Liste Femanzen Heide Oestreich Teil 2 (Liste Femanzen)
In Frauenhäusern pflegen "Ideologinnen" ihren "Männerhass", der ihnen "narzisstische Hochgefühle" beschert. Mit ihrer "antipatriarchalen Kampfrhetorik" manipulieren sie "in schwer erträglicher Atmosphäre" verwirrte ratlose Frauen "in die Opferposition" hinein. Der Männerrechtler und Soziologe Gerhard Amendt, von der Uni Bremen, fordert konsequenterweise die Abschaffung dieser "Welt des Männerhasses". So stand es vorige Woche in der Welt. "Frauenhäuser abschaffen?", fragt seitdem die Online-Ausgabe und lässt seine derart informierten Leser abstimmen. Am Sonntag waren noch 40 Prozent dafür, am Montag nur noch 25.
Einen Artikel, der die Behauptungen Amendts auf ihre Stichhaltigkeit überprüft, sucht man in der Welt vergebens. Er selbst verweist auf ein wissenschaftliches Gutachten, das die Lage der Frauenhäuser in Thüringen untersucht hat. Das aber kommt zu dem entgegengesetzten Schluss: "Es dürfte deutlich geworden sein, dass die Frauenhäuser im Bereich des Gewaltschutzes eine nicht unerhebliche Aufgabe erfüllen", heißt es dort. Hätten nur 10 Prozent der Beratungen im Frauenhaus weitere Gewalttaten verhindert, hätte der Staat 16 Millionen Euro gespart, meinen die AutorInnen, darunter der Männerforscher Peter Döge. Allerdings mahnen sie an, dass nur die wenigsten Frauenhäuser eine durchgehende Supervision hätten. Aber nicht weil sie ihren Männerhass pflegen, sondern weil sie chronisch unterfinanziert sind.
Unterschlägt die "Parteilichkeit" der Mitarbeiterinnen, dass auch Frauen gewalttätig sein können und ihren Anteil an der Entstehung des Konflikts haben? Die Erfahrungen der Mitarbeiterinnen im Frauenhaus sind andere: "Das Gegenteil ist der Fall: Die meisten Frauen geben sich selbst die Schuld an der Gewalt", beschreibt es Veronika Nawrath von der Koordinierungsstelle der Frauenhäuser, die in den Wohlfahrtsverbänden organisiert sind.
Womit Gerhard Amendt recht hat: Die Frauenhäuser sehen ihre Aufgabe nicht darin, Familienkonflikte zu therapieren. Auch in Döges Gutachten wird bemängelt, dass die "Parteilichkeit" der Mitarbeiterinnen eine Arbeit mit Männern meist verhindere. Allerdings sehen die Frauenhäuser darin nicht ihre Aufgabe: Es sind reine Noteinrichtungen. Für eine weitere Bearbeitung des Familienkonflikts verweisen sie Männer an Männerberatungen und die Familie an Familienberatungen. Sie selbst nehmen einfach nur Frauen und Kinder auf, die kommen oder die die Polizei bei ihnen abliefert, weil sonst die Gewalt zu Hause weiterginge - ganz egal, welchen Anteil wer persönlich gerade daran hat. Es sind etwa 20.000 pro Jahr. Wohin sollen die gehen, wenn Frauenhäuser aufgelöst werden? In Nordrhein-Westfalen sind 2007 196 Betroffene in Frauenhäuser geflüchtet, die zwangsverheiratet werden sollten. Wohin hätten die gehen sollen? Gerhardt Amendt hat eine Antwort: Beratungsstellen sollen "in Notfällen Männer wie Frauen mit Kindern vorübergehend sicheren Aufenthalt bieten". Genau das tun sie heute schon: Sie bringen Frauen mit Kindern in Frauenhäuser. Was fehlt, ist das Pendant für Männer - und eine ordentliche Finanzierung für beides.
In der Geschlechterpolitik unterscheiden sich SPD und Union - zumindest beim Wollen. Die SPD will Quoten und Gesetze, die Union setzt auf die Kanzlerin.VON HEIDE OESTREICH
BERLIN taz | Die CDU versuchts mit Symbolen, die SPD mit etwas mehr Politik. So lassen sich die Gleichstellungsziele der beiden Parteien zusammenfassen. Gestern bestärkte nicht nur SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier das Ziel der SPD, Aufsichtsräte zu quotieren. Das Ehegattensplitting will die SPD nicht abschaffen, aber kappen. Auch die neue SPD-Gleichstellungskraft, die Schweriner Sozialministerin Manuela Schwesig, setzt erste Duftmarken.
Schwesig betonte in Bild, das Thema Gleichstellung, das meist ein stummes Dasein im "Frauenkapitel" politischer Programme fristet, mit anderen Bereichen vernetzen zu wollen, konkret mit dem Mindestlohn: "Eine alleinerziehende Mutter, die 40 Stunden in der Woche als Friseuse arbeitet, kann ihren Lebensunterhalt derzeit kaum allein bestreiten. Das kann doch wohl nicht sein." Mit einer schwarz-gelben Regierung müsse diese Frau "weiter zum Amt" gehen.
Steinmeier ging gestern insbesondere auf die Lohngleichheit ein: Die Arbeitsbewertung müsse überprüft, das Gleichbehandlungsgesetz weiterentwickelt werden. Die SPD werde dafür auch "einen verbindlichen Rechtsrahmen für die Privatwirtschaft vorlegen".
