Medizinethiker warnt vor heimlichen Vaterschaftstests
Vaterschaft: Medizinethiker warnt vor heimlichen Tests
Mainz (ddp).
Der Medizinethiker Norbert Paul warnt vor heimlichen Vaterschaftstests.
Die Zustimmung aller Personen, deren DNA untersucht werde, sei eine wesentliche ethische Forderung, sagte der Leiter des Instituts für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin der Universität Mainz in einem Interview mit der Nachrichtenagentur ddp.
Heimliche Tests seien «aus ethischer Sicht problematisch>.
Um Zweifel auszuräumen, solle man das offene Gespräch mit der Mutter suchen.
Derzeit werde durch preisgünstige Vaterschaftstests von immer mehr privaten Labors «eine Nachfrage geschaffen>, warnte Paul. Um dem gegenzusteuern, fordert er, dass eine Zertifizierung für Labore eingeführt werde, die DNA-Analysen vornehmen dürften.
Gemeinsame Beratungsgespräche für die ganze Familie sollten zudem verpflichtend werden.
«Genetische Information besitzt eine große Reichweite>, gibt Paul zu bedenken. Sie betreffe nicht nur einen Menschen selbst, sondern gebe auch Hinweise auf Verwandtschaften und genetische Information anderer Menschen.
Zudem führe der Markt nicht automatisch zu einem verantwortungsvollen Umgang mit dem Wissen.
Dass die genetische Vaterschaft derzeit als so wichtig gelte, bilde einen Widerspruch zur gängigen Patchwork-Familie.
[quote]Aus kultureller Sicht nimmt die Bedeutung der biologischen Verwandtschaft ab«, sagt Paul. Es sei daher >reduktionistisch", die Familie ausschließlich über biologische Verwandtschaft zu definieren.[/quote]
Paul vermutet als einen Grund für die zunehmende Bedeutung der genetischen Vaterschaft, dass Menschen sich immer weitgehender über ihren Körper definierten. Dies beobachte er nicht nur hinsichtlich des Umgangs mit genetischer Information, sondern auch bei den gängigen Schönheitsidealen. Ebenso wie jedoch eine Schönheits-Operation der falsche Weg sei, um das Selbstwertgefühl von Menschen zu steigern, sei ein DNA-Test der falsche Weg, um Beziehungen ins Lot zu bringen, die von Zweifeln an der Vaterschaft belastet würden.
Was hat diesen professoralen Trottel dazu gebracht, seinen Senf abzugeben. Er soll doch in seinem Revier bleiben und sich um die Ethik von Therapie und klinischer Forschung kümmern, da liegt genügend im Argen.
Ich habe versucht, seine Ergüsse durch deutlicheres Trennen der Absätze klarer zu gliedern.
Gehen wir also daran, mit dem Sezieren zu beginnen:
Als erstes sortiere ich die Argumente des Herrn Medizinethikers mal in drei Kategorien:
Kategorie 1: Konfliktlösung
a) Gespräch mit der Mutter suchen.
b) Gemeinsame Beratungsgespräche mit der ganzen Familie.
Erinnern wir uns an das Salomonische Urteil. Dieses bestand darin, dass Salomon vorschlug, das Kind mittels Schwert in zwei Hälften zu teilen und so den Streit zwischen den beiden Frauen zu beenden, die Anspruch auf die Mutterschaft erhoben. Erst jetzt, in dieser extremen Situation, kam zu Tage wer dem Kind stärker verbunden war: die leibliche Mutter, die ehrer bereit war, ihre soziale Mutterschaft aufzugeben, als das Kind, ihr leibliches Kind zu opfern.
Bei einem so schweren Zweifel, wie dem Zweifel betrogen worden zu sein, genügt kein Gespräch, Worte sind billig. Es bedarf der Tat, des ultimativen Beweises.
Gespräche mit der Mutter und gemeinsame Beratungsgespräche mit der Familie können geboten sein, wenn sich der Verdacht bestätigt. Dann muss nämlich geklärt werden, ob der genetische Nicht-Vater seine soziale Vaterschaft aufrechterhalten will und kann.
Kategorie 2: Qualität der Labors
Nichts dagegen, dass Labore durch Zertifizierung nachweisen, dass sie in der Lage sind mit der notwendigen Sensitivität und Selektivität richtige Ergebnisse zu produzieren.
Wie hierdurch Nachfrage gedrosselt werden soll ist mir nicht klar. Oder soll hier im Rahmen der Zertifizierung durch entsprechende Anforderungen der Test ohne Zustimmung der Mutter unterbunden werden?
