Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Der Idiot der Familie (Allgemein)

Flint ⌂, Sunday, 29.07.2007, 10:11 (vor 6326 Tagen)

Auszug aus:

Günter Franzen
Der Idiot der Familie

Über die Unlust der deutschen Männer

An einem Apriltag des Jahres 1955 trafen vier frisch entheiratete Frauen in der Diele der großelterlichen Wohnung in der niedersächsischen Provinz zusammen. Auf den aus groben Krüppelbirken zusammengenagelten Gartenstühlen kauerten meine Großmutter und ihre drei Töchter und hielten Gericht. An der Wand hingen die mit einem Trauerflor versehenen Rötelzeichnungen der drei gefallenen Brüder, auf dem Tisch lagen halbgeöffnete Zigarettenschachteln und die Urteile des örtlichen Scheidungsrichters, der die überlebenden Kriegsteilnehmer, die nach einer längeren oder kürzen Lazarettphase im Schoß der Familie das Weite gesucht hatten, in allen Punkten der Anklage schuldig sprach. Unter das Schluchzen der laut Urteil böswillig Verlassenen mischte sich das Klappern der Kaffeetassen und das saugende Geräusch der Lungenzüge. Die schwarzgebeizte Standuhr tickte von Ewigkeit zu Ewigkeit, bis endlich die Stimme der ältesten Schwester, meiner Mutter, die bis zur Decke aufgetürmten Rauchschwaden zerschnitt: "Alles Schweine, und dein sauberer Vater ist das größte."

.....

Was will das Weib? ... Eine Frage, die bei Licht besehen gar keine Frage ist, sondern eine ohnmächtige, semantisch verkleidete Fluchtbewegung der deutschen Männer vor der ubiquitären (*Ubiquitär: allgegenwärtig, überall verbreitet), durch nichts und niemanden zu stillenden weiblichen Unzufriedenheit; einer, um mit der zitierten Anonyma zu reden, "verkröteten" Klagsamkeit, die sich von der Generation der Treckführerinnen, Trümmerfrauen und Wiederaufbauheroinen über Alice Schwarzers und Andrea Dworkins Pol-Pot-Strategie der weiblichen Emanzipation in den Siebzigern bis zu den eingangs zitierten Beschwerdeführerinnen eines zartbitteren Girlie-Feminismus durchzieht.

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Der Mann macht keine Fehler, er ist der Fehler, und solange dieses Dogma gilt, erleidet die störanfälligste und lebendigste Quelle des menschlichen Glücks, die gegengeschlechtliche Liebe und ihre biologischen Folgen als Objekt des grämlichen Feminismus das Schicksal des Hundes, den man im Urlaub einer Tierpräparatorin anvertraut.

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Wenn ich meine nahezu sechzigjährige Karriere als Schwertträger der Frauenbewegung Revue passieren lasse, begann sie wohl damit, dass ich noch vor Beherrschung der elementaren Kulturtechniken die Fähigkeit ausbildete, der ersten Frau in meinem Leben jeden Wunsch von den Lippen abzulesen, an denen ich unbedingter Liebe hing. Als beflissener Interpret ihrer von Entbehrungen und Enttäuschungen gezeichneten Gesichtszüge fiel mir die Rolle eines kurzbeinigen, durch Drolligkeit und gute Manieren glänzenden Gemütsaufhellers zu, der auf die Wirkungslosigkeit seiner Therapie mit der Erhöhung der Dosis reagierte.

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Meine Selbstachtung, das Gefühl der Verbundenheit mit einer durch die 68er repräsentierten moralischen Elite der Nation, die in historisch beispielloser Kühnheit zum Sturz der kontaminierten Väter aufrief, als diese schon längst am Boden lagen, vor allem aber der Glaube an jenes von der Psychoanalytikerin Margarete Mitscherlich zur anthropologischen Konstante erhobene höhere Wesen, das aus der Perspektive eines bis zur Lächerlichkeit feminisierten Mannes jeder Beschreibung spottet: Die friedfertige Frau.

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Weitaus greifbarer hingegen erscheint mir nach Sichtung der mir zugänglichen lebensgeschichtlichen und literarischen Quellen der Gedanke, dass die narzisstische Wut der enttäuschten Frauen beherrschender war als ihr Bedürfnis, im Augenblick des Zusammenbruchs einer kollektiven Allmachtsphantasie so etwas wie einen seelischen Lastenausgleich mit ihren geschlagenen Männern zu suchen: Das "bisschen" Rauben, Morden und Brandschatzen hätten sie ihnen wohl verziehen, wären sie nur als Sieger heimgekommen.

Die Verlierer sind tot und die Sieger auch, aber die weibliche Unzufriedenheit mit dem anderen Geschlecht pflanzt sich, taumelnd zwischen Idealisierung und Abwertung, durch die postheroischen Generationen fort...
...Die Kandidaten sind entweder zu groß oder zu klein, zu jung oder zu alt, zu weich oder zu roh, zu kalt oder zu heiß, zu klebrig oder zu flüchtig, und wenn der letzte verprellte Freier im Galopp die Burg verlassen und die biologische Uhr das Ende der Fruchtbarkeit angezeigt hat, weint die Prinzessin in ihr goldenes Bidet und erinnert sich des bewährten Klassifikationsschemas ihrer Vorgängerin: Alles Schweine.
Wen wundert es, so frage ich mich, dass den Männer die Lust abhanden gekommen ist. Jetzt, so scheint mir, sind die Frauen am Zug.

http://www.frankfurter-hefte.de/ausschnitt/kontrovers_07_1_2.html

* (Schrägschrift) Einfügung von mir

Flint

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