Die Union möchte von einer Kappung des Ehegattensplittings nichts wissen: "Vor allem Familien, bei denen die Frauen in der Vergangenheit Kinder erzogen, verlieren den gerechten Steuervorteil des Ehegattensplittings", protestierte Familienpolitiker Johannes Singhammer (CSU). Ihnen den Steuervorteil zu nehmen, sei "unverantwortlich".
Verweigerung zeichnet auch das weitere Unions-Frauenprogramm aus. Zwar gleicht die Analyse der der SPD: zu wenig Frauen auf Chefsesseln, Lehrstühlen und in Ingenieurbüros, zu wenig Kitas, eine wenig familienbewusste Arbeitswelt.
Aber die Lösung der Union heißt durchweg: "geeignete Maßnahmen entwickeln", "freiwillige Tests", "darauf hinwirken, dass". Mit anderen Worten: Nichts wird konkret festgelegt. Sogar die unselige "freiwillige Vereinbarung" mit der Wirtschaft über mehr Chancengleichheit, die nachweislich acht Jahre erfolglos war, will die Union "fortschreiben".
Die Union meint offenbar, mit Angela Merkel und Ursula von der Leyen genug frauenpolitische Kompetenz zu beweisen. Ob dies den Wählerinnen ausreicht, ist die Frage. Zwar haben Umfrageinstitute eine hohe weibliche Zustimmung für Angela Merkel ausgemacht - zugleich wollen aber viele Frauen mehr Gleichstellungspolitik: 71 Prozent der von dem Forschungsinstitut ipsos befragten Frauen fanden, das Thema Chancengleichheit werde zu wenig ernst genommen.
Das Problem der SPD: Sie hatte elf Jahre Zeit, ihre frauenpolitischen Ambitionen unter Beweis zu stellen. In Erinnerung blieb vor allem ein groß angekündigtes und dann vom Kanzler blockiertes Gleichstellungsgesetz. FDP-Frauenpolitikerin Ina Lenke sieht deshalb bereits die nächste Sollbruchstelle bei der SPD: "Statt der mühsamen frauenpolitischen Kleinarbeit kommt Steinmeier nun mit einem Riesenversprechen, das er nicht wird einhalten können."
Die Quote hilft der Wirtschaft weiter
Kommentar von Heide Oestreich
Der zivile Ungehorsam ist dieses Jahr in Mode. Nach WutbürgerInnen und renitenten FDP-Euroskeptikern lehnen sich nun auch Koalitionsfrauen im Bundestag gegen ihre eigene Frauenministerin auf. Das ist historisch bedeutsam, weil insbesondere CDU- und FDP-Frauen der männlichen Parteilinie noch stets den Vorrang vor ihren frauenpolitischen Zielen eingeräumt haben.
Den Unionsfrauen aber langt es nun. Sie fordern von ihrer Ministerin mehr als eine kaum sichtbare Flexiquote, die erfüllt ist, wenn die Führungsgremien der Wirtschaft sich je eine einzige Alibifrau zulegen. Sie wollen 30 Prozent.
Wie kommts zu dem plötzlichen Aufstand? Es sind drei Entwicklungen, die die Frauen mutiger machen: Zum Ersten kommen zu den demokratischen Argumenten für eine Quote seit einigen Jahren die ökonomischen: Gemischte Führungsteams haben mehr Erfolg als homogene. Zudem legt der demografische Wandel nahe, dass man sich nach neuen Reservoirs an Fach- und Führungskräften umsehen sollte. Diese Argumentation leuchtet auch einer "Wirtschaftspartei" ein.
HEIDE OESTREICH
ist Redakteurin für Geschlechterfragen in der taz.
Zum Zweiten werden vorhandene Befürchtungen durch die Praxis entkräftet: Eine Menge anderer europäischer Länder zeigen, dass Branchen aus verschiedensten Gründen in die Knie gehen - aber nicht, weil ihnen eine Quote verordnet wird. Unter anderem hat Norwegen dies ausprobiert. Andere Länder wie Österreich, Spanien oder Frankreich folgten.
Der dritte Grund ist die Personalie Schröder. Kristina Schröder wurde aus Proporzgründen eingesetzt, interessiert sich aber kaum für Gleichstellungspolitik. "Danke, emanzipiert sind wir selber", so nennt sie ihr im Frühjahr erscheinendes Buch. Allein der Titel ist schon eine Absage an Frauenpolitik.
Dies und ihre weitgehende Wirkungslosigkeit wären aber gar nicht weiter aufgefallen, hätte sie nicht eine Vorgängerin, die mit Kita-Ausbau und Elterngeld gezeigt hat, dass auch CDU-Ministerinnen etwas in der Frauenfrage bewegen können. Es geht auch anders als bei Claudia Nolte selig oder auch bei Angela Merkel (ja, die war auch mal Frauenministerin), die das Amt schlicht verwalteten
http://www.taz.de/Kommentar-Frauenquote/!83818/
„Heute schon gegendert?“ – alte Rollenbilder auf dem Prüfstand
„Wo ist denn hier die Gender-Statistik?“ Wer bei einer solchen Frage große Augen macht, hat Gender-Mainstreaming noch nicht kennengelernt. Seit zehn Jahren möchte die deutsche Regierung ihre Politik „gendern“. Mit gemischtem Erfolg.
