen herausgenommen zu haben, die in Sachen "Frauen sind Gewaltopfer" besonders alarmistisch wirken. Gegengelesen wird das Ganze vor lauter Erregung offenbar eh nicht mehr, was zu Sätzen führt wie "Alle vier Tage kommt Auf vier Tage kommen drei Morde an Frauen, die durch deren Lebenspartner ausgeübt werden, das sind fast 300 Morde pro Jahr." 300 Morde pro Jahr WO? Der Absatz fängt mit "In Deutschland" an. Aber an anderer Stelle ist davon die Rede, dass es in ganz Europa jede Woche einen Tötungsfall gäbe, also 52 pro Jahr. Hm. Wieviele Männer von ihren Frauen ermordet werden, da scheißt bei Arte sowieso der Hund drauf - gut, bei Gift etc. ist ja auch die Dunkelziffer deutlich höher. Keine "Fakten", sondern ein hysterisches Sammelsurium, wie ich es normalerweise von einer Frauengruppe des AStA erwartet hätte.

In bewährter Arte-Manier wird dann natürlich nicht ein Wissenschaftler mit seinen Erkenntnissen gegen den anderen gesetzt. Man lässt also nicht etwa Professor Bock oder Professor Amendt oder Dr. Gemünden gegen Artes Professor Feder antreten, sondern tut so, als gebe es diese Wissenschaftler gar nicht. So fragt man dann Professor Feder nicht "Ergebnis einer Metastudie Professor John Archers war, dass eine Gleichverteilung ..." sondern schreibt "Männergruppen, aber auch die Medien, sprechen häufig von einer symmetrischen Gewalt in Lebensgemeinschaften ..." Da haben wir also einmal Lobbygruppen und die Medien und dann den Wissenschaftler, der das alles scheinbar richtig rückt. Billige Manipulation.

Selbst Artes Professor Feder muss indes einräumen, dass eine von ihm zitierte Studie zu 40 Prozent Frauen als Täter sieht. (Es gibt andere Studien, die sehen Frauen sogar weit überwiegend als Täterinnen, aber wurscht jetzt.) Das eigentlich Interessante ist, dass Professor Feder sich damit aus dieser Nummer zieht, indem er einen kleinen Bruchteil der häuslichen Gewalt als weit überwiegend durch Männer begangen herausgreift, nämlich solche, die zu (man sollte ergänzen: schweren) "Verletzungen, Krankenhausaufenthalt oder zum Tod führen". Das hat aber nichts mehr mit Artes Alarmismus von wegen "Jede vierte Frau wird Opfer häuslicher Gewalt" zu tun. Genausogut hätte Arte mit den von ihnen selbst veröffentlichten Informationen (!) den Text basteln können: "Knapp jeder vierte Mann Europas wird Opfer häuslicher Gewalt. Bei Frauen sind die Zahlen ähnlich hoch. Auf unserem Kontinent werden dem Europarat zufolge jedes Jahr 52 Frauen von ihrem Partner umgebracht." Wohlgemerkt: Das ergäbe sich allein durch die von Arte veröffentlichten Zahlen. Noch einmal anders sähe das aus, wenn man überlegt, was Arte alles nicht veröffentlicht, denn auch hierzu gibt es Wissenschaftler mit anderen Auffassungen als Professor Feder. (Bock etwa sieht auf sämtlichen Eskalationsstufen eine Gleichverteilung vorliegen.)

Vollends absurd wird es, wenn Professor Feder, der seine Konzentration allein auf Frauen eben noch damit begründete, dass vor allem diese Opfer schwerster Gewalttaten wurden, plötzlich über "emotionale Gewalt" ebenfalls ausschließlich mit Blick auf weibliche Opfer zu schwadronieren beginnt, als ob davon nicht auch in starkem Ausmaß Männer betroffen sind.

Das Ganze könnte man jetzt noch viel weiter zerpflücken - das komplette Hafner-Interview ist unsäglich an der Grenze zur Volksverblödung - aber das bringt ja nichts und macht mir auch keinen Spaß mehr. Bemerkenswert jedenfalls ist, dass Arte hier mal wieder versucht, einen kleinen Backlash einzuläuten. Ging es eben noch darum aus "Gewalt gegen Frauen ist scheiße" ein "Gewalt gegen Menschen ist scheiße" zu machen, möchte Arte männliche Opfer offenbar wieder zu Randerscheinungen machen bzw. komplett ausblenden. So dass "häusliche Gewalt" und "häusliche Gewalt gegen Frauen" wieder automatisch synonym gesetzt wird, so wie auf der Einstiegsseite zu Artes Themenabend. Und das ekelt mich schon ein bisschen an.

Arne


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