Wenn der Mensch zur MenschIn wird - oder:

Wieviel »Gleichberechtigung« verträgt das Land?

How much »equality« the country can stand?

Homepage - Archiv 1 - Archiv 2 -- Hilfe - Regeln für dieses Forum - Kontakt - Über uns

125918 Einträge in 30820 Threads, 293 registrierte Benutzer, 444 Benutzer online (0 registrierte, 444 Gäste)

Entweder bist Du ein aktiver Teil der Lösung, oder ein Teil des Problems.
Es gibt keine unbeteiligten Zuschauer!

    WikiMANNia
    Femokratieblog

Jürgen Trittin über das "begabtere Geschlecht" (Allgemein)

Cardillac, Sunday, 11.11.2012, 19:48 (vor 4183 Tagen) @ Kurti

Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Liebe Kollegin, der Empirie, die ich hier zitiert habe, muss man sich stellen. Die Wahrheit ist, dass im statistischen Durchschnitt junge Mädchen besser in der Schule sind als Jungen,

dass sie die besseren Schulabschlüsse und auch die besseren Universitätsabschlüsse haben.


Diesen offenen Sexualrassismus in die Öffentlichkeit hinausposaunt zu haben wird ohne Nachteile für Jürgen Trittin und seine grüne Partei bleiben. Im Grunde denken inzwischen fast alle so, und nur aus Höflichkeit oder Scham spricht man es nur hinter vorgehaltener Hand aus. Es ist der linken Abgeordneten hoch anzurechnen, hier kritisch eingegriffen zu haben. Von den anderen Parteien hätte dies keiner getan.

Unten im Text von M. Klein weist dieser darauf hin, dass die Ursache für Nachteile von Jungen und Männern in den Bildungsinstitutionen noch der Erforschung bedürfen und lediglich Andeutungen darauf existieren, dass es sich um aktive Benachteiligungen handelt. Auch ich glaube, dass dieses Vorhaben sehr schwierig wird. Die besseren Leistungen von Mädchen an den Schulen sind so evident, dass jeder unbefangene Beobachter sie zunächst als biologisch bedingt ansieht. In der Regel wird hier ein physisch-geistiger Entwicklungsvorsprung der Mädchen als Ursache angegeben und die Frage des Potentials als solches eher ausgeklammert.

Als ob die Lage nicht schon schlimm genug wäre, so hat die Verkürzung der gymnasialen Schuldauer auf 8 Jahre die Lage der Jungs noch zusätzlich verschlimmert. In der 12. und 13. Klasse fingen die Jungs an spürbar aufzuholen und die Mädchen vielfach zu überholen. Dieser Abschnitt kommt jetzt an der Schule nicht mehr zum Tragen.

Schule ist so komplex wie die Gesellschaft als Ganzes und daher spielen Bildungsthemen in jedem Wahlkampf eine Schlüsselrolle. Denn: Alle gesellschaftlich relevanten Vorgänge und Polarisierungen lassen sich symbolisch im Bildungsdiskurs abhandeln. Nach den Wahlen wird er dann aus haushaltstechnischen Gründen wieder beendet.

Nevertheless: Das gesellschaftlich Ganze lässt sich nicht durch Beobachtung seiner Teile erkennen. Die Erklärung für Nachteile von Jungs im Bildungssystem scheint schon die empirische Sozialwissenschaft zu überfordern. Mein Reden schon die ganze Zeit: Nicht Popper sondern Marx und Hegel sind hier methodisch zu Rate zu ziehen. Von der Kritik der Gesamtgestalt des Kapitalismus aus muss die Funktion des feministischen Bildungsdiskurses gedanklich erschlossen werden. Vielleicht verfügte die linke Abgeornete noch über einen Rest von soviel theoretischem Sinn, um ihre Zwischenfrage zu stellen.

Hier im antifeministischen Lager wird ja auch biologisiert auf Teufel komm raus, wenn es gerade in den Kram passt. Man hat Trittin und den Millionen anderen Mitläufern im Grunde nichts vorzuwerfen. Sie deuten aus, was sie sehen. "Das Große bleibt groß nicht, und klein nicht das Kleine". Es sind die Verlierer, die die Dialektik für sich entdecken, wie schon Nietzsche erkannte. Lernen wir draus.


gesamter Thread:

 RSS-Feed dieser Diskussion

powered by my little forum