„Gender- was?“ fragen die einen noch belustigt, während andere stolz verkünden, dass sie bereits ihre Sprache, ihre Zielgruppen oder sogar ihren Finanzhaushalt „gegendert“ hätten. „Gender-Mainstreaming“ nennt sich der Verwaltungsprozess, der zugleich ein elegantes Instrument der Weltverbesserung sein will: Männer und Frauen sollten im „Mainstream“ des politischen Handelns gesondert erfasst und ihre Rollen reflektiert werden. Ziel ist, das Machtgefälle zwischen den Geschlechtern abzubauen. Dieses anspruchsvolle Programm hatte die Weltfrauenkonferenz in Peking 1995 angeregt. Seitdem ist es Bestandteil internationaler Abkommen geworden, UN und EU haben sich dazu verpflichtet. Und auch die deutsche Regierung hat Gender-Mainstreaming 1999 offiziell eingeführt.
Zehn Jahre später ist die Bilanz in Deutschland gemischt. Es gibt hochgelobte Pilotprojekte, aber auch viel Ratlosigkeit und Widerstand. Einige Journalisten sehen gar die männliche Identität durch staatliche Umerziehung bedroht. Zuletzt erklärte das Frauenministerium, man wolle den provozierenden Terminus gar nicht mehr verwenden. Was hat es mit diesem Prinzip auf sich, das so einfach klingt – und doch so merkwürdige Reaktionen hervorruft?
Das Geschlecht wird politisch
Da ist zunächst ein sperriger Begriff. Schon unter dem Wort „Gender“ können sich viele Menschen wenig vorstellen. „Gender“ wird in der englischen Debatte im Unterschied zu „Sex“ gebraucht. „Sex“ sollte das biologische Geschlecht bezeichnen, „Gender“ dagegen das „soziale Geschlecht“, die Rollenzuschreibungen. Letztere können Menschen stark einengen. Männer, die stets stark und cool wirken wollen, um „männlich“ zu sein, können unter diesem Anspruch so leiden, dass sie krank werden. Ungünstig haben es auch Frauen getroffen, die angeblich „unweiblich“ wirken, wenn sie vorankommen wollen und Ehrgeiz zeigen. Am nachhaltigsten aber wirkt die traditionelle Rollenverteilung, nach der Frauen unentgeltlich zu Hause arbeiten und dafür von Männern alimentiert werden. Daraus folgt ein Machtungleichgewicht, politisch, ökonomisch und privat.
Gender in meiner Stadt
Als politisches Prinzip soll Gender-Mainstreaming überprüfen: Profitieren beide Geschlechter? Setzen wir Rollenbilder voraus, die Menschen einengen? Gender-Expertin Marion Böker, die Verwaltungen beim Gender-Mainstreaming berät, sieht anfangs viele Angestellte mit den Augen rollen. Das Projekt kommt ihnen überflüssig und kompliziert vor. „Aber wenn sie ein paar Beispiele ausprobiert haben, sind sie oft begeistert“, sagt Böker. In Berlin etwa haben die Bezirke mit dem Gendern ganz klein angefangen: In einer Bibliothek meinten die Angestellten, Männern könnte es gut tun, auch mal etwas über ihre Seele zu erfahren. Sie platzierten die Psycho-Ratgeber in der Technik-Ecke. Und prompt liehen Männer sie aus. Auf einem Sportplatz waren plötzlich mehr Mädchen aktiv: Die Verwaltung hatte gegendert und gemerkt, dass die Jungen den Platz stundenlang besetzt hielten. Daraufhin hatte sie schlicht einen Nutzungsplan aufgehängt.
Gender in der Bundespolitik
Gender-Mainstreaming kann helfen, seine Zielgruppen besser anzusprechen, meint auch Susanne Baer, Juristin und Leiterin des Gender-Kompetenzzentrums der Bundesregierung in Berlin: „Es sind beeindruckend einfache Prüffragen entwickelt worden: Erreiche ich eigentlich, was ich will und wen ich will? Das ist nicht kompliziert.“ Das Kompetenzzentrum hat Anleitungen und Checklisten für alle Ebenen entwickelt. „Gendert“ man die Steuerpolitik, dann müsste man etwa fragen, ob das Ehegattensplitting nicht alte Rollenbilder zementiert. Die Bundeszentrale für politische Bildung hat untersucht, wie sie beide Geschlechter besser ansprechen kann. Sie hat den Anteil der weiblichen Referenten erhöht und Angebote für Frauen entwickelt: Seitdem erreicht sie ihre weibliche Zielgruppe besser: Zwischen 2000 und 2005 wuchs der Anteil der Frauen unter den Teilnehmenden von 30 auf 43 Prozent.
Aber die Bundeszentrale hat auch Grenzen des Konzepts zu spüren bekommen: „Frauen sind heutzutage so unterschiedlich, dass man selten eine einheitliche Auswirkung auf alle Frauen feststellen kann“, hat Barbara Kamutzki, die in der Bundeszentrale für Gender verantwortlich ist, gemerkt. Eher müsse man von „Diversity“, Vielfalt, ausgehen. Und bei vielen Themen ist „Gender“ ein echter Zusatz-Arbeitsauftrag: „Gendern Sie mal kurz die Geschichte der atomaren Abrüstung“, seufzt Kamutzki.
