Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Rentenanpassung!

Garfield, Thursday, 08.12.2005, 12:20 (vor 6917 Tagen) @ Wodan

Als Antwort auf: Re: Rentenanpassung! von Wodan am 07. Dezember 2005 19:38:

Hallo Wodan!

"Halte ich für möglicherweise gewerkschaftslanciert. ;-) Will sagen: zu tendenziös."

Na ja, es sind nicht die Gewerkschaften, die dafür sorgen, daß Menschen ab 40 heute kaum noch neue Jobs finden. Es gibt da zwar auch Ausnahmen. So stellt BMW in einem neuen Werk in Ostdeutschland bevorzugt über 50jährige ein. Das tun die aber nicht aus Menschenfreundlichkeit, sondern schlicht und einfach deshalb, weil heute nicht mehr für Jahrzehnte, sondern nur noch für ein paar Jahre vorausgedacht wird, und da ist es nun einmal so, daß man bei älteren Mitarbeitern sicher sein kann, sie schon in wenigen Jahren durch natürliche Fluktuation oder notfalls über Vorruhestandsregelungen (auf Kosten der Effektiv-Steuerzahler) ohne negative Schlagzeilen wegen Massenentlassungen wieder loszuwerden.

Bisher sind diese Beispiele aber noch Ausnahmen. Die Masse der Unternehmen frönt weiterhin dem Jugendwahn. Das hat verschiedene Gründe. In Berufen mit körperlich schwerer Arbeit geht man einfach davon aus, daß ältere Menschen da weniger leistungsfähig sind und durch die hohen Belastungen auch öfter krankheitsbedingt ausfallen. Und auch in Berufen, die eher geistige Anforderungen stellen, geht man oft davon aus, daß ältere Menschen geistig weniger leistungsfähig, in Streßsituationen weniger belastbar und auch weniger bereit sind, sich fortzubilden. In den Augen vieler Personalchefs gleichen diese Nachteile den Vorteil der großen Berufserfahrung nicht aus. Als ein Ex-Kollege meines Vaters sich mal telefonisch um eine Stelle als Maurer bewarb und sagte, daß er schon über 40 ist, sagte der Typ am anderen Ende: "Na, dann klappern dir doch schon die Knochen!" Damit war das Gespräch dann beendet.

Angesichts der Situation auf dem Arbeitsmarkt können Unternehmen sich solch eine Einstellung locker leisten. Das wird sich auch in Zukunft kaum ändern. Auch nicht durch Veränderung der demographischen Struktur. Denn dann wird die Wirtschaft einfach dafür sorgen, daß mehr junge Einwanderer ins Land geholt werden, und schon sehen ältere Arbeitslose weiter in die Röhre. Vergessen darf man auch nicht, daß der Prozeß der Rationalisierung von Produktion und auch von Dienstleistungen immer weiter gehen wird. Somit werden weiterhin Erwerbsmöglichkeiten verloren gehen.

Eine Heraufsetzung des Renteneinstiegsalters hat vor allem den Effekt, daß älteren Menschen, die nicht das Glück haben, bis zur Rente ihre Jobs zu behalten (und davon wird es immer mehr geben), dann durch Hartz IV umso gründlicher ihre Ersparnisse genommen werden. Wenn sie dann endlich ihre gesetzliche Hungerrente bekommen, dann sind sie längst Sozialfälle und vollkommen mittellos.

"Sollst sehen, dann wird plötzlich auch etwas für Männergesundheit getan."

Wie denn, wenn sich medizinische Versorgung kaum noch jemand leisten kann? Das fängt ja jetzt schon bei den Zähnen an. Mittlerweile kann man bei älteren Leuten schon am Gebiß gut erkennen, wer Geld hat und wer nicht. Analog wird sich das gesamte Gesundheitssystem entwickeln, weil es immer weniger Effektiv-Beitragszahler geben wird. Die Krankenkassen werden an ihren Palästen und auch an den Gehältern für ihre Führungskräfte kaum sparen. An den Profiten der großen Pharma-Konzerne wird ebenfalls nicht gespart werden. Also wird man wie bisher vor allem bei den pflichtversicherten Patienten sparen, durch geringere Leistungen und höhere Zuzahlungen bei steigenden Beiträgen. In Folge dessen wird das durchschnittliche Sterbealter bald wieder sinken.

Freundliche Grüße
von Garfield


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