Eine Emanze ist verwirrt
Maureen Dowd, eine amerikanische Leitemanze, ist verwirrt. Die Schwesternschaft will nicht so recht gleichberechtigt und sein und tendiert in ihr altes Rollenmuster zurück. So konstatiert es zumindest die Dowd leicht resigniert angefressen:
Und sie kommt zu der ernüchternden Erkenntnis, daß die Damenwelt sich heute erfolgreich auf den Stand von 1950 zurückmanövriert hat ...
Die sexuelle Wirkung auf Männer hat erneut Priorität über die Entwicklung und Verwirklichung der eigenen Persönlichkeit gewonnen, und Botox-Behandlungen und Shoppingtouren sind wichtiger als die Konsequenzen der Politik für Frauenrechte. "Der amerikanische Feminismus", so Dowd, "ist vom amerikanischen Narzißmus übertrumpft worden." ...
Das ist freilich keine neue Erkenntnis - doch sie ist wohl selten so komisch pointiert zu Papier gebracht worden wie hier. Zum Beispiel in der bodenlos komplizierten Debatte um die Rechnung im Restaurant: Ist es zeitgemäß oder peinlich geizig von ihm, um getrennte Rechnungen zu bitten? Ist es respektvoll oder unverschämt, sie bezahlen zu lassen? Und drückt sein Angebot, die Rechnung zu übernehmen, am Ende einem zwanglosen Abend einen romantischen Unterton auf? Dowds Erkenntnis: Was einst als Symbol weiblicher Selbständigkeit galt, ist heute nur noch formelles Lippenbekenntnis. "Wenn ich anbiete, zu bezahlen, und er annimmt, ist es aus", zitiert Dowd eine junge Frau ...
Sie beklagt, daß Frauen sich von dem Gedanken, den Männern die Alleinherrschaft aus den Fingern zu winden, zunehmend verabschiedeten und sich sogar Princeton-Absolventinnen ins Familienleben zurückzögen. Und daß sie lieber Filme über Fräulein in Bedrängnis schauten, als den Frauensender Oxygen einzuschalten. Die "Mammies" und die "Babes" laufen den Unternehmerinnen den Rang ab ...
"Wir dachten, wir könnten total unabhängig sein, indem wir die Männer imitieren - doch als männlicher Status und männliche Macht greifbar nah waren, stieß uns die Aussicht ab, sie nach männlichen Maßstäben zu erreichen.
Letzteres ist freilich eine arg beschönigende Motiverklärung. Ich sage: Sobald ihnen aufging, daß die Männerrolle nicht das große Zuckerschlecken ist, als die sie ihnen dargestellt wurde, sondern Selbstdisziplin, Verzicht und Leistung erfordert, da war es aus mit dem Interesse daran, genauso leben zu wollen.
"Wird es je Frieden geben im Verhältnis zwischen den Geschlechtern?" schreibt Maureen Dowd. "Ich bezweifele es. Aber zumindest sollte immer darüber gelacht werden."
Sie soll mal aufpassen. Am Ende sind es vor allem die Feministinnen, über die gelacht werden wird.
Gruß
Zeitgenosse
gesamter Thread:
- Eine Emanze ist verwirrt -
Zeitgenosse,
17.12.2005, 15:47
- Kindlicher Versuch von Selbstreflexion eines völlig verwirrten Hühnchens. (nT) -
Sven,
17.12.2005, 15:54
- Spam - noname, 17.12.2005, 18:12
- Re: Eine Emanze ist verwirrt -
Odin,
18.12.2005, 23:17
- Re: Eine Emanze ist verwirrt -
Norbert,
19.12.2005, 00:49
- Re: Eine Emanze ist verwirrt -
Odin,
19.12.2005, 01:11
- Re: Eine Emanze ist verwirrt -
Norbert,
19.12.2005, 01:34
- Re: Eine Emanze ist verwirrt -
Odin,
20.12.2005, 02:35
- Zusatz! - Odin, 20.12.2005, 02:37
- Re: Eine Emanze ist verwirrt - Conny, 20.12.2005, 03:52
- Re: Eine Emanze ist verwirrt -
Odin,
20.12.2005, 02:35
- Re: Eine Emanze ist verwirrt -
Norbert,
19.12.2005, 01:34
- Re: Eine Emanze ist verwirrt -
Odin,
19.12.2005, 01:11
- Re: Eine Emanze ist verwirrt -
Norbert,
19.12.2005, 00:49
- Kindlicher Versuch von Selbstreflexion eines völlig verwirrten Hühnchens. (nT) -
Sven,
17.12.2005, 15:54