Eine Herausforderung für Traditionalisten
Gender-Mainstreaming fordert ein Umdenken, das auch in persönliche Anschauungen hineinreicht. Menschen, die die alten Rollenmodelle bevorzugen, bemerken plötzlich, dass die Auflösung dieser Modelle längst beschlossene Politik ist. Insbesondere die konservative Presse polemisierte deshalb eine Zeit lang gegen das „Erziehungsprogramm“, das die Identität von Jungen und Männern „zerstören“ wolle (Der Spiegel) und letztlich eine „politische Geschlechtsumwandlung“ (FAZ) anziele. „Wir nehmen den Jungs nicht die Autos weg“, beruhigt Susanne Baer vom Gender-Kompetenzzentrum. Man wolle lediglich die Handlungsmöglichkeiten für beide Geschlechter erweitern.
Das aber erfordert erhebliche Denkanstrengungen. Auch in der Bundesregierung lässt sich das neue Prinzip nicht nebenbei einführen. Neue Gesetzesvorhaben zu gendern ist bisher nur in Einzelfällen gelungen. Das Frauenministerium wollte sogar den Begriff Gender-Mainstreaming durch das deutsche „Leitprinzip Geschlechtergerechtigkeit“ ersetzen, weil der englische Ausdruck zu „Akzeptanzproblemen“ geführt habe. Davon hält Jochen Geppert vom Gender-Kompetenzzentrum nichts: „Dem Geschlecht gerecht werden: Damit kann man auch eine grundlegend unterschiedliche Behandlung von Männern und Frauen begründen und letztlich Stereotype verfestigen. Der Veränderungsimpuls von Gender-Mainstreaming ginge verloren.“ Diese Befürchtung teilten wohl auch viele Ministerien. Sie stimmten einer Veränderung des Begriffs in der Gemeinsamen Geschäftsordnung der Bundesregierung nicht zu.
Heide Oestreich ist Redakteurin für Geschlechterpolitik bei der „tageszeitung“.
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http://www.goethe.de/ges/mol/dos/gen/ger/de4258503.htm
Der Kommilitone reißt derbe Zoten, der Professor wird zudringlich - Sexismus auf dem Campus ist ein alltägliches Problem, das viele Unis jedoch verdrängen. Oft bleiben die Opfer mit ihrer Scham allein.
Für die Studierenden ist es ja schön, wenn ihr Professor nett ist. Aber was können sie tun, wenn er zu nett wird? Wenn er in der Prüfung den Arm um die Studentin legt. Den Besprechungstermin nach Hause verlegt. Sie zu küssen versucht. So erging es Regine Schulz*. Sie wehrte ihn ab, drängte darauf, auf der professionellen Ebene zu bleiben - und stürzte ab. Der Prof richtete an sie von da an im Seminar die schwierigsten Fragen, setzte sie vor den anderen herab und wollte sie schließlich wegen eines Fehltermins von seiner Veranstaltung ausschließen. Aber er war der einzige Professor, der ihr Spezialgebiet unterrichtete. Eigentlich hatte sie ihre Abschlussarbeit bei ihm schreiben wollen. Was sollte sie tun?
Das ist eines der Probleme mit sexueller Belästigung an der Uni. Die Hierarchie. Die Abhängigkeit. Regine Schulz wandte sich an die Frauenbeauftragte. Und die kannte den Professor schon. Es war eine seiner üblichen Methoden, mit attraktiven Studentinnen umzugehen. Anbaggern und fallen lassen. Die Frauenbeauftragte schaltete den Dekan ein. Es gab Gespräche mit dem Professor. Eine Geldbuße und Auflagen: Die Frauenbeauftragte sollte nun an den Prüfungen teilnehmen. Seine Sprechstunde durfte er nur noch mit offener Tür halten, sodass die Sekretärin mithören konnte. Der Professor aber ist hartgesotten. Seine Sprechstunde hat er nun auf den Abend verlegt, da ist die Sekretärin nicht mehr im Büro.
Auch Ärger mit Sexismus an der Uni?
Sieben nützliche Ratschläge für Hochschulen, Dozenten und Studenten, die im akademischen Alltag mit sexistischen Übergriffen konfrontiert werden.
Das Problem ist nicht gelöst. In der Prüfung, in der auch die Frauenbeauftragte gesessen hat, bekam Regine Schulz kaum einen Ton heraus. Sie unterbrach ihr Studium. Nun sucht sie gemeinsam mit der Frauenbeauftragten einen neuen Studienplatz an einer anderen Uni. Der Professor? Ist unkündbar.
Hunderte Twitter-Nutzer reagierten mit einem #Aufschrei
Sexismus wird seit Jahresbeginn wieder öffentlich diskutiert, nachdem bekannt wurde, dass ein Politiker eine Journalistin sexistisch angebaggert hatte. Hunderte Twitter-Nutzer reagierten mit einem Aufschrei, beschrieben den sexistischen Alltag. Anne Will talkte darüber. Bei Günther Jauch rief Alice Schwarzer: "Die alte Kacke dampft immer noch!" Und was passiert an den Hochschulen? Wo Tausende Studentinnen auf Kommilitonen, Dozenten und Professoren stoßen? Nichts. Oder genauer: fast nichts.
Auf dem Campus herrscht weitgehend Ruhe. Man lebt in der Welt der Wissenschaft, da hat das Private privat zu bleiben. Und Regine Schulz? Eine krasse Ausnahme? Wie steht es um sexuelle Belästigung, Stalking und sexuelle Gewalt an den deutschen Hochschulen?