Anbieter können selten Nachfrage schaffen. Nachfrage entsteht aus Bedürfnissen des Kunden, die ab einem bestimmten Preisniveau an bereit sind, diesen Preis zu bezahlen, wodurch aus dem Bedürfnis ein Bedarf wird.
Kategorie 3: Verantwortungsvoller Umgang mit genetischen Informationen
Ob mit oder ohne Einverständnis der Mutter, ob privat oder auf Anforderung eines Gerichts, bei modernen Vaterschaftstests wird auf genetische Information zugegriffen. Und die einzige Information, die dabei gewonnen wird ist die Antwort auf die Frage, ob ein Mann Vater eines Kindes ist. Hier wird ja nicht eine ganze Ahnenreihe abgeprüft. Natürlich könnte auch ein Kind prüfen, ob es wirklich Kind des Mannes ist, der ihm als Vater präsentiert wird. Warum nicht?
Was wir auf unseren Genen an Informationen tragen ist selten einzigartig sondern ist vielfältig im Genmaterial unserer Artgenossen vorhanden. Hier sind keine schützenswerten Geheimnisse hinterlegt.
Kategorie 4: Die Bedeutung tatsächlicher(genetischer) und sozialer Elternschaft
Dass tatsächliche (genetische) Elternschaft eine nicht unerhebliche Bedeutung hat ist daran zu erkennen, dass der Staat vom genetischen Vater eines im Rahmen eines One-Night-Stand gezeugten Kindes Unterhalt verlangt, obwohl weder zur Mutter noch zum Kind eine irgendwie geartete soziale Beziehung besteht. Allein auf der Grundlage, dass dieses Kind von diesem Mann gezeugt wurde, erwirbt es Rechtstitel.
Das Problem beim Kuckuckskind im Unterschied zur Patchwork-Familie ist, dass bei der Patchworkfamilie der Mann die Vaterschaft aus freiem Willen und in Kenntnis aller Umstände übernimmt, während beim Kuckuckskind die Vaterschaft durch einen Betrug begründet wird. Wo wir schon beim offenen Gespräch sind, so stünde es der Mutter ja frei, dem Mann ganz offen zu sagen, dass sie nicht sicher sei, ob er der Vater des Kindes ist. Dann liegt es im Ermessen des Mannes, ob er die Vaterschaft annimmt oder nicht. Es hat etwas mit Selbstbestimmungsrecht zu tun. Ich will nicht die Kinder irgendwelcher Männer durchfüttern, blos weil Tantchen mit mir ins Bettsteigt, es seie denn, wir hätten das zuvor vereinbart. Tantchen muss ja auch keine Alimente für meine, außerhalb der Beziehung gezeugten, Kinder bezahlen.
Außerdem denkt der gute Ethikprofessor zu kurz. Mag das Individuum in seinem kurzen Leben betrügbar sein, die Gene sind es nicht. Wird Vaterschaft so locker gesehen, werden Männer Vaterschaft ebenfalls lockerer sehen und insbesondere auch die Partnerschaft. Es wird unter solchen Umständen für die optimale männliche Vermehrungsstrategie eminent wichtig, möglichst viele Kuckuckskinder zu plazieren und extrem nachteilig, Verantwortung für die Kinder einer definierten Frau zu übernehmen. Wir erhalten Verhältnisse, wie wir sie aus Ghettos und Slums kennen. Die Evolution hobelt die Männer neu zurecht, zu sexuell attraktiven aber extrem bindungsunwilligen Wesen, deren Sperma zunehmend pappig ist, dafür aber in großer Menge produziert wird, siehe beim Schimpasen.
DschinDschin
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Barbarus hic ergo sum, quia non intellegor ulli.
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DschinDschin,
05.12.2006, 13:35
- Medizinethiker warnt vor heimlichen Vaterschaftstests - Garfield, 05.12.2006, 14:55
- Medizinethiker warnt vor heimlichen Vaterschaftstests - Simon (1.), 05.12.2006, 15:23
- Medizinethiker warnt vor heimlichen Vaterschaftstests - Zeitgenosse, 05.12.2006, 18:35
- LOL - Schon klar, und die Alternative ist "ethischer" ???? - Swen, 05.12.2006, 19:05
- Irgendwann.. -
Maxx,
06.12.2006, 00:56
- Irgendwann.. -
Garfield,
06.12.2006, 14:05
- Irgendwann.. - Nihilator, 06.12.2006, 14:52
- Irgendwann.. -
Garfield,
06.12.2006, 14:05
- Medizinethiker warnt vor heimlichen Vaterschaftstests - carlos, 06.12.2006, 01:15
- Lila Pudel, Spinner oder Lobbyist? - Nihilator, 06.12.2006, 01:39