Re: Einige Wahrheiten aus der Bibel!

Nick, Wednesday, 11.08.2004, 19:08 (vor 7439 Tagen) @ Odin

Als Antwort auf: Re: Einige Wahrheiten aus der Bibel! von Odin am 11. August 2004 12:53:27:

Tja, Nick, da gäbs nun viel dazu zu sagen, aber leider alles off topic

Och, so "off-topic" ist das ja in meinen Augen nicht, wie du weißt...

Jedenfalls: WÜRDE ich an Gott glauben, dann wäre ich mit Sicherheit Anhänger von Martin Luther und seinen Gedanken vom "Unfreien Willen" - oder besser: "Warum der freie Wille nichts sei"

Und ich halte es ebenso natürlich mit Erasmus. Dichotomes Schwarz-Weiß-Denken, wie du es (mit Luther) in dieser Frage tust, kennzeichnet den Fanatiker und ist ein Programm der geistigen Sklaverei. In Wahrheit ist der Mensch nämlich beides, frei und unfrei. Sein Werden ist ein evolutionärer Vorgang in eben diesem Spannungsfeld, auch geistig. Das ist inzwischen ein ganz trivialer anthropologischer Allgemeinplatz.

Daß der Mensch dabei auf Gott angewiesen ist und bleibt, ergibt sich einfach aus seiner Geschöpflichkeit, die ihm das Maß seiner Freiheit setzt. Die Dialektik der Freiheit bedeutet nämlich, daß sie sich nur dort entfalten kann, wo sie auch die Bedingungen für ihre Entfaltung findet; und das bedeutet eben notwendigerweise: ihr Maß. "Maß" ist natürlich eine Einschränkung - aber keine Negation. "Maß" bedeutet auch Schutz. Konkretisierung ist nämlich nur durch Beschränkung auf das je Besondere möglich. Da Freiheit nur konkret existieren kann, als Freiheit ZU etwas (Bestimmten), braucht sie ihr Maß. Freiheit, die sich nicht konkretisiert, ist keine, weil sie eben gar nichts ist. Die konkrete Freiheit des Menschen ist also dergestalt, daß sie als maßlose nicht Freiheit, sondern Unfreiheit ist, und sich selbst negiert und zerstört. Die Sache ist ganz trivial und die Belege dafür sind Legion. Deine dichotome Ableitung taugt also nichts.

Denn eines wäre logisch: Wenn der Mensch gut aus sich selbst heraus sein könnte, bräuchte er Gott nicht, sondern wäre selber Gott.
Kann er es aber nicht, bedeutet dies, er MUSS unweigerlich das Böse wählen, wenn er vor die Wahl gestellt wird.
Wo ist aber da der "freie Wille"? Wenn ich unweigerlich in eine Richtung gehen MUSS, dann bin ich nicht frei, somit kann der Mensch gar nicht anders, als sich GEGEN Gott zu entscheiden.

Das ist billige Pseudologik - und erneut dichotom (also falsch) gedacht. Der Mensch kann gut sein, muß es aber nicht. Weil er eben auch anders kann. Beides sind empirische Tatsachen, die jedem Menschen geläufig sind. Damit fällt deine erste Behauptung.

Anders formuliert: die Entscheidung gegen Gott ist frei, da sie, wie allgemein bekannt ist, eben auch anders ausfallen kann. Deine zentrale Behauptung vom "unweigerlichen MÜSSEN" ist also auch von da her rein empirisch unwahr. Eine reine Behauptung eben. Damit fällt alles, was du darauf aufbaust und deine Sätze sind objektiv leeres Wortgeklingel.

Die Entscheidung gegen Gott ist also frei. Aber es ist keine Entscheidung zur Freiheit, sondern im Gegenteil eine zur geistigen Sklaverei. Du leitest das übrigens selbst präzise ab, wobei du Ursache und Folge vertauschst: da der Mensch nicht selbst Gott ist, "muß" er deiner Meinung nach angeblich (denn du begründest es ja keineswegs) das Böse wählen. Genau darin aber erkennst du nun selbst den Verlust des freien Willens (weil der Mensch ja angeblich "muß") - und du hast völlig recht damit! Denn in der Tat: wo bleibt da noch der freie Wille, wenn und nachdem ich mich selbst dazu entscheide, nur noch in eine einzige Richtung zu gehen, und zwar, daß ich mich gegen Gott entscheide? Nach dieser Entscheidung habe ich mich natürlich all meiner Freiheit begeben. Wo liegt da also eigentlich das Verständnisproblem? Objektiv "muß" das ja nicht so sein, wie jeder weiß. Denn es geht eben auch anders.

Die Hoffnung, daß einige Menschen wenigstens nur "Halbböse" sind, weil sie sich FÜR Gott entscheiden, wenn Gott ihnen dabei hilft, andere sich jedoch trotzdem dagegen, ist ein kleines Hilfstheschen für Schwache.

Dieser Satz wäre selbst dann noch arrogant, wenn du stark wärest. Das bist du aber nicht einmal, schon weil du es nötig hast, dich durch polemisches Absetzen von den vermeintlichen "Hilfstheschen der Schwachen" aufzublasen: das ist schwach. Da deine Begründungen nichts taugen und nichts standhält, bleibt dir nur diese Polemik. Insofern urteilst du damit über dich selbst, nicht über andere. Und es gereicht dir erkennbar nicht zur Ehre.