Die Ruhr-Uni Bochum wollte es bereits vor diesen Ereignissen genauer wissen und lancierte eine europaweite Onlinebefragung von Studentinnen, ergänzt durch Gruppeninterviews und Expertenbefragungen. 2012 wurden die Ergebnisse veröffentlicht. Darin zeigt sich: Über die Hälfte der befragten Studentinnen, 55 Prozent, hatten während der Zeit ihres Studiums sexuelle Belästigung erlebt. Vor allem kamen ihnen Männer unnötig nahe, machten Kommentare über ihren Körper und pfiffen ihnen hinterher. Seltener waren Belästigungen wie Betatschen, Küssen, Verfolgen oder das Erzählen obszöner Witze. Ein gutes Fünftel, 22 Prozent, fühlte sich gestalkt, war also mit Anrufen, Drohungen und Auflauern konfrontiert. Sexuelle Gewalt im engeren Sinn, also erzwungene sexuelle Handlungen, erlebten 3,3 Prozent der befragten Studentinnen.
Warum auch Studentinnen die Belästigung oft bagatellisieren
Die Erhebung spiegelt auch den gesellschaftlichen Umgang mit dem Thema: So zeigte sich, dass die Studentinnen sexuelle Belästigung meist zu bagatellisieren versuchen. Sie hatten Angst, als prüde oder zickig zu gelten. "So wird die gesellschaftlich akzeptierte Bagatellisierung sexueller Belästigung internalisiert und die Betroffene traut ihren eigenen Gefühlen nicht", heißt es in der Studie.
Dazu trägt auch bei, dass Belästigungen, Stalking oder sogar sexuelle Gewalt dort stattfinden, wo die Studentinnen sie nicht vermuten. Sexuelle Gewalt geschieht selten auf dem dunklen Parkplatz oder im Gebüsch, sondern meistens in der eigenen oder einer fremden Wohnung. Die Täter sind sehr oft Bekannte. Mehr als ein Viertel der Täter waren Partner, von denen sich die Frau getrennt hatte. Weitere 28 Prozent Bekannte oder Freunde. Die Studie zeigte auch, dass der belästigende Professor ein Bild ist, mit dem die Studentinnen sehr viel Angst verbinden. Sie gehen davon aus, dass die Hochschule immer eher den Prof schützt, als ihnen zu glauben. Aber in der Praxis gingen 82 Prozent der Belästigungen, 90 Prozent des Stalking und 86 Prozent der sexuellen Gewalt von Kommilitonen aus.
Hochschülerinnen haben insbesondere mit Belästigungen zu kämpfen. Susanne Plaumann, stellvertretende Frauenbeauftragte der TU Berlin, hat einiges miterlebt: Studentinnen werden bis in Bibliotheken verfolgt. Studenten suchen auf Damentoiletten per Aushang nach "Musen" oder filmen ihre Kommilitoninnen auf der Toilette durch ein Loch in der Trennwand oder unter der Wand hindurch mit dem Handy. Die Mathematiker machten einen Cartoonwettbewerb und es gewann das Bild ei-nes Freiers, der eine Prostituierte fragte, was denn die Kurvendiskussion bei ihr koste.
Aber Plaumann kennt auch die Dozenten, die ihre Macht missbrauchen. "Das sind oft charismatische Männer, sehr zugewandt, sehr beliebt," sagt sie. Die breiteten dann etwa ihre Scheidungsgeschichte vor der Studentin aus und suchten "Trost". Für die Studentinnen "stürzen dann Götter vom Himmel", sagt Plaumann. Sie mögen ihn doch eigentlich, aber diese Angebote in einer hierarchi-schen Beziehung führen zu einem Loyalitätskonflikt. "Und dann entsteht oft eine enorme Scham bei den Frauen", hat Plaumann beobachtet.
Was tun die Frauenbeauftragten dann? Alarm schlagen? Den Fall öffentlich machen? Nein, sie tun eher das Gegenteil. "Ich mache systematisch die Fässer zu", sagt Plaumann, "denn wenn der Fall publik wird, muss immer die Studentin es ausbaden." Der Professor sei unkündbar, die Studentin in der schwächeren Position. Auch, wenn die Uni etwas unternimmt, bleibt das immer leise. Einem Dozenten, der einer Transperson zwischen die Beine griff, um ihr Geschlecht "festzustellen", wurde die Lehrbefugnis entzogen. Belästigenden Studenten kann Hausverbot erteilt werden. Ein wissen-schaftlicher Mitarbeiter, der seiner Studentin über Facebook erklärte, er sei jetzt im Partymodus und sie solle doch mal beschreiben, was sie anhabe, wurde mit einem ernsten Gespräch ruhiggestellt.
Gerade die Universität ist ein schwieriges Terrain, um Belästigungen und Sexismus anzusprechen, ist die Erfahrung von Sonja Weeber. Sie studiert Gender Studies an der Berliner Humboldt-Uni und vertritt in der studentischen Vertretung queer-feministische Interessen. "Die Universität ist ein männlich dominierter Raum," meint sie, "die Chefs sind meist männlich, die Prüfer sind meist männlich und das Klima ist so, dass über persönliche Probleme überhaupt nicht gesprochen wird." Wenn diese Menschen dann sexistische Sprüche von sich gäben, herrsche die Auffassung, dass eine Frau daraus bitte kein Problem zu machen habe. "Ich darf es nicht mal als belästigend empfinden", meint Weeber. Ihre Uni will daran etwas ändern: Ende Juni organisierte sie eine Veranstaltung, bei der auch Sonja Weeber auf dem Podium saß: "Sexualisierte Diskriminierung und Gewalt an der Hochschule - (k)ein Thema?" lautete der Titel.
