Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Folgendes gefunden

Cleo, Friday, 31.03.2006, 19:46 (vor 6612 Tagen) @ Andreas (d.a.)

Als Antwort auf: Re: Siehe hier von Andreas (d.a.) am 31. März 2006 15:13:

Gegenwärtiger Stand des psychologischen Konzepts

Emotionale Intelligenz ist ein Sammelbegriff für Persönlichkeitseigenschaften und Fähigkeiten, welche den Umgang mit eigenen und fremden Gefühlen betreffen. Der Begriff wurde 1990 durch Salovey und Mayer eingeführt. Die Abkürzung „EQ“ ist missverständlich, da es sich bei emotionaler Intelligenz, genauso wie beim heutigen IQ, nicht um einen Quotienten handelt. Manchmal steht EQ auch als Kürzel für „emotionale (Lebens)Qualität“ (vergl. Emotion).

Manche Autoren stellen die emotionale Intelligenz in Opposition zum klassischen Intelligenzbegriff IQ und betrachten sie als ein Element der ganzheitlichen so genannten „Erfolgsintelligenz“. Nach Prof. Howard Gardner, Havard-University schließt die Einbeziehung der Emotionalen Intelligenz eine Lücke, die in der klassischen Intelligenzforschung übersehen worden ist: Die Verarbeitung von inter- und intrapersonellen Informationen, also den bewussten Umgang mit der Kommunikation zwischen Menschen und des Menschen mit sich selbst.

Der Begriff „emotionale Intelligenz“ ist durch das gleichnamige Buch des amerikanischen Psychologen Daniel Goleman populär geworden. Goleman stellte in rund 300 Untersuchungen fest, dass Firmen, die stark auf emotional intelligente Mitarbeiter setzen, ein höheres Betriebsergebnis erzielen. Goleman sieht die emotionale Intelligenz als eine übergeordnete Fähigkeit, von der es abhängt, wie gut Menschen ihre sonstigen Fähigkeiten, darunter auch den Verstand, zu nutzen verstehen.

Nach Goleman setzt sich Emotionale Intelligenz aus fünf Teilkonstrukten zusammen:

* Selbstbewusstheit (Fähigkeit eines Menschen, seine Stimmungen, Gefühle und Bedürfnisse zu akzeptieren und zu verstehen, und die Fähigkeit, deren Wirkung auf andere einzuschätzen)
* Selbstmotivation (Begeisterungsfähigkeit für die Arbeit, sich selbst unabhängig von finanziellen Anreizen oder Status anfeuern zu können)
* Selbststeuerung (planvolles Handeln in Bezug auf Zeit und Ressourcen)
* Soziale Kompetenz (Fähigkeit, Kontakte zu knüpfen und tragfähige Beziehungen aufzubauen, gutes Beziehungsmanagement und Netzwerkpflege)
* Empathie (Fähigkeit, emotionale Befindlichkeiten anderer Menschen zu verstehen und angemessen darauf zu reagieren)

Nicht das bloße Vorhandensein von Gefühlen, Emotionen, Stimmungen und Affekten, sondern der bewusste Umgang mit ihnen machen eine hohe emotionale Intelligenz aus. Darüber hinaus zählen hierzu Eigenschaften wie Vertrauenswürdigkeit und Innovationsfreude oder die Motivationsfähigkeit und das Vermögen, Gefühle und Bedürfnisse anderer wahrzunehmen. Dabei werden Befähigungen wie Teamführung, Selbstvertrauen, die Fähigkeit, sich selbst und andere aufzubauen sowie politisches Bewusstsein betrachtet. Goleman verwendet den Begriff emotionale Intelligenz also für eine Vielzahl von Konstrukten, die nur bedingt als eine Einheit angesehen werden können. In dieser Hinsicht ist emotionale Intelligenz dem Intelligenzquotienten ähnlich.

Die hier zu Tage tretende Unschärfe des Begriffs der Emotionalen Intelligenz soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Begriff auch in der psychologischen Grundlagenforschung gebräuchlich und dort meist mit größerer konzeptueller Vorsicht benutzt wird. Der Theorie wird jedoch von vielen ein hohes Entwicklungspotential zugeschrieben.

Zur Erfassung der emotionalen Intelligenz bedient sich der Psychologe der Eignungsdiagnostik. Gemessen werden erfasste Verhaltensweisen im Verhältnis zum optimalen Verhalten. Diese Testverfahren sind derzeit (Stand 07/03) noch nicht validiert, können jedoch als Teilbetrachtung innerhalb fundiert angelegter Persönlichkeitstests oder zur begleitenden Beratung eingesetzt werden.

Kritik des Begriffs der emotionalen Intelligenz

Kritik am Konzept der emotionalen Intelligenz oder deren Aussagekraft über die beruflichen Eignungen wird durch eine Studie des israelischen Psychologen Moshe Zeidner und seines australischen Kollegen Richard D. Roberts laut. Die Untersuchung, welche unter anderem auch viele bisherigen Studien zur emotionalen Intelligenz mit einbezog, konnte beispielsweise unter 224 britischen Managern keinen nennenswerten Zusammenhang zwischen emotionaler Intelligenz und den beruflichen Fähigkeiten der Probanden nachweisen. Zeidner und Roberts halten deshalb die emotionale Intelligenz eines Bewerbers für ein ungeeignetes Auswahlkriterium.

