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100Mio. Spinnerei - Revolution im Frauenfußball (Allgemein)

Pack, Wednesday, 13.08.2025, 13:18 (vor 114 Tagen)

Und wenn es schief geht, dann sind die Männer wieder einmal Schuld.
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Das irre 100-Millionen-Projekt

Der Wechsel von Alisha Lehmann zu F.C. Como Women erregte Aufmerksamkeit. Dahinter verbirgt sich ein finanzstarkes Projekt mit großen Zielen.

"Es ist nicht nur ein Klub, der gewinnen will – es ist ein Projekt, das das Ziel hat, die Regeln des Spiels zu ändern, auf und neben dem Platz": Mit diesen Worten begründete Alisha Lehmann ihren Wechsel von Juventus Turin zu F.C. Como Women.

Die 26-Jährige, die neben ihrer Karriere als Profi-Fußballerin mit 16,7 Millionen Followern bei Instagram auch erfolgreiche Influencerin ist, gab den Transfer am Dienstag offiziell bekannt. Mit ihrer Ankunft richten sich in Como also viele Augen auf ein Projekt, das hohe Ambitionen hat – und sich vom Männerfußball lossagen will.

Keine Abhängigkeit von Männerklub
Beim F.C. Como Women handelt es sich nämlich keinesfalls um die Frauen-Vertretung des Serie-A-Klubs Como 1907, sondern um einen komplett eigenständigen Verein. In den europäischen Top-Ligen ist das fast ein Alleinstellungsmerkmal. In der englischen Liga gibt es etwa keine derartige Mannschaft, in Italien können nur die Napoli Women noch Unabhängigkeit vom Männerverein für sich verbuchen.

Seit März 2024 ist der F.C. Como im Besitz der Investmentgruppe Mercury 13. Der Name ist angelehnt an ein Raumfahrtprojekt der 1960er-Jahre, das ausschließlich aus Frauen bestand. Gegründet wurde die Gruppe von Victoire Cogevina Reynal, die gleichzeitig als Aktivistin für Geschlechtergerechtigkeit bei der UN tätig ist, und dem Tech-Unternehmer Mario Malavé.

Mittlerweile gehören aber auch bekannte Namen aus der Welt des Fußballs wie der spanische Welt- und Europameister Juan Mata, der italienische Europameister Giorgio Chiellini sowie Weltmeisterin und Doppel-Olympiasiegerin Lauren Holiday als Investoren dazu. Zusammen möchte die Gruppe rund 100 Millionen US-Dollar in den Frauenfußball investieren. Ausgesprochenes Ziel ist es dabei, mehrere Klubs in verschiedenen Ländern zu besitzen.

Der F.C. Como ist der erste Verein im Mercury-Portfolio. Jeweils ein Klub in Spanien und England sollen folgen. Der Fokus von eigenständigen Frauen-Teams, die nicht zu einem Männerverein gehören, ist den Investoren dabei wichtig. Diesen Ansatz begründete Mercury-Gründerin Reynal der BBC so: "Man sieht normalerweise Frauen-Teams mit einem Männerteam, und wahrscheinlich stehen sie in dessen Schatten."

"Irgendwann funktioniert es nicht mehr"
"Frauen waren Teil eines Systems, das nie auf sie ausgelegt war", fügte sie im Gespräch mit der Plattform "Soccerbible" hinzu. "Im Allgemeinen konsumieren Frauen anders als Männer", sagte sie. Bislang sei die Herangehensweise bei Frauen-Klubs aber zu sehr von den Männern kopiert worden.

Die Denkweise sei, dass sich Fans im Frauen-Fußball genauso verhielten wie bei den Männern und die Spielerinnen eine ähnliche Infrastruktur, ein ähnliches Training und ähnliche Ernährung bräuchten. "Das funktioniert bis zu einem bestimmten Punkt, aber irgendwann funktioniert es nicht mehr", so Reynal.