Ein Tabu führt zum nächsten: Angst-Orte. Die neue Bibliothek der Humboldt-Uni in Berlin gilt als ambitioniert, aber voller verwinkelter dunkler Gänge, in denen man nicht einmal Handyempfang hat, erzählt Sonja Weeber. Wenn nun Studentinnen kommen und sagen, sie fühlten sich dort nicht wohl - wer nimmt das ernst? Weeber erzählt auch vom Uni-Wachschützer, der, statt Menschen zu helfen, diskriminierende Sprüche über Lesben oder Schwule mache. "Es herrscht keine Sensibilität. Es herrscht das Gegenteil", sagt sie. Die Ruhr-Uni Bochum, ein Ungetüm aus den Sechzigern mit sehr vielen dunklen Ecken, will demnächst umbauen und hat dafür alle Mitarbeitenden und Studierenden der Universität nach ihrem Sicherheitsgefühl und ihren Erfahrungen befragt. Im Herbst sollen erste Ergebnisse vorliegen.
"Ich hätte gedacht, dass reflektierte Studentinnen mit solchen Situationen offensiver umge-hen."
Vermeidungsstrategien sind die Folge, wenn Angst-Orte und Belästiger nicht offensiv angegangen werden, hat die Kriminologin Katrin List beobachtet: Manche Frauen gehen nicht zu bestimmten Lehrveranstaltungen, die am Abend stattfinden. Andere gehen abends nur noch in Begleitung auf den Campus. In schlimmen Fällen brechen Frauen auch das Studium ab. "Vermeidung ist es, was jungen Frauen in der Pubertät beigebracht wird", meint List. Und formuliert zugleich ihr Erstaunen darüber: "Ich hätte gedacht, dass reflektierte Studentinnen mit solchen Situationen offensiver umgehen." Stattdessen seien die Frauen wenig informiert, würden die möglichen Ansprechstellen nicht kennen - und jede zweite mache sich selbst Vorwürfe. "In diesem Elfenbeinturm Uni herrscht der Diskurs, dass wir ja alle aufgeklärt sind. Das macht die Uni zu einem schwierigen Ort", sagt List.
Auch Uschi Baaken, die Vorsitzende der Bundeskonferenz der Frauen- und Gleichstellungsbeauf-tragten an Universitäten (Bukof), hält die Uni für ein schwieriges Terrain. "Es gibt an der Uni genauso viel oder wenig sexuelle Belästigung wie in der Gesellschaft insgesamt", ist ihre Einschätzung, "aber an der Uni ist so etwas stärker tabuisiert." Und so kann man sich auch nicht bei allen Hochschulen darauf verlassen, im Falle eines Falles gut betreut zu werden. "Es gibt Universitäten, die nicht einmal Ansprechstellen haben. Da versickert das Thema dann irgendwo", sagt Baaken.
Unis wollen das Problem oft nicht wahrhaben
Wie kommt es zu diesen Unterschieden zwischen den Universitäten? Starke Gender-Bereiche klären intern besser auf als kleine oder schwache. "Wenn dann noch eine offene Univerwaltung dazu-kommt, dann kann man kompetent Schutz gewähren", sagt Baaken. Ihre Uni in Bielefeld hat angeregt, dass Maßnahmen gegen sexuelle Belästigung und Gewalt als Kriterium für eine Zertifizierung aufgenommen werden. Unis, die nun das Gleichstellungssiegel "Total E-Quality" beantragen, das eine Uni bekommt, die viel für die Geschlechtergerechtigkeit unternimmt, müssen nun auch Kompetenz in diesem Bereich zeigen.
Was tun? Alle, die sich gegen Sexismus und sexualisierte Gewalt einsetzen, stehen vor demselben Problem. Die Uni möchte ein fortschrittlicher exzellenter Wissenschaftsstandort sein, kein Hort von Belästigern und Stalkern. Deshalb geht kaum eine Uni das Thema offensiv an. "Wir müssen endlich sagen: Ja, Diskriminierung findet auch an der Uni statt", fordert Weeber und wünscht sich eine Antidiskriminierungsstelle, die Betroffene beraten kann. Diese Stelle hätte auch den Vorteil, dass be-lästigte Männer dort einen neutralen Anlaufpunkt hätten und nicht die Frauenbeauftragten aufsu-chen müssen, die unter Umständen gar nicht für sie zuständig sind. Denn: Auch Männer werden belästigt, emotional erpresst oder gestalkt. Darauf weist die Kriminologin Katrin List hin. Auch dazu soll es demnächst Forschung geben.
