Wenn der Mensch zur MenschIn wird - oder:

Wieviel »Gleichberechtigung« verträgt das Land?

How much »equality« the country can stand?

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Das wird den Welt.de-Lesern zu blöd: "INTEGRATIONSSTREIT - Wir sind doch schon weiter" (Das hat nichts mit Nichts zu tun)

WWW, Tuesday, 31.07.2018, 20:37 (vor 2094 Tagen)

Stand: 30.07.2018 | Lesedauer: 2 Minuten
Andrea Seibel
Von Andrea Seibel
Ressortleiterin Forum/Meinung

Ist die Integration gescheitert? Gemach. Man kann die Sache auch ganz anders sehen – junge Migranten sagen selbstbewusst, wer sie sind. Der Paukenschlag einer beginnenden Emanzipation, wie beim Feminismus.


Wie so oft im deutschen Debattenrausch entfernen sich die Gedanken und steilen Thesen rapide vom ursprünglichen Anstoß. Wer redet noch von Özil? Der dreht weiter seine Runden und schießt seine Tore. Aber in Deutschland ist mal wieder Land unter: „Entfremdung“, titelt der „Spiegel“, so, als sei Deutschland grandios an sich gescheitert und hoffnungslos „gespalten“.

Die Abgesänge auf Integration und Gelingen sind enorm, und der Negativismus erstaunt. Man kann alles aber auch ganz anders sehen: Sind nicht die vielen öffentlichen Beiträge junger Menschen mit Migrationshintergrund, in denen sie sich auslassen über am eigenen Leib erfahrenen Alltagsrassismus, auch Ausdruck von Selbstbewusstsein und Stärke? Also ein gutes Zeichen? Nicht zufällig lehnt sich der vernetzende Hashtag #MeTwo (zwei Seelen in einer Brust) an das feministische #MeToo an, das wie ein Donnerhall um die Erde raste.

Wie der Feminismus, also die gelebte Gleichheit von Mann und Frau, ist die offene Gesellschaft, die in einer globalisierten Welt zwangsläufig eine Einwanderungsgesellschaft sein muss, ein Wunschkonstrukt. Die Wirklichkeit kann sich dem immer nur annähern. Aber sie tut es, sie versucht es.

Man kann die #MeToo-Bewegung als übertrieben und hysterisch ansehen, aber auch als Paukenschlag einer gelingenden Emanzipation begreifen. Der Aufschrei über erfahrenes Unrecht markiert einen Wendepunkt, er bedeutet Vergangenheitsbewältigung, denn danach ist nichts mehr wie zuvor. Die Gesellschaft ist sensibilisiert, denkt nach, verändert ihr Verhalten, kann sich nicht mehr herausreden.

Gleiches gilt für die Frage, wie sich Gemeinsinn und Zusammenhalt in einer Demokratie wie Deutschland entwickeln. Wer behauptet, die Integration besonders türkischer Einwanderer sei gescheitert, begeht einen Frevel. Denn unser Land steht im Vergleich mit anderen nicht schlecht da. Diskriminierungserfahrungen und Benachteiligungen haben fast alle Menschen erlebt, aber sie sind nicht strukturell.

Man kann an ihnen wachsen, statt sich als Opfer von Rassismus zu begreifen und in Larmoyanz zu verharren. Das aber erfordert Gelassenheit, Geduld und Konstruktivität. Da stehen wir nun. In zehn, 20 Jahren sollten die wenigsten noch angesichts der dunklen Haut ihres Gegenübers den hilflosen Satz sagen: „Sie sprechen aber gut Deutsch.“ Und Frauen sind dann auch längst nicht mehr das „schwache Geschlecht“. Man sehe mir meinen verhaltenen Optimismus nach.

Kommentare

Marcel S.
vor 14 Stunden
Tolle Analyse: die jungen Leute gehen zwar größtenteils nicht arbeiten und haben auch sonst keine Lust, Teil der deutschen Gesellschaft zu werden - außer als Konsument der Steuergelder, die die Übrigen erwirtschaften. Aber das ist doch nicht schlimm, das ist Ausdruck von Selbstbewusstsein! Wer seine Kinder zu Hause so erzieht, der kann dann in deren eigenen Leben als Zuschauer betrachten, wohin derartiges Selbstbewusstsein - ohne Lust zum Tätigsein - führt. Die Ausführungen offenbaren eine neudeutsche Tendenz: wenn es nicht weitergeht, wird der Zustand des sich entwickelnden Chaos als „en Vogue“ beschrieben und abgehakt - nach mir die Sintflut!

Anja W.
vor 21 Stunden
Wenn ich irgendwo fremd hinkomme, "backe ich erst einmal ganz kleine Brötchen ", heute ist das offensichtlich nicht mehr so, da fordert man sich gleich Rechte ein. Verstehe ich nicht, kann ich auch nicht unterstützen.

Rudolf S.
vor 21 Stunden
Der Soziologe spricht wohl eher von migrantischer Inklusion als von Partizipation. Das ist aber irrelevant - es geht immer um Extension - eine immer weitergehende Ausweitung derjenigen Personengruppen, die mitreden, mitentscheiden, in-Anspruch-nehmen dürfen.

Juergen R.
vor 6 Stunden
In der Realität angekommen:In meiner Praxis wurde ich mehrmals schon gefragt und warum haben sie noch nicht Türkisch gelernt??. Frage einer Begleitperson einer seit 30 Jahren in Deutschland lebenden Türkin ohne Deutschkenntnisse

https://www.welt.de/debatte/kommentare/article180174572/Integrationsstreit-Wir-sind-doch-schon-weiter.html#Comments


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