Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Kleines Lehrstück in Sachen politisch korrekter Manipulation

susu, Friday, 17.02.2006, 16:07 (vor 6854 Tagen) @ Scipio Africanus

Als Antwort auf: Kleines Lehrstück in Sachen politisch korrekter Manipulation von Scipio Africanus am 17. Februar 2006 10:29:

"Nüchtern fällt insbesondere die Lohnbilanz aus. Während die Frauen im öffentlich-rechtlichen Bereich eine Verbesserung erreichen konnten, hat sich die Lohndifferenz im privaten Sektor in den letzten Jahren kaum verändert. Noch immer verdienen Frauen dort im Durchschnitt 25 Prozent weniger als Männer: 40 Prozent dieses Minderlohn sind allein auf das Geschlecht zurückzuführen."
Es werden Zahlen genannt, und zwar 25 und 40 Prozent. Das klingt für den flüchtigen Leser sehr dramatisch, ein richtiger Skandal, und dringender Handlungsbedarf scheint angezeigt, da im Kontext von geschlechtsspezifischer Diskriminierung die Rede ist.
Wer sich aber ein klein wenig Zeit nimmt, der erkennt, dass nur für 40 % von den 25 % diskriminatorischer Charakter behauptet wird, das macht also also 10 %, und diese 10 % auch nur im privaten Sektor, der öffentliche Sektor bleibt dabei ausgenommen. Ein grobe Schätzung, die den öffentlichen Bereich mit einschliesst, ergäbe dann noch etwa, sagen wir mal 7 % Lohndifferenz. Das ist schon beinahe nicht mehr signifikant.
Berücksichtigt man weiter, dass Männer immer noch oft Alleinernährer sind, dies bei Frauen aber sehr selten der Fall ist, dann wirkt die ganze Angelegenheit aufgeblasen.

Du verkennst hier die Fragestellung. Ich würde zunächst mal dein Zusammenwerfen von öffentlichem und privaten Sektor kritisieren, weil das im Einzelfall irrelevant ist. Wir sind also bei 10% im privaten Sektor. Und hier sagt der Artikel diese 10% seien "allein auf das Geschlecht zurückzuführen." Wenn das so stimmt, dann besteht tatsächlich Handlungsbedarf. Allerdings stellt sich bei diesen 10% die Frage, ob sie tatsächlich nur auf Geschlecht beruhen. Hier wäre eine Analyse der Rohdaten erforderlich, es zeigt sich, daß die gefundene Differenz größer wird, je gröber die Daten aufgelöst sind. Benötigt würden 4-stellige ISCO-88 Daten, in den EU-Ländern wird idR nur die zweistellige SES erhoben. In dem EU paper "Highlighting pay differences between men and women" wird ein Beispiel für die Reduktion gegeben:
1-stelliger Code: 20% Differenz
2-stelliger Code: 11%, 18%
3-stelliger Code: (nur für 18%-Gruppe) 14%
D.h. es wäre wichtig zu wissen, welches Detailniveau die Daten haben, auf denen die 10% beruhen.

susu


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