Schließlich sollten die Studierenden in Erstsemester-Veranstaltungen auf die Problematik hingewiesen werden und die Dozierenden, wenn sie ihren Arbeitsvertrag unterschreiben. Die Universität kann sich entsprechende Richtlinien geben, die zeigen, wie bei Fällen sexueller Belästigung vorgegangen wird. Denn das Schweigen an den Unis über diese "persönlichen Probleme" muss beendet werden, fordern Frauenbeauftragte. Und das ist wohl die schwierigste Aufgabe von allen
Am 8. März ist Weltfrauentag. Der Tag ist die beste Gelegenheit, sich innerhalb der Hochschule mal wieder als Frauenförderer hervorzutun. Selbstverständlich nicht, ohne vorher die Betriebsanleitung für Zyniker gelesen zu haben.
Das Wichtigste vorweg: Natürlich betonen Sie öffentlich, dass Sie Frauenförderung ganz großschreiben. Sprechen Sie darüber, wie gern Sie sich für die Gleichstellung einsetzen. Beteiligen Sie sich am Mentoringprogramm der Gleichstellungsbeauftragten: Professor treffen sich mit Talenten zum Essen und geben Tipps. Natürlich nicht die echten, sondern wohlfeile Ratschläge. Wenn es mit der Stelle dann trotzdem nicht klappt, konnte die junge Dame eben einfach nicht überzeugen.
1. Augen auf bei der Bewerberauswahl!
Wenn Sie einen Posten ausschreiben, dann formulieren Sie die Anforderungen möglichst eng und genau. Vielleicht ungefähr so, wie es zu ihrem Lieblingsbewerber passt? Viele Frauen liegen dann mit ihrer Qualifikation leider haarscharf daneben. Wenn Sie trotz langen Suchens keine Frau für diese Stelle gefunden haben, können Sie dies natürlich erst spät mitteilen. Dass die Gleichstellungsbeauftragte, so vorhanden, dann keine Gelegenheit mehr hat, selbst noch mal zu suchen, ergibt sich unerfreulicherweise aus Ihrer Gewissenhaftigkeit.
Müssen Sie eine Frau zum Vorstellungsgespräch einladen, dann achten Sie auf ihr Auftreten. Ist es etwa zu bescheiden? Nicht, dass die Arme bei Ihnen im Betrieb untergeht. Plaudern Sie, um eine lockere Atmosphäre herzustellen, länger über Ihr Forschungsgebiet und die tollen Möglichkeiten, die man dort hat. Falls die Bewerberin so höflich ist, Sie nicht zu unterbrechen, um für sich Werbung zu machen, ist sie zu schüchtern für den Job.
2. Allgemeine Abwehr von weiblichen Führungskräften
Untersuchen Sie, ob die Bewerberin beim ersten Wind schon umfällt. Seien Sie aggressiv: „Warum um Himmels willen sollen wir Sie einstellen? Sie haben doch nichts zu bieten.“ So sieben Sie junge Talente ohne Sozialkompetenz aus. Tritt eine Frau anders auf, als Sie erwartet haben, nämlich forsch und selbstbewusst, müssen die Alarmglocken klingeln: Wollen Sie einen so schwierigen Charakter in der Gruppe haben? Frauen sind oft weniger konkurrenzbetont, stellen ihr Licht unter den Scheffel. Pech für sie. Loben Sie ihre Zurückhaltung. Was für eine angenehme Person! Die Stelle kriegt aber natürlich der, der sich am besten verkauft. Zeigt sie überdurchschnittliche Ambitionen? Also, die ist ja krank vor Ehrgeiz. Mit der gehen Sie nicht so gerne ein Bier trinken.
Ermutigen Sie die Kollegin ruhig, sich auf die Praxis zu stürzen, dass macht ihr ja ohnehin mehr Spaß: die Lehre, die ja so vernachlässigt wird. Die Klinik in der Medizin! Karriere macht man damit natürlich nicht. Aber wollte die Kollegin das überhaupt?
3. Der Nahkampf: Isolieren im Job
Haben Sie so einen Fremdkörper in Ihrem Team, dann müssen Sie vor allem die anderen Männer bei Laune halten: Loben Sie alle Leistungen ihrer männlichen Kollegen. Erwähnen Sie die der Frau nicht. Nicht, dass die sich was einbildet.
Eine Frau verhält sich oft anders als Männer. So werden Sie sicher bald zu dem Urteil kommen: Fachlich ist sie ja super, menschlich allerdings, „na ja, da muss man sie zu nehmen wissen“. „Spezieller Charakter“ tut’s auch. Teilen Sie das zur Vorsicht in maßgeblichen Runden mit.
Karrieren werden abends an der Bar gemacht. Wenn Frauen da etwas Besseres vorhaben, können Sie denen auch nicht helfen. Man muss auch mal ein längeres Gespräch über Fußball und Autos führen dürfen. Natürlich spricht man bei diesen Themen eher die Männer an. Aber schließlich wollen Sie sich nicht verbiegen, nur weil die Frau dabeisitzt. Ab einem gewissen Alkoholpegel können Sie den Humor der Frau testen. Natürlich werden da auch Herrenwitze gemacht. Ist eine Frau da humorlos, ist das natürlich ein Schwachpunkt.
Achten Sie immer auf den Testosteron-Überschuss.
Achten Sie immer auf den Testosteron-Überschuss im Büro: Sprüche und Witze, immer schön an der Frau vorbei. Nur weil die selbst auf den Mund gefallen ist, grollt sie jetzt? Also wirklich: so eine unsympathische Mimose. Wenn die Frau sich in ihrem Büro nicht so wohlfühlt – was soll man da machen? Bald bekommt sie Kinder, und danach werden ja ohnehin die Karten neu gemischt.