Ein neues Geschäftsmodell
Bei den Mercury-Klubs soll das deshalb anders werden. "Es passiert viel Magisches, wenn die Frauen-Teams Priorität bekommen. Wir machen keinen anderen Sport. Wir machen keinen Männerfußball. Wir haben einen kompletten Fokus auf Frauenfußball", sagte Reynal.

Wie das aussieht, zeigt sich schon im Alltag beim F.C. Como: Der Klub hat etwa einen Trainer, der sich auf die Physiologie von Frauen spezialisiert hat und ein Beratungsangebot dafür, wie die Spielerinnen ihre Finanzen während und nach der Karriere organisieren können.

Doch auch das ganze Geschäftsmodell möchte Reynal anders organisieren. Männerfußball finanziere sich hauptsächlich aus den Übertragungsrechten und großen Sponsorenverträgen. "Da liegt aber nicht die Zukunft", behautet Reynal. Die Einnahmen aus den Übertragungsrechten verringerten sich bereits. "Und ich würde argumentieren, dass es bei den Männern für Fans und Spieler nicht besonders gut funktioniert. Es gibt eine Menge Hass und Beleidigungen. Aber bei den Männern ist zu viel Geld im Spiel, als dass sie etwas ändern würden", so Reynals Analyse.

Bei ihren Frauen-Teams möchte sie hingegen Einnahmen mit "wertebasierten Sponsoren" generieren. Was damit gemeint sein könnte, zeigt sich beim F.C. Como. Dort tritt mittlerweile die Social-Media-Plattform "We are 8" als Hauptsponsor auf. Ziel des Unternehmens ist es nach eigenen Angaben, "die Anonymität und den Hass", der normalerweise in sozialen Netzwerken herrsche, auf seiner Plattform zu eliminieren. Dafür setzt es moderne, KI-gesteuerte Moderationssysteme ein.

"Jetzt sehen sie es"
Der genaue Bezug zum Frauenfußball? Laut eines Fifa-Berichts bekamen die Spielerinnen bei der Frauen-WM 2023 29 Prozent mehr sexualisierte und homophobe Nachrichten als die Spieler bei der Männer-WM 2022. Ein soziales Netzwerk, das derartige Nachrichten wirkungsvoller unterbindet, kommt also auch den Spielerinnen und Frauen weltweit entgegen.

Zudem schreibt sich die "We are 8" auf die Fahne, ein neues Finanzmodell entwickelt zu haben, das sowohl User als auch gemeinnützige Projekte an den Einnahmen beteiligen soll, statt das Geld ausschließlich in den Taschen einiger Tech-Unternehmen landen zu lassen. Für die Spielerinnen von Como bedeutet das eine weitere Einnahmequelle.

Dabei setzt Mercury bewusst darauf, neue Unternehmen als Sponsoren zu gewinnen, die bislang im Fußball noch nicht prominent vertreten waren. "Unternehmen, denen Frauen wichtig sind oder die sie zu ihrem Hauptkonsumenten gemacht haben, haben Sport nie als Plattform gesehen, wo sie Platz haben", sagt Reynal. "Jetzt sehen sie es."

Den Spielerinnen gefällt der Ansatz. "Ich bin wegen des Projektes gekommen", sagte etwa Mittelfeldspielerin Dominika Conc der BBC. "Wenn du ein Männerteam hast, gibt es ein Sicherheitsnetz, aber gleichzeitig bist du nie die Priorität", sagt sie. "Es ist schön, an einem Ort zu sein, wo du nicht konstant um bestimmte Dinge kämpfen musst."

Lehmann ist begeistert
Etwas, das nun auch einen Star wie Alisha Lehmann lockte. "Dieser Klub möchte etwas aufbauen, was Bestand hat", sagt sie. "Hier kommen Fußball, Identität, Stil und Ambition in einer Art zusammen, die ich noch nie gesehen habe. Ich glaube, dass es der richtige Ort ist, um wahrhaft auszudrücken, wer ich bin, als Athletin und als Person."

Der Coup ihrer Verpflichtung wird dem Projekt weitere Aufmerksamkeit verschaffen und ist ein weiterer Schritt auf dem Weg zu einem emanzipierten Frauenfußball.


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