Ungereimtheiten (Gewalt)
Die Nummer sieht mittlerweile nach einer erstklassigen Auftragsarbeit der Regierung aus.
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Aus: Ausgabe vom 10.04.2018, Seite 4 / Inland - Ungereimtheiten in Münster - Nach Autoattacke eines mutmaßlich Depressiven: Drei Mietwohnungen, fünf Autos und die illegal erworbene Waffe des Täters geben Rätsel auf - Von Klaas Brinkhof
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Aus Respekt vor den Opfern der Amokfahrt in Münster am Samstag haben die Gewerkschaften einen für Dienstag geplanten Warnstreik im öffentlichen Nahverkehr abgesagt. Müllabfuhr und Straßenreinigung werden ebenfalls wie gewohnt arbeiten. Die städtischen Kitas und die Hallenbäder sollen allerdings teilweise geschlossen bleiben.
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Die Münsteraner Polizei bestätigte derweil am Montag, dass schwerbewaffnete Beamte unmittelbar nach der Tat auf dem Prinzipalmarkt unweit des Tatorts mit gezogener Waffe einen Inder kontrolliert hätten. Ein Video von dem Vorfall kursiert seit Samstag im Internet und hatte in den sogenannten sozialen Netzwerken Spekulationen über einen islamistischen Anschlag genährt. Der Mann musste sich mit den Händen über dem Kopf auf den Bürgersteig legen. Er war mit einem Landsmann in der Innenstadt unterwegs und hatte die Anweisungen der Polizei nicht verstanden. Mit den 200 Meter entfernten Ereignissen hatte er nichts zu tun.
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Die Polizei sieht bei dem Täter Jens R. derweil weiter keine Hinweise auf einen politischen, möglicherweise rechtsradikalen Hintergrund, sondern geht davon aus, dass der 48jährige psychisch instabil war und sich mit einem lauten Knall von dieser Welt verabschieden wollte (siehe auch jW vom Montag). Die Beamten gehen also von einem sogenannten erweiterten Selbstmord aus.
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Doch einige Ungereimtheiten lassen daran zweifeln. Nicht jeder hängt sich eine »Kalaschnikow« als Dekoration an die Wand, auch wenn sie nicht funktionstüchtig ist. Im Laufe des Sonntags stellte sich sogar heraus, dass die Beamten bei der Durchsuchung der Wohnungen des Täters in Münster, Dresden und Pirna Gasflaschen und Kanister mit Benzin und Bioethanol gefunden haben. Plante er also weit Größeres?
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Es existiert offenbar eine seitenlange Abrechnung mit dem eigenen Leben, die R. Ende März per E-Mail an Bekannte schickte, unter anderem an einen Nachbarn, der daraufhin die Polizei verständigte. Die traf Jens R. aber an keiner seiner Meldeadressen an. Eine Nachbarin erzählte Spiegel online, R. sei in letzter Zeit oft wochenlang mit seinem Campingbus unterwegs gewesen. Wohin er damit fuhr, ist bis jetzt unbekannt und laut Staatsanwaltschaft Gegenstand der Ermittlungen. Auch am Sonntag war die Straße, in der R. wohnte, durch SEK-Beamte abgesperrt. Die Untersuchung der Wohnung dauerte an.
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Fünf Autos, drei angemietete Wohnungen, ein Campingbus, eine Pistole – beeindruckende Besitztümer für einen Industriedesigner, der aus dem Leben scheiden will. Für die Waffe, die er am Ende gegen sich selbst richtete, besaß er laut NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) keinen Waffenschein. Sie sei nicht »ordnungsgemäß erworben« gewesen, sagte Reul am Montag im WDR.
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In der genannten E-Mail beklagte sich R. anscheinend über die harte Erziehung durch seine Eltern, über eine angeblich missglückte Operation am Rücken, über sein Leben allgemein. Er soll anfangs in seinem Beruf recht erfolgreich gewesen sein und gutes Geld verdient haben. Nachdem er aber im Hausflur gestürzt war, lief es finanziell nicht mehr so gut. Wie er sich seinen Lebensstandard dennoch leisten konnte, ist eine weitere offene Frage.
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Am Montag war Münster aber fast schon wieder raus aus den Schlagzeilen: Die Festnahme von sechs mutmaßlichen islamistischen Terroristen, die einen Anschlag auf den Halbmarathon am Sonntag in Berlin geplant haben sollen, war die neue Topnachricht. Doch die Beweislage war mehr als mager. Die Männer im Alter von 18 bis 21 Jahren wurden am Montag aus dem Polizeigewahrsam entlassen, gegen sie ergingen keine Haftbefehle, wie ein Sprecher der Berliner Staatsanwaltschaft mitteilte. Es gebe keinen dringenden Tatverdacht.
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