Nach Golemans Definition handelt es sich bei emotionaler Intelligenz um "die Fähigkeit, unsere eigenen Gefühle und die anderer zu erkennen, uns selbst zu motivieren und gut mit Emotionen in uns selbst und in unseren Beziehungen umzugehen." (Daniel Goleman: EQ2. Der Erfolgsquotient, München 1999, S. 387). Doch was heißt es eigentlich, "gut" mit Emotionen umzugehen? Anders als der gewöhnliche Intelligenzbegriff ("IQ") ist der Begriff der "Emotionalen Intelligenz" ("EQ") viel stärker von der Definition des Wertbegriffs abhängig (vergl. Wert). Der IQ lässt sich zum Beispiel auf eine bestimmte Aufgabenlösung hin definieren, wobei es relativ irrelevant bleibt, welchen Stellenwert das Individuum diesem Zweck in seinem Leben tatsächlich zubilligt. Andererseits wird der IQ-Test als zu einspurig mathematisch-technisch kritisiert.

Bezogen auf menschliches Leben überhaupt ist versucht worden, im Rahmen einer Neubestimmung des Wertbegriffs das Ziel emotionaler Intelligenz als ein möglichst hohes Maß von positivem Fühlen und Vermeidung negativen Fühlens innerhalb des emotionalen Systems zu definieren, in dem Menschen miteinander interagieren (Peter Schmidt 1999, 2001, 2005).

Nach diesem Konzept zeigen neue Analysen deutlicher als bisher, dass Werturteile und Bewertungen, die auf originären Werterfahrungen beruhen, letztlich immer durch das Angenehm- und Unangenehmsein des Fühlens im Zusammenspiel mit anderen Erfahrungen (Sinneserfahrungen, Empfindungen, Denken) bedingt sind, wenn es sich nicht um leeres "Wertmeinen" handelt (vergl. Wert, Werttheorie, Wertvorstellung, Empfindung). Aus der Begründung des Wertbegriffs leitet sich ab, dass emotionale Intelligenz jene Fähigkeit ist, die "Negativität im weitesten Sinne" vermindert, soweit sie nicht notwendig zu unserer psychischen Konstitution gehört, und Positivität fördert, soweit dies tatsächlich erreichbar ist. Dabei beinhaltet das genaue Verhältnis von Wert, Unwert, Werturteilen, Werterfahrungen, Gefühlen und Lebenssinn innerhalb des emotionalen Systems der Gesellschaften und Kulturen eine komplexe Logik, die nicht auf der Hand liegt, sondern die sich, wie Versuche zeigen, jeder Einzelne erst durch Einsichten aneignet, die in unserer Kultur noch wenig verfügbar sind.

Kritik am Konzept emotionaler Intelligenz, wie sie von Rolf Degen (2000) geäußert wurde ("Das Dumme an der Emotionalen Intelligenz - Wunschdenken, Gefühlsduselei und Geschäftemacherei statt stichhaltigem Konzept"), lässt dagegen diesen Bewertungsgesichtspunkt bei der Einschätzung emotionaler Intelligenz außer Acht.

Im engeren Sinne wird unter emotionaler Intelligenz meist verstanden, Menschen im eigenen Sinne zu beeinflussen und vor allem in der Arbeitswelt Mitarbeiter durch Ansprechen von Gefühlen zu motivieren. Gerade im wirtschaftlichen Bereich kann dies natürlich auch bedeuten, Menschen zu manipulieren, um höhere Profite und ein produktives Arbeitsklima zu erreichen. Im Grunde handelt es sich dann lediglich um eine Variante des normalen Intelligenzbegriffs, wobei versucht wird, Ziele verstärkt durch Einbeziehung von Gefühlen zu verwirklichen.

Interessant wird es, wenn der Gedanke einer Win-Win-Lösung beachtet wird. Dann ist unter Emotionaler Intelligenz das Maß der Fähigkeit(en) zu verstehen, mit eigenen und fremden Gefühlsinhalten zum jeweils selbst definierten Nutzen und Wohle aller Beteiligten umzugehen . Dies wäre über den Zufriedenheitsfaktor messbar. Ziel ist oben erwähntes Wohlgefühl für alle Seiten, und damit eine dauerhafte,zuverlässige und für alle Beteiligten nützliche/ angenehme/ freudvolle/ lukrative Beziehung. Eine einseitige Manipulation (hier im Sinne des Betrugstatbestands) wäre zum einen keine Dauerlösung - "fliegt auf" und bewirkt dann eher das Gegenteil- und zum anderen bleibt fraglich, ob beim Manipulator selbst wirklich und dauerhaft gute Gefühle durch die Manipulation entstehen. Eine andere Betrachtungsweise wäre,den Nutzen einer einseitig angewendeten Emotionalen Intelligenz in den Vordergrund zu stellen. Nicht jedes eigene Gefühl ist angenehm oder nützlich für die jeweils fühlende Person ( wie Zorn/ Wut, Ärger, übermäßige Trauer und ihre Abwandlungen); insbesondere die mit dem jeweiligen Gefühl meist automatisch verknüpften Verhaltensweisen bergen oft eine zusätzliche negative Erfahrung auf Grund der jeweiligen Reaktionen der Anderen in sich. Wenn Intelligenz die Fähigkeit ist sinnvolle Lösungen zu finden, hieße das auf die Emotionen bezogen, sinnvolle Lösungen für unerwünschte Emotionen und ihre weitgehend automatisierten Verhaltensmuster zu entwickeln.Damit ist keinesfalls eine Verdrängung gemeint, die nur zu einer Somatisierung führen würde, sondern eine aktive Veränderung des Gefühlsinhaltes.
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WEr schreibt denn da bei wiki? Was es dort nicht zu finden gibt....

Quelle


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