4. Der sichere Evergreen: Sie will Kinder
Hier können Sie der Welt schlicht ihren Lauf lassen, denn die Wissenschaft ist nun mal mit Kindern schwer vereinbar. Einige Incentives könnten Sie aber schon setzen: Frauen wollen Kinder. Raten Sie der betreffenden Kollegin dringend zu. Kinder sind der Sinn des Lebens. Sie würde die Entscheidung gegen Kinder später immer bereuen, einsam im Alter sein. Kinder als Karrierehindernis? Aber doch heute nicht mehr! Sichern Sie größtmögliche Unterstützung zu. Großes Präsent zur Geburt! Dass dann aber die Kitazeiten so gar nicht mit den Bürozeiten zusammenpassen, haben Sie natürlich vorher nicht geahnt. Früher gehen? Ja, was stellt die sich denn vor? Die Sitzungen auf 14 Uhr vorverlegen? Aber das macht ja den ganzen Arbeitstag kaputt. Weisen Sie die Kollegin öfter mal auf ihre Mutterpflichten hin. Ein Kind braucht seine Mutter. Da sollte man im Beruf schon mal zurückstecken. Über Nacht wegbleiben für eine Tagung, das ist ja gar nicht gut für den kindlichen Schlaf. Ihre eigene Frau kriegt das ja auch alles hin. Sie ist halt im Beruf kürzer getreten. Der Abgabetermin für das Paper kann nicht eingehalten werden? Weil das Kind krank ist? Das geht einfach nicht.
Zum Glück ist da doch der einsatzbereite Kollege, dem kann man mehr und verantwortungsvollere Aufgaben geben. Der junge Mann ist erstens jünger und hat zweitens seinen Doktor in Rekordzeit hingelegt. So muss das aussehen. Und dabei hat er auch Kinder! Um die kümmert sich halt seine Frau.
Inzwischen sind Sie ernsthaft besorgt: Warum sollte die Kollegin nicht mal eine Auszeit nehmen? Sie macht sich ja kaputt. Das kann man nicht mit ansehen. Sie verpasst ja die schönste Zeit mit den Kindern! Vor allem ist sie ja auf das Geld gar nicht angewiesen. Schließlich ist der Mann schon Professor und verdient genug. Soll sie doch lieber die Kinder genießen. Wenn der Mann sie dann später verlässt, ist sie natürlich schlecht abgesichert. Aber wer wird denn so pessimistisch sein? Ja, die Frauenbeauftragte hat das gesagt. Natürlich, die Miesepetra vom Dienst. Aber die geschätzte Kollegin steht ja wohl über solchen Kleinlichkeiten.
5. Scheiden tut weh!
Leider fährt die Kollegin nicht mehr so oft auf Kongresse ins Ausland. Und so richtig viele Veröffentlichungen hat sie auch nicht vorzuweisen. Das ist natürlich schlecht für die Reputation. Die Kollegin ist unzuverlässiger geworden. Da kann man sie beim besten Willen nicht weiterempfehlen, wenn irgendwo eine Stelle frei wird. Da muss man die Kirche mal im Dorf lassen. Da Frauen ja auch nicht so mit ihren Arbeitsergebnissen prahlen, werden sie natürlich auch leicht übersehen: selbst schuld. Und so ist es kein Wunder, wenn die Forschungsgruppe umstrukturiert wird und ein Job wegfällt, es dann eher der der Frau ist. Die ist ja sowieso schon halb zu Hause. Falls Entlassungen anstehen: Treffen Sie eine faire Sozialauswahl. Den Mann, Vater einer vielköpfigen Familie in spe, müssen Sie halten. Die Frau, deren Mann doch sicher auch einen guten Job hat oder haben wird, dagegen nicht. Das wird ja wohl jeder verstehen.
Exitus: Berufsrückkehr
Sie kommt nach zwei Kindern zurück. Ja, aber in der Wissenschaft kann man da natürlich nichts mehr werden. Der Zug ist abgefahren. Aber natürlich helfen Sie gerne weiter: Im Sekretariat wird demnächst eine Stelle frei!
Diese Betriebsanleitung entstand auf Basis von Gesprächen mit: Roswitha Bocklage, Sprecherin der Bundesarbeitsgemeinschaft der kommunalen Gleichstellungsbeauftragten; Heidi Degethoff de Campos, Gender Controllerin der Technischen Universität Berlin; Martine Herpers, Chefin der Beratungsfirma Erfolgsfaktor Frau; Marion Knaths, Inhaberin der Coachingfirma Sheboss; Monika Schulz-Strelow, Präsidentin von FidAR (Frauen in die Aufsichtsräte e. V.), und Sybille Jung, Gleichstellungsbeauftragte der Universität Saarbrücken.
Erschienen in:
duz Magazin 03/13 vom 22. Februar 2013
- See more at: http://www.duz.de/duz-magazin/2013/03/frau-forscherin-wollen-sie-zu-uns/159#sthash.WgstaxnU.dpuf
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Die ultimative Dienstleistungsoffensive des Antifeminismus
Ein bisschen Frauenhass steht jedem Mann!
wikimannia statt femipedia
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- Liste Femanzen Heide Oestreich Teil 1 -
Oberkellner,
13.12.2013, 21:45
- Liste Femanzen Heide Oestreich Teil 2 - Oberkellner, 13.12.2013, 21:46