Offtopic: Amerika, ein Gruselmärchen
Servus, Conny!
Ach, Conny... ich versichere dir, daß ich deine Lage bedaure, verbunden mit dem Wunsch, du mögest dich da nochmal rausarbeiten können.
Trotz alledem: Du hast unrecht, was das Zinsgeld betrifft. Zinsen sind nicht per se böse oder blöde, sondern derjenige, der Geld in der Hand hält und weder damit umgehen oder will, noch die Grundrechenarten anwenden kann oder will. Denjenigen Zinsgeld zu verweigern, mit dem Hinweis auf all die Unfähigen ist erstens unfair und zweitens nicht durchsetzbar. Mein Mitleid mit all jenen Loosern, die aus Gier und Dummheit ihre Dispos heillos überzogen haben und nun Privatinsolvenz anmelden, hält sich demzufolge auch sehr in Grenzen.
Der zentral entscheidende Punkt am Zinsgeld ist die Güteklasse der Politik eines Staates. Haben sich tauglose Politiker die Möglichkeiten geschaffen, immer nur auf das kurzperiodige wieder Gewähltwerden schielen zu dürfen, verbunden mit einer unsoliden Finanzpolitik des hemmungslosen Giga-Schuldenmachens, dann geht.... nein, dann muß die Sache regelmäßig und zwangsläufig irgendwann tief in die Hose gehen; auch in der Geschichte war das mit schöner Regelmäßigkeit grundsätzlich so. Wie vorbildlich man indes die Staatsfinanzen in Ordnung halten kann, beweist vor allem und immer wieder Taiwan. Das kleine National-China hatte die Ostasienkrise vor sechs, sieben Jahren relativ unbeschadet überstanden, weil man so gut wie keine Staatsschulden aufgehäuft, und parallel dazu riesige Dollar-Reserven angespart hatte. Ein anderes Beispiel für geringe bis gar keine Staatsschulden ist das Nicht-EU-Mitglied Norwegen, wenngleich man hier einschränken muß: Geht eines Tages das Erdöl zu Ende, dann muß man auch all die sinn- und zwecklosen Frauen- und FrauInnen-Fördergeschichten einstampfen, und ob das wirklich geschieht, darf getrost bezweifelt werden. Auch Bill Clinton hatte es zuwege gebracht, zweimal hintereinander Jahreshaushalte aufzulegen, ohne einen Cent Neuverschuldung, sondern im Gegenteil mit Altschuldentilgung. Schon im ersten Jahr seiner Präsidentschaft machte George Bush damit Tabula Rasa: Für seine Kriegsspiele nahm er Gaga-Kredite jenseits von gut und böse auf.
Daß sich die Politiker eines Staates im Grunde genommen in der prinzipiell identischen Situation wie ein Geschäftsmann befinden, liegt schlicht und einfach an den Gesetzen der Mathematik und nicht an irgendwelchen Ideologien, die man den Leuten vor den Wahlen verhökern möchte und dabei ohnehin lügt, daß sich die Balken biegen. Andererseits: Wenn der Souverän einer Demokratie sich immer und immer wieder bescheißen läßt, dann ist er auch selber schuld, und bekommt mit der faktischen Staatspleite auch nur, was er verdient; nicht mehr und nicht weniger. Mathematik bedeutet hier im Speziellen: Kaufmännische Buchführung, samt ausgewiesener Gewinn- und Verlustrechnung. Jeder Geschäftsmann, der seinen Betrieb nicht ordentlich führt und seine Kredite ins Uferlose aufhäuft, so daß er die damit zusammen hängenden Verpflichtungen nicht mehr bedienen kann, muß pleite gehen. Das heißt, lange, bevor er so weit wie unser Staat wäre, wird ihm die Bank den Geldhahn zudrehen; schläft die Bank hingegen, dann steht unser Kaufmann irgendwann wegen Betrug und Konkursverschleppung vor Gericht. Niemals jedoch die Politiker-Mischpoke. Einen dem Kaufmann vergleichbaren Schuldenrahmen haben die USA und die Teuro-Länder schon seit Dekaden um ein vielfaches Giga-Maß überschritten, und das nicht, weil nicht die selben mathematischen Gesetze gölten, sondern weil es keine Instanzen gegeben hatte, die sie an ihrem Treiben gehindert hätte.
Außerdem läßt du einen wichtigen Gesichtspunkt einfach weg. Es geht ja nicht nur um permanentes Wachstum, dessen Grenzen man diskutieren könnte, Stichworte Abnutzung und Abschreibung. Ein Einfamilienhaus behält nicht einfach so seinen Wert, ebenso wenig eine Maschine zur Produktion von was weiß ich. Alles verliert kontinuierlich an Wert und muß renoviert oder irgendwann komplette ersetzt werden. Hat alles Irdische so an sich.
