Wenn der Mensch zur MenschIn wird - oder:

Wieviel »Gleichberechtigung« verträgt das Land?

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"Ernst nehmen" und die Bedeutung Luthers (Politik)

Mus Lim ⌂ @, Tuesday, 30.04.2019, 07:59 (vor 2085 Tagen) @ Carlos
bearbeitet von Mus Lim, Tuesday, 30.04.2019, 08:05

Muslim, ich werde Dich kurz einmal ernst nehmen, [...]

Um es in Luther-Deutsch zu sagen: Ich scheiße drauf, ob Sie mich ernst nehmen oder nicht.

Luther vielleicht nicht, aber 1. liegen zwischen Luther und Hitler rund 450 Jahre, da ist viel Wasser den Rhein runtergeflossen…


Das mag sein, aber völlig unabhängig von welchen Wassermassen und vergangenen Äonen auch immer: Wahrheiten und Fakten bleiben nun einmal Wahrheiten und Fakten: 1 plus 1 ergibt 2, die Zehn Gebote bleiben so, wie Er sie verkündet hat, und auch die Bergpredigt bleibt exakt so bestehen, wie verkündet. Lediglich linke Zersetzer oder eben Protestanten mögen allenthalben mit immer neuen Kathechesen und Exegesen daherkommen und "reformieren" – heute mögen sie so lauten und morgen 180° anders herum.

Das mit dem "vielen Wasser, das den Rhein runtergeflossen" ist, ist natürlich metaphorisch gemeint. Soll heißen, seit Luther ist ideengeschichtlich so viel passiert, dass es meiner Ansicht nach unstatthaft ist, wenn Hitler (oder sonst wer) einen 450-jährigen Rückgriff in die Geschichte macht und seinen Antisemitismus mit Luther begründet. Und wenn Sie in diesem Zusammenhang tröten, "Wahrheiten und Fakten bleiben nun einmal Wahrheiten und Fakten", dann ist das nicht hilfreich. Ich weiß nicht, wie Sie auf dieses schmale Brett kommen, zumal Sie weiter unten ja zugeben: "Hauptproblem ist ja gerade, daß Martin Luther höchstselbst genau einer dieser übelsten Demagogen war." Und Demagogen haben es in aller Regel EBEN NICHT so mit Wahrheiten und Fakten.

Und was die Zehn Gebote betrifft, so gibt es davon schon zwei Versionen allein in der Bibel, wenn ich mich recht erinnere. Vom Evangelium gibt es, ich weiß nicht wieviele Versionen, die sich in größeren und kleineren Details unterscheiden, vier von diesen Geschichten haben es in den so genannten Kanon geschafft. Ich lasse das mal so stehen.

Ich habe als Ex-Christ die Bibel, ich weiß nicht wie oft komplett gelesen, von vorne bis hinten, von hinten nach vorne, von Verweisstelle zu Verweisstelle hüpfend. Und ich habe mehr als genug Predigten und Bibelauslegungen miterlebt. Alles, aber wirklich alles, was von der Kanzel aus behauptet und gepredigt wird, basiert auf selektiven Bibelzitaten. Mit der Bibel kann man alles und auch das Gegenteil davon begründen. Soviel zu Bibel, Wahrheiten und Fakten...

Von wegen, "die Heilige Schrift bedarf nur selten der Auslegung; sie ist allgemeinverständlich gehalten." Gerade WEIL die HEILIGE SCHRIFT ja so allgemeinverständlich ist, hat der Klerus diese dem gemeinen Volk ja auch vorenthalten. Einer seiner ewigen Verdienste ist es, dass Luther die Deutungshoheit des katholischen Klerus gebrochen hat. (So wie WikiMANNia heute die Deutungshoheit des feministischen Klerus bricht.)

Und nein, nicht nur Linke oder Protestanten kommen mit immer neuen Kathechesen und Exegesen daher und "reformieren", es machen alle anderen auch. Man werfe nur mal einen Blick in die Geschichte der (Natur)Wissenschaft, was da schon alles (felsenfest) behauptet und wieder verworfen wurde. Und die Diskussionen um den so genannten Klimawandel sind da nur die Spitze des Eisberges.

Ihr Geschwurbel macht einfach keinen Sinn.

Richtig ist vielmehr, dass der Mensch, die Menschheit sich mittels Versuchs und Irrtums mühsam auf dem Weg der Erkenntnisgewinnung voranrobbt. Daran hatte Luther in seiner Zeit und in seiner Zeitspanne seinen Anteil; nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Und ob "einer dieser übelsten Demagogen war", bin ich mir auch nicht sicher. Streitbarer Demagoge? Ja! Aber "übelster"?!??

Im Mittelalter wurde nicht gegendert und nicht politisch korrekt gesprochen, im Mittelalter wurde derb gesprochen, sehr derb. Leute, die heute in politisch-korrekten Zeiten leben und unablässig jemand nochpoppt und "Hatespeech" ruft, können mittelalterliche Sprechweise nicht mehr einordnen. Schon das Wort "Weib" kommt ihnen heute nicht mehr über die Lippen.

Wer Luther also nun in Faksimile und im eigenhändigen Original-Text liest, der bekommt einen Eindruck in mittelalterliche Ausdrucksweisen. Es wäre aber ein Fehler anzunehmen, dass nur Luther in seiner Zeit so gesprochen hat. Ein weiterer Fehler wäre es, unsere pussyhafte Ausdrucksweise von heute als Maßstab anzulegen.

