Die Wonne des Klagens
Der Kèrl, des -s, plur. ut nom. sing. Diminut. das Kerlchen, ein sehr
altes Wort, welches ehedem eine jede Person männlichen Geschlechtes, in
engerer Bedeutung aber theils einen tapfern, starken Mann, theils aber auch
einen Ehemann bedeutete.
Das stimmt so nicht, denn der Begriff "Kerl" bezeichnete ursprünglich einen Hausbediensteten niederen Ranges. Das tatsächliche Äquivalent dazu ist die "Magd". Beiden übergeordnet war die Mammsell und dieser übergeordnet der Hausdiener als Stellvertreter des Hausherrn. Kerle, die außerhalb des Hauses mit rangniederen Arbeiten beschäftigt wurden, nannte man "Burschen". Stallburschen zum Beispiel.
Das Wort "Frau" entstand aus dem niederdeutschen "Frouwe", was ursprünglich Herrin (Hausherrin) bedeutete.
Wenn also von Frauen und Kerlen die Rede war, so waren damit Herrinen und deren rangniederen männlichen Bediensteten gemeint. Welche Attribute diesen Kerlen auch immer zugeschrieben wurden, spielt keine dabei Rolle - sie waren und blieben rangniedrig!
Und der Ehekerl war ursprünglich ein Ehekarl. Karl wurde vom althochdeutschen „karal“ abgeleitet und bedeutet „Mann“, „Ehemann“.
Der Ehekarl hat also nichts mit Kerl zu tun, es sei denn, damit wurde wortspielerisch ein matriarchales Eheverhältnis beschrieben, in dem der Ehekerl gegenüber seiner Herrin nichts zu melden hatte. Das dürfte damals wohl die Regel gewesen sein.
Es ist durchaus wahrscheinlich, dass die Bezeichnungen Kerl und auch Bursche schon sehr früh in den allgemeinen Sprachgebrauch übergangen sind und dort an Bedeutung verloren haben, bzw. zweckentfremdet wurden. Heutzutage übernimmt wahrscheinlich die Bezeichnung "junger Mann" die sozial zuordnende Funktion des Wortes "Kerl". Denn ein "junger Mann" ist (noch) kein Herr, er hat noch nicht einmal einen Namen! Die Bezeichnung wird auch relativ häufig gebraucht, um Männer (sozial) zurechtzuweisen oder individuell abzuwerten.
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Quellen liegen mir vor, muss ich aber trotzdem erst mal schuldig bleiben. Es wäre mir derzeit einfach zuviel Aufwandt, danach zu suchen.
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"Wenn Ihr Eure Augen nicht gebraucht, um zu sehen, werdet Ihr sie brauchen, um zu weinen."
Jean Paul Sartre
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