Was tun? Erstens: Neben Exekutive, Judikative und Legislative benötigen wir dringend eine vierte Staatsgewalt in Form einer Finanzkammer, deren Aufgabe, ohne allzu viel Brimborium und typisch deutschen Bürokratismus, darin läge, a) Steuern zu erheben, sowie b) den Staat mit Geld zu versorgen. Basta. Keine Sperenzchen mit unhaltbaren Wahlversprechen, keine Sperenzchen mehr mit Krediten, die in absehbaren Zeiten nicht mehr zurückgezahlt werden können. Den Politikern muß man unser aller Geld wegnehmen; sie haben hinreichend bewiesen, daß sie damit weder umgehen können noch wollen. Drittens müssen sich hinkünftig die obersten Herrschaften aller vier Gewalten dem Volk regelmäßig zur Wahl stellen; das ?Bäumchen wechsle dich Spielchen? einer Würgitte Hybris, weg vom Amt der Justizministerin, hin auf den Sessel eines Richters am Bundesverfassungsgerichts, könnte ein mündiger Souverän so verhindern. Viertens muß den Landes- und Rechnungshöfen das 1969 verfassungsrechtlich ausgehebelte Recht auf Amtsanklage gegen korrupte Politiker vollinhaltlich wieder zurück gegeben und dann vor allem in den Grundrechtekatalog geschrieben werden, damit eine neuerliche Verfassungsänderung wirksam ausgeschlossen werden kann. Fünftens, um all dies auch hinreichend gewährleisten zu können, muß ein Mindestmaß an Bildung in die Gehirne systematisch eingetrichtert werden, solange selbige noch jung sind. Und das bitte kräftig, dalli und zackig. Jeder in diesem Lande muß über Grundsätzlichkeiten grundsätzlich bescheid wissen, es sei denn, es stünden pathologische Gründe diesen Ansprüchen entgegen.
Ich merke, wie ich mich wieder einmal in Rage geschrieben habe; das ist ja beileibe nix Neues; hat aber mit dir, lieber Conny nix zu tun. Ich bin es so gründlich satt, einem tauglosen Staat meine hart verdienten Steuern hinter die Rosette zu schieben, einem Staat, der es, bei Lichte betrachtet, nicht wert ist, weil er die Kohle mit vollen Händen lustvoll verbrennt, weil?s halt wurscht ist. Wäre ich noch einmal 25, 30 Jahre alt, dann wäre ich weg. Aber unter Garantie.
carlos
gesamter Thread:
- Offtopic: Amerika, ein Gruselmärchen -
Conny,
03.12.2006, 14:47
- Offtopic: Amerika, ein Gruselmärchen -
Max,
03.12.2006, 16:45
- Offtopic: Amerika, ein Gruselmärchen - Conny, 04.12.2006, 01:57
- Weltwährung auf Abruf -
Zeitgenosse,
03.12.2006, 17:51
- Die irakische Terrorherrschaft... -
Dampflok,
03.12.2006, 19:37
- Die irakische Terrorherrschaft... - Kollege, 03.12.2006, 20:45
- Die irakische Terrorherrschaft... - Zeitgenosse, 03.12.2006, 22:36
- Die irakische Terrorherrschaft... -
Conny,
04.12.2006, 01:48
- Die irakische Terrorherrschaft... -
Maxx,
04.12.2006, 02:09
- Die irakische Terrorherrschaft... - Conny, 06.12.2006, 21:13
- Die irakische Terrorherrschaft... -
Maxx,
04.12.2006, 02:09
- Die irakische Terrorherrschaft... -
Dampflok,
03.12.2006, 19:37
- Zahlen dazu - Christof, 04.12.2006, 14:19
- Offtopic: Amerika, ein Gruselmärchen -
carlos,
06.12.2006, 01:24
- Offtopic: Amerika, ein Gruselmärchen -
Conny,
06.12.2006, 20:56
- Offtopic: Amerika, ein Gruselmärchen -
carlos,
08.12.2006, 04:16
- Offtopic: Amerika, ein Gruselmärchen - Conny, 08.12.2006, 19:36
- Offtopic: Amerika, ein Gruselmärchen -
carlos,
08.12.2006, 04:16
- Offtopic: Amerika, ein Gruselmärchen -
Conny,
06.12.2006, 20:56
- Offtopic: Amerika, ein Gruselmärchen -
Max,
03.12.2006, 16:45