Wer "Wahrheiten und Fakten bleiben nun einmal Wahrheiten und Fakten" schwadroniert, macht es sich zu einfach. Auch das meine ich mit "da ist viel Wasser den Rhein runtergeflossen", dass man viel über die Beeinflussung von Menschen gelernt hat und heute nicht mehr solche Holzhackermethoden wie Luther anwendet. Man geht heute viel subtiler vor. Gelogen wurde zwar schon immer, aber die Lügen sind feiner geworden.

Wer von "Wahrheiten und Fakten" will in aller Regel betrügen. Denn außer so abstrakte Wahrheiten wie "1 plus 1 ergibt 2" gibt es wenig sichere Wahrheiten, aber viel, viel mehr, was man für wahr hält oder für wahr halten will. Und "Fakten" liegen nie vollständig vor, und die Ausschnitte, die uns als "Fakten" präsentiert werden, sind interessengeleitet. Der Satz "Wahrheiten und Fakten bleiben nun einmal Wahrheiten und Fakten" ist schlichtweg falsch. Richtig ist vielmehr, dass man immer nachforschen muss, wer das hinter den Kulissen uns die "Wahrheiten" und "Fakten" präsentiert und wer davon den Nutzen hat (Cui boni).

... Aber 3. hat Rom ein Konkordat mit Hitler geschlossen.


Das ist natürlich richtig. Wie in meiner ersten Zuschrift jedoch geschildert, hatte sich Papst Pius XII. vor ungemein schweren Fragen gesehen: Was tun angesichts eines unberechenbaren Diktators? Wie mit dem umgehen? Wie weit kann man dem vertrauen? Kann man mit dem Verträge, i.e. ein Konkordat schließen?

Das klingt nur noch beschönigen, abwiegeln, rechtfertigen.

Wie geschildert: Schon damals war Papst Pius XII. weltpolitisch machtlos gewesen, und er mußte sich auftragsgemäß - „Weide meine Schafe!“ - ja irgendwie um seine Schäflein kümmern; seine Schäflein, die Hitler mehrheitlich eben auch nicht gewählt hatten.

Ach, wie süß! Ich sage aber, das einzige Motiv für den Papst (gilt auch für andere), mit Hitler so einen Vertrag abzuschließen, ist Machtpolitik und SONST NICHTS.
Das Geschätz von den "Schäflein" ist ja nun wirklich naiv dümmlich. Da fehlt nur noch die Behauptung, hätten sich die Juden bloß auch um ein Konkordat mit Hitler bemüht, wären sie wie die katholischen Schäflein ihrem schweren Schicksal verschont geblieben.

Den Klerus vom Niederrhein in toto hatte Hitler ja ermorden lassen. Und, wie gesehen, Papst Pius XII. hatte sich ja auch um Juden in großen Zahlen gekümmert gehabt. Menschliche Fehler und Fehleinschätzungen sind so besehen natürlich trotzdem nicht auszuschließen gewesen. Ich selber bin gewiß kein besserer Mensch als Papst Pius XII.; mir war es niemals gegeben, derart vielen Menschen das Leben gerettet zu haben.

Um die braunen Schäflein hat sich der Papst ja auch gekümmert und hat sie in Klöstern verstecken lassen, sie mit falschen Papieren versorgt und über die so genannten Rattenlinien sicher nach Südamerika geschleust. Soviel zu "derart vielen Menschen das Leben gerettet"...

Allein in dieser Annahme liegt schon ein Irrtum: Die Heilige Schrift bedarf nur selten der Auslegung; sie ist allgemeinverständlich gehalten. Das Gegenteil zu unterstellen, würde exakt diese anmaßende Arroganz formulieren, welche die Gläubigen aufgrund oftmals vorsätzlicher Bosheit in die Irre führt – heute so und morgen so. Unser Herrgott Jesus Christus hatte z.B. bei Seiner Bergpredigt keine Exegeten neben sich stehen gehabt, die Sein Wort noch „verständlicher“, noch „begreiflicher“ hätten formulieren können.

Wie ich schon oben schrieb, ist die Bibel so allgemeinverständlich, das der Klerus die dem gemeinen Volk ja auch vorenthielt. ;-)

Und wenn die Heilige Schrift so selten der Auslegung bedarf, dann frage ich mich, wieso ich in jeder christlichen Sekte eine andere "Wahrheit" höre? Immerhin ist es Luthers Verdienst, dass die Deutungshoheit gebrochen ist und jedermann sich sein eigenes Bild der biblischen "Wahrheiten" machen kann.

Nur nebenbei bemerkt, auch die linksversiffte Theologie der Befreiung basiert auf der Heiligen Schrift. (Ja, sogar WikiMANNia hat zu dem Thema einen Eintrag!)

Luther war ein Demagoge, er war "auch" ein Demagoge. Er war aber auch der Grundsteinleger der deutschen Hochsprache und wohlmöglich hat er mit seiner Bibelübersetzung sogar erst das Tor zu Religionskritik und Aufklärung aufgestoßen.

Und Luthers Aussagen über die Juden relativeren sich stark, weil in ähnlicher Vehemenz und ebenfalls schroffen Worten sowohl gegen die katholische Kirche als auch andere "Reformatoren" hergezogen ist. Die Juden waren also beleibe nicht die Einzigen, sondern in großer Gesellschaft derer, die ebenfalls Opfer von Luthers demagogischen Gepolters wurden...

Luther musste genau so wenig wissen, dass es später das "Tausendjährige Reich" Hitlers geben würde, so wie Muhammad nicht wissen musste, dass es später den "Islamischen Staat" in Syrien und Irak geben würde.

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